Silvy will die Erste sein. Marie Louise Fischer

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Silvy will die Erste sein - Marie Louise Fischer


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es dir nicht paßt, kannst du ja wegbleiben“, sagte Silvy frech.

      „Also hör mal!“ rief Leonore empört. „Immerhin bin es ja noch ich, die die Party startet!“

      „Ich fürchte“, erklärte Olga mit Grabesstimme, „sie wird sowieso ins Wasser fallen.“

      „Was?“ riefen Leonore, Rüth und Silvy wie aus einem Munde und: „Was unkst du da?“ rief Katrin.

      „Wer Augen hat, der sehe“, sagte Olga und wies mit dem Zeigefinger in die Ferne.

      Die Mädchen folgten ihrem Hinweis und entdeckten über dem Wald eine kleine weiße Wolke.

      Leonore lachte ganz erleichtert auf. „Ein Wölkchen, na wenn schon. Und deswegen machst du so ein Theater?“

      „Es ist eine Regenwolke“, beharrte Olga.

      „Das ist ausgeschlossen“, sagte Leonore energisch, „an meinem Geburtstag hat es noch nie geregnet. Ich bin schließlich ein Sonntagskind.“ Aber Leonore mußte erfahren, daß auch Sonntagskinder nicht gegen Wetterumstürze gefeit sind.

      Als die Mädden aus der Schule kamen, war aus dem kleinen weißen Wölchen eine riesige graue Wolkenwand geworden, die sich immer höher und höher hinaufschob und schon den halben Himmel bedeckt hatte.

      Zu Hause, auf der liebevoll geschmückten Gartenterrasse, wehten die Luftschlangen und Girlanden und Lampions ganz matt und elend in dem feuchten Wind.

      „Das beste wird sein, wir montieren alles wieder ab“, sagte Frau Müller mit einem Blick zu dem griesgrauen Himmel hinauf.

      „Nur das nicht!“ rief Leonore entsetzt. „Das Wetter wird sich schon noch halten, es muß sich einfach halten!“

      Doch das Wetter tat ihr nicht den Gefallen. Sie saß mit ihrer Mutter und den Geschwistern beim Mittagstisch – ihr Vater, Rechtsanwalt Müller, war wie so häufig in der Stadt aufgehalten worden –, als die ersten schweren Tropfen gegen die Fensterscheiben knallten.

      Leonore sprang auf. „Das kann doch nicht wahr sein!“

      „Ist es aber“, sagte der dicke Paul gemütlich, „deine Party fällt ins Wasser.“

      „Es sei denn, du hättest irgendwo eine Arche geparkt“, erklärte Peter, dünner und länger, aber genauso blond und strubbelig wie sein Zwillingsbruder, ungerührt.

      „Ihr seid gemein!“ rief Leonore, den Tränen nahe.

      „Ja, nett kann ich euer Benehmen wirklich nicht finden“, sprang ihr die Mutter bei, „statt eure Schwester zu verspotten, solltet ihr ihr lieber helfen. Lauft schnell hinaus auf die Terrasse und nehmt die Dekorationen ab!“

      „Was? Bei dem Regen?“ rief Peter.

      „Ich habe ja noch nicht einmal fertig gegessen!“ empörte sich Paul.

      „Manchmal gibt es Dinge, die wichtiger sind als Essen und Trinken. Also, laßt euch nicht zweimal bitten.“ Frau Müller stand auf. „Ich werde euch helfen“

      Der kleine Andy raste zur Glastüre. „Ich komme mit!“ schrie er.

      Ina, die jüngste der Geschwister, gerade eben drei Jahre alt, versuchte von ihrem Stuhl zu klettern. „Ich will auch helfen!“ Ich will auch helfen!“

      „Nein“, entschied Frau Müller, „ihr beide könnt uns am besten dadurch helfen, daß ihr ganz brav eure Suppe aufeßt und uns nicht zwischen die Beine lauft.“ Als Andy trotzdem hinauszustürmen versuchte, fügte sie bedeutungsvoll hinzu: „Wer nicht gehorcht, kriegt nachher kein Eis mit Schokoladensoße.“

      Das wirkte. Andy setzte sich schleunigst wieder auf seinen Platz und begann eifrig zu löffeln. „Aber wenn ich fertig bin?“ fragte er hoffnungsvoll.

      „Bringst du Ina ins Bett und verkriechst dich selber in die Falle!“

      Frau Müller kümmerte sich nicht länger um die beiden Kleinen, sondern eilte hinter Leonore und den beiden Jungen auf die Terrasse hinaus. Peter und Paul waren schon jeder auf einen Gartenstuhl geklettert, Leonore und Frau Müller folgten ihrem Beispiel, und in Windeseile nahmen sie die bunten Papierdekorationen ab, die sie heute früh mit so viel Liebe und Mühe drapiert hatten. Dabei schlugen ihnen dicke Regentropfen in das Gesicht, und der Wind zauste an ihren Haaren.

      Paul hatte gerade den letzten Lampion abmontiert und ins Haus gebracht, als es erst richtig losging; wahre Fluten stürmten vom Himmel herab.

      „Da haben wir gerade noch mal Glück gehabt“, sagte Peter befriedigt, geradeso, als wäre das Retten der Dekoration seine Idee gewesen.

      „Glück nennst du das?!“ rief Leonore und starrte verzweifelt auf den Haufen bunten, feuchten Papiers, das jede Form verloren zu haben schien. „Alles ist kaputt! Was soll ich jetzt bloß tun? Meine Freundinnen werden wahnsinnig enttäuscht sein, wenn ich die Party abblasen muß.“

      „Mach dir nichts draus“, sagte Paul kaltschnäuzig, „zur Not essen wir den Salat und die Brote auch alleine auf!“

      „Die Limonade ist noch nicht angesetzt, und das Eis hält sich in der Gefriertruhe“, fügte Peter hinzu.

      „Stellt ihr euch so blöd oder könnt ihr wirklich nicht verstehen, was dieser Reinfall für mich bedeutet?“ rief Leonore und konnte die Tränen nicht länger zurückhalten; sie schluchzte wild und verzweifelt auf.

      „Heul nicht, Leonore“, mahnte Frau Müller, „Wasser haben wir draußen gerade genug, und von Tränen ist noch nie etwas heil geworden. Noch ist ja gar nichts verloren. Weißt du was? Wir ziehen deine Party einfach drinnen auf.“

      „Aber mein Zimmer ist doch viel zu klein!“

      „Wer spricht denn von deinem Kämmerchen? Wir räumen hier das Wohnzimmer aus. Jetzt eßt ganz fix auf, und dann machen wir uns ans Werk. Ich schau nur schnell nach, ob Andy und Ina wirklich in den Federn liegen.“

      Leonore lief Frau Müller nach und hängte sich an ihren Hals. „Mutti, Mutti, du bist doch die allerbeste und allerklügste Mutter auf der ganzen Welt!“

      Frau Müller strich ihr durch die braunen Locken. „Ich will doch nicht, daß du an deinem Geburtstag weinen mußt!“

      Paul beklagte sich, daß die Suppe kalt geworden war, und Peter jammerte, daß er Möbel schleppen mußte, aber Leonore, weit entfernt sich zu ärgern, hörte gar nicht mehr hin; sie war überglücklich, daß ihre Party nun doch steigen sollte. Als alle gegessen hatten, räumten sie eilig ab und stapelten Teller, Besteck und Terrine in der Küche in die Spüle.

      Unter Frau Müllers Leitung trugen sie dann gemeinsam mit ihren Brüdern den Eßtisch und die Stühle in das Arbeitszimmer des Vaters hinüber und rollten den Teppich auf, um Platz zum Tanzen zu schaffen. Um den Rauchtisch stapelten sie noch ein paar dicke Polster, so daß zehn Personen dort Platz fanden. Sie bauten den Plattenspieler auf und schoben einen Teewagen für das kalte Büfett heran. Es war erstaunlich, wie rasch sich das langweilige Eßzimmer in einen Partyraum verwandelte.

      „Na, siehst du“, sagte Frau Müller, die sich über Leonores strahlendes Gesicht freute, „jetzt brauchen wir nur noch neu zu dekorieren …“

      „Aber ohne uns“, protestierte Peter, „wir haben heute nachmittag Turnstunde!“

      „Du sagst es!“ rief Paul. „Das hätte ich doch beinahe total vergessen!“

      „Könnt ihr die denn nicht sausen lassen? Bei dem Regen?“ bettelte Leonore.

      Die Brüder sahen sich zögernd an.

      „Nein“, entschied Frau Müller, „Schule geht vor. Saust los, ihr beiden! Wir werden hier schon allein fertig. Aber seht zu, daß ihr rechtzeitig wieder zurück seid!“

      „Aber klar“, versprach Paul.

      Frau Müller und Leonore hörten die beiden noch in der Garderobe rumoren und dann das Zufallen der


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