Seewölfe - Piraten der Weltmeere 673. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 673 - Fred McMason


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sich fragend an und sahen dann ebenfalls zum Achterdeck.

      Dort standen sie wieder wie Marionetten mit gelangweilten Gesichtern, die so gut wie gar nichts ausdrückten.

      Das Schiff ging vom südlichen Kurs ab und drehte unmerklich auf die indische Westküste zu.

      Dan zog die Augenbrauen hoch. Schließlich hob er die Schultern.

      „Die wollen wohl Girlanden segeln. Gibt es da etwas Besonderes an der Küste, das die Lordschaften so magisch anzieht, oder läuft nur der verdammte Kasten aus dem Ruder?“

      Was das Manöver bezweckte, war keinem klar. Die Kriegsgaleone hielt jetzt aber einwandfrei auf das Land zu. Das Kielwasser beschrieb einen ansehnlichen Bogen.

      „Wir haben auflandigen Wind“, sagte Barry Thorne.

      Es war eine Feststellung, aber sie ließ die anderen doch zusammenzucken. Der Profos schluckte und starrte wieder schnell nach achtern. Dort schien man nicht zu bemerken, daß die Galeone unter fast vollem Preß direkt auf das Land zuhielt und der Wind sie mit aller Kraft vorantrieb.

      Der einzige, der jetzt aufschreckte, war der Rudergänger am Kolderstock. Aber der war durch die vielen Segel so gut wie blind und sah jeweils nur einen kleinen Ausschnitt vor sich. Jetzt schien ihm aber ein Licht aufgegangen zu sein.

      Er versuchte, Ruder hart Steuerbord zu legen, doch die große Galeone gehorchte dem Druck nicht mehr. Der auflandige Wind war stärker.

      Der Bug schwang nicht weiter herum. Es schien zu spät zu sein. Unbeirrbar hielt das Schiff weiter auf das Land zu.

      „Das gibt es doch nicht“, stöhnte Smoky. Er begann wild mit den Armen herumzufuchteln, und war sich in dem Augenblick seiner totalen Hilflosigkeit bewußt.

      Auf dem Achterdeck erwachten die Gentlemen urplötzlich aus ihrer Erstarrung. Sir Thomas blickte zu dem näher rückenden Land. Sekundenlang war er entsetzt.

      Jetzt hatten auch Lord Scaleby und der eitle Stutzer Sir Godfrey Ballantine bemerkt, daß gleich etwas Ungeheuerliches passieren würde. Aus schreckgeweiteten Augen starrten sie sich an.

      „Ruder hart Steuerbord!“ schrie der Kommandant.

      „Er nun wieder“, sagte Carberry trocken. Anfangs hatte sich der Profos auch mächtig aufgeregt, doch jetzt war er kühl und gelassen. Sollten die Kerle doch selbst zusehen, wie sie sich wieder freisegelten. Er grinste sogar ein bißchen niederträchtig.

      „Wenn die aufbrummen“, sagte er leise zu Dan. „Dann wackeln hier nicht nur die Masten, dann geht noch etliches andere zum Teufel. Bei der Wuhling, die dann entsteht, mustern wir ab. Und das kleine Kerlchen nehmen wir gleich mit.“

      Er meinte das Bürschchen Clinton Wingfield, das hier an Bord als Pulveraffe eingesetzt war und ebenfalls schon lange von den Zuständen an Bord restlos bedient war.

      „Einverstanden“, sagte Dan. „Wir setzen uns dann ab. Die Lords können sehen, wie sie das wieder hinbiegen.“

      Jeder einigermaßen gute Seemann hätte sich jetzt verzweifelt die Haare gerauft, wenn er das klägliche Manöver sah. Das Kommando „Ruder hart Steuerbord“ war unter den herrschenden Windverhältnissen ein Witz und gleichzeitig eine vergebliche Anstrengung.

      Die Arwenacks wußten, was sie unter diesen Umständen hätten tun müssen, und Ferris Tucker war auch schon drauf und dran, ein paar Kommandos zu brüllen. Doch da gewahrte er das seltsame Licht in den Augen seines Freundes Carberry.

      „Du wirst doch hoffentlich nicht das Maul aufreißen, Mister Tucker“, sagte der Profos. „Hast du vergessen, daß die Kerle uns gerade überfallen haben, und das noch hinterrücks und auf eine feige, gemeine Art? Hast du das wirklich vergessen und all das andere auch? Halt bloß die Klappe, mein Freund. Jetzt können die Kerle ihre Seemannschaft mal unter Beweis stellen.“

      Ferris nickte nur, eine Antwort gab er nicht.

      Inzwischen drückte der Wind die Galeone näher auf das Land zu.

      Sie kamen nicht mehr auf den anderen Bug, was die Arwenacks mit einem mehr oder weniger versteckten Grinsen zur Kenntnis nahmen.

      Sir Godfrey Ballantine, der Earl of Berwick-upon-Tweed, traf in diesem Augenblick eine geradezu logische Feststellung.

      „Wir laufen auf Land!“ kreischte er entsetzt.

      Die Feststellung veranlaßte Smoky zu einem inhaltsschweren Kopfnicken.

      „So dämlich ist das Kerlchen gar nicht. Immerhin merkt er schon, daß der Kurs nicht mehr stimmt. Ob er wohl etwas dagegen unternehmen wird, der Gute?“

      Sir Godfrey unternahm nichts. Er wußte auch gar nicht, was er in einem solchen Fall tun sollte. Dafür schrie er noch ein paarmal, daß die Galeone aufliege, was inzwischen sogar schon die Rindviecher im untersten Deck gemerkt hatten, denn von dort drang jetzt dumpfes Gebrüll nach oben.

      Unter der Mannschaft gab es aber doch ein paar besonnene Männer. Die handelten jetzt auch ohne Befehl, und ihnen durfte man getrost unterstellen, daß sie vor allem das Schiff retten wollten, ohne das sie nicht mal ein Dach über dem Kopf hatten.

      Unter dem Kommando eines breitschultrigen Mannes mit fieberglänzenden Augen und hagerem Gesicht, stürzten sie an die Nagelbänke und warfen Brassen und Schoten los. Die paar Männer verstanden von Seemannschaft mehr als die Lords einschließlich ihres Kommandanten.

      Ihr Tun wirkte auch auf andere ansteckend, denn jetzt hasteten noch mehr hin und her und flitzten zu den Nagelbänken.

      Innerhalb weniger Augenblicke begannen die Segel zu killen und hart im Wind zu schlagen. Aber jetzt war kein Druck mehr auf ihnen.

      „Wenn sie jetzt mit dem Achtersteven zum Land herumholen“, sagte Smoky, „kann es noch klappen. Nur müßten sie den Besan mal ein bißchen durchsetzen, aber nicht zuviel.“

      „Brassen und Schoten los!“ schrie in diesem Augenblick der Zweite Offizier mit seiner piepsigen Stimme.

      Der Profos grinste so hinterhältig und infam, daß ihm dieses Grinsen mindestens ein Dutzend Hiebe eingebracht hätte. Auf dem Achterdeck hatten sie jedoch andere Sorgen und kümmerten sich nicht um das Grinsen der Arwenacks.

      „Er gibt die Befehle immer erst dann, wenn sie ein anderer bereits ausgeführt hat“, sagte Carberry. „Also dann wollen wir mal. Brassen und Schoten los gilt auch für uns. Leider sind schon alle los, und wir haben wieder mal nichts zu tun.“

      Er hatte sichtlich Mühe, vor Lachen nicht herauszuplatzen.

      Jetzt, nachdem die Segel wie verrückt im Wind schlugen und knatterten, war die schlimmste Gefahr gebannt. Jetzt versuchten sie mit Hilfe des Besans, das Heck herumzubringen. Der Winddruck war ganz auf den Besan konzentriert. Als der Besanbaum zunächst Lose erhielt, setzte sich das mächtige Holz in Bewegung und sauste wie eine gewaltige Sense über das achtere Deck.

      Einer der Kerle war so verrückt und wollte den Flaggenstock noch in Sicherheit bringen, als der Baum heransenste.

      Carberry wollte gerade höhnisch fragen, ob die Kerle noch nie etwas von Back- und Rundbrassen gehört hatten und ihnen überhaupt bekannt war, daß sie Brassen an Bord hatten. Vielleicht hielten sie Brassen ja für eine ganz bestimmte Fischart – da sah er den Jungen und hörte einen spitzen Schrei.

      Es war einer der kleinen Pulveraffen, die auch zu allen anderen Arbeiten eingesetzt wurden. Das Bürschchen streckte abwehrend die Arme aus und bückte sich. Aber den riesigen Baum konnte es natürlich nicht mit seinen schmächtigen Armen aufhalten. Hinter dem Winddruck stand ein Gewicht von mehreren Tonnen, und das hätte selbst Carberry in einer Sternstunde nicht geschafft.

      Der Baum senste den Jungen über Deck und fegte ihn mit einem gewaltigen Schwung außenbords.

      Ein zweiter Schrei war zu hören, dann verschwand das Kerlchen im hoch aufspritzenden Wasser und tauchte hinter dem Heck ein.

      Carberry sah nicht mehr, daß der Baum so hart abgefangen wurde, daß die Blöcke krachten und


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