Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      *

      Monika und ihre Mutter saßen vor der Almhütte. Claudia häkelte an einem schwarzen Schultertuch. Ihre kleine Tochter saß am Tisch und malte eifrig.

      »Moni, das gibt aber ein schönes Bild«, lobte sie Claudia. »Malst du die Enzian Alm?«

      Monika nickte eifrig.

      »Das ist unsere Almhütte, das ist der Weg und das hier ist der ›Engelssteig‹. Darüber ist der Himmel. Dort ist Papa und schaut herunter.«

      Claudia lächelte und streichelte ihrer kleinen Tochter über das Haar.

      »Ja, dein Papa ist dort oben und schaut herunter.«

      Monika nahm einen gelben Buntstift und malte vom Gipfel des Berges eine Leiter, die hinauf in den Himmel führte.

      »Oh, das hast du schön gemalt, die Leiter sieht golden aus.«

      »Mama, die Leiter ist aus Gold, das ist doch die Engelsleiter.«

      »Ich weiß, mein kleiner Schatz. Darauf steigen die Engel jede Nacht vom ›Engelssteig‹ hinauf in den Himmel. Ich habe dir die Geschichte schon oft erzählt.«

      Die kleine Monika stand vom Stuhl auf und setzte sich neben ihre Mutter. Sie schmiegte sich an sie.

      »Erzählst du mir die Geschichte noch einmal, bitte!«

      Claudia legte ihre Handarbeit zur Seite und nahm ihre kleine Tochter auf den Schoß.

      »Also! Es war einmal vor langer, langer Zeit, da gab es im Himmel plötzlich eine große Aufregung. Petrus, der für die Ordnung dort oben zuständig ist, hatte herunter auf das schöne Waldkogel gesehen. Hoppla, dachte er, was ist das? Das muss ich mir genauer ansehen, dachte er. Und schon flogen viele kleine Engel herbei und brachten Petrus sein Fernrohr. Er schaute hindurch und sah, dass sich auf dem Gipfel des ›Höllensteig‹ etwas verändert hatte.«

      »Das ist der Berg dort drüben«, warf Monika ein.

      »Genau! Der Teufel hatte sich über Nacht dort ein Tor eingebaut, damit er schneller in Waldkogel sein konnte, um die Menschen zu ärgern. Als Petrus das sah, war er sehr ärgerlich und wütend. Dem werde ich die Sache vermasseln, rief er aus. So geht das nicht. Die Waldkogeler sind so liebe und gottesfürchtige Menschen, deshalb sollen sie einen ganz besonderen Schutz erhalten. Im hohen Himmelssaal gab es noch am gleichen Tag eine große Konferenz. Alle waren ziemlich aufgeregt und es wurden viele Vorschläge gemacht. Ein kleiner Engel, der sich noch seine Flügel verdienen musste, hatte den besten Vorschlag.«

      »Und deshalb bekam er sofort Flügel.«

      »Ja, Moni, so war es. Der kleine Engel bekam wunderschöne Flügel. Er wurde zum Architekten und Bauleiter ernannt.«

      »Wie Papa, der war auch Architekt!«

      »Genau!« Claudia lächelte.

      Monika kuschelte sich an ihre Mutter. Claudia erzählte weiter.

      »In der nächsten Nacht wurde es am Nachthimmel plötzlich ganz hell. Es war ein wunderbar helles, reines Licht. Alle Waldkogeler standen auf und liefen hinaus ins Freie. Sie blickten hinauf auf den Berggipfel. Dort sahen sie, dass viele Engel auf und ab schwebten. Sie brachten Bauteile und fügten sie zusammen. Die goldene Leiter wurde immer höher und höher. Sie bauten die ganze Nacht daran. Dann stiegen die Engel hinauf. Dabei trugen sie große dicke Bücher. Jeder in Waldkogel wusste plötzlich, was in den Büchern stand. Die Engel hatten diese Erkenntnis den Menschen ins Herz gegeben. In den Büchern waren die Gebete, Wünsche und Sehnsüchte aufgeschrieben, die die Waldkogeler hatten. Diese brachten die Engel hinauf in den Himmel.«

      »Aber jetzt kann niemand mehr die Engelsleiter sehen«, bemerkte Monika.

      »Richtig, mein Schatz! Die Menschen konnten sie nur in dieser einen Nacht sehen. Aber es ist nicht wichtig, etwas zu sehen, es genügt, daran zu glauben. Und so ist es bis heute. Jede Nacht bringen die Engel die dicken Bücher hinauf. Dann geschehen Wunder.«

      Monika nickte eifrig.

      »Können die Engel auch Bilder hinaufbringen? Das Bild ist für Papa!«

      Claudia überlegte kurz, was sie ihrer kleinen Tochter antworten sollte.

      »Moni, ich denke, die Engel können das Bild hinaufbringen. Wir legen es heute Nacht auf deinen Nachttisch und reden mit den Engeln vor dem Einschlafen. Dann bringen sie dein Bild hinauf in den Himmel.«

      Claudia schaute sich das Bild an.

      »Das ist sehr schön. Du kannst noch mehr auf das Blatt malen. Hier unten kannst du Gras malen und Blumen und einen Gartenzaun um die Almhütte. Dein Papa wollte einen Zaun herumbauen.«

      Claudia schwieg eine Weile, während Monika weitermalte. Sie erinnerte sich, wie sie damals zum ersten Mal auf der Enzian Alm waren. Monika saß noch im Kinderwagen. Sie saßen vor der Almhütte und machten Pläne.

      Rudi hatte sie gefragt, was sie sich wünsche. Einen halbhohen Zaun mit vielen Blumenkästen, hatte Claudia geantwortet. Doch wie es im Leben oft ist, kamen sie nicht dazu, den Zaun zu errichten. Das Holz dafür lagerte immer noch im Holzschuppen auf der Rückseite der Almhütte.

      Claudia sah hinauf in den blauen Himmel. Stumm redete sie mit Rudi. Ich werde den Zaun bauen, noch in diesem Sommer. Du wirst sehen, er wird schön werden. Er wird dir gefallen.

      »Mama!«, riss Monika Claudia aus ihren Gedanken.

      Sie hielt ihr wieder das Bild hin.

      »Oh, das ist sehr schön. Das hast du ganz wunderbar gemacht. Dein Papa wäre sehr stolz auf dich. Male noch Tannenbäume auf den Berg und vergiss den kleinen Bach nicht, aus dem wir unser Wasser bekommen.«

      »Und die Wasserleitung, die Papa gebaut hat«, erklärte Monika mit etwas altklugem Unterton in der Stimme.

      »Ja, und die Wasserleitung!«, lächelte Monika gütig.

      Das Mädchen vergisst nichts, dachte Claudia. Es war schon etwas her, dass Claudia Monika erzählt hatte, wie Rudi eine Wasserleitung gelegt hatte. Es war ein regnerischer Tag gewesen. Sie saßen am Ofen und betrachteten die Fotos im Album. Das Fotoalbum war Monikas liebstes Bilderbuch. Fast jeden Tag sah sie es sich an. Sie hatte alle Geschichten behalten, die Claudia ihr zu jedem Bild erzählte. Oft lauschte Claudia, wie Monika ihrer Puppe die Geschichten erzählte.

      Die kleine Monika malte weiter.

      Irgendwann sah sie auf.

      »Soll ich dir auch ein Bild malen, Mama?«

      »Wenn du willst, mein Schatz! Gern, ich freue mich. Das hänge ich dann an die Wand.«

      Monika schob ihr Bild über den Tisch.

      »Schreibe drauf ›Für Papa von Moni‹.«

      »Komm her, wir machen das zusammen.«

      Claudia nahm ihre Tochter wieder auf den Schoß. Sie umschloss mit ihrer Hand die Hand des Mädchens und führte sie. In großen Druckbuchstaben schrieben sie auf die Rückseite:

      Für Papa von Moni

      Monika strahlte. Sie war zufrieden. Dann begann sie ein zweites Bild zu malen. Monika nahm wieder ihre Handarbeit und häkelte weiter.

      Plötzlich sah Monika auf.

      »Können wir hinauf auf den Gipfel?«

      Claudia sah überrascht auf.

      »Aber nein, mein Schatz. Auf den Gipfel können nur Bergsteiger. Ich kann nicht klettern und du bist zu klein. Wenn du größer bist, dann kannst du klettern lernen, und wenn du noch größer bist, dann kannst du mit einer Seilschaft hinauf auf den Gipfel des ›Engelssteigs‹ klettern. Du wirst eines Tages auf dem Gipfel stehen, das verspreche ich dir. Außerdem wollte das dein Papa auch. Er war ein sehr guter Bergsteiger. Er freute sich schon darauf, dass er mit dir eines Tages auf den Gipfel des ›Engelssteigs‹ klettern würde.«

      Claudia strich ihrer Tochter über


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