Lexikologie. Christine Römer

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Lexikologie - Christine Römer


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die b) als berufliche Tätigkeit ein Fahrzeug lenkt

      3 Substantiv, Maskulinum, Plural: Nominativ Fahrer

      4 mit Genitivattribut (Fahrer des Autos)

      In den Lexikoneinträgen verbinden sich die phonologischen, semantischen, morphologischen und syntaktischen Charakteristika von Wörtern, die in komplexere syntaktische Strukturen (Syntagmen und Sätze) eingebracht werden.

      Die Prozesse der Worterkennung und Wortverwendung sind zum einen Gegenstand der Psycholinguistik und stehen – wie Untersuchungen zur Struktur des mentalen Lexikons – im Zentrum der kognitiven Lexikologie. So werden u.a. folgende Verarbeitungsprozesse unterschieden (Christmann 2010):

       Wahrnehmungsgesteuerte Verarbeitungsprozesse: Dabei werden Grapheme und Phoneme miteinander verknüpft und so ein Wort gebildet. Es handelt sich dabei um Prozesse, die vom Signal hin zum Wort verlaufen.

       Wissensgesteuerte Verarbeitungsprozesse: Die Bedeutung eines Ausdrucks, eines Textes wird aus dem Wissen über ein Schema gesteuert, das heißt, die Prozesse verlaufen vom Wort zum Signal. Dabei kann das Vorwissen die Wahrnehmung auch übersteuern, das heißt, wir hören oder lesen etwas anderes als die tatsächlich vorkommenden Ausdrücke, bspw. Eisbärsalat statt Eisbergsalat oder knabenbringende statt gnadenbringende Weihnachtszeit (Kellner 2005).

       Semantisches Priming und Häufigkeitseffekt: Semantisch ähnliche sowie häufige Wörter werden leichter und schneller erkannt als semantisch wenig ähnliche oder eher seltene Ausdrücke.

      Besonders aus dieser Perspektive sind die Prozesse der Worterkennung und Wortverwendung auch Gegenstand der Lese- und Schreibforschung, insbesondere im Hinblick auf Lese- und Schreiberwerbsprozesse.

      3.3 Lexika und Wortschätze

      Für die Gesamtheit aller Wörter wird häufiger der Terminus Wortschatz verwendet. Er bezeichnet die Gesamtheit aller Wörter einer Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt:

       Pinker (2000: 3) schätzt, dass ein typischer Oberschulabgänger etwa 60’000 Wörter kennt, eine belesene erwachsene Person möglicherweise doppelt so viele. Andere Schätzungen sind dagegen weit konservativer und rechnen für Erwachsene mit einem rezeptiven Wortschatz, der etwa 40’000 umfasse (vgl. Mathiebe 2018: 63). Der rezeptive (passive) Wortschatz ist etwa 4- bis 5-mal größer als der produktive (aktive) Wortschatz, das heißt die Wörter, die die Sprechenden aktiv verwenden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Verstehens- und Mitteilungswortschatz.

      Ein Ausdruck wie „ein Wort kennen“ hat selbst verschiedene Bedeutungen: So wird häufig zwischen rezeptivem und produktivem Wortschatz, zwischen Wortschatzumfang vs. Wortschatztiefe sowie zwischen Wortwissen im mündlichen und schriftlichen Medium unterschieden.

       Produktiver Wortschatz ermöglicht die mündliche wie auch schriftliche Bildung sinnvoller Sätze und Äußerungen. Dem rezeptiven Wortschatz kommt aus schulischer Perspektive „eine Schlüsselfunktion zu, indem er das sinnerfassende Lesen und Hören während der Lernprozesse und damit das Verständnis gesprochener und geschriebener Sprache ermöglicht“ (McElvany et al. 2016: 46).

       Wortschatzumfang bzw. -breite meint das Gesamt aller Wörter und Ausdrücke, die den Sprecherinnen und Sprechern bzw. Schreiberinnen und Schreibern zur Verfügung stehen. Mit Wortschatztiefe wird dem gegenüber die Qualität des Wortschatzwissens bezeichnet: Je vielfältiger Wörter vernetzt sind, desto größer ist die Wortschatztiefe. Gut beobachtbar wird sie in erster Linie in produktiven Arrangements, wie folgendes Beispiel aus einem Schülertext (4. Klasse) illustriert: „Plötzlich ging ein Baum kaputt und fiel runter.“

       Wortwissen bezogen auf das mündliche und schriftliche Medium beinhaltet nicht nur unterschiedliches lexikalisches Wissen hinsichtlich phonologischer oder orthografischer Merkmale, sondern kann auch aus verschiedenen lexikalischen Mitteln bestehen: Da schriftliche Kommunikation eine zeitlich und räumlich zerdehnte Sprechhandlung darstellt (Schreiberin/Schreiber und Leserin/Leser befinden sich nicht am selben Ort), zwingt dies die Schreibenden oft zu größerer Explizitheit. Das kann auch mit anderem Wortschatz einhergehen. Teilweise wird auch davon ausgegangen, dass schriftliches Wortschatzwissen umfangreicher als mündliches ist (Myhill/Jones 2009).

      Unabhängig davon, welche Bedeutung zugrunde gelegt wird: Wortschatzwissen ist keine Frage von vorhanden / nicht vorhanden: So kann jemand durchaus zu einem Wort auch nur über phonologisches und morphologisches Wissen verfügen, während jemand anders zusätzlich weiß, wie es verschriftet wird oder was es ungefähr bedeutet. Das heißt: Wortschatzwissen kann in verschiedene Ausprägungen ausdifferenziert werden (Beck et al. 2013: 11), was nicht zuletzt aus schulischer Perspektive zentral ist. Die folgende Beschreibung der Ausprägungen weist jedoch vor allem zu rezeptivem Wortschatz eine gute Passung auf.

      Die Art des Wortschatzwissens kann bis zu fünf Ausprägungen aufweisen:

      1 Kein Wissen: „Noch nie gehört!“

      2 Vages Wissen: „Pulper könnte ein Tier oder eine Berufsbezeichnung sein.“

      3 Kontext-gebundenes Wissen: „Salame gentile [Bezeichnung auf einer Verpackung] – damit ist sicher nicht eine freundliche Salami gemeint, das ergibt keinen Sinn, sondern vermutlich eine milde Salami.“

      4 Wissen vorhanden, aber nicht rasch genug abrufbar.

      5 Reichhaltiges Wissen: Solches umfasst auch dekontextualisiertes Wissen zur Bedeutung des Wortes, Bezüge zu anderen Ausdrücken sowie Wissen zu verschiedenen Verwendungsweisen.

      Eine weitere Hauptbedeutung von Wortschatz ist die Bezeichnung der Gesamtheit der Wörter einer spezifischen Wortgruppe:

      Deutscher Wortschatz im 17. Jahrhundert (Buchtitel)

      Deutscher Bibelwortschatz in der frühen Neuzeit (Buchtitel)

      (Weiter zum Wortschatzbegriff siehe Schnörch 2015.)

      Der deutsche Wortschatz kann aufgrund spezifischer Markierungen auf verschiedene Art und Weise in lexikalische Subsysteme gegliedert werden.

      Innerhalb einer Sprache ist es üblich, verschiedene Gebrauchsformen zu unterscheiden, die sich aufgrund spezifischer sprachlicher Merkmale zu Varietäten zusammenfassen lassen.

      „Die deutsche Sprache“ existiert als solche gar nicht, da das außersprachliche Merkmal „Sprachraum“ zu lexikalischen Modifizierungen bei den nationalen Standardvarietäten und Mundarten zu nationalen und regionalen Subsystemen führt. Seit Ende des 20. Jahrhunderts hat sich in der Wissenschaft die plurizentrische Auffassung bei der Charakterisierung des Deutschen durchgesetzt (mehr dazu in Kap. 7). Diese nimmt eine Gleichwertigkeit der nationalen Standardvarietäten (kodifizierte Schriftsprachen) des Deutschen in Deutschland (Binnendeutsch, auch Deutschlanddeutsch oder deutsches Hochdeutsch), Österreich (Österreichisches Hochdeutsch) und der Schweiz (Schweizer Hochdeutsch) an, wobei auch die nationalen Standardvarietäten intern plurizentrisch sind, so vor allem in Deutschland und Österreich. Die spezifischen Lexeme des Binnendeutschen werden als Teutonismen (auch Germanismen), die des Schweizer Standarddeutschen als Helvetismen und die des Österreichischen als Austriazismen bezeichnet (Ammon 1995).

      Obwohl der Wortschatz ständig wächst und in Veränderung ist, kann man zu einem bestimmten Zeitpunkt unter dem zeitlichen Aspekt den verwendeten Wortschatz in die Teilwortschätze neuer, veralteter und etablierter Wortschätze aufteilen.

      Weitere relevante Merkmale zur Subklassifizierung des Wortschatzes bzw. für das Vorhandensein von spezifischen Wortschätzen sind die soziale Geprägtheit nach Lebensalter und Geschlecht. Außerdem hat die Differenzierung der Berufswelt zu Berufs- und Fachsprachen geführt.

      3.4 Wörterbücher

      Wörterbücher sind lexikografische Nachschlagewerke und lassen sich vereinfacht in Allgemein-


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