Perry Rhodan 1017: Auf den Spuren der Bruderschaft. Kurt Mahr

Читать онлайн книгу.

Perry Rhodan 1017: Auf den Spuren der Bruderschaft - Kurt Mahr


Скачать книгу
der Bruderschaft«, antwortete der Krane.

      »Was ist das, die Bruderschaft?«

      Der Blick des Kranen verdunkelte sich, ein Zeichen der Verwirrung. »Du willst mich auf die Probe stellen«, sagte er furchtsam. »Es gibt keinen wie dich, der nicht von der Bruderschaft weiß.«

      Surfo Mallagan sah ihn an. Sein Verstand suchte fieberhaft nach einer Erklärung des Unverständlichen. Bruderschaft ... keinen wie dich ... Da war irgendwo ein logischer Zusammenhang. Cersonur. Das Experiment mit dem zweiten Spoodie, der ihm unter die Kopfhaut drang und sich mit dem ersten vereinigte. Die seltsame Macht, die er seitdem auf andere Wesen ausübte.

      Das war die Lösung!

      Seine Augen wanderten unwillkürlich zu Scoutie. Sie hatte den rechten Arm erhoben und drückte sich die Hand vorsichtig gegen den Kopf. Er nickte ihr zu. Sie hatten beide dieselbe Idee.

      »Nicht jeder Doppelträger ist ein Mitglied der Bruderschaft«, sagte er.

      Es blitzte in den Augen des Kranen. »Du weißt also von ihr?«

      »Ich weiß nichts«, antwortete Surfo. »Ich erwarte von dir, dass du mir erklärst, warum du hinter mir herspionierst. Ich will außerdem wissen, was es mit der Bruderschaft auf sich hat.«

      Killsoffer sah vor sich hin. Surfo verstand plötzlich, was in seinen Gedanken vor sich ging.

      »Wir sind Fremde«, sagte er. »Man hat uns nicht gefragt, als man uns zu Soldaten der Herzöge von Krandhor machte. Wir verfolgen unsere eigenen Ziele. Du kannst offen zu uns sprechen. Was in diesem Raum gesagt wird, bleibt unter uns.«

      Mit beiden Händen machte er die Geste, die soviel wie eine ehrenwörtliche Bekräftigung bedeutete. Der Krane straffte sich. Er hatte einen Entschluss gefasst.

      »Gut, ich will dir vertrauen«, sagte er. »Ihr seid Betschiden von der Welt Chircool. Chircool wurde erst vor kurzem dem Reich der Herzöge einverleibt. Man hat euch gesagt, dass die Herzöge die einzige Macht in diesem Reich darstellen, unterstützt von dem unfehlbaren Orakel. Aber das ist nicht wahr. Es gibt eine zweite Macht, die mit den Zielen der Herzöge nicht einverstanden ist und ihre Politik bekämpft. Diese Macht nennt sich die Bruderschaft. Mitglied der Bruderschaft wird nur, wer wenigstens zwei Spoodies unter der Kopfhaut trägt ...« Eine Art Schauder befiel ihn. Die Vorstellung, dass jemand mehr als eines der insektenähnlichen Gebilde im Schädel tragen könnte, schien ihm unheimlich.

      »Was bedeutet die Bruderschaft dir?«, fragte Surfo.

      Killsoffer war verwirrt.

      »Ich ... mir ... ich interessiere mich für ihre Ziele. Ich glaube nicht an die Allweisheit der Herzöge und ihres Orakels. Ich will wissen, ob das kranische Volk wirklich nur die eine Wahl hat, sich durch das ganze Weltall auszubreiten und ein riesiges Sternenreich zu errichten.«

      Surfo musterte den Kranen aufmerksam.

      »Du willst dich der Bruderschaft anschließen?«

      »Wenn das möglich ist, ja.«

      Die Antwort kam Surfo zu schnell. »Dann musst du wissen, wie man mit der Bruderschaft in Verbindung tritt«, sagte er.

      Killsoffer machte eine bejahende Geste. »Man sagt, dass es auf Keryan eine Niederlassung gibt ...«

      »Keryan?«

      »Eine Handelswelt, die nicht allzu weit vom Kurs der TRISTOM abliegt. Vor ein paar Jahren noch war Keryan ein Vorposten. Aber da sich die Grenze des Reiches immer weiter nach draußen schiebt ...«

      »Erzähl' uns mehr über Keryan«, forderte Surfo Mallagan den Kranen auf.

      *

      Während Killsoffer berichtete, hing Surfo Mallagan seinen eigenen Gedanken nach. Er war überrascht, wie leicht ihm das fiel. Er hörte jedes Wort, das der Krane sagte; aber gleichzeitig spann sein Verstand an neuen Plänen, neuen Absichten. War auch dafür der zweite Spoodie verantwortlich, den Cersonur ihm unter die Kopfhaut gesetzt hatte?

      Spoodies – das Symbol der Herzöge von Krandhor. Als ihr weißes Raumschiff, das die Siedler für die zurückkehrende SOL hielten, auf Chircool landete, da war es ihr erstes Anliegen gewesen, jedem einzelnen Siedler einen Spoodie in den Schädel zu setzen. Spoodies waren insektenähnliche, silbrig schimmernde Gebilde von der Länge ungefähr eines Daumennagels, schlank, nicht mehr als 5 Millimeter breit. Die Kranen transportierten sie in sorgfältig verschlossenen Behältern; aber ihr bevorzugter Aufenthaltsort war in unmittelbarer Nähe des Gehirns eines intelligenten Wesens. Niemand, selbst die kranischen Kommandanten nicht, wussten, was es mit den Spoodies auf sich hatte. Sie lebten in Symbiose mit ihrem Träger und lieferten im Austausch für Nährsäfte Stimuli für die Denktätigkeit sowie ein gesteigertes Selbstbewusstsein.

      Anhand der Ereignisse im Nest der Siebzehnten Kranischen Flotte war zum ersten Mal offenbar geworden, dass die Spoodies eine – im Normalzustand latente – Tendenz besaßen, sich miteinander zu vereinigen. Diesem Drang, der sich zur so genannten Spoodie-Seuche verdichtete, wäre um ein Haar die gesamte Besatzung des Nests der Siebzehnten Flotte zum Opfer gefallen.

      Cersonur, der geheimnisvolle Alte auf der Stützpunktwelt Karselpun, hatte Mallagan auf den Gedanken gebracht, dass der latente Drang der Spoodies sich zum Vorteil ihrer Träger ausbeuten ließe, wenn man ihn nur unter Kontrolle hielt. Nach langem Zögern hatte er Cersonur erlaubt, ihm einen zweiten Spoodie unter die Kopfhaut zu setzen. Er hatte den Entschluss seither nicht bereut. Der Spielraum seiner Gedanken hatte sich sprungartig erweitert. Er sah Dinge, die andere sich erst mühsam erarbeiten mussten. Er hätte Killsoffer und seine heimliche Neugierde nicht bemerkt, und es wäre ihm nicht gelungen, den Kranen zu überlisten, wenn er nicht die zusätzliche Kraft des zweiten Spoodies besessen hätte.

      Was schuldete er den Herzögen von Krandhor? Sie hatten ihn aus seiner Heimat geholt und zum Dienst in der Flotte gepresst. Damals hatte er sich nicht dagegen gesträubt. Sein Volk kam aus dem Weltall, und ins Weltall strebte es zurück. Die Betschiden waren Nachkommen derer, die an Bord des Riesenschiffs SOL das Universum durchkreuzten. Indem er in den Dienst der Herzöge von Krandhor trat, hatte Surfo Mallagan geglaubt, es öffne sich ihm eine Tür ins All und er werde seine Kraft darauf konzentrieren können, nach dem legendären Schiff der Ahnen zu suchen. Dieselben Gedanken hatten Brether und Scoutie bewegt.

      Was aber war daraus geworden? Ihr Leben richtete sich nach der Laune kranischer Kommandanten, die nichts anderes im Sinn zu haben schienen, als die betschidischen Rekruten dorthin zu schicken, wo die Lage am brenzligsten war.

      Surfo wiederholte die Frage: Was schulde ich den Herzögen von Krandhor? Die Antwort war noch klarer als zuvor: nichts. Er hörte Killsoffer sprechen: von dem Riesenplaneten Keryan, von der Stadt Gruda, die am Rand der Berge lag, von dem Tal, das sich bis hin zur Hafenstadt Unadern zog. Er hörte von dem Gouverneur Breborn, der über die kranische Kolonie herrschte, und von Lyrst, dem Obersten der Ordnungsbehörde, der der eigentliche Machthaber war, weil den alten Breborn das Phlegma überwältigt hatte. Killsoffer sprach von der jungen Kranin Carderhör, die sich auf Keryan ein Vermögen erworben hatte, und schließlich von Barkhaden, dem gefürchteten Jäger der Herzöge, der hinter Trägern von Mehrfach-Spoodies her war wie der Teufel hinter der armen Seele.

      Und während er dies alles hörte, formte sich in seinem Gehirn ein Plan.

       2.

      Kerlighan hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Auf den Betschiden hinabzublicken gab ihm ein gewisses Gefühl der Überlegenheit.

      »Dieser Wunsch widerspricht allen bisherigen Plänen, die du mir gegenüber geäußert hast«, erklärte er.

      »Das weiß ich«, antwortete der Betschide ungerührt. »Es ergibt sich aber manchmal die Notwendigkeit, Pläne zu ändern.«

      Der Erste Kommandant der TRISTOM spürte, wie sich Hilflosigkeit seiner bemächtigte. Er versuchte, ihr mit Forschheit zu begegnen.

      »Ich bin nach wie vor bereit, auf deine Wünsche einzugehen«, sagte er. »Wenn nicht das Nest der Neunten Flotte,


Скачать книгу