Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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aber ich gebe mir gerade große Mühe, dass Sabine mich nicht für meine Nähkunst hasst.«

      »Ich denke, Sie muss sich keine Sorgen machen«, versicherte ihm Anna, nachdem sie ihm über die Schulter geschaut hatte.

      »Danke.« Sebastian konnte sich noch nicht wirklich entspannen. Erst wenn Mutter und Kind auf dem Weg ins Krankenhaus waren, konnte er die Verantwortung für sie abgeben.

      Wenig später kam Sabine wieder zu sich. Er hatte die Narkose so knapp wie möglich bemessen, um sie und das Kind nicht zusätzlich zu schwächen.

      »Ist alles gut gegangen?«, fragte sie.

      »Ja, Sabine, das ist es. Du hast einen kleinen Jungen.« Behutsam berührte er ihre Stirn. Das Fieber war gesunken, was ihm auch das Thermometer gleich bestätigte.

      »Dann müssen wir nicht ins Krankenhaus?«

      »Doch, ich möchte, dass ihr euch gründlich untersuchen lasst, damit wir sicher sein können, dass alles in Ordnung ist.«

      »Aber es geht uns doch gut. Oder nicht?«

      »Bitte, Sabine, ich bestehe darauf.«

      »Waren der Kleine und ich schlecht dran? Sag mir die Wahrheit, Sebastian.«

      Aus denAugenwinkeln heraus sah er, dass Anna ihn beobachtete.

      »Es sah nicht gut aus.« Einem Patienten vor einem notwendigen Eingriff Mut zu machen, bedeutete, seine Lage weniger dramatisch darzustellen, als sie in Wirklichkeit war. Wenn alles überstanden war, kam die Stunde der Wahrheit.

      »Das heißt, ihr beide habt uns das Leben gerettet.«

      »Nachdem ich die Fahrt auf dem Traktor mit Anton überstanden hatte, war alles andere ganz leicht«, entgegnete Sebastian lächelnd.

      »Er hat dich mit dem Traktor geholt?«, wunderte sich Sabine.

      »Offensichtlich hast du einiges verpasst.«

      »Darf ich mein Kind sehen?«

      »Aber ja.« Anna hatte den kleinen Jungen inzwischen gewaschen, gewickelt und ihm einen grünen Strampelanzug angezogen, der schon ein bisschen abgetragen war.

      »Hallo, kleiner Mann.« Sebastian betrachtete das Neugeborene, das gesunde rosige Haut hatte und tiefschwarze Haare.

      »Er heißt Bastian«, verkündete Sabine, als Anna ihr das Kind in die Arme legte. »Ich wünsche mir, dass ihr die Paten von Bastian werdet«, sagte sie und sah ihre beiden Retter an.

      »Sehr gern.« Obwohl Anna schon vielen Babys auf die Welt geholfen hatte, eine Patenschaft hatte ihr noch nie jemand angeboten.

      »Bastians Geburt war die erste, die ich in Bergmoosbach erlebt habe, ich werde gern sein Pate«, erklärte sich auch Sebastian einverstanden. »Komm rein!«, rief er, als es vorsichtig an der Tür klopfte.

      »Der Hubschrauber ist gleich da.« Anton, der nun ein sauberes Hemd und eine saubere Hose trug, betrat das Zimmer.

      »Ich gratuliere dir zu deinem Sohn«, sagte Sebastian.

      »Ich gratuliere auch«, schloss sich Anna an. »Dein Sohn wird sicher ein kleiner Abenteurer werden, kaum auf der Welt, unternimmt er bereits einen Ausflug mit einem Hubschrauber.«

      »Vielleicht wird er Pilot«, sagte Anton und betrachtete das Neugeborene in den Armen seiner Frau.

      »Begleitest du uns, Anton?«, fragte Sabine, als sie den Hubschrauber hörten, der schnell näherkam.

      »Ja, das mache ich. Ich sage Markus Bescheid, dass er sich um die Kleinen kümmert.«

      Ein paar Minuten später war der Hubschrauber gelandet. Während Sebastian den Notarzt, der zur Besatzung gehörte, über den Verlauf des Eingriffs informierte, packten die Sanitäter Mutter und Kind auf eine Liege und trugen sie mit viel Geschick durch das enge Treppenhaus. Kurz darauf hob der Hubschrauber wieder ab, und Anton, der noch nie zuvor geflogen war, schaute ein wenig verängstigt aus dem Fenster.

      »Was kostet denn so ein Transport?«, fragte Markus, ein hoch aufgeschossener Teenager mit weißblondem Haar und schmalem Gesicht.

      Er und die sechsjährigen Zwillinge Senta und Benjamin, beide ebenso blond wie ihr großer Bruder, standen in der Haustür und sahen dem Hubschrauber nach.

      »Das kommt auf die Dauer des Einsatzes an«, sagte Sebastian. Er und Anna hatten ihre Sachen inzwischen gepackt und wollten sich nun auf den Nachhauseweg machen.

      »Mehr als 500 Euro?«

      »Um einiges mehr, aber du musst dir darüber keine Gedanken machen. Der Einsatz war unabdingbar, deshalb wird die Krankenkasse die Kosten übernehmen.«

      »Hm«, murmelte Markus und schaute zu Boden.

      »Wann kommt unsere Mama mit unserem Bruder wieder nach Hause?«, wollte Senta wissen.

      »In ein paar Tagen, mein Schatz«, antwortete Anna dem Kind.

      »Dann haben wir ja noch ein bisschen Ruhe, bevor das Babygeschrei anfängt.«

      »So laut wie du und Benjamin ist der Kleine bestimmt nicht, und jetzt gehen wir schlafen, ihr Zwerge.« Markus nahm seine Geschwister an die Hand und trat zur Seite, damit Sebastian und Anna das Haus verlassen konnten.

      »Du schaffst das mit deinen Geschwistern?«, fragte Anna, als sie ihr Fahrrad nach draußen schob.

      »Sie sind nicht so frech, wie sie tun«, antwortete er lächelnd.

      »Na dann, gute Nacht, Markus.«

      »Gute Nacht, Frau Bergmann, gute Nacht, Herr Doktor Seefeld«, sagte er und schloss die Haustür.

      »Und wir beide haben nun einen Gang durch die Nacht vor uns«, sagte Sebastian und sah auf den aufgeweichten Feldweg, der nach Bergmoosbach zurückführte.

      »So sieht es aus, und ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie mich nicht allein ließen. Egal, was Sie von mir halten.«

      »Was soll ich denn von Ihnen halten?«, fragte Sebastian, während sie nebeneinander den Weg entlangliefen und sich Mühe gaben, den größten Pfützen auszuweichen.

      »Mir ist Ihr vorwurfsvoller Blick nicht entgangen, als Sabine mich Ihnen vorgestellt hat.«

      »Eine Querlage ist eine vorhersehbare Komplikation. Sie hätten Sabine rechtzeitig auf einen Kaiserschnitt in der Klinik vorbereiten müssen.« So wie er Anna gerade erlebt hatte, war sie eine gute Hebamme, und er fragte sich, wie ihr so etwas passieren konnte.

      »Das hätte ich auch getan, aber leider wusste ich nichts davon.«

      »Sie war nicht bei Ihnen zur Kontrolle?«

      »Sie war nur einmal bei mir, da war sie in der zehnten Woche. Danach habe ich sie nicht mehr gesehen, alles, was ich über sie wusste, basierte auf diesem einzigen Gespräch. Das wurde mir erst richtig bewusst, als Sie mich nach ihren Vorerkrankungen fragten.«

      »Was Sie an den Rand der Ohnmacht gebracht hat?«

      »Das war unprofessionell, ich weiß, obwohl es sicher auch daran lag, dass ich heute seit dem Frühstück nichts mehr gegessen habe. Bei Ihrem Vater war Sabine übrigens auch nicht. Ich hatte ihn neulich danach gefragt. Wir dachten, sie geht zu einem Gynäkologen in die Stadt.«

      »Merkwürdig, mir hat sie gestern erzählt, dass jetzt alle zu Ihnen gehen.«

      »Alle nicht, und Sabine leider auch nicht. Aber vermutlich halten Sie sowieso nichts davon, wenn eine Hebamme sich selbstständig macht.«

      »Das glauben Sie also?«

      »Hebammen stehen nicht gerade hoch im Kurs bei euch Medizinern. Die meisten Ihrer Kollegen sind der Meinung, dass Schwangerschaft irgendetwas mit krank sein zu tun hat und die Geburt ausschließlich unter Ihrer Aufsicht in einer Klinik stattzufinden hat.«

      »Soweit ich weiß sind auch in den Kliniken Hebammen für die Geburt zuständig. Oder hat sich


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