Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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kann ich mir im Augenblick nicht vorstellen. In seinem Herzen ist keine Bereitschaft für eine neue Liebe. Er ist nicht offen für neue Gefühle. Er misstraut sich selbst. Deshalb ist es sehr schwer für ihn, vielleicht sogar unmöglich, jemals wieder einem Madl zu vertrauen.«

      »Toni, was höre ich da? Wo bleibt dein Optimismus? Er hat doch keine Wahl. Wenn ihn die Liebe erfasst, dann kann er nichts dagegen machen, dann wird er einfach mitgerissen. Das ist wie bei einer Lawine. Wen und was sie erfasst, begräbt sie unter sich und reißt sie mit. Also, ich hoffe, dass Mark von einer ganz großen Liebeslawine erfasst wird und ihn nur noch Liebe umgibt. Dann kann er nicht anders.«

      Toni nahm Anna in seine Arme. Sie küssten sich.

      »Wir beiden stecken in einer großen Liebeslawine. Nicht wahr, Anna?«

      »Einer riesengroßen Liebeslawine!«

      Sie küssten sich wieder und schauten sich tief in die Augen. In diesem Augenblick wurde ihnen mal wieder so richtig bewusst, welch großes Glück sie hatten.

      »Ich liebe dich, Anna!«

      »Ich liebe dich, Toni!«

      Sie lächelten sich zärtlich an. Dann gingen sie wieder an die Arbeit.

      *

      Leise schloss Claudia die Tür der kleinen Kammer. Sie ging barfuß hinaus vor die Almhütte und setzte sich.

      Sie seufzte leise.

      »Entschuldige, Janet, dass es so lange gedauert hat. Es ist jeden Abend ein Kampf, bis Moni eingeschlafen ist. Ich lese ihr vor, ich singe ihr Schlaflieder und kuschele mit ihr.«

      »Ach, mache dir darüber keine Sorgen. Ich habe gern gewartet und den herrlichen Ausblick genossen. Das ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde.«

      »Ja, das ist es! Die Enzian Alm ist ein ganz besonderer Platz, auch wenn es keine richtige Alm ist.«

      Claudia lachte leise.

      »Monika meint, wir sollten uns Kühe anschaffen, dann würden wir den Weg zu Nachbars Alm sparen, wenn wir Milch brauchen.«

      »Kinder denken oft sehr praktisch. Wie lange willst du bleiben? Was willst du in Zukunft machen? Ist es dir hier nicht zu einsam?«

      Claudia schwieg.

      »Entschuldige, ich war schon wieder so unhöflich. Ich wollte dich nicht verletzen, Claudia.«

      »Du hast mich nicht verletzt. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass ich mich dem neuen Leben stellen muss. Das versuche ich jetzt schon zwei Jahre. Seit ich hier auf der Enzian Alm bin, komme ich besser mit dem Schmerz des Verlustes klar.«

      »Es ist ja auch schrecklich, wie das Schicksal dir mitgespielt hat«, sagte Janet voller Anteilnahme.

      »Seit ich hier bin, finde ich immer mehr Trost. Rudi hatte die Alm für uns als Sommerhaus gekauft. Wir waren hier immer sehr glücklich. Ich fühle mich ihm hier näher als irgendwo sonst. Die Alm liegt nicht sehr hoch. Ich überlege, ob ich dauerhaft hierbleibe. Die Almhütte ist zwar nicht groß, aber es reicht für mich und Monika. Sie hat eine Kammer, ich habe eine Kammer, es gibt den größeren Wohnraum mit der Kochecke und Rudi hat ein Bad einbauen lassen. Was will ich mehr? Die Ruhe hier in den Bergen tut mir gut. Ich hoffe, dass Monika auch ruhiger wird. Sie sagt, sie vermisst ihren Vater. Aber ich bezweifele, dass sie sich richtig an ihn erinnern kann. Sie war gerade mal drei Jahre, als der Autounfall geschah. Nächsten Monat wird sie fünf.«

      »Fragt sie nach ihrem Vater?«

      »Ja! Ich erzähle ihr viel von ihm. Wir betrachten Fotos. Ich habe ihr gesagt, dass Rudi im Himmel ist. Das sagen wohl alle Mütter ihren Kindern, wenn sie den Vater verloren haben, denke ich. Es ist nicht leicht, ihr zugleich Vater und Mutter zu sein.«

      »Du schaffst das schon, Claudia! Du hast so vieles im Leben schon geschafft. Du hattest es nie leicht.«

      »Sprechen wir nicht über die alten Geschichten, Janet. Ich will daran nicht denken. Ich will nur das Schöne in Erinnerung behalten.«

      »Das verstehe ich. Schöne Erinnerungen geben Kraft. Sie sind ein dickes emotionales Polster. Aber du kannst dich auf die Dauer auch hier nicht einigeln, Claudia. Du bist noch jung, du bist gerade mal dreiundzwanzig Jahre. Willst du für den Rest deines Lebens hier auf der Enzian Alm sitzen und …« Janet brach den Satz ab.

      »… und trauern, wolltest du sagen, richtig?«

      »Claudia, wir kennen uns seit unserem ersten Schultag und haben uns immer gut verstanden. Freundschaft bringt auch die Verpflichtung mit, den anderen etwas aufzurütteln. Es wäre eine schlimme Sache, wenn ich dich nur bedauern würde, was ich natürlich tue. Aber du solltest dich dem Leben und auch einer neuen Liebe nicht verweigern.«

      »Mit dem Leben komme ich ganz gut klar. Rudi hat mich und Moni gut versorgt. Wir brauchen nicht viel. An Liebe will ich nicht denken, Janet. Ich werde nie, niemals einen anderen Mann lieben können. Rudi wird immer in meinem Herzen sein. Er war meine große Liebe und für mich wird er es immer bleiben. Ich werde ihm die Treue halten. Bin ich das nicht auch Monika schuldig?«

      Janet seufzte leise.

      »Das weiß ich nicht, Claudia. Ich bin noch nicht verheiratet, habe keine Kinder. Ich kann allenfalls darüber theoretisieren. Ich bin Monikas Patentante. Deshalb mache ich mir auch Gedanken. Monika wird eines Tages erwachsen sein. Ihr wird die Liebe begegnen und sie wird erkennen, wie wunderbar die Liebe ist. Sie wird dahinterkommen, dass du dich einer neuen Liebe verschlossen hast, aus Rücksicht zu ihr. Ich sorge mich, dass dies Schuldgefühle bei Monika auslösen könnte.«

      »Ich werde alles tun, um das zu verhindern, Janet. Jede Frau muss für sich selbst entscheiden. Ich habe mich einmal für Rudi entschieden und das war für ein ganzes Leben, für mein ganzes Leben. Dass uns nur wenige Jahre geblieben sind, dafür können er und ich nichts. Ich bin für die wenigen Jahre sehr dankbar. Es war eine so glückliche Zeit.«

      »Rudi liebte dich, das weiß ich. Er wollte, dass du glücklich bist.«

      »Ja, das wollte er. Er trug mich auf Händen.«

      Janet legte den Arm um die Schultern der Freundin.

      »Liebe Claudia! Ich bin nicht Rudi. Aber ich will auch, dass du glücklich bist. Versprich mir, dass du immer so handelst, dass du glücklich bist? Das wäre sicherlich ganz in Rudis Sinn.«

      »Das kann ich dir versprechen, Janet. Das ist in Rudis Sinn.«

      Janet seufzte erleichtert.

      »Dann bin ich beruhigt. Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht.«

      »Das weiß ich. Danke für deinen Besuch!«

      »Leider muss ich morgen schon wieder ganz früh los. Aber ich besuche dich gern öfter, wenn ich darf?«

      »Was soll diese Frage? Was redest du da für einen Schmarrn!«

      »Oh, du scheinst die Kraftausdrücke der Berge schon ganz gut drauf zu haben?«

      Claudia lachte.

      »Die bringt Monika mit heim. Sie trifft sich zwei Mal in der Woche im Dorf mit anderen Kindern zum Spielen. Im Herbst schicke ich sie in den Kindergarten.«

      »Das ist eine gute Idee!«

      Die beiden Frauen sahen sich an.

      »Es war schön, dass du so spontan vorbeigekommen bist, Janet.«

      »Ich komme bald wieder und bleibe länger. Dann kannst du mir die Berge zeigen.«

      »Das werde ich! Es gibt hier herrliche Wanderwege.«

      Claudia erzählte Janet von den vielen kleinen Wanderungen, die sie fast täglich mit Monika unternahm. Dabei leuchteten ihre Augen. Janet sah, wie glücklich Claudia in den Bergen war, und dass sie in der Natur und der Stille der Berge den Trost fand, den ihr kein Mensch geben konnte.

      Die beiden Freundinnen redeten noch eine Weile, dann gingen sie schlafen. Janet schlief auf dem


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