Ins weite Blau. Friedrich Holderlin

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Ins weite Blau - Friedrich  Holderlin


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mein Herzensfreund zur Seite geht,

      Und mich ganz dem edlen Jüngling nachzubilden

      Einzig vor der Seele der Gedanke steht –

      Und wir bei den kleinen Kümmernissen

      Uns so sorglich in die Augen sehn,

      Wann so sparsam öfters, und so abgerissen

      Uns die Worte von der ernsten Lippe gehn.

      Schön, o schön sind sie! die stille Freuden,

      Die der Toren wilder Lärm nicht kennt,

      Schöner noch die stille gottergebne Leiden,

      Wann die fromme Träne von dem Auge rinnt.

      Drum, wenn Stürme einst den Mann umgeben,

      Nimmer ihn der Jugendsinn belebt,

      Schwarze Unglückswolken drohend ihn umschweben,

      Ihm die Sorge Furchen in die Stirne gräbt;

      O so reiße ihn aus dem Getümmel,

      Hülle ihn in deine Schatten ein,

      O! in deinen Schatten, Teure! wohnt der Himmel

      Ruhig wirds bei ihnen unter Stürmen sein.

      Und wann einst nach tausend trüben Stunden

      Sich mein graues Haupt zur Erde neigt,

      Und das Herz sich mattgekämpft an tausend Wunden

      Und des Lebens Last den schwachen Nacken beugt:

      O so leite mich mit deinem Stabe –

      Harren will ich auf ihn hingebeugt,

      Bis in dem willkommnen, ruhevollen Grabe

      Aller Sturm, und aller Lärm der Toren schweigt.

       Der Kampf der Leidenschaft

      Ras’ ich ewig? noch nicht ausgestritten

      Ist der heiße Streit der Leidenschaft?

      Hab’ ich armer nicht genug gelitten?

      Sie ist hin – ist hin – des Kämpfers Kraft.

      Engelsauge! immer um mich schweben –

      O warum? warum? du liebe Grausame!

      Schone! schone! sieh! dies schwache Beben!

      Weibertränen weint der Überwundene.

      Weibertränen weinen? Weibertränen?

      Wirklich? wein’ ich wirklich, Zauberin?

      Und dies Klopfen, dieses bange Sehnen

      Ists um Luzias Umarmungen?

      Nein! ich kann nicht! will nicht! diese Tränen

      Stieß der Zorn ins Auge, sie vergoß der Grimm;

      O! mich schmelzen keine Mädchenmienen,

      Nur der Freiheit brauste dieses Ungestüm.

      Aber wie? dein Stolz hat sich betrogen,

      Siehe! Lügen straft die Liebe mich;

      Männergröße hat dein Herz gelogen,

      Und im schwachen Kampf verkennst du dich.

      Stolz verschmähst du alle Mädchenherzen,

      Weil dir Luzia ihr großes Herz nicht gibt,

      Kindisch heuchelst du verbißne Schmerzen

      Armer Heuchler! weil dich Luzia nicht liebt.

      Weh! sie kann, sie kann mich nimmer lieben,

      Mir geraubt durch ein tyrannisch Joch,

      Nur die Wunde noch ist mir geblieben,

      Fühlst dus? Fühlst dus? Weib! die Wunde noch.

      Ha! ein Abgrund droht vor meinen Sinnen –

      Laß mich! laß mich! todesvolle Leidenschaft!

      Höllenflamme? wilt du ewig brennen?

      Schone! schone! sie ist hin, des Kämpfers Kraft.

       Am Tage der Freundschaftsfeier

      Ihr Freunde! mein Wunsch ist Helden zu singen,

      Meiner Harfe erster Laut,

      Glaubt es, ihr Freunde!

      Durchschleich’ ich schon so stille mein Tal,

      Flammt schon mein Auge nicht feuriger,

      Meiner Harfe erster Laut

      War Kriegergeschrei und Schlachtengetümmel.

      Ich sah, Brüder! ich sah

      Im Schlachtengetümmel das Roß

      Auf röchelnden Leichnamen stolpern,

      Und zucken am sprudelnden Rumpf

      Den grausen gespaltenen Schädel,

      Und blitzen und treffen das rauchende Schwert,

      Und dampfen und schmettern die Donnergeschütze,

      Und Reuter hin auf Lanzen gebeugt

      Mit grimmiger Miene Reuter sich stürzen

      Und unbeweglich, wie eherne Mauren

      Mit furchtbarer Stille

      Und Todverhöhnender Ruhe

      Den Reutern entgegen sich strecken die Lanzen.

      Ich sah, Brüder! ich sah

      Kein wehe! sprachen die Krieger,

      Von den blutiggebißnen Lippen

      Ertönte kein Lebewohl –

      Verstummet standen sie da

      In wilder Verzweiflung da

      Und blickten es an das rauchende Schwert

      Und schwangen es höher das rauchende Schwert,

      Und zielten – und zielten –

      Und stießen es sich bitterlächelnd

      In die wilde brausende Brust.

      Noch vieles will ich sehen,

      Ha! vieles noch! vieles noch!

      Doch möcht ich, Brüder! zuvor

      In euren Armen ausruh’n,

      Dann schweb’ ich wieder mutiger auf,

      Zu sehen Gustavs Schwertschlag,

      Zu sehen Eugenius’ Siegerfaust.

      Willkommen, du! –

      Und du! – Willkommen!

      Wir drei sinds?

      Nun! so schließet die Halle.

      Ihr


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