In die unbegrenzte Weite. Karoline von Günderrode

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In die unbegrenzte Weite - Karoline von Günderrode


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daß er sie befreiet,

      Tritt die Braut zu Piedro hin,

      Will ihn trösten, will versuchen,

      Ob die bösen Träume fliehn.

      Und sie neigt sich zu ihm nieder,

      Ruft des Theuern Namen laut.

      Er erwacht und mit Entsetzen

      Wendet er sich von der Braut.

      Und er mag sie nicht mehr schauen,

      Ihre Liebe ist ihm Pein.

      Tief versenkt nur im Betrachten

      Des Gestorbenen mag er seyn.

      Und das süße Mädchen weinet,

      Sie verhüllt ihr Angesicht,

      Möchte gern vor Schmerzen sterben,

      Nur den Theuern lassen nicht.

      Piedro siehts, ein tiefes Sehnen

      Zieht ihn nach des Grabes Ruh,

      Er zerreißt der Wunde Banden

      Und geht still den Todten zu.

      Dunkel ruhet auf den Wassern,

      Tiefe Stille weit umher,

      Piedro’s Schiff erreicht die Küste,

      Aber er schläft tief im Meer.

       Die Pilger

       Der erste Pilger

      Ich bin erkranket

      An Liebespein,

      Mögt’ nur genesen,

      Wollst du mein seyn.

      Dein lieblich Wesen,

      Dein Lippenroth,

      Hält mich gefangen

      Bis an den Tod.

      Mein Aug’ ist trübe,

      Mein’ Jugend verdorrt,

      Doch kenn’ ich noch Heilung,

      Wohl weiß ich den Port.

      Zu dem will ich wallen

      Ob Länder und Meer,

      Die Brust ist beklommen,

      Das Herz ist mir schwer.

      Ich greife zum Stabe,

      Ich walle zum Meer;

      Es brausen die Winde,

      Es tobet das Meer.

      Die Vöglein fliegen

      So lustig voran,

      Sie suchen den Frühling

      Und treffen ihn an.

      Es hält mich die Liebe,

      Ich bliebe so gern,

      Doch ziehet mich Sehnsucht

      Zum Grabe des Herrn.

      Lebt wohl dann ihr Augen

      Von freundlichem Schein,

      Mein Blick soll zum Himmel

      Gerichtet nur seyn.

      Mich sehnet, o süße

      Geliebte, nach dir!

      Doch wähl’ ich das Grab mir,

      Des Heilands dafür.

      Da kniee ich nieder

      Voll bitterem Schmerz;

      Da kann ich dich lassen,

      Da bricht mir das Herz.

      Die Heilung ist bitter,

      Der Weg ist wohl weit;

      Doch greif’ ich zum Stabe

      Und ende mein Leid.

       Der zweite Pilger

      Ich scheide froh vom Vaterland

      Und suche den geliebten Strand,

      Wo Jesus Christus wallte;

      Wo er in Demuth angethan

      Des Erdenlebens schwere Bahn,

      Mit stillem Sinne wallte.

      Was ist die Herrlichkeit der Welt

      Und alles, was dem Sinn gefällt?

      Ich will ihm froh entsagen.

      Die irrdische Kette fällt von mir,

      Und Jesu! nur zu dir! zu dir!

      Will ich mein Sehnen tragen.

      Die Märterkrone winket mir

      Und Seeligkeit wohl für und für,

      Wenn ich vollendet habe.

      O süße Buße! himmlisch Leid!

      In frommer Einfalt Seligkeit,

      Ihr wohnt am heiligen Grabe.

       Der Kuß im Traume,

      aus einem ungedruckten Romane

      Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,

      Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,

      Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten

      Daß neue Wonne meine Lippe saugt.

      In Träume war solch Leben eingetaucht,

      Drum leb’ ich, ewig Träume zu betrachten,

      Kann aller andern Freuden Glanz verachten,

      Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.

      Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,

      Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen

      Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.

      Drum birg dich Aug’ dem Glanze irr’dscher Sonnen!

      Hüll’ dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen

      1Lethe: in der griechischen Mythologie einer der Flüsse der Unterwelt und Personifikation des Vergessens.

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