Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

Читать онлайн книгу.

Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


Скачать книгу
doch, natürlich.“

      „Dann ist es gut. Diejenigen, die mitgehen, bewaffnen sich. Steckt genügend geladene Pistolen in die Bandeliere.“

      Zwar wußte keiner, was da schiefgehen sollte, aber in ihrem langen, erfahrungsreichen Dasein hatten die Seewölfe schon genug haarsträubende Dinge erlebt, und so war die nötige Vorsicht nicht unbedingt Angst. Sie waren nur deshalb alle noch am Leben, weil sie diese Vorsichtsregeln immer befolgt hatten.

      Die fünf Männer gingen ins Boot, beneidet von den anderen, die sich das geheimnisvolle Wrack auch zu gern aus der Nähe angesehen hätten. Aber Ben ließ sie nicht lange trauern.

      „Verstaut die restlichen Fässer“, sagte er. „Wenn wir ankerauf gehen, will ich kein Durcheinander an Bord haben. Ihr werdet schon noch erfahren, was mit dem alten Kahn los ist.“

      Das kleine Segel wurde gesetzt, und das Boot nahm schwerfällig Fahrt auf. Erst als sie aus der Bucht auf dem unruhigeren Wasser waren, ging es schneller.

      Dicht an der Felsenküste ging die Fahrt entlang, vorbei an Klippen, an scharfen Zacken, die aus dem Wasser ragten, bis zur nächsten Bucht, in der es ein kleines Stück hellen Strand gab.

      „Hinter den nächsten hohen Klippen ist es“, sagte Dan, der immer scharf Ausschau hielt und die Felsen weit oben musterte, ob da vielleicht Gesichter auftauchten.

      „In Zukunft“, sagte Hasard, „sollten wir uns unsere unmittelbare Umgebung immer etwas genauer ansehen, um vor Überraschungen sicher zu sein, ganz besonders dann, wenn uns hohe Felsen die Aussicht versperren. Aus dieser Nachlässigkeit werde auch ich wieder etwas lernen, das weiß ich genau. In der Bucht könnte ja auch ein stark bewaffnetes Schiff liegen, das uns bemerkt hätte. Wir würden eine prächtige Zielscheibe abgeben.“

      „Aus dem Ausguck war das jedenfalls nicht zu sehen, Sir“, sagte Stenmark entschuldigend.

      „Es war mein Fehler, reine Nachlässigkeit. Und jetzt ist das Thema erledigt.“

      „Da, hinter den Felsen geht es hinein“, sagte Dan.

      Das Boot schwenkte ab nach Steuerbord und bewegte sich zwischen den Felsen zielsicher hindurch. Dann wurde das Segel weggenommen, und Hasard ließ das Beiboot treiben.

      Ganz am Ende der Bucht lag die Schebecke mit den verstümmelten Masten und dem teilweise verwüsteten Deck.

      Nichts rührte sich, alles blieb still.

      „Du hast recht, Dan“, sagte der Schiffszimmermann. „Halb Schebekke, halb Feluke. Ein prächtiges Schiff, ein schnelles Schiff, und es sieht trotz der Verwahrlosung schnittig aus. Wenn der alle Lateiner hochzieht, segelt er uns spielend davon.“

      „Dafür taugt er in hoher See nicht“, sagte Hasard. „Dem Schiff fehlt der nötige Tiefgang.“

      Immer näher glitten sie heran, und jetzt wurde es ganz offensichtlich, daß die Schebecke verlassen war. Dazu hatte man wahrscheinlich ein weiteres Boot benutzt, das an Deck mitgeführt worden war.

      Jeder musterte dicht vor der Bordwand noch einmal das Schiff.

      Es strömte einen eigenartigen Geruch aus, denn es roch nach vermoderten Gewürzen, nach Olivenöl, Knoblauch und Rosenwasser, als seien alle Planken davon durchtränkt worden. Auch ein ferner Hauch von Pfefferminz lag unsichtbar über dem Schiff.

      Die Männer sahen sich an, und jeder stellte sich insgeheim die Frage, was sich hinter diesen Planken der Schebecke wohl befinden mochte. Lagen da Tote herum, hatte ein Gemetzel stattgefunden?

      Das Deck sah ganz danach aus, obwohl das Blut fehlte. Aber das konnte auch Regen wieder abgewaschen haben.

      Ein Tau hing von der Bordwand hinunter, einladend baumelte es dicht über dem Wasser.

      Der Seewolf schwang sich hinauf und war mit einem schnellen Satz an Deck. Ihm folgten Dan, der Profos, Ferris Tucker und schließlich der Schwede Stenmark.

      Kaum standen sie an Deck, als Dan den Arm hob.

      Ein leises Schaben war zu hören, aber gleich darauf erstarb das Geräusch wieder.

      „Habt ihr das gehört?“ fragte Dan leise. „Es schien von da hinten zu stammen, dort, wo der Niedergang ist.“

      „Das war das Holz“, sagte Ferris und sah sich um. „Das Holz arbeitet immer.“

      Ihre Schritte hallten laut, als bewegten sie sich über einen riesigen Klangkörper.

      Ferris Tucker fand das ungewöhnlich. Er blieb an der Gräting stehen und sah in den finsteren Raum darunter. Tief unter ihm roch es modrig und nach fauligem Wasser. Aber der Raum war leer, das erkannte er, nachdem sich seine Augen an das Dämmer gewöhnt hatten.

      „Da unten liegt etwas“, sagte er. „Sieht aus wie ein Tuchfetzen.“

      „Das wird ein alter Lappen sein“, meinte Dan, beugte sich jedoch auch darüber und sah nach unten. In dem Raum stand noch ein wenig Wasser, und darin lag der bunte Fetzen.

      „Hilf mir mal“, sagte Ferris und hob die Gräting an. Mit vereinten Kräften hoben sie sie heraus und legten sie zur Seite.

      An einem Tau ließen sie sich hinunter, um nachzusehen, was es mit dem Tuchfetzen auf sich hatte. Am Süll des Luks standen Hasard, Carberry und Stenmark. Der Seewolf hielt seinen Radschloßdrehling in der Faust und musterte das Deck von vorn bis achtern.

      Er konnte das Gefühl nicht definieren, das ihn beschlichen hatte, seit sie sich an Deck dieser fremden Schebecke befanden. Vermutlich war es sein Instinkt, der ihn warnte und sich nicht unterdrücken ließ, obwohl keinerlei Gefahr im Verzug war. Auch wenn er nach oben in die Felsen blickte, konnte er nichts erkennen.

      Ferris und Dan gingen über aufgequollene Planken zwischen denen noch dreckiges Wasser stand.

      Dann bückte sich Dan nach dem Lappen und hob ihn auf. Dicht daneben blinkte etwas, und als er es näher in Augenschein nahm, erkannte er einen vergoldeten Knopf.

      Er warf beides nach oben, wo Hasard es begutachtete. Dann sahen sie sich noch weiter in dem Raum um.

      Ferris Tucker zeigte auf das Schott. Dan kam es so vor, als wirke sein Gesicht verkniffen und mißtrauisch.

      „Hier, Dan, sieh mal. Bis hierher stand das Wasser in dem Raum. Das sieht man noch deutlich an dem Dreckrand, der sich abgesetzt hat. Etwa bis zur Brusthöhe.“

      „Kein Wunder, wenn der Kahn fast entmastet ist. Der muß ja auch eine Menge Wasser gezogen haben.“

      Ferris ging nicht darauf ein. Er suchte noch weiter die aufgequollenen Planken ab und wurde wieder fündig.

      Wieder war es ein Fetzen Tuch, schmutzigweiß und an den Rändern mit Spitzen verziert, die in Fransen herabhingen.

      „Verdammt, das sind doch Überreste von Frauenkleidern“, sagte Dan. „Wie ist denn das möglich?“

      Weil sich nichts mehr finden ließ, enterten sie wieder auf.

      „Ja, das sind einwandfrei Frauenkleider gewesen“, sagte der Seewolf. „Auch der vergoldete Knopf gehört zu einem Kleid. Und es sind ebenso einwandfrei spanische Frauen gewesen, die das hier einmal trugen. Es kann noch gar nicht so lange her sein.“

      Ein Geheimnis lag über der Schebecke. Daß sie keinem Spanier gehörte, stand mit Sicherheit fest. Die Seeräuber der Barbareskenstämme bevorzugten diese Schiffe, und der Geruch, den das ganze Schiff ausströmte, ließ auch keinen Zweifel offen, daß es irgendwelchen arabischen Piraten gehören mochte.

      „Soviel ich weiß“, sagte Hasard, „werden hier weiße Sklaven auf den arabischen Märkten gehandelt. Es ist gut möglich, daß dieses Schiff welche an Bord hatte, und das waren der Kleidung nach bestimmt Spanier.“

      Ferris Tucker beteiligte sich nicht an der Unterhaltung, aber er benahm sich reichlich seltsam, wie Stenmark nach einem verwunderten Blick feststellte.

      Der Schiffszimmermann spähte


Скачать книгу