Seewölfe - Piraten der Weltmeere 112. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 112 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-436-4

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      September 1584.

      Die „Isabella VIII.“ befand sich auf der Höhe der Provinz Tiantai Shan und näherte sich dem Inselgewirr von Ningbo.

      Der Wind blies denkbar günstig mit Stärke fünf aus Südosten. Es war ein sauberer raumer Wind, der das nordwärts segelnde Schiff an der Küste entlang mit Kurs Richtung Shanghai-Shi trieb.

      In der Kuhl standen Ben Brighton, der Profos Carberry, Smoky und der Schiffsjunge Bill, der den narbengesichtigen Profos immer wieder verstohlen von der Seite anblickte.

      Carberry tat so, als sähe er diesen verstohlenen Blick nicht. O ja, er wußte, weshalb der Bengel ihn so musterte, denn er war immer noch nicht richtig dahintergestiegen, daß der Profos mit dem Kutscher zusammen ihm einen ganz hinterhältigen Streich gespielt hatte. Aber der Bengel war selbst schuld gewesen, denn sein Benehmen hatte etwas gelitten. Er hatte sich plötzlich wie ein Ochsenfrosch aufgeblasen und ein verdammtes Imponiergehabe an den Tag gelegt, seit das Mädchen „Flüssiges Licht im beginnenden Sommer“ an Bord war.

      Zwei handfeste Rum mit Rizinusöl vermischt, die der Profos leutselig „ausgegeben“ hatte, hatten den Bengel kuriert. Er hatte drei Stunden lang auf dem Freiluftabort gehockt und wußte jetzt wieder haargenau, wo sein Platz an Deck war. Jetzt versuchte er, dem Profos schon im voraus jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

      Der Bootsmann Brighton deutete nordwärts zum Horizont, wo es grau und wie ein großer trüber Schleier heranfegte.

      „Eine mächtige Regenwand rast genau auf uns zu“, sagte er. „Wie sieht es mit unserem Trinkwasser aus?“

      Carberry blickte den Bengel an und gab die Frage weiter.

      „Du bist für das Trinkwasser verantwortlich, mein Junge, und du weißt, daß es eine verdammt verantwortungsvolle Aufgabe ist, denn vom Wasser hängt unser Leben ab. Wie steht’s also?“

      Ein paar Spritzer Salzwasser klatschten übers Vorschiff, zerstäubten und bliesen durch die Kuhl. Die Männer wurden von einem feinen Schleier überzogen. Die „Isabella“ segelte mit Steuerbordhalsen über Backbordbug.

      „Zwei Fässer sind noch voll, die anderen habe ich schon gesäubert“, sagte Bill. Mit der rechten Hand strich er seine schwarzen nassen Haare aus der Stirn.

      Insgeheim beglückwünschte er sich dazu, die Fässer gesäubert zu haben, ohne daß es ihm einer gesagt hatte, denn wenn der Profos ihm eine Aufgabe zugeteilt hatte, die er nicht erfüllte, dann setzte es was, darin verstand Carberry keinen Spaß.

      Er hatte ihm vor kurzem noch wortwörtlich gesagt: „Du kannst dein Maul aufreißen, wenn du im Recht bist, du kannst auch mal faul herumstehen oder sogar ein paar Rosinen klauen, aber wenn du etwas versaust, wovon das Wohl und Wehe der Mannschaft abhängt, dann kannst du dir mal die Muscheln unterm Schiff anschauen, und das meine ich verdammt ernst!“

      „Gut, dann bring die leeren Fässer an Deck. Wir spannen Segeltuch auf und werden Wasser einfangen.“

      „Aye, aye, Sir!“

      „Der Bengel hat sich wieder gemausert“, sagte Ben Brighton lachend. „Wurde auch Zeit, er war ziemlich rotzig.“

      „Ja, seit die See seinen Affenarsch drei Stunden lang gekühlt hat, ist er wieder ganz manierlich. Nur das Chinesenmädchen glotzt er immer so an, als sei es ein vom Himmel gefallener Engel, aber das geht den anderen ja auch so“, sagte Carberry anzüglich.

      Smoky räusperte sich und sagte andächtig: „Ein jeder fasse an seinen eigenen Zinken!“

      „Was soll das heißen?“ brummte Ed. Breit und mächtig stand er in der Kuhl und blinzelte mit einem Auge den Decksältesten Smoky an.

      Smoky grinste, pfiff falsch und laut und marschierte zur Back, wo Bill gerade die Fässer an Deck wuchtete.

      Die graue Wand näherte sich jetzt rasch. Schon von hier aus war zu erkennen, daß es inmitten dieser Wand finster wie im Sack werden würde. Das Wasser fiel buchstäblich wie eine Wand vom Himmel, jeder sah es überdeutlich.

      Das Segeltuch wurde in aller Eile von Backbord nach Steuerbord gespannt und befestigt. Dort, wo das Segeltuch die tiefste Stelle bildete, stand das erste Faß, ein kleiner Riß würde dafür sorgen, daß der Regen die Fässer füllte.

      Carberry blickte besorgt nach vorn, wo die graue tiefhängende Wand sich näherte. Diese Regenfront brachte mit Sicherheit einen Wetterumschwung mit sich, denn obwohl der Wind raum wehte, also fast achterlich, trieb eine höhere Windzone die Wolke auf sie zu.

      Carberry spuckte über Bord, sah mit kritischen Augen nach den Segeln und nickte dann bedächtig.

      „Hopp, an Deck mit euch, ihr vergammelten Seegurken!“ schrie er, als er sah, wie einer nach dem anderen klammheimlich verschwand.

      „Runter mit den Hemden! Der kleine Guß schadet euch nicht, das ist immer noch besser, als sich in Seewasser zu waschen.“

      „Batuti frieren, wenn Regengott machen Wasser“, sagte der Gambianeger. Ihn fror, als der Wind plötzlich kühler einfiel.

      „Du wirst schon nicht anfrieren“, versprach Ed.

      Nun wimmelte es an Deck von Seewölfen. Ja, so ein kräftiger Guß konnte wirklich nicht schaden, dachten sie, und diejenigen, die Hemden trugen, rissen sie sich vom Oberkörper und warteten auf das, was der Himmel ihnen bescheren würde.

      Sie wurden nicht enttäuscht, es ging ganz schnell.

      Der Küstenstrich des Großen Chan verschwand an Backbord, als habe es ihn nie gegeben. Gleichzeitig wurde es dämmerig, fast dunkel schon.

      Die „Isabella“ segelte mitten in diese Wand aus Wasser hinein. Sofort ließ der Wind etwas nach, das Geräusch der an den Rumpf klatschenden Wellen wurde vom gleichmäßigen Rauschen des Regens überlagert. Das Wasser klatschte so dicht vom Himmel, daß man vom Vordeck aus nicht mehr das Achterkastell sah.

      „Verdammt noch mal!“ schrie der Moses. „Da ersäuft man ja glatt an Deck!“

      Seine Worte wurden von einem unaufhörlichen Klatschen und Rauschen verschluckt. Es hatte den Anschein, als segele die „Isabella“ mitten durch das Meer. Es ergoß sich in einem pausenlosen Getrommel und füllte innerhalb kürzester Zeit das erste Wasserfaß. Das aufgespannte Segeltuch vermochte die riesigen Wassermengen kaum


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