Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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mir so sinnvoll oder unnütz wie das andere. Immer wieder muss ich an Cirgro denken und ziehe unbewusst Vergleiche. Obwohl ich Aklard um eine Vielzahl von Lichtjahren nähergekommen bin, liegt meine Heimatwelt nun weiter entfernt als je zuvor. Das hängt aber nicht allein damit zusammen, dass ich wieder über Psi-Kräfte verfüge. Wenn ich sie erst richtig beherrsche, können mir meine neuen Fähigkeiten zumindest hier nützlich sein.

      Ob ich auch wieder eine Präkognition haben werde? Wie gerne wüsste ich, was die Zukunft noch für mich bereithält. Oder mache ich etwas falsch? Der Glücksstein pulsiert leicht. Über Wochen hinweg hat er mich von meinen Mutantenfähigkeiten befreit und mich glauben lassen, ich könnte so normal werden wie die Daila, die stets auf Aklard leben durften. Offenbar habe ich mich selbst betrogen. Da ist etwas, was ich nicht deuten kann – aber es hat mit dem Stein zu tun. Ich fühle es. Ob es anderen Daila ebenso ergeht?

      Der Rucksack ist voll und schwer und drückt kaum weniger als meine Zweifel, während ich nach Westen aufbreche. Anfangs komme ich gut voran, doch dann wird der Boden morastiger. Gleichzeitig erkenne ich, woher der dumpfe Modergeruch kommt, der schwer über dem Land liegt. Zäher, fauliger Schlamm, so weit ich sehen kann. Blubbernd steigen Gasblasen an die Oberfläche.

      Ich muss an Chrrtl denken und seinen Dämonentick. Ist es eine Ironie des Schicksals, dass ich ausgerechnet auf dieser Schlammwelt abgesetzt wurde? Oder hatte das Vogelwesen dabei seine Hände im Spiel?

      Zweiter Tag

      Die Nacht habe ich auf einer felsigen Anhöhe verbracht, die einer Insel gleich aus dem Schlamm aufragt. Es ist kalt. Der Morgennebel lässt meine Kleidung klamm werden und die Glieder steif, und der Atem hängt als dichte weiße Wolke vor dem Gesicht. Selbst das Papier ist zäh und nimmt die Tinte kaum an.

      Eigentlich ohne mein Zutun (zumindest habe ich mich nicht bewusst darauf konzentriert) flammt ein Feuer auf. Die Felsen brennen – wie ich später erkenne, jedoch ohne sich selbst zu verzehren. Die Wärme tut gut, und als ich wieder aufbreche, genügt ein kurzer gedanklicher Befehl, um die Glut erlöschen zu lassen. Lerne ich allmählich, meine neuen Kräfte zu beherrschen?

      Abermals stoße ich auf die Spuren der großen Tiere. Während ich schlief, müssen sie den Hügel umrundet haben. Kann ich daraus, dass sie mich nicht angegriffen haben, auf ihre Friedfertigkeit schließen?

      Vierter Tag

      Die Schlammwüste nimmt kein Ende. Zu allem Überfluss hat es gestern zu regnen begonnen. So wie ich inzwischen aussehe, würde Chrrtl endgültig überzeugt sein, einen Dämon vor sich zu haben.

      Marschieren, essen und schlafen, das ist mein Tagesablauf. Ich bin müde, die Muskeln schmerzen. Zudem scheine ich dem Gebirge kaum näherzukommen. Und morgen werde ich die letzte Konserve öffnen. Den nächsten Eintrag ins Tagebuch mache ich erst, wenn sich etwas nennenswert verändert hat.

      Zehnter Tag

      Oder ist es schon der elfte? Die Eintönigkeit macht mir allmählich zu schaffen. Ich ernähre mich inzwischen von Wurzeln und Beeren. Zum Glück werden die Pflanzen zahlreicher, je weiter ich nach Westen komme. Die Ausläufer der Berge kann ich bis morgen Abend erreicht haben.

      Nachdem ich jeden Morgen die Klauenabdrücke näher an meinem Lagerplatz fand, bekam ich heute zum ersten Mal auch die Tiere zu Gesicht. Trotzdem fällt es mir schwer, sie zu beschreiben. Sie gehen aufrecht auf zwei kräftig entwickelten Hinterbeinen, das heißt, sie gehen nicht, sie hüpfen, was ihre enorme Schrittlänge erklärt. Ansonsten sind sie kaum größer als zwei Meter, besitzen einen kantigen, länglich geformten Schädel mit übergroßen Ohren und seitlich sitzenden Facettenaugen. Soweit ich es erkennen konnte, sind ihre vorderen Gliedmaßen zu kurzen Greifarmen verkümmert. Ich werde sie »Schlammspringer« nennen. Diese Bezeichnung erscheint mir am treffendsten.

      Sie scheinen mich zu belauern. Aber das ist mir egal. Inzwischen habe ich gelernt, meine Psi-Kräfte gezielt einzusetzen. Und der Lernprozess dauert an.

      Was ich jetzt schreibe, bringe ich zu Papier, um es mir »von der Seele zu reden«. Da es ohnehin niemand lesen wird, brauche ich nicht zu befürchten, für verrückt erklärt zu werden. Ich habe den Eindruck, dass eine eigenartige Aura meinen Glücksstein umgibt. Vielleicht sind es paraphysische Energien, die er von irgendwoher bezieht, wie er anfangs meine Fähigkeiten in sich aufnahm. Aber was und woher? Und vor allem: warum? Ich glaube, ich drehe mich im Kreis. Womöglich wäre es besser, nicht an Dinge zu rühren, die ich doch nicht verstehen kann.

      Dreizehnter Tag

      Alles ist mir egal, als ich das Wasser sehe. Seit vorgestern habe ich keine Flüssigkeit mehr zu mir genommen. Ich fühle mich wie ausgedörrt, die Zunge klebt aufgeschwollen am Gaumen. Hoch spritzt das kristallklare Wasser des Gebirgsbachs auf, als ich mich einfach fallen lasse. Ich trinke, bis mir fast übel wird. Mein Spiegelbild ist wahrhaft zum Fürchten. Und meine Kombination steht vor Dreck, als ich sie ausziehe. Zwei volle Stunden vergehen, bis ich mich wieder halbwegs menschenwürdig fühle.

      Von den Schlammfeldern habe ich vorerst die Nase voll. Ich brauche Ruhe, um mich zu besinnen. Mag sein, dass mir dann manches weniger widerwärtig erscheint.

      Vor mir öffnet sich ein weites Tal, in dem sich mächtige, glattgeschliffene Felsblöcke mit knorrigen Bäumen abwechseln. Nicht einmal 200 Meter sind es von einer Seite zur anderen, was mich vermuten lässt, dass ich im Bett eines vor Urzeiten reißenden Stromes stehe. Höhlenöffnungen gähnen in den zum Teil steil aufragenden Bergwänden. Viele sind ohne Hilfsmittel unerreichbar, aber einige könnten mir recht gut als Unterkunft dienen.

      Bis die Sonne sich dem Abend nähert, habe ich bereits Quartier bezogen. Eine ganze Sippschaft harmloser Pflanzenfresser musste jedoch weichen. Gerade weil sie sich in der Höhle eingenistet hatten, die ich mir ebenfalls ausgesucht habe, bleibe ich. Ihre Anwesenheit ist der beste Beweis, dass hier keine Gefahr droht.

      Seit Tagen werde ich das Gefühl nicht los, dass die Schlammspringer mir folgen. Jetzt sehe ich sie wieder. Auf dem harten, felsigen Untergrund haben ihre Bewegungen etwas Tollpatschiges an sich. Immer mehr Tiere versammeln sich. Sie scheinen zu warten. Worauf, das weiß ich nicht.

      Vierzehnter Tag

      Ich könnte diese Viecher verfluchen. Der Höllenlärm, den sie die ganze Nacht hindurch verursachten, ließ mich kein Auge zutun. Die Schlammspringer scheinen die beherrschende Lebensform des Planeten zu sein. Mit den ersten Strahlen der Morgensonne, die durch das Tal geistern, verschwinden sie. Endlich habe ich Ruhe, schlafe aber dennoch erst Stunden später ein. Den Höhleneingang ziert inzwischen eine fast mannshohe Mauer aus Geröll, die ungebetene Eindringlinge von einem Besuch abhalten soll.

      Ein dröhnendes Poltern und Krachen schreckt mich auf. Im Nu bin ich auf den Beinen. Die Mauer ist eingestürzt – aber offenbar von alleine. Vielleicht war das Gewicht zu groß.

      Den länger werdenden Schatten nach zu schließen, ist es inzwischen später Nachmittag. Noch bleibt alles ruhig, doch ich bin überzeugt davon, dass die Schlammspringer wiederkommen werden. Ich muss zum Bach und Wasser holen. Zum Glück habe ich einige leere Konservendosen aufgehoben.

      Der Abstieg ist nicht schwer. Nur weil ich mich immer wieder suchend umsehe, komme ich ins Stolpern. Dann bin ich am Bach. Es kommt mir vor, als hätte ich nie etwas Besseres getrunken als das klare Wasser. So schnell schraubt man seine Ansprüche zurück. Aber das ist wohl bezeichnend für jedes zivilisierte Wesen.

      Ein Rascheln lässt mich aufmerken. Keine zwei Schritt entfernt rutscht eine armdicke Ranke ins Wasser. Bevor ich mir darüber klarwerden kann, ob die Pflanze vorhin schon da war, schnellen weitere Strünke auf mich zu. Nur wenige davon treffen, doch sie winden sich blitzschnell um Arme und Beine. Das Messer im Gürtel ist für mich plötzlich unerreichbar.

      Als die ersten Schlammspringer hinter den Felsen zum Vorschein kommen, weiß ich, dass ich ihnen das zu verdanken habe. Vorsichtig nähern sie sich. In ihren Facettenaugen ist keine Regung auszumachen.

      Auf jeden Fall muss ich meine Meinung über sie revidieren. Diese Geschöpfe stehen auf der Stufe zwischen Tier und Intelligenz. Allein schon die Art, wie sie mich neugierig


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