Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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186 Jahre bei ihnen gewesen war. Beweisen konnte ich das nicht. Aber annehmen musste ich es. Für die Terraner war ich 200 Jahre »jenseits der Materiequellen« gewesen. 14 Jahre davon hatten sich aufgeklärt, die Zeit in der Namenlosen Zone, in der ich von Anti-ES abgefangen und gegängelt worden war. Selbst damals hatten die Kosmokraten nicht eingegriffen. Sie hatten mir ein paar Helfer geschickt. Oder nicht? War Kik ein Zufallsprodukt gewesen? Und Sanny? Ich wusste es nicht.

      Ich wusste aber, dass die Kosmokraten ein dunkles Spiel trieben. Die Figur, die sie nach ihrem Gutdünken auf dem Schachbrett verschoben, war ich! Und das passte mir nicht.

      Ich würde vielleicht später noch einmal in die Bresche springen und für die Kosmokraten kämpfen. Jetzt wollte ich erst einmal für mich kämpfen. Meine Wertvorstellungen waren mehr als 10.000 Jahre alt. Das musste doch genügen. Oder?

      Die Finte mit dem Stichwort »Varnhagher-Ghynnst« hatte ich in Alkordoom nie ausprobiert, obwohl ich oft genug daran gedacht hatte. Ich machte Fehler, und ich wusste, dass ich auch weiterhin Fehler machen würde, aber einen derart billigen Ausweg liebte ich auch nicht.

      In Manam-Turu hatte es sich bewiesen, dass »Varnhagher-Ghynnst« nur ein Trick gewesen war. Eine Masche, mit der ich die erste Etappe zur Bewältigung des Problems EVOLO überwinden sollte. War es einfach so gewesen, dass die Kosmokraten mir diesen »Ausweg« entzogen hatten? Oder hatte er nie existiert? Ich wusste es nicht. Es war auch egal, wie die Wahrheit lautete. Das Spiel war schäbig gewesen, und es war es noch!

      Ich wollte erst einmal ich sein. Den Weg nach Varnhagher-Ghynnst würde ich auch ohne die Hilfe der Kosmokraten finden. Oder untergehen!

      Noch brauchte mich Chipol. Noch wollte ich wissen, welches Geheimnis sich hinter EVOLO verbarg. Und das wollte ich ohne einen fadenscheinigen Auftrag ergründen!

      Viel hatte ich in Manam-Turu nicht erreicht. Das musste ich mir eingestehen. Ich wusste bis heute nicht, wie der Erleuchtete war oder was EVOLO sein sollte. Ich wusste, dass er jetzt aktiv war. Ich hatte seinen Hauch gespürt. Ich wusste aber nicht, warum die Kosmokraten Angst vor ihm hatten.

      Oder war diese Angst nur gespielt? Hatten die Mächtigen jenseits der Materiequellen nichts anderes zu tun, als ein paar Einzelwesen anzuheuern, die für sie die Kastanien aus dem Feuer holten?

      Es gab keine schlüssige Antwort auf diese Frage.

      Es gab aber eine andere Antwort auf eine andere Frage. Die Frage lautete: Atlan, der Abhängige, oder Atlan.

      Ich war für Atlan, denn gelinde gesagt, passte es mir nicht, für jemanden meinen Kopf hinzuhalten, der sich nicht zeigte, der mein Gedächtnis löschte, wie es ihm behagte, der Zusagen machte und nicht hielt, der unnahbarer war als der Erleuchtete oder EVOLO!

      Von den beiden letzteren spürte ich zumindest etwas. Von den Kosmokraten spürte ich nichts. Sollten sie sich erst einmal beweisen und den Schleier zerfetzen, den sie über sich ausgebreitet hatten!

      Ich wollte für meine Ziele da sein! Auch jetzt noch! Ohne jede Einschränkung. Aber nicht auf dem Floß der Unbekannten, die angeblich jenseits der innerlich auch unbekannten Materiequellen existierten. Oder nicht existierten. Vielleicht waren sie nur eine Ausgeburt der Phantasie des wahren Lebens, Geschöpfe der Willkür der Gedanken ...

      Chipols Lachen war mehr wert als ein fadenscheiniger Auftrag.

      Mrothyrs Faust war stärker als eine verlogene Zusage.

      Und Sarah? Und Anima?

      Oder Barleona? Oder Tyari?

      Ich hatte es satt, dass irgend jemand mit mir Schindluder trieb.

      Ich sehnte mich nach Fartuloon. Er gab mir Halt. Als Colemayn hatte ich ihn nicht erkennen können. Unsere Begegnung war zu kurz gewesen. Da waren noch so viele Fragen offen, die mich brennend interessierten.

      Unsere zweite Begegnung im Jahr 2842, die selbst der Extrasinn aus unbegreiflichen Gründen unterschlagen hatte.

      Seine Prophezeiung war eingetreten, dass wir uns unter anderem Namen in der Zukunft begegnen würden. Aber warum gerade in Alkordoom und dann in Manam-Turu? Warum, zum Teufel! Was war der alte Bauchaufschneider denn für ein Typ?

      Damals war er Ottac gewesen. Ich hatte keine Zeit gehabt, ihn auf diese früheren Ereignisse anzusprechen, denn ich war selbst überwältigt worden.

      »Reservegeist«, sagte die STERNSCHNUPPE.

      Er konnte seine Gestalt wandeln. Das war klar. Colemayns Äußeres hatte wenig mit dem Dickbauch Fartuloon gemeinsam, den ich aus meiner Jugend kannte. Und auch nichts mit Ottac.

      Irgend etwas war damals, etwa im April 2842, mit Fartuloon geschehen. Ich empfand es als notwendig und richtig, wenn er mir darüber Auskunft geben würde.

      Aber Fartuloon war wieder verschwunden. Der Omirgos-Kristall hatte ihn verschluckt. Er hatte mich aber wissen lassen, dass dies nicht unsere letzte Begegnung gewesen war.

      »Reservegeist aktiviert«, sagte die STERNSCHNUPPE.

      Die Daila hatten die Situation inzwischen ganz gut im Griff. Sicher, sie würden auch mit Hilfe ihrer Mutanten noch so manchen Kampf ausstehen müssen, um das Neue Konzil in die Schranken zu weisen. Es war nicht sicher, ob ihnen das gelingen würde. Die Hyptons hatten bestimmt noch ein paar Trümpfe in der Hinterhand. Ich kannte dieses machtsüchtige Pack, das selbst handlungsunfähig war, aber perfekt handeln ließ.

      Eine gute Parallele zu den Kosmokraten, meinte der Logiksektor. Sie handeln auch so.

      Der Extrasinn hatte Recht.

      Natürlich habe ich Recht. Aber du solltest nicht nur über deinen inneren Abschied von den Kosmokraten nachdenken, sondern auch auf das hören, was die STERNSCHNUPPE sagt.

      Dharys und Hellenker waren 1,62 Lichtjahre voraus. Der Ligride flog ein merkwürdiges Ausweichmanöver, kehrte dann aber wieder zur LJAKJAR zurück. Der Daila flog mit Unterlichtgeschwindigkeit. Er schien entweder viel Zeit zu haben, oder es handelte sich nur um eine kurze Entfernung.

      »Ich habe jetzt Hunger«, meinte Chipol.

      »Letzter Hinweis«, sagte die STERNSCHNUPPE.

      Kosmokraten, Varnhagher-Ghynnst, Orakel, Puurk, Alkordoom, Juwel, Facetten, Colemayn, Fartuloon, alles verflog in einer Sekunde.

      Nur eins blieb. Ich spürte es.

      Die Worte der STERNSCHNUPPE waren noch rätselhaft, aber jetzt sagte das Schiff gar nichts mehr. Ich versuchte, die Bemerkungen in mich aufzunehmen und zu verstehen.

      Zu spät, erklärte der Extrasinn.

      Ich vernahm aus mir heraus – ohne Extrasinn –, warum es zu spät war. Die STERNSCHNUPPE beschleunigte und schloss zu Dharys und dem Ligriden auf. Sie handelte ohne meine Zustimmung.

      Schrott der Kosmokraten!, dachte ich wütend.

      »Nein«, antwortete die STERNSCHNUPPE, die damit bewies, dass sie meine Gedanken trotz der Mentalstabilität erfassen konnte. »Akt des Starken. Ich bin der Starke!«

      »Wer bist du?«, schrie ich.

      »EVOLO!«

      *

      Ich brauchte einen Moment, um diese Erkenntnisse zu verdauen. Der Extrasinn hüllte sich in scheinbar freundliches Schweigen, das ich als Feigheit interpretierte. Es half alles nichts. Chipol und Mrothyr reagierten wie ich.

      Normal!

      Die beiden waren sich darüber im Klaren, was geschehen war. Sie wussten aber auch, dass sie selbst nicht betroffen waren. Ich auch nicht. EVOLO hatte sich die (vermutlich) positronische Intelligenz unseres Raumschiffs unterjocht.

      EVOLO war also nach wie vor da!

      Es war mein Fehler, denn ich hatte auf der Verfolgung Dharys' bestanden. Was, bei allen Höllengeistern der Materiesenken, hätte ich anderes tun sollen?

      »Ich zeig dir etwas«, sagte die STERNSCHNUPPE.

      »Was?«, brüllten


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