Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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Arithmetik und der Sternkunde, Wissenschaften, die vor seiner Ankunft ihnen völlig fremd waren; denn sie gelangten von den Chaldäern zu den Ägyptern und von da zu den Griechen.

      3. Als nun Abram nach Chananaea zurückgekehrt war, teilte er das Land mit Lot, da unter ihren Hirten Streit wegen der Weideplätze entstanden war; dabei ließ er dem Lot völlig freie Wahl. Er selbst nahm die von Lot verlassene Gegend nahe dem Gebirge ein und wohnte in der Stadt Chebron, die sieben Jahre älter ist als Tanis in Ägypten. Lot hingegen bewohnte die Ebene am Flusse Jordan nahe bei Sodom, welche damals noch gottesfürchtig war, jetzt aber infolge des göttlichen Zornes verschwunden ist. Die Ursache hiervon werde ich an geeigneter Stelle darlegen.

      NEUNTES KAPITEL

      Niederlage der Sodomiter im Kampf mit den Assyrern.

      Zur Zeit der Herrschaft der Assyrer in Asien blühte Sodom sehr; sein Reichtum vergrößerte sich mehr und mehr, und es wies eine zahlreiche Jugend auf. Die Sodomiter wurden von fünf Königen beherrscht: Ballas, Barsas, Senabares, Syrnoborus und dem Könige der Balener, von denen jeder sein Gebiet hatte. Da überzogen die Assyrer sie mit Krieg; mit einem in vier Abteilungen unter je einem Anführer geteilten Heere belagerten sie die Sodomiter, besiegten sie in einer Schlacht und legten den Königen Tribut auf. Nachdem die Sodomiter zwölf Jahre lang dienstbar gewesen waren und den auferlegten Tribut entrichtet hatten, fielen sie ab, weshalb die Assyrer von neuem gegen sie zogen unter Führung des Amraphel, Ariuch, Chodollamor und Thadal. Diese plünderten ganz Syrien und rotteten das gewaltige Geschlecht aus. Dann kamen sie ins Land der Sodomiter und schlugen ihr Lager in einem »Harzbrunnen« genannten Tale auf. Zu jener Zeit nämlich gab es dort viele Brunnen; doch jetzt befindet sich an der Stelle, wo einst Sodom stand, ein See, Asphaltsee genannt. Über diesen See werde ich noch weiter unten berichten. Als nun die Sodomiter mit den Assyrern in heißer Schlacht zusammentrafen, fielen eine Menge von ihnen, die übrigen aber wurden in die Gefangenschaft geführt, unter ihnen auch Lot, der den Sodomitern zu Hilfe geeilt war.

      ZEHNTES KAPITEL

      Abram zieht gegen die Assyrer, bleibt Sieger und führt die gefangenen

      Sodomiter nebst der im Stich gelassenen Beute wieder zurück.

      1. Als Abram von ihrem Unglück hörte, beschloss er in Sorge um seinen Vetter Lot und voll Mitleid mit den Sodomitern, seinen Freunden und Nachbarn, diesen zu Hilfe zu kommen, und brach ungesäumt mit den Seinen auf. In der fünften Nacht ereilte er die Assyrer bei Danus, der einen Quelle des Jordan, griff sie unversehens an und tötete die einen in ihren Betten; die anderen, die noch nicht eingeschlafen waren und unfähig zum Kampfe umhertaumelten, schlug er in die Flucht. Dann verfolgte er sie und zwang sie am anderen Tage, sich in die Stadt Hoba im Damaszener-Gebiet zurückzuziehen. Hierdurch bewies er, dass der Sieg nicht auf der Menge der Krieger, sondern auf ihrer Rüstigkeit und Tapferkeit beruhe. Denn mit dreihundertzwölf Mann der Seinen und mit drei Freunden hatte er ein so gewaltiges Heer geschlagen. Und was von Feinden seiner Hand entgangen war, musste sich schmachbedeckt zurückziehen.

      2. Abram brachte nun die gefangenen Sodomiter und seinen Vetter Lot in Sicherheit und kehrte in Frieden heim. Und es kam ihm der König der Sodomiter entgegen bis zu einem »Königsfeld« genannten Orte; dort wurde er von Melchisedek, dem Könige von Solyma, empfangen. Melchisedek heißt der gerechte König, und das war er nach allgemeinem Urteil, weshalb er auch zum Priester Gottes bestellt wurde. Solyma ist das spätere Jerusalem. Dieser Melchisedek bewirtete die Krieger Abrams gebührend und gewährte ihnen alle Lebensbedürfnisse reichlich, und beim Mahle begann er den Abram zu loben und Gott zu danken, weil er die Feinde in seine Hand gegeben. Abram dagegen gab ihm von der Beute den Zehnten, den Melchisedek als Geschenk annahm. Als nun der König der Sodomiter den Abram bat, die Beute für sich zu behalten und ihm nur die befreiten Sodomiter auszuliefern, erklärte Abram, er könne diese Bedingung nicht annehmen; von der Beute wolle er nur das nehmen, was seine Leute zum Lebensunterhalt gebrauchten, wie auch ein Teil seinen befreundeten Mitkämpfern gebühre, nämlich dem Escholes, Enner und Mambres.

      3. Gott aber gefiel dieses tugendhafte Benehmen Abrams, und er versprach ihm Lohn für seine Ruhmestaten. Dieser aber meinte, wozu ihm der Lohn dienen solle, da er doch keine Nachkommen habe (bis dahin nämlich war er ohne Kinder). Da verhieß ihm Gott einen Sohn, und sein Geschlecht solle zahlreich werden wie die Sterne des Himmels. Und Abram brachte Gott ein Opfer nach seiner Vorschrift und nach folgender Weise: Er nahm ein dreijähriges Rind, eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder, auch eine Turteltaube und eine andere Taube und zerteilte sie nach Vorschrift, doch die Vögel zerteilte er nicht. Als dann die Vögel, ehe der Altar errichtet war, nach dem Blute lüstern umherflogen, erscholl Gottes Stimme, die verkündete, seine Nachkommen würden vierhundert Jahre lang in Ägypten böse Nachbarn haben; dann aber würden sie nach schweren Leiden ihre Feinde überwinden, ausziehen und nach Besiegung der Chananäer deren Land und Städte in Besitz nehmen.

      4. Abram aber wohnte damals bei einer Eiche, die Ogyges genannt wurde; dieser Ort liegt in Chananaea, nicht weit von Chebron. Und da er darüber betrübt war, dass seine Gattin ihm noch keine Nachkommen geboren, flehte er demütig zu Gott, ihm einen Sohn zu schenken. Gott aber ermahnte ihn, zu hoffen: wie er ihn aus Mesopotamien glücklich herausgeführt habe, so werde er ihm auch Kinder gewähren. Sarra führte ihm auf Geheiß Gottes eine ihrer Mägde, Agar, eine Ägypterin, zu, damit er von ihr Kinder erhielte. Als aber die Magd schwanger geworden war, trachtete sie nach der Herrschaft und verachtete die Sarra, als ob auf ihr Kind die Herrschaft übergehen würde. Da nun Abram sie der Sarra zur Bestrafung übergab, sann Agar auf Fluchtgelegenheit und bat Gott, dass er sich ihrer erbarme. Und als sie in der Wüste umherirrte, begegnete ihr ein Engel Gottes und befahl ihr, zu ihrem Herrn zurückzukehren: sie würde besser dran sein, wenn sie sich bescheiden aufführe; in der jetzigen schlimmen Lage sei sie nur deshalb, weil sie undankbar und anmaßend gegen ihre Herrin gehandelt habe. Wenn sie gegen Gottes Willen weiterwandere, werde sie untergehen; wenn sie aber zurückkehre, werde sie einen Sohn gebären, der später über jenes Land herrschen solle. Diesen Ermahnungen folgte sie, kehrte zu ihrer Herrschaft zurück und erhielt deren Verzeihung. Nicht lange danach gebar sie den Ismaël, das heißt »von Gott erhört«, weil Gott ihr Gebet erhört hatte.

      5. Ismaël wurde dem Abram in seinem sechsundachtzigsten Lebensjahre geboren, und als er neunzig Jahre alt geworden, erschien ihm Gott, verhieß ihm einen Sohn von der Sarra und befahl ihm, diesen Isak zu nennen. Von ihm würden große Völker und Könige abstammen, die ganz Chananaea von Sidon bis nach Ägypten erobern würden. Er gebot ihm aber, sein Geschlecht nicht mit anderen zu vermischen; deshalb solle am achten Tage nach der Geburt die Beschneidung vollzogen werden. Den Grund für unsere Beschneidung werde ich übrigens anderwärts anführen. Auch über seines Sohnes Ismaël Zukunft befragte Abram Gott; dieser antwortete, er werde lange leben und der Vater großer Völker sein. Und Abram dankte Gott und ließ sich sogleich mit den Seinen, darunter auch Ismaël, beschneiden. Letzterer war damals dreizehn, Abram selbst neunundneunzig Jahre alt.

      ELFTES KAPITEL

      Wie Gott die Sodomiter ausrottete im Zorn über ihre Freveltaten.

      1. Um diese Zeit wurden die Sodomiter durch ihren Reichtum stolz, gewalttätig und religionslos; sie gedachten der Wohltaten Gottes nicht mehr; übten keine Gastfreundschaft und missbrauchten den vertraulichen Umgang. Darob erzürnte Gott und beschloss, sie zu strafen und nicht nur ihre Stadt zu zerstören, sondern auch ihr Land zu verwüsten, sodass es fürder keine Pflanzen noch Früchte hervorbringen solle.

      2. Als nun Gott dieses beschlossen, sah Abram, an der Tür seines Hauses in Mambre sitzend, drei Engel, und im Glauben, sie seien Fremdlinge, stand er auf; begrüßte sie und bat sie, seine Gastfreundschaft anzunehmen. Jene sagten zu, und er ließ sogleich Brot aus Weizenmehl bereiten, ein Kalb schlachten, zubereiten und ihnen unter einer Eiche das Mahl herrichten. Sie taten nun, als ob sie speisten, und fragten auch, wo seine Gattin Sarra sei. Und da er antwortete, sie sei drinnen, erklärten sie, sie würden nach einiger Zeit wiederkehren und sie dann als Mutter vorfinden. Sarra aber lachte darüber und meinte, dass sie doch wohl keine Kinder mehr gebären könne, da sie selbst schon neunzig und ihr Mann hundert Jahre alt sei. Da verstellten sie


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