Seewölfe - Piraten der Weltmeere 431. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 431 - Fred McMason


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Sie nicht gehört, was Don Pascual befohlen hat!“

      Gedemütigt und blamiert stand Samola vor den elegant herausgeputzten Señores, die ihn verächtlich anblickten.

      „Ich – ich möchte Bericht erstatten, Don Pascual“, stammelte Samola.

      Don Pascual wollte gerade losbrüllen, da sah er sich den Capitán noch einmal genauer an. Ihm schwante nichts Gutes.

      Die Augen des Capitáns flackerten unruhig. Angst lag in seinen Blicken, und seine Hände bewegten sich fahrig hin und her. Er sah aus, als hätte er eine Schlacht verloren.

      Bernado dos Santos, immer dem Generalkapitän gefällig und stets zu Diensten, stand auf und wollte Samola zur Tür hinausschieben, weil der immer noch wie angenagelt dastand. Aber eine Handbewegung Don Pascuals hielt ihn davon ab.

      „Was ist passiert? Reden Sie, Mann, da ist doch etwas nicht in Ordnung. Los, los, berichten Sie endlich!“

      Samola nahm allen Mut zusammen und salutierte.

      „Lassen Sie den Quatsch, erzählen Sie!“ wurde er angefahren.

      „Wir sind von Fremden überfallen worden, Don Pascual. Vermutlich waren es Engländer.“

      „Engländer?“ schnappte der Generalkapitän. „Engländer vor Guayaquil – vor der eigenen Haustür? Sie sind verrückt, Señor!“

      „Ich wünschte, ich wäre es, Don Pascual“, jammerte Samola. „Die Engländer haben uns plötzlich aus dem Dunkel der Nacht überfallen. Es gelang ihnen, sich der ‚Estrella de Málaga‘ zu bemächtigen. Mit Hilfe der Karavelle haben sie die Kriegsgaleone überraschend angegriffen und versenkt, während die Landekommandos auf der Insel waren, wie Sie befohlen haben. Die andere Karavelle explodierte und sank ebenfalls.“

      Diese Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Fassungslos starrten die Señores den Capitán an.

      „Das ist doch wohl ein schlechter Scherz“, sagte Don Pascual. In seinen Augen begann es ebenfalls zu flackern.

      Stadtkommandant und Kapitän der „Neptuno“ starrten sich an, als hätte Samola etwas von Mondkälbern erzählt, die die Erde angegriffen hätten.

      „Totalverluste?“ brüllte Don Pascual mit hochrotem Schädel. „Die Kriegsschiffe können wir abschreiben – wollen Sie das etwa sagen?“

      Samola hatte unter dem mörderischen Blick fast die Hosen voll. Kleinlaut nickte er.

      „Jawohl, Don Pascual“, sagte er kläglich. „Totalverluste – bis auf die ‚Estrella de Málaga‘. Mit der Karavelle sind die Halunken in der Nacht verschwunden und davongesegelt.“

      „Warum erfahre ich das erst jetzt?“ brüllte Don Pascual. „Weshalb hat man Sie nicht sofort vorgelassen?“

      „Sie haben es so befohlen, Don Pascual.“

      „Gar nichts habe ich befohlen!“ schrie der Generalkapitän wider besseres Wissen. „Eine Schweinerei ist das! Wie viele Engländer waren es, die den Überfall verübt haben?“

      Don Pascual war außer sich. Die beiden anderen Señores schnappten hörbar nach Luft.

      „Die Überlebenden haben von etwa zehn Männern gesprochen. Ein knappes Dutzend hat die Karavelle geentert. Man nimmt an, daß sie sich mit einer Jolle herangepirscht haben, Don Pascual.“

      „Mit einer Jolle? Das ist ja unglaublich. Piratengesindel war das, englisches. Wieso mit einer Jolle – hatten die denn kein Schiff?“

      „Es war keins zu sehen, Don Pascual. Wir sind aber sicher, daß es sich um Piraten gehandelt hat.“

      Der Generalkapitän sank ächzend in seinen Sessel zurück. Seih hartes Gesicht war jetzt von fahler Blässe überzogen. Mit der Faust hieb er wütend auf den Tisch.

      „Los, los, Señores!“ schrie er. „Die Stadt wird ab sofort in Alarmzustand versetzt. Sie, dos Santos, halten sich zu meiner Verfügung, ich werde gleich geeignete Maßnahmen treffen. Englische Schnapphähne“, setzte er fassungslos hinzu, „es ist nicht zu glauben. Ungeheuerlich, daß sich eine ganze Mannschaft von zehn verdammten Kerlen überrumpeln läßt. Ich werde die verantwortlichen Männer zur Rechenschaft ziehen lassen.“

      „Darf ich dazu bemerken, Don Pascual, daß sich der größte Teil der Mannschaft auf der Insel befand, um die Indianer zu eliminieren? Es waren nicht mehr viele Leute an Bord der ‚Estrella de Málaga‘.“

      „Gar nichts dürfen Sie bemerken, überhaupt nichts. Ich verbitte mir Ihre dummen Bemerkungen! Von zehn zerlumpten Kerlen läßt man sich nicht überrumpeln, dafür gibt es keine Entschuldigung. Warum sehen Sie überhaupt wie ein Ferkel aus? Waren Sie etwa an Bord des Schiffes, als es überfallen wurde?“

      „Nein, Señor Generalkapitän. Ich leitete den Trupp an Land, zusammen mit dem Teniente. Wir waren plötzlich abgeschnitten und konnten die Insel nicht mehr verlassen.“

      „Sie konnten die Insel nicht verlassen? Warum nicht? Sie hatten doch die Jollen.“

      „Die Indianer attackierten uns so heftig, daß viele Männer im Kampf fielen. Sie schlugen heimtückisch aus der Dunkelheit zu. Eine der Jollen wurde von ihnen zerstört. Es haben sich nicht mehr viele Leute retten können. Die Überlebenden sind bereits im Hafen eingetroffen.“

      „Das heißt im Klartext, Sie haben es nicht geschafft, diese Handvoll Affen zu bestrafen?“

      „Nein, Don Pascual, sie konnten sich auf der Insel behaupten.“

      Don Pascual lachte stoßartig auf. Es hörte sich an, als würde er vor Wut und Zorn gleich losheulen.

      „Sie lassen sich von ein paar Affen abschlachten und von einer Handvoll Piratenpack überrumpeln! Haben Sie überhaupt einen Erfolg vorzuweisen, Sie totaler Versager?“

      Mit einem Erfolg konnte Samola leider nicht dienen, und so schluckte er nur hart und ließ sich zur Sau machen. Don Pascual sparte in seinem Zorn auch nicht mit verächtlichen und beleidigenden Ausdrücken.

      „Sie sind Capitán, nicht wahr?“ fragte Don Pascual hinterhältig und mit boshafter Stimme.

      „Jawohl, Señor Generalkapitän.“

      „Gewesen, verehrter Señor, gewesen! Versager wie Sie kann ich nicht gebrauchen, auch Witzfiguren wie den Teniente nicht. Doch, ich kann Sie noch brauchen“, korrigierte er sich, „nämlich in den Silberminen von Potosi. Betrachten Sie sich als unter Arrest gestellt. Mit dem nächsten Transport verschwinden Sie und der Teniente und ein paar andere ebenfalls. Es wird Ihren Verstand ungemein schärfen, wenn Sie in den Silberminen arbeiten. Sie haben dann auch Zeit und Muße, über Ihre Feigheit und Ihr jämmerliches Versagen gründlich nachzudenken. Ja, Sie werden bis an Ihr Lebensende nachdenken können. Ich kann Sie aber auch vor ein Peloton stellen lassen, Verehrtester. Weil Sie gleich zweimal versagt haben, dürfen Sie auch zwischen zwei Möglichkeiten wählen. Und jetzt sprechen wir noch einmal Klartext, bevor Sie verschwinden: Sind noch mehr Piraten zu erwarten?“

      Samolas Augen wurden glasig. Er hörte die Worte Don Pascuals nur noch wie aus weiter Ferne. Sie drangen kaum bis zu ihm vor. Er sah sich im Geist bereits in den Silberminen schuften, er, der Teniente und noch ein paar andere. Wer da erst einmal gelandet war, der konnte mit seinem Leben abschließen, denn aus Potosi gab es keine Rückkehr.

      „Mehr als zehn Mann wurden nicht gesichtet“, flüsterte er mit grauem Gesicht.

      „Und wohin genau sind sie mit dem Schiff verschwunden?“

      „Sie haben sich in der Dunkelheit zur See hin abgesetzt. Mehr war leider nicht zu erkennen.“

      „Bei Ihnen habe ich das auch nicht anders erwartet“, höhnte Don Pascual. „Zur See hin also. Aber diese verdammten Schnapphähne sind natürlich nach Norden gesegelt. Panama ist ein begehrtes Ziel aller Piratenbanden.“

      „Vermutlich ja, Don Pascual.“

      „Was heißt hier, vermutlich


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