Seewölfe - Piraten der Weltmeere 560. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 560 - Fred McMason


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dem die Nase fehlte. Wenn er grinste, sah er aus wie ein Totenschädel.

      Die Fischer wurden mit höhnischen Bemerkungen bis zur Weißglut gereizt. Es bereitete den Schnapphähnen Spaß, sie zu provozieren. Trotzdem blieben die Fischer sitzen. Der Wortführer von ihnen hob sogar noch seinen Humpen und trank, auch wenn ihm der Schluck fast im Hals steckenblieb.

      Als er ihn wieder absetzte, spie Samoilow grinsend in den Humpen. Der Kerl ohne Nase prüfte gleichzeitig, ob das Bier kühl genug war, indem er die ganze Hand in einen anderen Humpen steckte. Und ein dritter Kerl warf den nächsten Humpen mit einem Fingerschnippen um. Die Brühe lief über den Tisch den Fischern auf die Hosen.

      Der Wirt sah das anfangs mit grämlichen Blicken, aber dann zuckte er wieder mit den Schultern und tat so, als ginge ihn das nichts an.

      Die drei Fischer sprangen wutentbrannt auf. Einer von ihnen griff mit einem mörderischen Blick zum Messer.

      Samoilow schlug ihm von hinten die Faust mit einem gewaltigen Hieb auf den Schädel. Mit der anderen schlug er sofort nach.

      Der Rumäne sackte zusammen. Sein Kopf fiel auf die Tischplatte, von der die Brühe floß. Seine Augen wurden glasig, als er halb zur Seite kippte.

      Die beiden anderen waren noch nicht richtig hoch, als auch schon von allen Seiten Fäuste auf sie zuflogen. Nicht einen einzigen Schlag konnten sie anbringen. Unter den harten Fäusten sackten sie augenblicklich zu Boden.

      Samoilow gab dem einen Fischer einen Stoß mit dem Ellenbogen, bis auch er vom Tisch sackte und auf den Dielen liegenblieb.

      „Warum nicht gleich so?“ fragte der stiernackige Bulle. Seine wasserhellen Augen musterten die anderen Zecher. „Hat vielleicht jemand etwas dagegen einzuwenden?“

      Augenpaare wandten sich ab. Selbst ein paar robust aussehende Kerle blickten verlegen zu Boden und taten so, als hätten sie nichts gehört und nichts gesehen.

      „Schmeißt die Kerle vor die Tür!“ befahl Samoilow. „Und du, Freundchen“, wandte er sich mit lauter Stimme an den Wirt, „bringst uns ganz schnell etwas zu schlucken. Schwing die Hufe, Junge!“

      Die Angst vor diesen Rüpeln beflügelte auch den Wirt. Verlegen grinsend sah er zu, wie die Kerle sich die Fischer schnappten, über die Dielen zur Tür zerrten und sie hinauswarfen. Dann kehrten sie händereibend zurück und nahmen an dem Tisch Platz.

      Ein paar Augenblicke herrschte noch Schweigen in der Pinte, dann setzte das Gemurmel langsam wieder ein. Es verstummte jedoch sofort, als der blonde Bulle sich erhob und die anderen ansah. Seine Blicke waren begehrlich auf die Frauenzimmer gerichtet.

      Aber die waren nicht mehr allein und hatten schon ihre Freier. Den Stiernackigen störte das jedoch nicht. Er zeigte auf eine dunkelhaarige Frau mit langen schwarzen Haaren und winkte sie mit dem gekrümmten Zeigefinger heran.

      „Du da“, sagte er laut, „du gefällst mir. Wie heißt du?“

      „Joschika“, sagte die Schwarze leise.

      „Ein schöner Name. Setz dich zu mir.“

      Die Schwarze erhob sich zögernd. Der Freier, der neben ihr saß, legte seinen Arm um sie, als wollte er sie nicht hergeben, aber er zog ihn schnell wieder zurück, als Samoilow zwei Schritte in seine Richtung tat und die Augen zusammenkniff.

      „Du wirst doch wohl nichts dagegen haben, du Würstchen?“ erkundigte sich der Russe gefährlich leise.

      Der Freier kannte diese Kerle zur Genüge, die nur erschienen, um zu saufen und Streit anzufangen. Er hatte schon einmal von ihnen Senge bezogen, und so zog er verschüchtert das Genick ein.

      „Aber nein doch, nicht doch – äh …“

      „Braves Schaf“, sagte nickend der Russe. Er deutete mit dem Daumen auf seine Kumpane und dann in die Runde. „Wenn ihr auch Weiber haben wollt – da sitzen noch mehr. Aber seid anständig und fragt höflich und in aller Form, so wie ich das immer tue. Es könnte ja sein, daß einer der Herren nicht einverstanden ist.“

      Die Kerle hieben sich auf die Schenkel und grölten. Es bereitete ihnen höllischen Spaß, den anderen die Frauenzimmer wegzunehmen. Keiner traute sich an sie heran, und so fühlten sie sich als die absoluten Herren im „Knochenbrecher“.

      An der „heiteren“ Stimmung änderte sich auch nichts, als zwei Stunden später eine türkische Patrouille hereinschaute.

      Es waren drei Männer, die die Tür aufstießen und in die Kneipe blickten. Da waren die meisten Zecher schon stark angetrunken, und das Gegröle und Gebrüll war immer lauter geworden.

      Ein türkischer Hauptmann musterte die Galgenvögel um Samoilow einen nach dem anderen, bis der Anführer grinsend aufstand.

      „Ah, die Efendis“, höhnte Samoilow. „Mit wie vielen Efendis seid ihr denn heute auf Patrouille?“

      Das Gesicht des Hauptmannes war verkniffen. Er war mit dieser Bande von Galgenstricken schon mehrmals aneinandergeraten. Dabei hatten sich seine Leute meist blutige Nasen geholt. Viel anders würde es heute auch nicht werden, wenn der Russe wieder Stunk anfing.

      „Vier Mann“, sagte er und verkniff das Gesicht noch mehr.

      „Schaut doch mal wieder rein, wenn ihr zwölf seid oder mehr“, riet Samoilow höhnisch. „Bei vier Efendis lohnt sich der Aufwand nicht. Broz frißt euch ja ganz allein.“ Er deutete auf den Kerl ohne Nase, der einen gewaltigen Haß auf die Türken hatte. Der Totenkopf rollte furchterregend mit den Augen.

      Der Hauptmann hatte zwar die Hand am Säbel, aber ein Held war er auch nicht. Sie waren nur eine Handvoll Männer in Varna, aber sie kamen gegen die Russen nicht an.

      Er schoß einen feindseligen Blick ab, nickte seinen Männern kurz zu und donnerte hinter sich die Tür ins Schloß.

      Brüllendes Gelächter begleitete den Abgang der Türken. Diesmal brüllten sogar die Rumänen mit, denn sie waren auf die Türken ebenfalls nicht gut zu sprechen.

      Die wilde Orgie ging weiter bis zum nächsten Morgen. Aber da bestand die Inneneinrichtung der Kneipe fast nur noch aus einem Trümmerhaufen. Samoilow hatte wieder mal gründliche Arbeit geleistet.

       2.

      Bei den Arwenacks ging es wieder nach Süden.

      Constanta lag hinter ihnen, und damit auch der vermeintliche Griechen-Schatz, der sich als Schlag ins Wasser entpuppt hatte.

      „Jetzt geht es wieder nach Süden“, sagte Old O’Flynn, „und dann wird es auch nicht mehr lange dauern, bis wir diesen Ententeich gerundet haben. Mann, was bin ich froh, wenn wir erst wieder im Mittelmeer sind.“

      Der Decksälteste Smoky dämpfte seinen Eifer.

      „Erstens einmal kannst du das Schwarze Meer nun wirklich nicht als Ententeich bezeichnen, Donegal, und zweitens ist das mit dem Mittelmeer immer noch so eine Sache. Bis jetzt weiß kein Mensch, ob es da einen Durchlaß gibt.“

      „Aber ich weiß das“, behauptete Old Donegal. „Ich habe nämlich davon geträumt. Da war so eine Art Kanal, und ehe wir’s uns recht versahen, sind wir da auch schon durchgeflutscht.“

      „Wie ein Aal, was?“ Smoky grinste breit.

      „So ähnlich. Es ging jedenfalls schwuppdiwupp.“

      Auf der Dubas war „Klönstunde“, jene Zeit, in der es nicht viel zu tun, aber viel zu reden gab. Und so klönten sie jetzt und sprachen über den Weg, der ins Mittelmeer führen sollte. Über den hatten sie sich in letzter Zeit ohnehin die Mäuler fransig geredet.

      „Träume sind Schäume“, sagte der Profos, der ziemlich gelangweilt zuhörte. „Außerdem flutscht kein Schiff, und mir ist auch keins bekannt, das schwuppdiwupp mal so eben von einem Meer ins andere flutscht. Stuß ist das Gelaber.“

      Old O’Flynn setzte nachdrücklich sein


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