Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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Also begann die Schlacht. Wie nun die Heere aufeinander gestoßen waren, erhob sich ein gewaltiger Sturm, und es fiel Platzregen und Hagel. Der Wind aber trieb den Chananäern den Regen ins Gesicht und umhüllte ihre Augen mit Finsternis, sodass sie weder von Wurfspeeren noch von Schleudern Gebrauch machen konnten; die Schwerbewaffneten aber vermochten vor Erstarrung ihre Schwerter nicht zu halten. Die Israeliten dagegen traf der Sturm auf dem Rücken und belästigte sie daher weniger; ja sie wurden dadurch noch mutiger, weil sie darin die Hilfe Gottes erkannten. So stürzten sie sich mitten unter die Feinde und bereiteten ihnen eine gewaltige Niederlage. Einige wurden von den Israeliten erschlagen, andere dagegen fielen, von ihrer eigenen Reiterei erschreckt, zu Boden, gerieten unter die Wagen und fanden so den Tod. Als Sisares die Seinen sich zur Flucht wenden sah, sprang er von seinem Wagen und geriet auf der Flucht zu dem Weibe des Kenes namens Iale, die ihn auf sein Verlangen, ihn bei sich zu verbergen, aufnahm und ihm, als er zu trinken begehrte, verdorbene Milch reichte. Als er diese gierig getrunken hatte, fiel er in einen tiefen Schlaf. Iale aber trieb ihm mit einem wuchtigen Schlage einen eisernen Nagel durch beide Schläfen und nagelte ihn so am Boden an. Und als kurz darauf Baraks Soldaten kamen, zeigte sie ihnen den am Boden angenagelten Feind. So kam der Sieg selbst, wie Debora geweissagt hatte, auf Rechnung eines Weibes. Barak aber zog mit dem Heere nach Asor, stieß auf den König Jabin, der ihm entgegenzog, tötete ihn und zerstörte die Stadt von Grund aus. Er regierte die Israeliten vierzig Jahre lang.

      SECHSTES KAPITEL

      Wie die Israeliten von den Madianitern und anderen Völkern unterjocht

      und von Gedeon befreit wurden.

      1. Als aber Barak und Debora fast zur selben Zeit gestorben waren, überzogen die Madianiter, welche die Amalekiter und Araber zu Hilfe gerufen hatten, die Israeliten mit Krieg, schlugen sie, verbrannten ihre Feldfrüchte und schleppten reiche Beute davon. Als sie das sieben Jahre lang getrieben hatten, verließen die Israeliten die Ebenen und zogen sich ins Gebirge, gruben hier unterirdische Gänge und Höhlen und versteckten darin alles, was den Händen der Feinde noch entgangen war. Denn die Madianiter machten stets im Sommer Kriegszüge, ließen die Israeliten im Winter das Feld bebauen und verwüsteten dann, was diese mit vieler Mühe zuwege gebracht hatten. So entstand aus Mangel an Lebensmitteln Hungersnot, weshalb sie sich mit der Bitte an Gott wandten, ihnen doch helfen zu wollen.

      3. Diesen Vorgang erzählte Gedeon einigen anderen Jünglingen und fand Glauben bei ihnen. Und in kurzer Zeit war ein Heer von zehntausend Mann gerüstet. Gott aber erschien dem Gedeon im Traum und sprach zu ihm, die Menschen seien so geartet, dass sie sich selbst zu sehr liebten und andere, die besonders tugendhaft seien, hassten, sodass sie nicht gern zugäben, sie hätten einen Sieg Gott zu verdanken, ihn vielmehr sich selbst und einem großen wohlausgerüsteten Heere zuschrieben. Damit sie nun erführen, dass der Sieg nur von göttlicher Hilfe abhänge, solle er das Heer, wenn die Hitze am größten sei, an den Fluss führen, und diejenigen, die niederknieten und so tränken, solle er für tapfere Männer halten, die aber, die es mit Zögern und unruhig tun würden, solle er als furchtsam ansehen. Als nun Gedeon, dem Befehle Gottes gehorchend, diesen Versuch machte, fanden sich dreihundert Männer, die das Wasser furchtsam und mit Zittern an den Mund brachten. Da befahl ihm Gott, mit diesen dreihundert solle er den Feind angreifen. Sie schlugen also das Lager am Jordan auf, den sie am folgenden Tage überschreiten wollten.

      4. Als nun Gedeon in großer Furcht sich befand, da Gott ihm geboten hatte, die Feinde in der Nacht anzugreifen, wollte Gott ihm alle Angst benehmen und befahl ihm daher, er solle mit einem von den Kriegern nahe an die Zelte der Madianiter sich heranschleichen; dort werde er bald Mut und Vertrauen gewinnen. Gedeon ging, getreu dem Befehl, und nahm seinen Diener Phara mit sich. Als er nun in die Nähe eines der Zelte gelangt war, sah er darin einige Krieger, welche wachten, und hörte, wie einer von ihnen seinem Zeltgenossen einen Traum erzählte, den er genau vernehmen konnte Damit verhielt es sich so. Jener hatte gemeint, einen Gerstenkuchen zu erblicken, der so schlecht war, dass er kaum genossen werden konnte. Dieser Kuchen rollte durch das Lager und stieß des Königs und aller Krieger Zelte um. Der andere sagte, der Traum bedeute den Untergang des ganzen Heeres, indem er zugleich erörterte, worauf sich diese seine Deutung stütze. »Die Gerste«, sagte er, »ist zweifellos die verächtlichste von den Körnerfrüchten. Die Israeliten aber sind auch jetzt die schlechteste von allen asiatischen Völkerschaften und daher mit der Gerste zu vergleichen. Diejenigen nun, die unter den Israeliten die größte Tapferkeit beweisen, sind Gedeon und seine Krieger. Da du aber sagst, du habest gesehen, dass der Kuchen unsere Zelte umstieß, so fürchte ich, dass Gott dem Gedeon den Sieg über uns verleihen wird.«

      5. Als Gedeon diesen Traum vernommen, fasste er Mut und Vertrauen und erzählte denselben auch den Seinigen; hierauf befahl er ihnen, zu den Waffen zu greifen. Diese rüsteten sich sogleich zur Ausführung des Befehls, da auch sie durch die Traumerzählung Mut bekommen hatten, und Gedeon teilte nun seine Truppen in drei Abteilungen, jede zu hundert Mann, und führte sie um die vierte Nachtwache gegen den Feind. Sie alle trugen leere Krüge und in diesen brennende Fackeln, damit ihr Anmarsch von den Feinden nicht bemerkt würde; in der rechten Hand aber hielten sie Widderhörner, deren sie sich anstelle der Posaunen bedienten. Das Lager der Feinde bedeckte einen großen Raum, denn sie hatten eine große Zahl Kamele, und sie lagen nach Völkerschaften geordnet ringsum im Kreise. Den Hebräern war nun befohlen worden, sie sollten, sobald sie nicht mehr weit vom Feinde entfernt wären, auf ein gegebenes Zeichen in die Hörner stoßen, die Krüge zerbrechen und unter großem Geschrei mit den Fackeln gegen die Feinde rennen. Sie würden dann den Sieg davontragen, den Gott dem Gedeon verleihen wolle. Die Krieger befolgten den Befehl pünktlich; die Feinde aber erwachten aus dem Schlaf und gerieten in die größte Verwirrung und Bestürzung, denn es war noch Nacht, wie Gott es gewollt hatte. Doch wurden ihrer nur wenige von den Israeliten getötet, da die meisten ihren eigenen Kampfgenossen erlagen wegen der großen Verschiedenheit der Sprache, welche unter ihnen herrschte und die Verwirrung nur noch steigerte. Einmal aber in Verwirrung, hielten sie alle, die ihnen begegneten, für Feinde und machten sie nieder. So entstand ein großes Blutbad. Sobald nun die Israeliten von diesem Siege Gedeons gehört hatten, griffen auch sie zu den Waffen, verfolgten die fliehenden Feinde und erreichten sie in einer talartigen, von wild strömenden Gießbächen umflossenen Gegend, in der sie nicht vor- noch rückwärts konnten. Und sie machten alle nieder samt den beiden Königen Oreb und Zeb. Als nun die anderen Feldherren den übrigen Teil des Heeres, gegen achtzehntausend Mann, weiterführten und in ziemlicher Entfernung von den Israeliten ihr Lager aufschlugen, verfolgte sie Gedeon, der trotz seiner Anstrengungen noch nicht ermüdet war, mit dem ganzen Heere, machte sie alle nieder und nahm die beiden noch übrigen Führer Zebes und Salmanas gefangen. In dieser Schlacht fielen von den Madianitern und den ihnen zu Hilfe geeilten Arabern gegen hundertzwanzigtausend Mann, und eine reiche Beute an Gold, Silber, Geweben, Kamelen und anderem Vieh fiel in die Hände der Sieger. Gedeon aber tötete, als er in seine Heimat Ephran zurückkehrte, auch noch die Könige der Moabiter.

      6. Übrigens war der Stamm Ephraïm sehr ärgerlich über Gedeons Kriegsglück und beschloss daher, ihn mit Krieg zu überziehen unter dem Vorwand, er habe die Feinde angangegriffen, ohne sich mit ihnen vorher darüber zu verständigen. Gedeon aber, ein bescheidener und edler Mann, antwortete ihnen, er habe den Feind nicht aus eigenem Antriebe, sondern auf Gottes Geheiß angegriffen, und dann komme ja auch der Sieg ihnen ebenso sehr zustatten als denen, die ihn errungen hätten. Mit diesen Worten


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