Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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Ich bin es, der Erleuchtete.«

      Ich glaubte zu träumen.

      »Mein Ende ist nah, Arkonide. Mein Geschöpf wird mich vernichten. Es gibt keine Rettung mehr.«

      Ich wollte etwas antworten, aber ich wusste nicht, wie ich das tun sollte. Meine Sinne waren auch zu benommen. Der Logiksektor hatte sich längst zurückgezogen.

      »Atlan! Ich habe in der Stunde meines Todes eine Nachricht empfangen. Sie haben zu mir gesprochen.«

      »Wer?«, brüllte ich einfach.

      »Die Kosmokraten, Atlan. Sie haben resigniert, denn sie wissen, dass du deinen Weg gehen willst. Sie haben resigniert, weil sie erkennen mussten, dass ich den Plan EVOLO vollendet habe. Sie haben resigniert, weil EVOLO existiert.«

      »Weiter!«, rief ich, aber ich wusste nicht, ob der Erleuchtete mich hörte.

      »Ich kann dir nicht viel sagen, Atlan. Ich sehe ein, dass ich einen Fehler gemacht habe, den Fehler, EVOLO zuviel Freiheit zu lassen. Ich vergehe in der Gewissheit, das großartigste und fähigste Werk erschaffen zu haben, das das Universum je gesehen hat. Nimm mein bruchstückhaftes Wissen in dich auf. Du wirst es vielleicht brauchen. Vielleicht auch nicht.«

      Mannigfaltige Erkenntnisse explodierten in meinem Kopf – der lange Weg eines Volkes bis zur Vergeistigung und Komprimierung zu einem einzelnen Wesen, der Weg von Vergalo bis zum Erleuchteten.

      »Du musst noch etwas wissen, Atlan.« Die Stimme des Erleuchteten wurde leiser. »Er tötet mich Stück für Stück. Und nichts wird von mir bleiben außer der Erinnerung. Du warst mein Feind, aber in der Stunde meines Todes vergesse ich das. Du musst nun allein sehen, wie EVOLO sich ausbreitet und sich eine Galaxis nach der anderen untertan macht. Er ist perfekt, Arkonide. Die Kosmokraten, die sich nun endgültig zurückgezogen haben, wissen es. Sie werden in ihrem Reich Sperren aufbauen, um EVOLOS Eindringen zu verhindern.«

      »Dein Wissen nützt mir wenig«, schrie ich in der Hoffnung, dass er mich noch hörte. »Meine STERNSCHNUPPE ist bereits in der Macht EVOLOS. Damit ist auch mein Ende vorgezeichnet.«

      »Du gibst nicht auf.« Der Erleuchtete flüsterte nur noch, und auf dem Bildschirm waren nur noch wenige Ebenbilder der Vergalo-Umrisse zu erkennen. EVOLOS Wolke strahlte jedoch kräftiger als je zuvor. »Ich habe dich kennen gelernt, Atlan. Dein Schiff ist nicht hilflos. Es hat vor der Übernahme durch EVOLO einen Reservegeist aktiviert. EVOLO glaubt, diesen getötet zu haben, aber er hat ihm nur den Lebensimpuls genommen. Ich werde mit dem letzten Fragment meines Seins diesen Reservegeist ...«

      Die Stimme verklang.

      Der Erleuchtete existierte nicht mehr.

      Chipol und Mrothyr lagen noch besinnungslos auf dem Boden. Ich wollte zu dem Jungen gehen, aber die Beine versagten mir den Dienst. Die Auswirkungen des mentalen Kampfes des Erleuchteten mit seinem Geschöpf hatten mich zu sehr geschwächt.

      Ich starrte aus dem Sichtfenster und sah, wie Dharys und die Ligriden der GLIMMERTON ihre Raumschiffe verließen. Sie trabten auf ein nahes Gebäude zu und verschwanden darin.

      »Und nun zu euch«, meldete sich die STERNSCHNUPPE. Es war wieder EVOLO selbst, der da sprach. »Ihr werdet ...«

      Es krachte irgendwo im Schiff. Die Wände ächzten und stöhnten.

      Vor mir tauchte eine verschwommene Gestalt aus dem Nichts auf. Sie war halbtransparent und halb menschlich – ein letzter Teil des Erleuchteten?

      Ein warmer Hauch wehte mir ins Gesicht.

      Die Gestalt verblasste. Und die STERNSCHNUPPE raste los!

      Die Andruckneutralisatoren konnten die überproportionale Beschleunigung nicht kompensieren. Das Schiff ging über die zulässigen Grenzwerte hinaus und zog jaulend und kreischend in die Höhe. Es ergriff die totale Flucht.

      Ich wurde in eine Ecke geschleudert. Mrothyr kam über den Boden geschliddert. Ich packte ihn mit letzter Kraft und klemmte seinen Oberkörper zwischen zwei Schaltpulte.

      Der Wahnsinnsflug dauerte über eine halbe Stunde, wobei die STERNSCHNUPPE mehrfach vom Zwischenraum in den Normalraum wechselte. Auf meine Befehle reagierte sie nicht.

      Ganz plötzlich erstarben alle Geräusche. Das Schiff hatte angehalten.

      Die Medoeinrichtungen kamen aus dem Nebenraum und kümmerten sich um Chipol, Mrothyr und mich. Ich bekam mich schnell wieder in Gewalt.

      »Übergabe«, sagte die STERNSCHNUPPE. »Der Reservegeist kann wieder ruhen.«

      Und dann kam zaghaft die Stimme des Schiffes:

      »Atlan? Was ist geschehen? Ich kann mich an nichts erinnern.«

      »Du bist wieder du selbst?«, fragte ich vorsichtig zurück.

      »Ich kann mich nicht erinnern, nicht ich selbst gewesen zu sein. Es gibt nur eine Aufzeichnung. Sie besagt, dass ich in einem Augenblick der fehlenden Kontrolle einer Reserveeinheit das Schiff überlassen habe und dass diese es bis eben geführt hat.«

      »Das stimmt nicht ganz«, antwortete ich wieder beruhigt. »Du warst in der Gewalt EVOLOS.«

      Das Schiff schwieg. Mir war klar, dass es problematisch werden würde, ohne exakte Aufzeichnungen Vergatsynn wiederzufinden. Mir war aber auch klar, dass wir mit Müh und Not und der Hilfe des sterbenden Erleuchteten noch einmal entkommen waren. Selbst wenn ich Vergatsynn finden würde, so konnte ich nicht damit rechnen, dass dieser Unheimliche dann noch dort weilte.

      Und außerdem besaß ich gar nicht die Macht, gegen ihn anzutreten. Gegen ihn!

      EVOLO!

      ENDE

      Atlans großer Gegnerin Manam-Turu existiert nicht mehr. In völliger Fehleinschätzung der Sachlage zwang der Erleuchtete EVOLO zum Kampf gegen ihn und wurde dabei vernichtet.

      Es wird interessant sein zu erfahren, wie sich die Situation in Manam-Turu nach dem Sieg EVOLOS weiterentwickeln wird. – Wie die Lage kurz davor war, das schildert Hubert Haensel anhand eines Einzelschicksals im nächsten Atlan-Band.

      Der Roman erscheint unter dem Titel:

      DER LANGE WEG NACH AKLARD

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      Nr. 751

      Der lange Weg nach Aklard

      Ein Daila und sein Glücksstein

      von Hubert Haensel

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      Zur Jahreswende 3819/20 beginnt sich die Machtkonstellation in der Galaxis Manam-Turu drastisch zu verändern. Atlans Hauptgegner, der Erleuchtete, der vor Jahresfrist Alkordoom verließ, um hier, an seinem Ursprungsort, sein Kunstgeschöpf EVOLO zu vollenden, dessen Einsatz selbst die Kosmokraten zu fürchten scheinen, ist nicht mehr.

      Vergalo – so lautet der ursprüngliche Name des Erleuchteten – hielt sich in seiner Hybris für unschlagbar, und diese Einstellung, gepaart mit sträflichem Fehlverhalten, führte letztlich dazu, dass EVOLO gegen seinen Schöpfer anging und ihn vernichtete.

      Auch wenn Atlans größter Gegner nicht mehr existiert, die Lage in Manam-Turu ist deswegen noch lange nicht bereinigt. EVOLO ist nun stärker denn je, und was dieses mächtige Psi-Geschöpf nach seinem Sieg über den Erleuchteten unternehmen mag, wird sicher nicht dem allgemeinen Wohl dienen. Abgesehen davon, hat das Neue Konzil, bestehend aus Hyptons und Ligriden, seine Eroberungspläne längst nicht aufgegeben.

      Aber die Gegenkräfte schlafen nicht – besonders nicht die Daila. Wie sie den Kampf gegen ihre Unterdrücker führen, das zeigt am Beispiel eines Einzelgängers DER LANGE WEG NACH AKLARD ...


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