Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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In dieser Feuerhölle gab es kaum Luft, der größte Teil des Sauerstoffs wurde von den Bränden verbraucht. Allerdings sorgte dieser Flammenorkan auch dafür, dass von außen Luft herangezogen wurde.

      Dhota versuchte sich aufzurichten. Er sah zu Seealee hinüber. Sie lag reglos auf dem Boden. Ihre Augen waren geschlossen. Die Spitzen ihrer langen dunklen Haare hatten begonnen, sich in der Hitze zu kräuseln.

      Dhota griff sich an die Kehle. Seine Augen schmerzten, die Tränenflüssigkeit reichte nicht mehr aus, die Augäpfel vor der Glut zu schützen.

      Dhotas Lungen schmerzten. Seine Brustmuskeln zuckten in dem verzweifelten Bemühen, die Lungen mit Sauerstoff zu füllen.

      Wenigstens werden wir nichts davon merken, dachte Dhota noch, dann schwanden ihm die Sinne.

      4.

      Nur sehr langsam kam Dhota wieder zu sich. Der Schmerz, den er beim Erwachen empfand, ließ ihn nach der ersten Bewegung wieder innehalten. Nur unter Aufbietung aller Willenskraft gelang es ihm nach einigen Minuten, sich halbwegs aufzurichten.

      Sein erster Blick galt seiner Frau. Seealee lag auf dem Boden und bewegte sich nicht. Dhota konnte aber sehen, dass ihre Stirn schweißbedeckt war – und ein Körper, der Schweiß absonderte, musste noch leben.

      Wie lange noch?

      Ein Blick in die Runde ließ Verzweiflung in Dhota aufsteigen. Die Felsplatte war zur Ruhe gekommen, die Lava ringsum war offenbar bereits erstarrt. Von Glut war nichts mehr zu sehen, aber aus den zahlreichen blasenförmigen Öffnungen stiegen Rauchfäden auf. Unterhalb der verfestigten Kruste gab es noch glühendes Ergussgestein. Die Felsplatte selbst hatte sich ebenfalls erwärmt, man konnte das Gestein gerade noch mit bloßer Hand berühren, ohne sich die Finger zu verbrennen.

      Dhota kam langsam auf die Füße.

      Einige Kilometer entfernt spie der jäh ausgebrochene Vulkan noch immer Rauch und feurige Funken. Aber er ließ keine Lava mehr die Hänge hinabströmen.

      Dhota ging schwankend zu Seealee hinüber. Er kniete nieder und griff an Seealees Hals. Schwach konnte er das Blut in den Halsschlagadern pulsieren fühlen. Seealee musste so schnell wie möglich in eine Klinik gebracht werden.

      »Aber wie?«, murmelte Dhota.

      Rettung war weit und breit nicht in Sicht. An den Hängen in der Nähe fraßen sich der Waldbrand und die Buschfeuer in die Höhe. Zurück ließen die Flammen schwarzgebranntes Land. Weite Gebiete waren von erstarrter Lava bedeckt, aus deren Klüften und Schründen Rauch aufwirbelte.

      Vorsichtig ging Dhota zum Rand der Felsplatte hinüber. Wenige Meter vor der Kante blieb er stehen.

      Die Hitze des erstarrten Gesteins war noch zu groß. Die Felsplatte zu Fuß zu verlassen, war völlig ausgeschlossen.

      Dhota murmelte eine Verwünschung.

      Der Hunger ließ sich ertragen, aber der Durst war eine echte Tortur. Dhotas Kehle war trocken, das Atmen fiel schwer.

      Lag es an den Strapazen der letzten Tage oder war es das erste Anzeichen eines Durstdeliriums – Dhota konnte seine Umwelt nur verschwommen wahrnehmen. Die Bilder flimmerten vor seinen Augen, und in seinen Ohren schien unentwegt ein ferner Donner zu dröhnen.

      »Hilfe«, murmelte Dhota schwach. »Wir brauchen unbedingt Hilfe von außen.«

      Es schien nicht die geringste Möglichkeit für ihn und Seealee zu geben, aus eigener Kraft dieser Notlage entrinnen zu können.

      Es wurde ein Martyrium besonderer Art. Seealee wurde von Durst gepeinigt, sie wimmerte nach Wasser, das Dhota ihr nicht geben konnte. Ihre Lippen waren aufgesprungen, ihre Gesichtszüge eingefallen.

      Stunde um Stunde verstrich. Dicke Rauchschwaden wälzten sich über das Tal, und in der Ferne spie der Vulkan Asche und Funken in die Luft.

      Ein dumpfes, unheilverkündendes Grollen erschütterte den Boden. Dhota sah, wie die Flanke des Vulkans wieder aufriss und eine Fontäne aus weißer Lava aufsteigen ließ. Ein neuerlicher Ausbruch des feuerspeienden Berges kündigte sich an – und damit wohl das Ende für die beiden abgeschnittenen Daila.

      Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte sich Dhota inbrünstig, ein Mutant zu sein oder wenigstens mit Mutanten zusammenzuleben. Ein Telepath hätte die beiden Versprengten sicherlich leicht orten und einen Rettungsgleiter zu ihrer Bergung lotsen können.

      Dhota zwinkerte.

      Halluzinierte er? Oder kam dort tatsächlich in langsamem Flug ein Gleiter herangeschwebt? Dhota schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, schüttelte den Kopf, als wolle er sich selbst damit aufwecken, und sah dann wieder hin.

      Der Jubelruf blieb in seiner ausgedörrten Kehle stecken. Nur ein Krächzen war zu hören.

      Dhota rüttelte an Seealees Schultern.

      »Sie kommen«, wollte er rufen, aber es langte nicht zu verständlicher Sprache. Seealee schlug die Augen auf, ihr Blick wirkte glasig.

      Dhota legte ihren Körper sanft auf den Fels zurück. Er kam mühsam auf die Füße, riss sich das Hemd von den Schultern und begann damit zu winken.

      Der Gleiterpilot musste das Signal sehen; er musste einfach. Bei Seealees Zustand zählte jede Minute, eine Verzögerung könnte ihren Tod bedeuten.

      Dhota schwankte vor Erleichterung. Der Gleiter hatte seinen Kurs geändert, der ihn an der Felsplatte vorbeigeführt hätte. Das Fahrzeug hielt jetzt genau auf die beiden Daila zu.

      Dhota brach in die Knie. Während sein Blick immer unschärfer wurde, sah er, wie der Gleiter ein paar Schritte von ihm entfernt auf dem Boden landete und zwei Gestalten das Fahrzeug verließen ... dann verlor er das Bewusstsein.

      *

      Der Gleiter näherte sich dem Rand der Hauptstadt. Immer wieder sah Dhota zu den Häusern hinüber. Sie machten einen unbeschädigten Eindruck. Dann richtete er seine ganze Konzentration wieder auf die Wasserflasche, aus der er immer wieder trank. In der kurzen Zeit des Fluges hatte er fast drei Liter Wasser getrunken, und noch immer schien sein Körper nach weiterer Flüssigkeit zu schreien. Einer der Retter versorgte Seealee vorsichtig mit Wasser.

      Dhota räusperte sich. Seine Stimme gehorchte ihm wieder.

      »Was ist passiert?«, wollte er wissen.

      Der Pilot sah weiter nach vorn, während er Dhota antwortete:

      »Der Planet spielt verrückt. Niemand weiß, was dafür verantwortlich ist.«

      »Spielt verrückt?«

      Der Pilot nickte.

      »Es passieren unglaubliche Dinge. Beispielsweise dieser Vulkanausbruch. Unsere Experten sind völlig ratlos. Am Fuß der großen Steilbarriere hat man einen Riesenhaufen toter Springschnecken gefunden, und niemand weiß, wie die dorthin gekommen sind.«

      Ich weiß es, dachte Dhota. Aber ich weiß auch nicht, warum.

      »An der Küste des Südmeers hat es Hunderttausende von Fischen ans Ufer geschwemmt, wo sie verendet sind. Zwei unserer Schiffe sind gesunken, glücklicherweise konnten die Mannschaften sich retten. Sie sprechen von plötzlich aufgetauchten Riesenwogen, die die Schiffe unter sich begraben hätten.«

      »Hmm«, machte Dhota. Das alles ergab keinen Sinn. Rawanor war nicht nur in politischer Hinsicht immer ein sehr ruhiger Planet gewesen.

      Jetzt aber schien die Natur tatsächlich verrückt zu spielen, ohne erkennbare Ursache. Dhota nahm sich vor, der Sache auf den Grund zu gehen – aber zunächst einmal musste Seealee versorgt werden.

      Der Gleiter hielt auf dem Dach des Krankenhauses. Zwei Medorobots warteten dort und nahmen Seealee in Empfang. Eine Ärztin untersuchte Seealee mit einer Sonde.

      »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte die Frau schließlich. »Alles, was deine Frau braucht, ist Wasser, eine gute Hautcreme und viel Ruhe. Ihre Psyche hat wahrscheinlich mehr gelitten


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