Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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Kosten ein Heer unterhielt. An diesen wandten sich die Hebräer und baten ihn um Hilfe, versprachen ihm auch, sie wollten sich dafür seiner Herrschaft unterwerfen, solange er lebe. Er schlug ihnen indes ihre Bitte ab und warf ihnen vor, sie hätten auch ihm keine Hilfe geleistet, als er von seinen Brüdern das offenbarste Unrecht zu erdulden gehabt habe. Weil er nämlich nicht ihr leiblicher Bruder war, sondern von einem fremden Weib stammte, das ihr Vater aus großer Liebe bei sich aufgenommen hatte, hatten sie ihn schmählich aus dem Hause vertrieben. Und seitdem wohnte er in Galad und nahm alle, die ihm zuliefen, in seinen Sold. Endlich ließ er sich aber doch durch ihre Bitten erweichen, und nachdem sie ihm eidlich zugesagt hatten, sie wollten sich seiner lebenslänglichen Oberherrschaft unterwerfen, machte er seine Mannschaft kampffähig.

      9. Als Jephthes schleunigst alles Notwendige besorgt hatte, legte er seine Streitmacht in die Stadt Masphath und schickte an den König der Ammaniter Gesandte, die sich über dessen Raubzüge beschweren sollten. Dieser aber ordnete seinerseits Gesandte ab und warf den Israeliten ihren Auszug aus Ägypten vor, forderte auch, sie sollten das Land Amoraea räumen, das früher seinen Vorfahren gehört habe. Jephthes jedoch ließ ihm sagen, er beschuldige die Israeliten ohne Grund, dass ihre Vorfahren Amoraea in Besitz genommen hätten; er müsse ihnen vielmehr dafür danken, dass sie das Land der Ammaniter verschont hätten, denn Moyses habe es in seiner Gewalt gehabt, auch dieses zu nehmen. Da der König aber verlange, die Israeliten sollten das Land aufgeben, das sie nun schon über dreihundert Jahre durch Gottes Güte besäßen, so möge er sich merken, dass sie es fest behaupten und es auf einen Kampf ankommen lassen wollten.

      10. Nach diesen Worten entließ er die Gesandten, bat Gott um Verleihung des Sieges und gelobte, er werde, wenn er wohlbehalten zurückkehre, das Erste, das ihm begegne, Gott opfern, Dann traf er mit den Feinden zusammen, besiegte sie, tötete viele und verfolgte die Übrigen bis zur Stadt Maliath. Darauf drang er in das Gebiet der Ammaniter ein, zerstörte viele Städte, machte glänzende Beute und befreite sein Volk von der Knechtschaft, in der es achtzehn Jahre lang geschmachtet hatte. Als er dann aber nach Hause kam, stieß ihm ein Unglück zu, das zu seinem glücklichen Feldzuge gar nicht passte: denn es begegnete ihm zuerst seine einzige jungfräuliche Tochter. In der Größe seines Schmerzes stöhnte er schwer auf und schalt seine Tochter, dass sie solche Eile gehabt, ihm entgegenzugehen: jetzt nämlich müsse er sie seinem Gelöbnis zufolge Gott opfern. Sie aber vernahm ihr bevorstehendes Schicksal mit Freuden, da sie für den Sieg ihres Vaters und die Freiheit ihres Volkes gern ihr Leben hingeben wollte. Sie erbat sich nur noch eine Frist von zwei Monaten, um mit ihren Mitbürgern ihre Jugend zu beweinen, dann sei sie bereit, das Gelöbnis zu erfüllen. Er bewilligte ihr diese Frist, und als sie um war, brachte er seine Tochter als Brandopfer dar. Doch handelte er damit weder im Sinne des Gesetzes noch nach dem Willen Gottes; auch dachte er nicht an die Zukunft noch daran, was diejenigen über die Tat denken würden, die davon Kunde erhielten.

      11. Der Stamm Ephraïm aber drohte ihm hierauf mit Krieg, weil er sie von dem Feldzuge gegen die Ammaniter ausgeschlossen und Beute wie Kriegsruhm für sich allein behalten habe. Er aber entgegnete ihnen, es sei ihnen doch nicht unbekannt gewesen, dass ihre Blutsverwandten in Kriegsgefahr geschwebt hätten; auch seien sie nicht zur Hilfeleistung gekommen, obgleich man sie darum ersucht habe, und sie hätten doch eigentlich ungebeten sogleich herbeieilen müssen. Dann gab er ihnen zu erwägen, wie unrecht sie handelten, da sie ihre Freunde angreifen wollten, obgleich sie mit den Feinden zu kämpfen nicht gewagt hätten. Endlich drohte er ihnen, er werde sie, sofern sie nicht zur Vernunft kommen wollten, nach dem Willen Gottes energisch bestrafen. Da er jedoch mit Worten nichts bei ihnen ausrichtete, zog er sein Heer aus Galad an sich, marschierte gegen sie und brachte ihnen eine große Niederlage bei. Dann verfolgte er die Flüchtigen, ließ die Furt des Jordan besetzen und tötete zweiundvierzigtausend von ihnen.

      12. Er starb nach einer Regierung von sechs Jahren und ward begraben in seiner Heimat Sebe, einer Stadt im Galadenerlande.

      13. Nach dem Tode Jephthes’ erhielt die Regierung Apsan aus dem Stamme Judas und der Stadt Bethlehem. Er hatte sechzig Kinder, dreißig Söhne und ebenso viele Töchter, die bei seinem Tode alle noch am Leben und alle verheiratet waren. Etwas Erwähnenswertes hat er in seiner siebenjährigen Regierungszeit nicht geleistet. Er starb in hohem Alter und ward in seiner Vaterstadt begraben.

      14. Nach dem Tode Apsans regierte Eleon aus dem Stamme Zabulon zehn Jahre lang; auch er hat in dieser Zeit nichts Bemerkenswertes geleistet.

      15. Von seinem Nachfolger Abdon, dem Sohne des Hellel aus dem Stamme Ephraïm, der aus der Stadt der Pharathoniter gebürtig war, weiß man auch nichts anderes, als dass er gute Kinder hatte. Denn da er in einer Zeit der Ruhe und des Friedens lebte, hatte er keine Gelegenheit zu glänzenden Kriegstaten. Er hatte vierzig Söhne und von diesen dreißig Enkel; mit ihnen, die alle siebzig vortreffliche Reiter waren, pflegte er sich in Reiterkünsten zu üben. Sie waren alle noch am Leben, als er in hohem Alter starb. Er wurde mit großer Pracht in Pharathon beigesetzt.

      ACHTES KAPITEL

      Von Samsons Tapferkeit, und welches Leid er den Palästinern zufügte.

      1. Nach Abdons Tod besiegten die Palästiner die Israeliten und erhoben vierzig Jahre lang Tribut von ihnen. Aus dieser harten Bedrängnis wurden sie folgendermaßen befreit.

      2. Ein gewisser Manoch, ein vornehmer Daniter und ohne Frage der Bedeutendste in seinem Vaterlande, besaß ein außerordentlich schönes Weib, die alle ihre Altersgenossinnen an Statur übertraf. Er hatte jedoch von ihr keine Kinder, worüber er sich sehr grämte, weshalb er oft mit ihr aus der Stadt hinausging und Gott bat, er möge ihnen doch eheliche Kinder bescheren. Da er nun in seine Frau sterblich verliebt war, wurde er auch von heftiger Eifersucht geplagt. Als die Frau einst allein zu Hause war, erschien ihr ein Engel Gottes in Gestalt eines schlanken und schönen Jünglings und brachte ihr die frohe Nachricht, sie werde durch Gottes Fürsorge einen schönen und starken Sohn gebären, der, sobald er seine Manneskraft erlangt habe, die Palästiner niederwerfen werde. Zugleich ermahnte er sie, dem Knaben nicht das Haar zu schneiden und ihn an kein anderes Getränk als Wasser zu gewöhnen, da Gott es so wolle. Nach diesen Worten verschwand er, wie er nach Gottes Willen gekommen war.

      3. Als ihr Mann zurückkehrte, erzählte sie ihm, was sie von dem Engel vernommen hatte, auch beschrieb sie ihm seine Schönheit und seinen schlanken Wuchs, sodass er ob dieser Lobrede eifersüchtig wurde und Verdacht gegen sie zu schöpfen begann. Da sie nun ihren Mann von diesem widersinnigen Kummer befreien wollte, bat sie Gott flehentlich, er möge doch den Engel noch einmal senden, damit auch ihr Mann ihn sehen könne. Gott gewährte die Bitte gnädig, und so erschien ihnen der Engel, als sie vor der Stadt sich ergingen; doch kam er gerade, als ihr Mann sie eben etwas verlassen hatte. Sie bat ihn nun, er möge doch ein wenig verweilen, bis sie ihren Mann herbeigeholt habe. Und da er zusagte, rief sie den Manoch herbei. Als dieser den Engel erblickt hatte, konnte er immer noch seinen Verdacht nicht loswerden; deshalb bat er ihn, er möge auch ihm das mitteilen, was er seiner Frau verkündigt habe. Und da der Engel ihm entgegnete, es müsse ihm genügen, dass er es seiner Gattin allein verkündet habe, wünschte Manoch zu wissen, wer er sei, damit er nach der Geburt des Sohnes ihm seinen Dank abstatten und ihm etwas zum Geschenk machen könne. Der Engel aber antwortete, er bedürfe nichts dergleichen, und er habe ihm auch die frohe Botschaft von der Geburt eines Sohnes nicht etwa deshalb gebracht, um von ihm beschenkt zu werden. Nun beschwor ihn Manoch, er möge doch noch etwas verweilen, damit er ihn bewirten könne. Auch das schlug der Engel zuerst ab, gab aber dann nach und blieb. Manoch schlachtete darauf sogleich einen Bock und befahl seiner Gattin, ihn gehörig zuzubereiten. Als nun alles fertig war, hieß der Engel ihn das Brot und Fleisch ohne die Gefäße auf einen Fels setzen, und nachdem das geschehen, berührte er mit einem Stabe, den er bei sich trug, das Fleisch. Und sogleich brach Feuer aus und verzehrte das Fleisch samt dem Brote; der Engel aber fuhr auf dem Rauche wie auf einem Wagen vor ihren Augen gen Himmel. Da erschrak Manoch gewaltig und befürchtete Gefahr, weil sie Gott gesehen hätten. Das Weib aber hieß ihn sich ermannen: denn dass sie Gott geschaut, werde ihnen nur zum Segen gereichen.

      4. Das Weib aber wurde schwanger und beobachtete alles, was ihr vorgeschrieben worden war. Und der Knabe, den sie gebar, wurde Samson genannt, das heißt »der Tapfere.« Er wuchs schnell heran, und da er mäßig lebte und das Haar


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