Ins weite Blau. Friedrich Holderlin

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Ins weite Blau - Friedrich  Holderlin


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      Am Fenster dampfend,

      Und meine Laren –

      Den Schatten meiner Stella,

      Und Klopstocks Bild und Wielands, –

      Mit Blumen umhängt zu sehen.

      Ich wollt’ in meiner Halle Chöre versammeln

      Von singenden rosichten Mädchen

      Und kränzetragenden blühenden Knaben,

      Und euch empfangen mit Saitenspiel,

      Und Flötenklang, und Hörnern, und Hoboën.

      Doch – schwur ich nicht, ihr Freunde

      Am Mahle bei unsers Fürsten Fest,

      Nur Einen Tag mit Saitenspiel

      Und Flötenklang, und Hörnern und Hoboën,

      Mit Chören von singenden rosichten Mädchen,

      Und kränzetragenden blühenden Knaben

      Nur Einen Tag zu feiren?

      Den Tag, an dem ein Weiser

      Und biedere Jünglinge,

      Und deutsche Mädchen

      Zu meiner Harfe sprächen,

      Du tönst uns Harfe lieblich ins Ohr,

      Und hauchst uns Edelmut,

      Und hauchst uns Sanftmut in die Seele.

      Aber heute, Brüder!

      O, kommt in meine Arme!

      Wir feiern das Fest

      Der Freundschaft heute.

      Als jüngst zum erstenmal wieder

      Der Mäher des Morgens die Wiese

      Entkleidete, und der Heugeruch

      Jetzt wieder zum erstenmal

      Durchdüftete mein Tal:

      Da war es Brüder!

      O da war es!

      Da schlossen wir unsern Bund

      Den schönen, seligen, ewigen Bund.

      Ihr hörtet so oft mich sprechen,

      Wie lang’ es mir werde

      Bei diesem Geschlechte zu wohnen,

      Ihr sahet den Lebensmüden

      In den Stunden seiner Klage so oft.

      Da stürmt’ ich hinaus in den Sturm

      Da sah’ ich aus der vorüberjagenden Wolke

      Die Helden der eisernen Tage herunterschau’n.

      Da rief’ ich den Namen der Helden

      In des hohlen Felsen finstres Geklüft,

      Und siehe! der Helden Namen

      Rief ernster mir zurück

      Des hohlen Felsen finstres Geklüft.

      Da stolpert’ ich hin auf dornigten Trümmern

      Und drang durchs Schlehengebüsch in den alternden Turm

      Und lehnte mich hin an die schwärzliche Wände

      Und sprach mit schwärmendem Auge an ihm hinauf:

      Ihr Reste der Vorzeit!

      Euch hat ein nervigter Arm gebaut,

      Sonst hätte der Sturm die Wände gespalten

      Der Winter den moosigten Wipfel gebeugt;

      Da sollten Greise um sich

      Die Knaben und Mädchen versammlen

      Und küssen die moosigte Schwelle,

      Und sprechen – seid wie eure Väter!

      Aber an euren steinernen Wänden

      Rauschet dorrendes Gras herab,

      In euren Wölbungen hangt

      Zerrißnes Spinnengewebe –

      Warum, ihr Reste der Vorzeit

      Den Fäusten des Sturmes trotzen, den Zähnen des Winters.

      O Brüder! Brüder!

      Da weinte der Schwärmer blutige Tränen,

      Auf die Disteln des Turmes,

      Daß er vielleicht noch lange

      Verweilen müsse unter diesem Geschlechte,

      Da sah’ er all’ die Schande

      Und fluchte dem verderblichen Ausland,

      Und fluchte den verdorbnen Affen des Auslands,

      Und weinte blutige Tränen,

      Daß er vielleicht noch lange

      Verweilen müsse unter diesem Geschlechte.

      Doch siehe es kam

      Der selige Tag –

      O Brüder in meine Arme! –

      O Brüder, da schlossen wir unsern Bund,

      Den schönen, seligen, ewigen Bund.

      Da fand ich Herzen, –

      Brüder in meine Arme! –

      Da fand ich eure Herzen.

      Jetzt wohn’ ich gerne

      Unter diesem Geschlechte,

      Jetzt werde der Toren

      Immer mehr! immer mehr!

      Ich habe eure Herzen.

      Und nun – ich dachte bei mir

      An jenem Tage,

      Wann zum erstenmal wieder

      Des Schnitters Sichel

      Durch die goldene Ähren rauscht;

      So feir’ ich ihn, den seligen Tag.

      Und nun – es rauschet zum erstenmal wieder

      Des Schnitters Sichel durch die goldene Saat,

      Jetzt laßt uns feiren,

      Laßt uns feiren

      In meiner Halle den seligen Tag.

      Es warten jetzt in euren Armen

      Der Freuden so viel’ auf mich,

      O Brüder! Brüder!

      Der edlen Freuden so viel.

      Und hab’ ich dann ausgeruht

      In euren Armen,

      So schweb’ ich mutiger auf,

      Zu schauen Gustavs Schwertschlag

      Zu schauen Eugenius’ Siegerfaust.

       An die Vollendung

      Vollendung! Vollendung! –

      O du der Geister heiliges Ziel!

      Wann werd ich siegestrunken

      Dich umfahen und ewig ruhn?

      Und frei und groß

      Entgegenlächeln der Heerschar

      Die


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