Seewölfe - Piraten der Weltmeere 150. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 150 - Fred McMason


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immer noch an. Sein Blick wurde noch nachdenklicher, dann sah er Hasard prüfend ins Gesicht. Er schien etwas zu vergleichen.

      „Sind das – äh – deine Schiffsjungen?“ fragte er gespannt. „Die sind doch höchstens zehn Jahre alt. Merkwürdig, findest du nicht auch, Karl? Die sehen aus, wie – wie …“

      „Ja“, sagte von Hutten rauh und krächzend. Mehr brachte er nicht hervor. Dafür saugte sich der Blick seiner Augen an den beiden fest, worauf der eine Zwilling zu grinsen begann und ein prachtvolles schneeweißes Gebiß entblößte. Der andere tat es ihm gleich darauf nach, dann kicherten sie und rannten in die Kuhl.

      Ribault verzog das Gesicht, kratzte sich aufgeregt die linke Wange und blickte von Hasard zu Dan, dann wieder zu von Hutten, der merkwürdig still blieb und in sich gekehrt auf die Planken stierte.

      Immer noch sagte der Seewolf nichts, aber er merkte, daß es den beiden Männern peinlich wurde, über die Jungen zu sprechen.

      Nein, diese Ähnlichkeit, dachte Ribault. Das gab es doch gar nicht, das konnte nicht sein. Er hatte längst erfahren, daß die beiden Söhne des Seewolfs nicht mehr lebten, und wollte keine alten Wunden mehr aufbrechen.

      „Ich habe sie erst seit Tanger an Bord, Jean“, sagte der Seewolf ernst. „Sie sind sieben Jahre alt und sprechen noch nicht gut Englisch.“

      „Sieben Jahre alt?“ Ribault verschluckte sich fast an seinen eigenen Worten. Hinter seiner Stirn arbeitete es, er schien nachzurechnen.

      „Sehr eigenartig“, sagte er nach einer Weile, „die beiden sind dir wie – äh … Sie sehen dir verdammt ähnlich, so merkwürdig das klingen mag. Nimm es mir nicht übel, Hasard!“

      „Warum sollte ich?“ fragte Hasard lachend und wandte sich an Dan.

      „Laß ein paar Flaschen Rum für die Männer austeilen, Dan, und bringe uns auch etwas. Wir können auch in meine Kammer gehen.“

      Aber die anderen blieben lieber an Deck, und dem Seewolf fiel auf, daß die beiden Männer immer wieder in die Richtung blickten, in der sich die Zwillinge aufhielten.

      Als Dan die Flaschen verteilte, nahm Ribault eine, zog den Korken mit den Zähnen heraus und trank einen langen Schluck. Er war so in Gedanken versunken, daß er die Flasche nicht einmal weitergab.

      „Du wirst ganz sicher noch einen kräftigen Schluck nötig haben“, hörte er die vertraute Stimme des Seewolfs an sein Ohr dringen. „Und du auch, Karl! Der eine der beiden Bengels heißt Hasard, der andere Philip.“

      Ribault, der die Flasche gerade wieder angesetzt hatte, verschluckte sich und blies den Rum wie eine Fontäne aus. Anschließend begann er rauh und krächzend zu husten.

      Von Hutten verzog das Gesicht, wurde erst knallrot und wechselte dann die Farbe, bis er ziemlich blaß aussah.

      „Hasard!“ sagte er vorwurfsvoll.

      „Es sind meine Söhne“, sagte der Seewolf. „Durch einen unglaublichen Zufall haben wir sie in Tanger bei einer Gauklertruppe entdeckt. Dan hat es herausgefunden, und als er es mir erzählte, bin ich mit ihm aneinandergeraten, ziemlich hart sogar, weil ich es nicht glauben wollte. Es war zu ungeheuerlich.“

      Der junge O’Flynn grinste.

      „Bei guten Nachrichten verschlägt’s unserem Kapitän glatt die Sprache“, sagte er lässig. „Er hat dann die lästige Angewohnheit mit dem Degen auf die eigenen Leute loszugehen.“

      Der Seewolf klopfte O’Flynn auf die Schulter.

      „Deine Nachricht traf mich auch bis in die Seele und hat mich schwer erschüttert. Ich konnte es nicht glauben.“

      Ribault beugte sich vor. Auch er und von Hutten waren stark erregt.

      „Das ist unglaublich, Hasard“, sagte der Franzose. „Das muß ich ganz genau erfahren. Welche Beweise hattest du?“

      „Die Haifischsymbole auf den Schultern der Jungen waren der endgültige Beweis. Keymis hatte sie ihnen eintätowiert.“

      „Sie sind dir wie aus dem Gesicht geschnitten, das wollte ich vorhin schon sagen, aber ich traute mich nicht. Kannst du die Jungen einmal rufen?“

      Impulsiv streckte er Hasard die Hand hin und drückte sie hart.

      „Mehr kann ich dir nicht wünschen“, sagte er erschüttert. Von Hutten war genauso gerührt und fassungslos über diese Eröffnung.

      Sie zuckten zusammen als die beiden Jungen wie aus den Planken gewachsen vor ihnen standen, nachdem Dan sie gerufen hatte.

      Sie wußten nichts von Ribault, kannten auch von Hütten nicht, sie waren noch zu klein gewesen, als das alles passierte, und so sahen sie die beiden Männer nur aufmerksam an und wußten nicht so recht, um was es ging.

      Ribault strich ihnen mit der Hand über die Köpfe, und von Hutten klopfte ihnen auf die Schultern, bis die beiden Bengels wieder zu grinsen begannen.

      „Alte Freunde von mir“, sagte Hasard. „Mister Ribault und Mister von Hutten. Versteht ihr?“

      Sie schienen zu verstehen, denn sie nickten beide ernst, und die Männer glaubten, daß sie den tieferen Sinn begriffen.

      Dann mußte Hasard haarklein berichten, was vorgefallen war, und unterdessen erfuhren es auch die ehemaligen Karibik-Piraten, und reichten die Zwillinge in der Kuhl herum.

      Etwas später kehrte Ben Brighton zurück. Sein Gesicht wirkte erheitert, und ab und zu grinste er amüsiert.

      „Der pickelgesichtige Kerl hat nicht gewußt, wer wir sind“, erzählte er. „Dafür ist ihm der Schreck um so nachhaltiger in die Knochen gefahren. Er ist neu hier, der Hafenkommandant befindet sich zur Zeit in Falmouth. Jetzt fing dieser dicke Kerl an zu zittern und zu schwitzen und entschuldigte sich alle paar Sekunden. Vor Angst und Aufregung wurde er ganz grün im Gesicht und jammerte immer wieder, daß Plymouth jetzt wohl bald ein Trümmerhaufen sein werde, wenn wir noch blieben, und daß der Seewolf persönlich schlimmer als der Teufel sei und ganz England in Stücke schlagen werde. Hier scheinen einige Burschen ganz schöne Schauermärchen über uns verbreitet zu haben.“

      Hasard lachte leise.

      „Deshalb gaffen die Leute auch so. Sollen sie, wir wollen nichts von ihnen, sie werden schon merken, daß da einige wieder maßlos übertrieben haben.“

      Er wandte sich Jean Ribault und von Hutten zu.

      „Jetzt seid ihr dran. Erzählt von dem schwarzen Segler.“

      Ribault räusperte sich erst einmal die Kehle frei. Die Erzählung von den Zwillingen klang immer noch in ihm nach und hatte ihn aufgewühlt.

      „Siri-Tong segelte also, wie gesagt, ein paar Tage später los, nachdem in Shanghai alles erledigt und ihre Mutter versorgt war. Sie lief vor einiger Zeit die Schlangeninsel an und berichtete, daß ihr nach England unterwegs seid.“

      „Ja, es war ein langer, gefahrvoller Weg“, sagte Ben Brighton.

      „Und wie ist es den anderen ergangen?“

      „Die Reise verlief bis auf einige Zwischenfälle ziemlich glatt. Es gab kleine Scharmützel mit Piraten und Spaniern, und das Schiff wurde mehrmals leicht beschädigt. Später setzte es so viele Algen und Muscheln an, daß es sich kaum noch aus der See hob, wenn die Wellen es packten.“

      „So sahen wir in Tanger auch aus, unsere gute Lady war kaum noch in der Lage, sich aus eigener Kraft aufzurichten, und wir trimmten mit den Culverinen den Krängungswinkel nach.“

      Inzwischen hatten sich immer mehr Zuhörer eingefunden und lauschten der Erzählung Jean Ribaults.

      „Eines Tages, wir lagen in der Bucht der Schlangeninsel, meldete der im Berg stationierte Ausguck ein schwarzes Schiff, das die Schlangeninsel ansteuerte. Schwerfällig und lahm segelte es heran, bis wir in dem Schiff den schwarzen Segler erkannten. Thorfin segelte ‚Eiliger Drache über den Wassern‘ dann über das Höllenriff.

      „Thorfin?“


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