Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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Geschichtschreibers Manetho, des chaldäischen Berosus, des Mochus, Hestiaeus und des Ägypters Hieronymus, die der Phöniker Geschichte geschrieben haben und die mit mir übereinstimmen. Hesiod, Hekataeus, Hellanikus, Akusilaus, Ephorus und Nikolaus berichten sogar, dass die Alten tausend Jahre gelebt hätten. Hierüber mag indessen jeder denken, wie es ihm gut scheint.

      VIERTES KAPITEL

      Vom babylonischen Turm und der Sprachenverwirrung.

      1. Noë hatte drei Söhne, Sem, Japheth und Chamas, die hundert Jahre vor der großen Flut geboren waren. Sie stiegen zuerst vom Gebirge in die Ebene hinab, beschlossen, da zu wohnen, und beredeten auch andere, die aus Furcht vor der Flut die Ebenen mieden und ungern die Gebirge verließen, ihnen vertrauensvoll zu folgen. Die Ebene, wo sie dieselben zuerst hinführten, heißt Sennaar. Obgleich nun Gott ihnen befahl, um der Vermehrung der Menschen willen sich in anderen Gegenden anzusiedeln, damit sie nicht untereinander in Streit gerieten und durch Bebauung größerer Flächen reichere Ernten erzielten, gehorchten sie ihm in ihrem Unverstande nicht und gerieten ins Elend. Und als sich ihre Jugend sehr vermehrte, gab ihnen Gott wiederum den Rat, sie in Kolonien zu verpflanzen. Sie aber, im Glauben, den Genuss des Lebensglückes nicht Gottes Güte, sondern eigener Kraft zu verdanken, gehorchten Gott wiederum nicht. Ja, sie wähnten sogar, er wolle sie nur darum in andere Wohnsitze locken, um sie zerstreuen und leichter unterdrücken zu können.

      2. Zu dieser Verachtung und Verhöhnung Gottes verleitete sie Nebrod, der Enkel Chamas’, des Sohnes Noës, denn er war kühn, und seiner Hände Kraft groß. Dieser überredete sie zu dem Wahn, nicht von Gott komme ihr Glück, sondern ihre eigene Tüchtigkeit sei die Ursache ihres Wohlstandes. Und allmählich verkehrte er sein Benehmen in Tyrannei, weil er die Menschen umso eher von Gott abzuwenden gedachte, wenn sie der eigenen Kraft hartnäckig vertrauten. Er wolle, sagte er, sich an Gott rächen, falls er mit erneuter Flut die Erde bedränge, und er wolle einen Turm bauen, so hoch, dass die Wasserflut ihn nicht übersteigen könne. So werde er für den Untergang seiner Vorfahren Vergeltung üben.

      3. Die Menge pflichtete den Absichten Nebrods bereitwillig bei, da sie es für Feigheit hielt, Gott noch zu gehorchen. Und so machten sie sich an die Erbauung des Turmes, der bei unverdrossener Arbeit und den vielen Arbeitskräften schnell in die Höhe wuchs. Da er aber sehr breit war, fiel seine Höhe minder auf. Gebaut wurde er aus Ziegeln, die mit heißem Harz zusammengekittet waren zum Schutze gegen das andrängende Wasser. Obgleich nun Gott ihr unsinniges Benehmen sah, wollte er sie doch nicht vertilgen, wiewohl sie durch Erinnerung an die Sintflut eigentlich auf bessere Gedanken hätten kommen müssen und also eine solche Strafe wohl verdienten, sondern er verwirrte ihre Sprache und entzweite sie so, dass der eine den anderen nicht verstehen konnte. Der Ort des Turmbaues aber wird wegen der Verwirrung der Sprache, die früher bei allen dieselbe war, Babylon genannt, denn auf Hebräisch heißt Babel »Verwirrung.« Des Turmbaues und der Sprachenverwirrung gedenkt auch Sibylla mit folgenden Worten: »Da alle Menschen eine und dieselbe Sprache redeten, begannen sie einen sehr hohen Turm zu bauen, als wollten sie auf ihm in den Himmel steigen. Die Götter aber erregten einen Sturm, der den Turm umstürzte, und gaben jedem eine besondere Sprache, woher die Stadt Babylon ihren Namen hat.« Die Ebene Sennaar erwähnt Hestiaeus: »Die geretteten Priester kamen mit den Heiligtümern des Zeus Enyalios nach Sennaar in Babylonien.«

      FÜNFTES KAPITEL

      Wie Noës Nachkommen über die ganze Erde hin sich Wohnsitze gründeten.

      Also zerstreuten sie sich der Verschiedenheit der Sprache halber. Die einen nahmen dieses Land in Besitz, die anderen jenes, wie Gott sie führte, sodass das ganze Festland, Binnenland sowohl wie Küste, von ihnen bevölkert wurde. Einige auch setzten auf Schiffen nach den Inseln über. Dabei behielten die Völker zum Teil die ihnen von ihren Gründern beigelegten Namen, zum Teil veränderten sie dieselben, zum Teil auch nahmen sie solche Namen an, die ihren Nachbarn geläufiger waren. Letzteres veranlassten besonders die Griechen, die, nachdem sie die Macht erlangt, ruhmsüchtig wie sie waren, anderen Völkern mit ihrer Staatsverfassung auch den Namen aufdrängten.

      SECHSTES KAPITEL

      Wie die einzelnen Völker von ihren Gründern Namen erhielten.

      1. Noës Söhne hatten wieder Söhne, denen zu Ehren die Völker, sobald sie ein Land in Besitz genommen hatten, genannt wurden. Japheth, der Sohn Noës, hatte sieben Söhne, deren Landbesitz von den Bergen Taurus und Amanus in Asien bis zum Flusse Tanaïs, in Europa bis nach Gadira reichte. Da diese Landstriche bis dahin unbewohnt waren, so gaben sie den dort sich niederlassenden Völkern ihre Namen. So hießen die jetzigen Galater einst Gomaremser, da sie von Gomar stammten, und die jetzigen Skythen Magoger von ihrem Stammvater Magog. Von den anderen Söhnen Japheths, Jovanus und Mades, stammten ab: von Letzterem die Madäer, die die Griechen Meder nennen, von Ersterem die Ionier und Griechen. Den Thobelern, die heute Iberer genannt werden, gab Thobel den Namen, den Mosochenern, die jetzt Kappadokier heißen, Mosoch. Doch ist noch eine Spur des alten Namens erhalten, da ihre Stadt Diazaka an denselben erinnert. Von ihrem Herrscher Thiras nannten sich die Thirer, die Thraker der Griechen. Das sind die von Japheth abstammenden Völkerschaften.

      Von den Söhnen des Gomar war Aschanaxes der Stammvater der Aschanaxer, die jetzt von den Griechen Rheginer genannt werden. Von Riphates stammten die Riphatäer, jetzt Paphlagoner, und von Thorgames die Thorgamäer, jetzt Phryger genannt.

      Auch Jovanus hatte drei Söhne, Elysas, Stammvater der Elysäer, jetzigen Äoler, Tharsus der Tharsenser, jetzigen Cilicier. Von Letzterem hat ihre berühmte Hauptstadt Tarsus offenbar den Namen, wenn auch das Theta in Tau umgeändert ist. Chetimus endlich nahm die Insel Chetima, die heutige Cyprus, in Besitz, und es werden deshalb von den Hebräern alle Inseln und die meisten Küstenorte Chethim genannt. Zum Beweise dessen dient eine Stadt auf Cyprus, die zufällig ihren Namen noch bis heute bewahrt hat, denn sie heißt auf Griechisch Kition, was von Chetim nicht besonders abweicht.

      Übrigens möchte ich hier, bevor ich fortfahre, eine Bemerkung einschalten, die den Griechen vielleicht weniger bekannt ist. Die Namen sind nämlich zur Ergötzung der Leser von den Griechen ihrer zierlichen Sprache gemäß geändert worden, während die Unseren diese Formen nicht gebrauchen, vielmehr Form und Endung unverändert lassen. So heißt Noëos bei uns Noë, und es bleibt diese Form stets unverändert.

      2. Des Chamas’ Söhne nahmen das Land in Besitz, welches sich von Syrien und den Bergen Amanus und Libanon bis ans Meer und den Ozean erstreckte. Doch sind deren Namen teils verloren gegangen, teils stark verändert und in andere verwandelt, sodass man sie schwerlich wieder erkennen kann, und nur wenige sind unversehrt erhalten. Von den vier Söhnen des Chamas hat die Zeit dem Chus nicht geschadet, denn noch jetzt werden die Äthiopier, deren Herrscher er war, sowohl von sich selbst als auch von allen Asiaten Chusäer genannt. Auch die Mesträer haben ihren Namen bewahrt, denn die Unseren nennen Ägypten Mestre und die Ägypter Mesträer. Nach Libyen führte Phutes Kolonisten und nannte sie nach seinem Namen Phuter. Auch gibt es im Maurenlande einen Fluss dieses Namens, den samt dem benachbarten Lande Phute auch viele griechische Geschichtschreiber erwähnen. Seinen jetzigen Namen hat Libyen von Libys, einem der Söhne des Mestraïm; später werde ich die Ursache angeben, weshalb es auch Afrika heißt. Chanaan endlich, der vierte Sohn des Chamas, bewohnte das jetzige Judäa und nannte es von sich Chananaea. Die Söhne des Chamas hatten wieder Söhne, und zwar hatte Chus deren sechs, von denen Sabas der Sabäer, Evilas der Eviläer (jetzt Gaetuler), Sabathes der Sabathener (griechisch Astabarer), Sabaktes der Sabaktener, Regmus endlich der Regmäer Stammvater war. Der Letztere hatte zwei Söhne: Judadas, von dem die in West-Äthiopien wohnenden Judadäer, und Sabaeus, von dem die Sabäer abstammten. Nebrod, ebenfalls ein Sohn des Chus, blieb bei den Babyloniern und beherrschte diese, wie schon oben mitgeteilt wurde. Mestraïm ferner hatte acht Söhne, die das Land von Gaza bis nach Ägypten in Besitz nahmen. Jedoch hat die Gegend nur den Namen des Philistin behalten, und die Griechen nennen einen Teil derselben Palästina. Von den übrigen, Ludiim, Enemim, Labim (der allein Kolonisten nach Libyen führte und diesem Lande den Namen gab), Nedem, Phethrosim, Chesloem und Chephthorim, wissen wir außer den Namen fast nichts. Denn im äthiopischen Kriege, von dem ich später erzählen werde, sind ihre Städte


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