Valentin. Regina Mars

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Valentin - Regina Mars


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sie sich auf den Mund, erkundeten ihn zärtlich.

       »Gut so?«, fragte Johann leise.

       »Ausgezeichnet.«

      »Was zum heiligen Fickschnitzel?« Valentin starrte auf den Bildschirm, so entsetzt, dass er sich sogar dazu hinabließ, eine von Robs Lieblingsbeleidigungen zu benutzen. Das durfte nicht wahr sein! Was tat dieser verdammte Hinrich?

      »Du sollst im Gefängnis landen, du … Lustmolch!« Wütend starrte Valentin auf seinen Bildschirm.

      Die Tür wurde geöffnet und er warf sich auf den Laptop, um ihn zu schließen. Jaysons sommersprossiges Gesicht erschien.

      »Hey.« Breites Grinsen. Eine noch breitere Hand tauchte auf, die mit einer Bierdose winkte. »Wir sind fertig. Sicher, dass du keins magst? Ist eiskalt.«

      »Ja, nein, ich …« Sah dieser Jayson wie ein Bauernsohn aus, obwohl er von Kopf bis Fuß in … Funktionskleidung steckte? »Das, was du anhast, heißt das Funktionskleidung?« Mist, was stammelte er sich da zusammen?

      »Was?« Jayson sah an sich hinunter. Konnte er seine Füße überhaupt noch sehen, bei den Brustmuskeln? »Ne, das … He, keine Ahnung. Das sind halt Trainingsklamotten.« Sein wirklich sehr annehmbares Lächeln zeigte sich. »Du kannst Fragen stellen. Du bist echt clever, was?«

      »Das war eine saublöde Frage«, murmelte Valentin. Ihm war heiß. Jayson SAH aus wie ein Bauernsohn. Selbst er, der gar nicht auf diesen Typ stand, konnte sich der rohen Kraft nicht gut entziehen. Der … animalischen Anziehung. Sozusagen. Wenn »animalische Anziehung« nicht so ein furchtbares Klischee gewesen wäre.

      »Und? Bierchen?« Wieder winkte die Dose. Sie sah wirklich kühl aus, auch wenn sie kein Guinness enthielt.

      »Ja, gerne. Danke.« Valentin griff nach dem Bier, als könnte es ihn retten. Vor allem. Vor den peinlichen Bildern, die durch seinen Kopf rasten, als Jayson sich zu ihm hinunterbeugte. Und dem frischen Schweißgeruch, der jetzt noch ausgeprägter war.

      »Bitte.«

      Irgendwie hatte Valentin gehofft, dass Jayson nach erfolgreicher Lieferung verschwinden würde. Aber der hakte die Daumen in den Bund seiner schwarzen Shorts und sah sich in Valentins Zimmer um. Wie es für ihn aussehen musste? Sehr voll, vermutlich. Die Bücherregale reichten längst nicht mehr, um all die Bücher zu halten. Stapel waren auf jeder freien Fläche entstanden und schraubten sich in gefährliche Höhen. Valentins Bett mit dem karierten Bettzeug war ungemacht und ebenfalls bedeckt mit Büchern. Nur an der Wand, wo er schlief, gab es eine freie Stelle in Valentin-Form. Das sah nicht aus, als hätte er ein besonders aktives Sexleben. Hatte er ja auch nicht.

      »Ich wollte gerade aufräumen«, behauptete er und räusperte sich. »Ich hatte viel Stress, deshalb bin ich zu nichts gekommen.«

      »Gerade wenn man Stress hat, sollte man aufräumen.« Jayson rückte einen Stapel zurecht, bis er vollkommen rechtwinklig zur Wand war. »Ein ordentlicher Geist benötigt eine ordentliche Umgebung, sonst kann der nicht mit vollem Speed arbeiten.«

      »Wer sagt das?«, fragte Valentin und versuchte, das Chaos auf seinem Schreibtisch mit dem Körper zu bedecken. Gleich darauf ärgerte er sich über sich selbst. Ihm konnte doch egal sein, was dieser Kerl von seinem Zimmer hielt.

      »Das sagt Archer Chevalier.«

      Valentin wartete auf eine Erklärung, aber es kam keine. »Wer ist das?«

      »Den kennst du nicht?« Jayson sah ihn erstaunt an. »Oh, klar, mit Fitness hast du's nicht so, oder?«

      Frechheit. »Ich war erst letzte Woche joggen«, behauptete Valentin. »Oder letzten Monat.«

      Jayson lachte. »Archer Chevalier ist der beste Fitnesscoach, den es gibt. Der ist … Mann, der ist mein Vorbild. Weißt du, der ist eigentlich so der leptosome Typ, ein echter Hänfling, aber der hat was daraus gemacht, das … Der hat einen 58er Bizeps!«

      »Aha. Und was hast du? Einen 60er?«

      Jayson lief rot an und sah zu Boden. Freute der sich? »Ne, also, nett, dass du das sagst. Noch nicht, aber … Hast du echt gedacht, das wäre ein 60er?« Er spannte die Armmuskeln an und wirkte wie ein verschämtes Michelinmännchen.

      »Absolut«, behauptete Valentin. »Aber, äh, ich …« Ich muss arbeiten. Geh bitte. Nein, das war zu unhöflich. Er nahm einen Schluck Bier, um sich besser konzentrieren zu können. Und hätte sich fast verschluckt. »Ist das alkoholfrei?« Tatsächlich, auf der Packung war ein blaues Schildchen.

      »Na klar.« Jayson schaute verwundert. »Hey, ich bin in der Massephase, aber … Weißt du, wie viele Kalorien Alkohol hat?!«

      »Nein. Wie viele?«

      »43 Kalorien auf hundert Gramm!«

      »Ist das viel?«

      »Ja!« Ein Blinzeln. Dann ein Lächeln, das fast schüchtern wirkte. »Du kennst dich gar nicht aus? Dabei bist du so dünn.«

      »Ich vergesse manchmal zu essen«, sagte Valentin. »Wenn ich sehr konzentriert bin.« Wie jetzt. Das wäre der Text gewesen. Er musste wirklich weiter machen. Dieser verdammte Hinrich musste auf Linie gebracht werden!

      »Ah. Echt?« Jayson seufzte leise. »Das hab ich nie vergessen.«

      »Ach … so?« Was sollte er denn jetzt sagen?

      »Ne, ich … egal. He, Irland!« Jayson deutete begeistert auf das Poster. »Warst du schon mal da? Ist es schön?«

      »Nein, ich war noch nie da«, gab Valentin zu. Irgendwie erwischte Jayson all seine wunden Punkte. »Ich würde gern.«

      »Dann tu's doch einfach!« Jayson strahlte. »Archer Chevalier sagt das auch immer: Don't dream it, do it. Nicht pennen, anpacken.«

      »So einfach ist das nicht«, murrte Valentin. »Ich habe kein Geld und … das Buch muss fertig werden.«

      »Wann ist das denn fertig?« Der nächste wunde Punkt. Langsam glaubte Valentin, von Kopf bis Fuß aus wunden Punkten zu bestehen.

      »Nie, wenn ich weiter herumtrödle«, sagte er und räusperte sich. »Ich muss weitermachen. Vielen Dank für das Bier.«

      »Oh.« Jayson steckte wieder die Hände in die Shorts und warf einen letzten Blick auf das Irland-Plakat. Unter dem schwarzen Stoff wölbten sich Hüftmuskeln und … Vorne und hinten sah man viel zu viel. Valentins Mund war trocken. Er musste wegschauen, sonst würde Hinrich sich noch tagelang mit dem lüsternen Bauernsohn beschäftigen. »Okay. Sag Bescheid, wenn du mehr willst.«

      Alkoholfreies Bier? Valentin zweifelte daran, zwang sich aber zu einem Lächeln. »Ja. Gerne. Bis später. Oder morgen. Wann stehst du auf? Ich muss um sieben duschen.«

      »Da bin ich schon unterwegs. Frühtraining vor der Arbeit, morgen zumindest. Ist ein bisschen schwer, sich mit Schichtdienst einen vernünftigen Trainingsplan aufzustellen …« Jayson räusperte sich. »Alles klar. Bis morgen.«

      Die Tür klappte und ließ Valentin mit schlechtem Gewissen zurück. Er war unhöflich gewesen, oder? Small Talk war nicht seine Stärke und irgendwie kam er sich vor wie ein schmächtiger Versager, wenn Jayson im Raum war. Ein Versager, der nichts gebacken bekam.

      Aber bald, dachte er. Wenn mein Buch fertig ist. Dann traue ich mich, Professor Südberg anzubaggern, äh, anzusprechen.

      Obwohl, vielleicht sollte er damit warten, bis das Semester vorbei war, damit es nicht zu unangenehm wurde, wenn … falls der Professor …

      »Warum sollte ein Mann wie er Interesse an mir haben?«, murmelte Valentin. »An einem Langzeitstudenten, der aussieht wie ein zwölfjähriger Streber und der so schlecht schreibt?«

      Aber was, wenn der Professor Interesse hatte? Was, wenn das Buch irgendwann gut genug wäre? Wenn er es zu dem Juwel der Literatur poliert hätte, das es in seinen Träumen war? Dann …

      Er gestattete sich einen Moment, um von


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