Seewölfe - Piraten der Weltmeere 611. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 611 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-025-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Fred McMason

       Keine Schonzeit für Ratten

       Der Hunger geht um – und da zahlen sie Wucherpreise

      21. Juni 1598 – Atlantik.

      Seit vier Nächten hatte Barry Wister immer den gleichen Traum. Er fürchtete sich schon vor dem Schlafengehen, denn er wußte mit absoluter Sicherheit, daß alles Schreckliche wieder von vorne beginnen würde. Es würde nie ein Ende nehmen, es begann immer wieder neu.

      Manche sagten von ihm, daß er das Zweite Gesicht habe, aber daran glaubte der bärtige Zimmermann nicht, denn viele seiner schrecklichen Träume hatten sich zum Glück nicht bewahrheitet. Von diesem Traum aber wußte er, daß er unabänderliche Wahrheit werden würde. Dabei fing er meist harmlos an.

      Die Dreimast-Galeone „Discoverer“ wiegte sich sanft in einem Meer von eigentümlicher Farbe. Das Wasser war lilafarben mit blutroten Streifen darin, die in die Tiefe zu gleiten schienen. Auch der Himmel hatte diese eigentümliche Farbe, wo er am Horizont mit dem Wasser verschmolz.

       Die Gestalten an Deck hatten keine Gesichter. Es waren Schemen, die sich kaum bewegten, gesichtslose Phantome …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Jimmy Wister – der Dreizehnjährige hat eine gute Idee, um dem Hunger zu Leibe zu rücken, doch dafür wird er verprügelt.

      Kelvin Bascott – der glatzköpfige Widerling von Koch auf der „Discoverer“ fängt Ratten und verkauft sie gegen klingende Münze an die verhungerten Auswanderer.

      Wintrop – weil er gewagt hat, über Kapitän Granville die Wahrheit zu sagen, wird er barbarisch bestraft.

      Robert Granville – die Gier nach Geld ist bei dem Kapitän der „Discoverer“ grenzenlos – und bricht ihm letztlich das Genick.

      Philip Hasard Killigrew – es stört den Seewolf nicht, unterschätzt zu werden, aber wer ihm auf der Nase herumtanzt, der erlebt sein blaues Wunder.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       1.

      Um Barry Wister herum herrschte gespenstische Stille. Er glaubte, die Zeit fein wie gemahlenen Sand knirschen zu hören. Alles war so unwirklich fremd und irgendwie gegenstandslos, als befände er sich in einer anderen Welt.

      An diesem Punkt seiner Träume angelangt, begann sein Herz wild in der Brust zu hämmern. Der Schweiß brach ihm aus und bedeckte seinen ganzen Körper, denn jetzt kam das Unabänderliche.

      An der Kimm, wo die Farben zu abstrakten Mustern verwischten und eine Phantasiewelt vorgaukelten, erhob sich plötzlich das Meer. Übergangslos wuchs eine gigantische Walze aus dem Ozean. Sie türmte sich immer höher auf, bis der Horizont hinter ihr völlig verschwand.

      Diese Riesenwalze begann jetzt lautlos zu rollen wie eine gläserne Mauer. Die Galeone bewegte sich und begann zu ächzen und in allen Verbänden zu knarren. Das Schiff lebte, das wußte Barry Wister in diesem Augenblick sehr genau. Es lebte und hatte Angst vor dieser Riesenfaust, die es gleich zertrümmern würde.

      Er warf einen hilfesuchenden Blick nach achtern, wo der gesichtslose Kapitän und seine Offiziere standen.

      „Tut doch etwas!“ schrie er in wilder panischer Angst.

      Sein Schrei erreichte die Schemen nicht, oder sie schienen ihn nicht zu hören. Unbewegt standen sie auf dem Achterdeck, ohne sich der Gefahr bewußt zu sein.

      Aus dem Holz des Schiffes drangen Schreie der Angst. Es schüttelte sich in namenlosen Entsetzen. Überall kreischte es in höchster Not.

      Als Barry Wister entsetzt herumfuhr, sah er die Riesenwoge direkt auf sich zurasen. Jetzt glaubte er auch ein fernes urweltliches Tosen und Brausen zu hören. Die Luft schien zu kochen.

      Die riesige Woge überrannte das Schiff, das jetzt wie ein hilfloses Tier schrie. Ein gewaltiger Schlag fuhr schmetternd über die Galeone hinweg. Ein Wasserwirbel unbeschreiblichen Ausmaßes überschüttete alles. Sofort danach versank alles in unheimlicher Stille.

      Wister fand sich in einer anderen Welt wieder, die von geisterhafter Stille geprägt war. Sie wirkte absolut lautlos. Er spürte, daß er in einem großen Wasserwirbel in die Tiefe des Atlantik gerissen wurde, daß es immer tiefer dem Meeresboden entgegenging. Das Schiff befand sich auf einer irrsinnigen Talfahrt zum Mittelpunkt der Erde.

      Deutlich sichtbar tauchten zerklüftete, mit Moosen und Algen behangene Bergrücken vor ihm auf. Das Wasser war seltsam klar, wie er erkennen konnte.

      Dann erfolgte das jähe und abrupte Ende. Die Galeone zerbarst in einer lautlosen Explosion und riß auseinander. Wister verspürte nur einen entsetzlichen Schmerz, der seinen Körper zu zerreißen drohte. Dann erwachte er schweißgebadet.

      Keuchend und nach Luft ringend lag er da und spürte eine kleine, schmale Hand in der seinen. Die Finger drückten beruhigend zu. Er vernahm die leise Stimme seiner Frau Ann.

      „Hast du wieder diese schrecklichen Träume, Barry?“

      „Ja, ich habe wieder geträumt. Es war schrecklich. Jede Nacht träume ich das gleiche.“

      „Was war es für ein Traum?“ flüsterte sie.

      „Ich weiß es nicht mehr genau.“ Er log bewußt, um sie nicht zu beunruhigen. Er hatte Angst, daß dieser fürchterliche Alptraum bald Wirklichkeit werden könne, denn er wiederholte sich zu oft und zu eindringlich, als sollte er bewußt gewarnt werden.

      „Beruhige dich“, sagte sie leise. „Vielleicht hast du nur auf der falschen Seite gelegen. Dann drückt es aufs Herz.“

      „Ja, vielleicht, Ann.“

      Eine grobe Stimme irgendwo aus dem muffigen und überbelegten Raum durchschnitt ihr leises Gespräch.

      „Könnt ihr nicht eure Mäuler halten, verdammt noch mal? Ich will meine Ruhe haben.“

      Der Kerl brüllte so laut und grob, daß ein paar andere Schläfer ebenfalls erwachten. Sie gingen sich seit langem in der bedrückenden


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