Drei Top Strand Krimis - Tod eines Schnüfflers und andere Krimis. Cedric Balmore
Читать онлайн книгу.Auftrag!"
"Reden Sie keinen Unfug!"
"Das ist kein Unfug!"
"Mister Tierney hat mich ausdrücklich angewiesen, alle Fotos, die er zu mir gibt und entwickeln lässt, nur ihm persönlich auszuhändigen. Und daran halte ich mich! Kapiert? Wie Sie an den Beleg kommen, ist mir im übrigen auch ziemlich schleierhaft, wenn ich ehrlich sein soll!"
Jetzt kam die Frau mit einem der Alben und bezahlte es. Indessen stand das Bleichgesicht ziemlich unruhig da. Der Muskel unter dem linken Auge zuckte. Der Kerl wartete, bis die Frau weg war. Zeugen konnte er nicht gebrauchen.
"Was wollen Sie eigentlich noch, Mister?", maulte der Geschäftsmann ziemlich ungehalten, als die Frau den Laden verlassen hatte. "Ich habe doch gesagt, dass ich Ihnen nicht helfen kann!" Dann sah er die Pistole in der Hand des Bleichgesichts, dessen Mund sich ein wenig verzog.
"Wirklich nicht?", meinte er sehr leise und sehr bedrohlich.
Der Fotohändler schluckte und begann plötzlich zu schwitzen.
"Ich weiß nicht, ob Sie wissen, was Sie da tun...", murmelte er dann, offenkundig, um Zeit zu gewinnen. Dem Bleichgesicht entging die kaum merkliche Wanderung keineswegs, die sein Gegenüber mit der Linken ausführte.
Ein Alarmknopf, eine Waffe, irgendetwas in der Art, so war zu vermuten.
"Die Hände nach oben!"
Der Händler gehorchte nicht. Seine Hand wanderte nur um so schneller an der Kante des Tresens nach links.
Der abgedämpfte Schuss kam leise und tödlich.
Zweimal feuerte das Bleichgesicht. Der Fotohändler wurde zurückgerissen. Er versuchte noch, sich an den Regalen festzuhalten, die sich hinter dem Tresen befanden und fegte dabei einige Kameras herunter, ehe er selbst zu Boden rutschte. Er saß reglos und mit starren Augen da und war ohne Zweifel mausetot.
Der Mörder sah kurz zur Eingangstür des Ladens hinüber. Aber es schien, als hätte er einen günstigen Zeitpunkt für seine Tat erwischt. Es war niemand zu sehen. Er steckte die Waffe beiseite und ging dann auf die Seite des Tresens. Um an die Bilder heranzukommen, die aus dem Großlabor eingetroffen waren, musste er über die Leiche steigen und trat dabei in die Blutlache, die sich indessen gebildet hatte.
Der Killer brauchte nur unter TIERNEY nachzuschauen und dann hatte er schon, was er suchte: Steve Tierneys wahrscheinlich letzten Film samt Negativen. Er verzichtete darauf, den Inhalt des kleinen Tütchens zu überprüfen, denn er durfte jetzt keine Zeit verlieren.
Mit schnellen, entschlossenen Schritten lief er ins Freie. Einen Augenblick später saß er schon am Steuer seines Porsches, ließ den Motor aufheulen und trat kräftig auf das Gas.
Dieser Job war erledigt! Alles, was irgendwie gefährlich werden konnte, war jetzt in sicheren Händen!
Blieb nur ein Problem, das noch einer Lösung bedurfte.
Das Problem hieß Bount Reiniger.
10
Als Bount seinen champagnerfarbenen Mercedes 500 SL auf den Bürgersteig parkte, ahnte er schon, dass vielleicht jemand anderes schneller als er gewesen war.
Sein Ziel war der Fotoladen an der Ecke. Tierneys Kameraquittung war dort ausgestellt worden und da der Detektiv kein eigenes Labor hatte, musste er seine Bilder irgendwo entwickeln lassen. Vielleicht war dies die richtige Adresse.
Aber vor dem Laden war schon eine mittlere Menschentraube. Etwas war dort geschehen und es konnte noch nicht allzu viel Zeit vergangen sein. Die Polizei war noch nicht am Ort des Geschehens.
Bount kam näher und sah die Blutspuren auf dem Bürgersteig.
Er drängte sich durch die Leute hindurch und stand wenig später im Laden und dann war ihm klar, was geschehen sein musste.
"Hat schon jemand die Polizei gerufen?", rief Bount in das allgemeine Gemurmel hinein. Es meldete sich niemand. Einige schauten weg. Die meisten wollten mit der Sache einfach nichts zu tun haben.
Bount sah, dass der Mann hinter dem Tresen tot war. Der Privatdetektiv ging zum Telefon, nahm den Hörer ab und rief Rogers’ Nummer an.
Dann sah er sich ein bisschen um. Die Kasse hatte der Täter nicht angerührt, statt dessen aber in den noch nicht abgeholten Fotos herumgewühlt.
Bount sah die Blutspuren auf dem Boden. "Nichts anrühren! Und gehen Sie ein Stück zurück!", wies er die Leute an.
"Ich habe den Kerl gesehen!", meinte eine Frau.
Bount wurde hellhörig.
"Erzählen Sie!"
Die Frau war Mitte vierzig und ziemlich aufgeregt. Sie hatte sich erst vor wenigen Sekunden durch die Umstehenden gedrängt und war ziemlich blass, seit sie die Leiche des Fotohändlers gesehen hatte.
"Ich habe hier ein Fotoalbum gekauft und bin dann gegangen. Am Tresen stand ein Mann. Sehr schlank und ganz bleich im Gesicht. Er hatte irgendwie eine ungesunde Gesichtsfarbe. Ich habe nicht verstanden, worum es ging, aber er hat sich mit dem armen Mister Grey ziemlich gehabt..." Sie schluckte. "Er ist es gewesen, Sie müssen mir glauben!" Sie sah Bount beschwörend an.
Bount blieb gelassen.
"Woher wollen Sie das wissen?", fragte er.
"Habe ich das nicht gesagt?" Sie fuhr sich nervös durch die Haare. "Ich bin noch einmal zurückgekommen, weil ich meine Tasche vergessen hatte." Sie deutete zu dem Ständer mit den Fotoalben. "Sehen Sie, da steht Sie ja! Als ich um die Ecke kam, sah ich, wie dieser Mann aus dem Laden lief. Er lief ziemlich schnell und stieg dann in seinen Wagen."
"Was für ein Wagen?"
"Ein Porsche."
Bount pfiff durch die Zähne. "Die Nummer haben Sie nicht zufällig?"
"Nein, Sir! Ich war viel zu aufgeregt."
"Verstehe."
Irgendwo im Hintergrund war jetzt die Sirene eines Streifenwagens zu hören und wurde rasch lauter.
11
Am späten Nachmittag tauchte Toby Rogers bei Bount und June in der Agentur auf.
"Was gibt's, Toby? Ausnahmsweise mal ein reiner Freundschaftsbesuch?", fragte June keck, obwohl sie sich an zwei Fingern ausrechnen konnte, dass es nicht so war.
Toby Rogers grinste über das ganze, breite Gesicht, von einem Ohr bis zum anderen. Für Bount hieß das,