Seewölfe - Piraten der Weltmeere 450. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 450 - Fred McMason


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sich nach allen Seiten umsah.

      Trinkwasser brauchten sie, das war vordringlich. Alles andere mußte vorerst zurückgestellt werden.

      Kurze Zeit später lag ein schroffes Hochplateau vor ihnen, bewachsen mit Büschen, Kakteen und Sträuchern, die in den Lavaschlacken ziemlich mager gediehen. Das Plateau zog sich ein paar hundert Yards hin, dann begannen wieder Felsen und Schroffen.

      Aber von da an veränderte sich die fast öde Landschaft auf erstaunliche Weise. Alles wurde bunter, farbenprächtiger und schien in vollem Saft zu stehen. Weit vor ihnen wuchs ein mächtiger Vulkankegel in den Himmel.

      Die Vegetation war grün und saftig. Hohe, dicht belaubte Bäume standen da, behangen von wehenden Silberflechten und Lianen. Hier wuchsen die Passionsblume und die buschige Scalesia, und hier gab es auch kleine Bäume, die einem Apfelbaum ähnlich sahen. Die Bäume trugen kleine gelbe, apfelähnliche Früchte.

      Es war der Manzanillo, dessen Früchte sehr verlockend aussahen und angenehm rochen, aber hochgiftig waren.

      Roger Lutz blieb verwundert stehen und betrachtete die Bäume. Auch die anderen waren stehengeblieben und bestaunten die „Äpfel“.

      Roger Lutz schnupperte ein bißchen, griff dann nach einer Frucht und roch daran.

      „Hm“, sagte er begeistert, „das wird unseren Speisezettel bereichern. Wie das duftet, ganz phantastisch.“

      Er wollte gerade kraftvoll hineinbeißen, da ergriff Ribault seine Hand.

      „Nicht so voreilig, Roger“, warnte er. „Wir kennen die Dinger nicht und sollten vorsichtig sein.“

      „Aber der riecht herrlich“, wandte Roger ein.

      „Trotzdem ist Vorsicht geboten.“

      Jean hielt immer noch die Hand mit dem Apfel fest, und unwillkürlich drückte Roger dabei ein bißchen. Aus der unbekannten, so herrlich duftenden Frucht floß etwas milchiger Saft, der über Rogers rechte Hand lief. Sofort begann die Haut unerträglich stark zu jucken. Der Saft biß stark in die Augen, reizte die Schleimhäute und die Speiseröhre. Roger Lutz hustete, seine Augen begannen zu tränen.

      „Verdammt“, sagte er, nach Luft ringend, „das ist ja das reinste Gift.“

      Mit einer schnellen Bewegung schlenkerte er die verlockend duftende Frucht auf den Boden. Noch immer tränten ihm die Augen, er hustete und würgte, und seine Hand brannte ganz entsetzlich. Es wurde erst wieder besser, als er sie an der Hose abwischte. Trotzdem kriegte er noch am selben Tag einen Hautausschlag, der ihn eine halbe Woche lang plagte.

      „An dem wärst du erstickt, aber auf höllische Art und Weise“, sagte Jean ernst. „Das ist ein Teufelsapfel, voller Gift und Galle. Den Genuß hättest du nicht überlebt. Seid also vorsichtig mit den Früchten, die hier wachsen. Nicht alles, was prachtvoll aussieht, ist auch immer genießbar.“

      Für die Männer war das eine Lehre, die ganz besonders der Frauenheld Roger Luta so schnell nicht vergaß. Sie schlugen um jeden der trügerischen Bäume von nun an einen weiten Bogen.

      In anderen Bäumen, die sie auf dem Plateau vorfanden, hingen schmarotzende Orchideen von herrlichen Farben. Und immer wieder tauchten diese leuchtenden Silberflechten auf – wie die langen Haare eines uralten Greises, die sich leicht im Wind bewegten.

      Von hier aus hatten sie einen prächtigen Ausblick auf die Inselwelt der Galápagos. Sie gingen weiter zwischen Lavafelsen hindurch, über humusreichen Boden und grüne Vegetation, die sich urwaldähnlich in immer größere Höhen erstreckte.

      Einmal blieb Ribault wie versunken stehen. Vor ihnen befand sich ein gewaltiger Lavabrocken, ein fast viereckiger Riesenklotz, der innen muldenförmig ausgehöhlt war. Eine dicke Lavaplatte lag seitlich daneben, die keine fünf Männer hochheben konnten.

      Ribault war so in Gedanken versunken, als sei er allein auf der Welt. Er starrte auf den Riesenklotz, dann wieder auf die schwere Platte.

      „Was ist, Jean?“ fragte Dave Trooper.

      „Ich – ich dachte gerade an Araua. Das hier wäre eine würdige Grabstelle für sie“, sagte er leise. „Wenn wir die Platte auf den ausgehöhlten Felsen legen, hat sie ein Steingrab auf einem hohen Punkt der Insel.“

      Die Männer schluckten hart. Auch sie fanden, daß dieser Platz, über den ewig der Wind des Pazifiks strich, eine würdige Begräbnisstätte für Araua war. Wenn der tonnenschwere Deckel darauf lag, würde nichts und niemand ihre immerwährende Ruhe stören.

      Sie nickten beklommen. Nach einer Weile gingen sie weiter.

      Zum ersten Male sahen sie jetzt Schildkröten und waren genauso beeindruckt wie Dan O’Flynn. Der Boden wurde härter und sandiger. Der Wind hatte die Lava zu schwerem Staubsand zerrieben und ihn in die porösen Löcher des Untergrundes geweht.

      Hier oben gab es mehrere kleine Vulkane, die längst erloschen waren. Vor Jahrhunderten mochten sie einmal Feuer, Asche und Magma gespien haben. Jetzt waren sie erkaltet, tot und erloschen.

      Dave Trooper wies mit der Hand nach links, wo eine Senke zu einem großen Krater führte.

      „Da ist ein See“, sagte er überrascht. „Trinkwasser in Massen, soviel können wir nie verbrauchen.“

      Die vier Männer eilten zu dem Krater. Seltsamerweise waren seine Ränder kaum bewachsen, obwohl es hier Wasser in Hülle und Fülle gab. Aber es wuchs nicht einmal ein Baum in unmittelbarer Nähe.

      Der Kratersee lag ruhig da, sein Wasser schimmerte wie Blei, kein Hauch bewegte die Oberfläche.

      „Damit ist eins der größten Probleme gelöst“, sagte Ribault erleichtert. „Das wird die anderen beruhigen.“

      Am Rand knieten sie nieder und schöpften mit den Händen Wasser. Ihr Durst war groß.

      Coogan schlürfte einen langen Schluck, während Roger Lutz erst einmal seine Hand im Wasser kühlte. Auch Ribault tauchte die Hände hinein. Dann fuhr Coogan mit einem leisen Schrei hoch, preßte beide Hände auf den Magen und spie das Wasser aus. Es brannte höllisch, war scharf und salzig.

      „Pfui Teufel, Salzwasser“, sagte er hustend.

      Es war Salzwasser, und es schmeckte fast noch salziger als das Meerwasser. Enttäuscht blickten sie auf den schimmernden See, dessen Wasser absolut ungenießbar war.

      „Das war Pech“, sagte Jean. „Damit habe ich leider auch nicht gerechnet. Also weiter, vielleicht finden wir doch anderes Wasser.“

      „Der Krater reicht vermutlich bis unter den Meeresspiegel“, meinte Lutz. „Aber wieso liegt dann der See höher?“

      „Wahrscheinlich, weil er zusätzlich durch Regenwasser aufgefüllt wird, aber er liegt gar nicht sehr viel höher. Wir sind ja ein ganzes Stück wieder nach unten gegangen. Der Eindruck täuscht nur.“

      Etwas später entdeckten sie zwei riesige Schildkröten, die schwerfällig in Richtung eines anderen kleinen Kraters trotteten. Sie blieben stehen, um den beiden Tieren nachzusehen.

      Zwei gigantische gepanzerte Exemplare waren das, von einer Größe, wie sie sie noch, nie gesehen hatten.

      Obwohl sie sich sehr langsam fortbewegten, war doch eine gewisse Zielstrebigkeit zu erkennen. Es schien, als hätten sie einen genau abgesteckten Kurs vor sich, dem sie hartnäckig folgten.

      Die Männer überholten die mächtigen, vorsintflutlich anmutenden Tiere und bestaunten sie von vorn. Dunkle Augen aus einem riesigen vorgereckten Schädel starrten sie an. Die gewaltigen Vorderbeine der Tiere erinnerten fast an Elefantenbeine. Sie walzten heran und ließen sich nicht beirren. Sie hatten auch nicht die geringste Scheu. Als sie vorbeiwalzten, schlug Roger Lutz leicht mit der Hand auf den harten gewölbten Rückenpanzer. Die einzige Reaktion war ein Zusammenzucken des Schädels und ein leises Schnauben wie von einem Stier. Das war alles. Dann setzten die Tiere ihren Weg fort, ohne die neugierigen Männer zu beachten.

      Roger Lutz konnte es jedoch nicht lassen. Er schwang


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