Seewölfe Paket 26. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 26 - Roy Palmer


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      „Und wohin?“ fragte Carberry entgeistert.

      „Wir segeln zu der ersten Insel zurück, wo die ‚Viento Este‘ aufgebrummt ist, von der wir das Gold geborgen haben.“

      Die anderen sahen Old Donegal zunächst noch verständnislos an. Selbst der Kutscher runzelte fragend die Stirn.

      „Schön und gut“, sagte er schließlich. „Aber was tun wir auf der anderen Insel – Däumchen drehen?“

      „Arbeiten“, sagte Old O’Flynn geheimnisvoll. „Natürlich tun wir nur so, als würden wir arbeiten.“

      Carberry sah den Alten von der Seite her an. Dann räusperte er sich.

      „Seit wann wirken denn zwei Schlucke so stark auf dich?“ fragte er anzüglich. „Mehr hattest du doch nicht. Und den Scheiß nennst du eine Idee?“

      „Laß mich doch ausreden, du Tranfisch. Wir nehmen ein paar leere Kisten mit, Schaufeln und Spaten und graben im Sand. Die Kerle werden das beobachten und genau wissen, wonach wir graben. Nämlich nach den Goldbarren, die wir versteckt haben.“

      Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann verstand jeder die Gedankengänge des Old O’Flynn.

      Carberry schlug ihm grinsend auf die Schulter. Der Kutscher war ebenfalls am Grinsen.

      „Das wird sie sicher sehr grämen“, meinte er. „Das wird sie aber auch gleichzeitig aktiv werden lassen und zwingen, etwas zu unternehmen, einen Angriff nämlich.“

      „Das hast du sehr richtig erkannt“, lobte Old O’Flynn. „Erst werden sie sich schwarz und grün ärgern, dann werden ihnen sämtliche Gäule durchgehen, und dann greifen sie nachts unüberlegt an, weil sie sonst von dem vermeintlichen Gold nie wieder etwas zu sehen kriegen. Aber wir werden mit der Karavelle auf sie lauern und ihnen entgegensegeln, sobald sie diese Insel verlassen. Dann gibt’s Zunder, und wir haben die Kerle endgültig vom Hals.“

      „Dann verholen wir doch am besten gleich“, schlug der Profos vor. „In einer Stunde können wir auf der anderen Insel sein.“

      „Das tun wir auch“, versicherte Old O’Flynn. „Holt den Anker ein und setzt die Segel. Ich möchte zu gern die Gesichter der Kerle sehen, wenn sie uns beim Buddeln beobachten. Und wenn sie dann noch erfahren würden, daß das Gold doch auf dieser Insel und alles andere nur eine Finte ist, dann möchte ich die Visagen noch lieber sehen.“

      Sie verloren keine Zeit mehr. Sie wußten, daß sie beobachtet wurden, holten den Anker ein und setzten die Segel.

      „Na denn, Amigos“, sagte Old O’Flynn händereibend, „jetzt könnt ihr mal die Klüsen aufreißen.“

      Die „Empress“ nahm Kurs auf die Insel, wo die „Viento Este“ aufgelaufen war. Die Insel lag nördlich vor der jetzigen. Die Kerle konnten also die südliche Westküste gut beobachten.

      Eine knappe Stunde später lag die „Empress“ an der gewünschten Stelle und ging vor Anker. Die Segel wurden weggenommen.

      „Jetzt holen wir leere Kisten aus dem Laderaum und ein paar Schaufeln“, sagte Old O’Flynn. „Und dann buddeln wir den Strand ein bißchen um. Dort vorn, zwischen den Palmen, ist ein guter Platz. Die Kerle werden nicht feststellen können, ob wir wirklich Gold in die Kisten laden.“

      Gleich darauf waren sie eifrig bei der Sache. Ein paar leere Kisten wurden in die Jolle geladen, ebenso ein paar Schaufeln.

      Dann pullten sie zum Strand hinüber und taten sehr geheimnisvoll.

      Zwischen den Palmen wurde emsig gebuddelt. Der Profos bückte sich grinsend, hob einen Stein aus dem Sand und legte ihn neben die leere Kiste.

      Von weitem mußte das eine Menge Eindruck schinden.

      Die anderen gruben auch eifrig den Sand um und verschreckten ein paar Krabben, die sich dort eingebuddelt hatten und nun verstört zum Wasser dwarsteten.

      „Wahrhaftig, ein toller Spaß“, sagte Carberry.

      Immer eifriger bückten sie sich. Dann waren die ersten Kisten „voll“ und wurden von jeweils zwei Mann zur Jolle transportiert, wobei die Kerle so taten, als hätten sie schwer zu schleppen.

      Der erste Pendelverkehr zwischen „Empress“ und Strand begann. Auf der Karavelle wurden die leeren Kisten übernommen, nach unten in den Laderaum geschafft und ebenso leer wieder nach oben gereicht. Die Jolle pullte wieder zurück.

      Old O’Flynn hatte ein Dauergrinsen im Gesicht und geizte nicht mit der Rumbuddel. Bei jeder Fahrt gab es einen kleinen Schluck.

      Prado und seinen fünf Kerlen war es entgangen, daß ein Boot die Insel gerundet hatte. Sie hatten sich etwas weiter ins Innere zurückgezogen, um dem krakeelenden Papagei zu entwischen, der ihren Standort verraten konnte.

      Erst viel später kehrten sie wieder an den Ausgangspunkt ihrer Beobachtung zurück.

      Da sahen sie, wie auf dem Dreimaster gerade der Anker gehievt und die Segel gesetzt wurden.

      Prado schluckte hart, als er sah, daß die Karavelle Kurs auf die südliche Westküste der nördlich gelegenen Insel nahm.

      „Was hat das denn zu bedeuten?“ fragte er verblüfft. „Die Kerle hauen einfach ab und kümmern sich nicht um das Gold? In meinen Schädel geht das jedenfalls nicht hinein.“

      Er sah in fünf verblüffte und verdatterte Gesichter. Keiner konnte sich einen Reim auf den plötzlichen „Umzug“ bilden.

      Sie starrten dem Schiffchen nach, bis es auf der anderen Insel erneut vor Anker ging.

      Prado sah alles deutlich durch den Kieker. Erstaunt registrierte er, daß drüben Kisten und Schaufeln ausgeladen und in die Jolle verfrachtet wurden. Ein paar Kerle pullten zum Strand hinüber und begannen gleich darauf eifrig im Sand zu buddeln.

      Erst da ging Prado und seinen Kerlen das Licht der Erkenntnis auf. Sie gewannen eine völlig neue „Einsicht“.

      „Verflucht!“ brüllte Prado. „Die graben da drüben unser Gold aus und verladen es auf die Karavelle. Das darf nicht wahr sein!“

      Er stöhnte laut auf und gab den Kieker an seine Kerle weiter, die alle reihum hindurchstarrten.

      „Was heißt das?“ fragte Normando verständnislos. „Wieso buddeln die da drüben nach dem Gold, wenn es doch auf dieser Insel vergraben liegt?“

      Ein wüster Fluch war zuerst die Antwort. Dann schlug sich Prado mit der Hand klatschend an die Stirn.

      „Scheiß, verdammter!“ schrie er außer sich vor Wut und Enttäuschung. „Wir hocken auf der falschen Insel, wir Idioten. Natürlich – die Kerle werden ja auch nicht so dämlich sein und das Gold erst zu dieser Insel bringen. Sie haben das Gold genau da vergraben, wo die ‚Viento Este‘ aufgebrummt ist, und jetzt holen sie es. O du lieber Himmel, was sind wir doch für Idioten!“

      „Die Einsicht kommt reichlich spät“, sagte Morro kalt. „Acosta hätte ich das ja zugetraut, aber dir nicht. Jetzt liegt das Gold für uns auf dem Mond.“

      Prado steckte den Vorwurf zähneknirschend ein.

      „Ihr anderen hättet ja auch mal nachdenken können“, sagte er. „Aber diese Bastarde haben sich immer so benommen, als würden die Goldbarren auf dieser Insel liegen.“

      Jetzt ging auch dem Dämlichsten von ihnen ein Licht auf. Ein paar jaulten ihre Enttäuschung hinaus. Einer warf sich in den Sand und trommelte mit den Fäusten so lange darin herum, bis er das Zeug zwischen den Zähnen hatte und es wütend und knirschend ausspie.

      „Wir sind allesamt Blödmänner“, sagte Morro in vortrefflicher Selbsterkenntnis. „Das hätten wir uns denken können.“

      Er riß Santos das Spektiv aus der Hand. Dann stieß er einen grimmigen Fluch aus.

      „Die ersten drei Kisten voller Gold werden gerade zur Jolle geschleppt“, jaulte er. „Jetzt pullen diese


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