Seewölfe - Piraten der Weltmeere 427. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 427 - Roy Palmer


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der Debatte“, sagte Hasard, der inzwischen an die Schmuckbalustrade des Achterdecks getreten war. „Ich habe das Gefühl, ihr seid alle ein bißchen benebelt.“

      „Hallo!“ rief Missjöh Buveur begeistert, und um ein Haar wäre er aus dem Großmars gefallen, weil er sich bedenklich weit über die Umrandung beugte. „Hat jemand einen ausgegeben?“

      „Es ist Dunst“, sagte Carberry wütend. Seine Schläfenadern waren bereits mächtig angeschwollen.

      „Eine Dublone, daß Mister Carberry am Überkochen ist!“ rief Eric Winlow, der Koch der Ribault-Crew, der soeben mit dem Kutscher und Mac Pellew den Kopf aus dem Spalt des Kombüsenschotts steckte, um nachzusehen, was eigentlich los war.

      „Ruhe!“ rief die Rote Korsarin mit schneidender Stimme. „Auf meinem Schiff herrscht Disziplin! Jeder Mann bleibt auf seinem Posten!“ Sie gab sich Mühe, besonders zornig auszusehen, konnte sich ein Lachen aber selbst kaum verkneifen.

      Carberry aber nahm wieder einmal alles ernst. „Aye, Sir, aye, Madam“, brummelte er, dann fuhr er herum und wischte ein paarmal mit seinen mächtigen Pranken durch die Luft. Matt, Blacky und einige andere traten noch rechtzeitig genug aus dem Kinken, aber Albert, der vermeintliche Bucklige, empfing eine schallende Ohrfeige und heulte auf wie ein Wolf.

      „Ohren anlegen!“ brüllte Carberry. „An die Brassen und Schoten, ihr Schnarchsäcke! Wer jetzt noch das Schott aufreißt, fliegt ab in die Vorpiek!“

      „Aye, Sir“, zischelte Albert und war wie ein Blitz aus seiner unmittelbaren Nähe verschwunden. Die anderen grinsten sich untereinander an, zogen es aber doch vor, vorläufig nichts mehr zu äußern.

      Kurze Zeit darauf begann es tatsächlich zu regnen.

      Aber es handelte sich nicht um einen Schauer, der gleich wieder abklang. Es begann mächtig zu rauschen, und im Nu schien sich die Kuhl der „Caribian Queen“ in einen See verwandelt zu haben. Ein Wetter wie dieses war in dieser Ecke der Karibik eben doch typisch – das bedeutete, es schüttete nur so vom Himmel, als habe es nie zuvor geregnet, und innerhalb von Minuten war die Sicht gleich Null.

      „Madam“, sagte Barba. „Jetzt müssen wir höllisch aufpassen, daß wir nirgendwo aufbrummen.“

      „Geit auf die Segel!“ rief die Rote Korsarin. „Fallen Anker! Wir warten ab, bis der Guß vorbei ist!“

      Sobald das Manöver vollzogen war, verholten sich Siri-Tong, Araua und die Männer unter Deck. Sie alle waren klatschnaß und konnten ihre Kleidung auswringen – und über ihren Köpfen trommelten und prasselten die dicken Tropfen auf die Decks.

      „Na fein“, sagte Hasard junior. „Dann brauchen wir wenigstens die Planken nicht zu schrubben.“

      „So ein Glück“, sagte sein Bruder Philip.

      „Ihr Flohhüpfer“, sagte Juan, Siri-Tongs Bootsmann. „Habt ihr das an Bord dieses Schiffes überhaupt schon mal tun müssen?“

      „Nein“, erwiderte Hasard junior. „Es war auch nur ein kleiner Scherz von mir.“

      „Heute sind alle verrückt“, brummte Bill the Deadhead. „Das muß am Wetter liegen.“

      „Dunst“, sagte im Achterkastell Jean Ribault zu Carberry, der sich mit Hasard, Siri-Tong, Shane, Ferris Tucker, Dan O’Flynn, Barba, Karl von Hutten und den anderen hier eingefunden hatte. „Und wie ist es jetzt? Dürfen wir dich zur Kasse bitten?“

      Der Profos grinste. „Es wurde nicht um den Regen, sondern um meine Wut gewettet. Ich bin nicht auf die Palme gegangen, also gibt’s auch keinen müden Copper.“

      „Das entspricht nicht den Tatsachen“, sagte Dan. „Du willst dich nur wieder mal drücken. Du bist schlimmer als Gordon McLinn.“

      „Laßt doch den armen Gordon in Ruhe“, sagte Ribault. „Was hat der euch getan?“

      „Eins muß ich gestehen“, sagte Pater David lächelnd. „Seit ich mich in dieser munteren Runde befinde, habe ich mich noch nie gelangweilt, sondern meistens prächtig amüsiert.“

      „Was hat das jetzt mit dem Regen zu tun und mit meiner Wut, die ich heute nicht gekriegt habe?“ fragte Carberry verblüfft.

      „Das erklären wir dir später, Ed“, sagte der Seewolf. „Ich hoffe nur, daß du mit deinem Gebrüll niemanden auf uns aufmerksam gemacht hast.“

      „Ich hab’ doch gar nicht gebrüllt.“

      „Ja, schon gut.“

      „Du meinst, es könnte hier Piratennester geben?“ fragte der Profos.

      „Das schon, und wahrscheinlich auch Eingeborenendörfer“, erwiderte Hasard. „Glaubst du, daß die Indianer uns freundschaftlich gesonnen sind?“

      „Ich glaube gar nichts mehr“, sagte Carberry und lauschte dem Rauschen des Regens.

      Etwa eine Stunde später hörte der Regen so schlagartig wieder auf, wie er begonnen hatte. Unter Deck war es feucht und stickig geworden. Deshalb atmeten die Rote Korsarin, Araua, die Männer und die beiden Jungen auf. Es war immer wie eine Erlösung, nach einem solchen Regen die Nase wieder nach draußen zu stecken und die inzwischen frische Luft zu atmen.

      Fast gleichzeitig tauchten die Männer in den Öffnungen der Schotts auf. Hasard war der erste, der registrierte, daß etwas nicht stimmte. Er blieb stehen und griff zur Pistole – und jetzt prallten auch die anderen zurück.

      Die Decks der „Caribian Queen“, von denen Dampf wie in einer Waschküche aufstieg, waren von halbnackten Gestalten besetzt. Geduckt schoben sie sich auf die Männer der drei Crews zu. In ihren Händen hielten sie drohend und zum Angriff bereit ihre Waffen.

      „Indianer“, sagte Big Old Shane hinter dem Rücken des Seewolfs. „Das ist, als ob du es geahnt hast.“

      „Und jetzt ist guter Rat teuer“, murmelte Dan O’Flynn. „Sie haben es fertiggebracht, uns heimlich zu entern. Jetzt versuch mal einer, an die Drehbassen oder Handfeuerwaffen zu gelangen.“

      „Immerhin haben wir unsere Pistolen“, sagte Ferris Tucker grimmig. Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, und er war bereit, sich für seinen Kapitän, seine Kameraden und die Verbündeten vom Bund der Korsaren in Stücke reißen zu lassen.

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