Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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sind, was, wie?“

      Der Papagei hielt den Kopf schräg und äugte zu Carberry hoch.

      „Pfeifen und Lunten aus!“ tönte es aus seinem imposanten Krummschnabel. „Hopp, hopp, du Affenarsch!“

      Der Profos drohte dem Vogel mit erhobenem Zeigefinger.

      „Was sind das für lockere Reden, Sir John? Mußt du alte Sumpfeule denn alles nachplappern?“

      „Lur an, Gevatter!“ Sir John schlug mit den Flügeln und hielt dem Profos abermals den Kopf zum Kraulen hin.

      Wenige Augenblicke später war die Stimme des Kutschers zu vernehmen: „Auf geht’s zum Backen und Banken!“

      Der blonde, hagere Mann, der ein ebenso guter Koch wie Feldscher war, blinzelte in den Himmel. Die Sonne war bereits voll hinter der Kimm aufgetaucht, es schien trotz der nebligen Nacht ein schöner Tag bevorzustehen. Die Zeit war gerade richtig für das Frühstück.

      „Was habt ihr denn in den Pfannen?“ wollte Stenmark, der blonde Schwede, wissen.

      „Nur, was zufällig reingefallen ist“, erwiderte der Kutscher. „In der Vorratslast herrscht nämlich gähnende Leere. Wenn ihr nicht wißt, was ihr treiben sollt, könntet ihr ja mal ein paar Fische fangen.“

      „Sind wir vielleicht Heringsjäger?“ schaltete sich Carberry ein. Er hob schnuppernd die Nase und fuhr sich mit der Zungenspitze genießerisch über die Lippen. „Hm – nicht schlecht, der Duft aus deiner Kombüse. Sag schon, was du da zusammengebraut hast, du alte Steckrübe.“

      Der Kutscher grinste. „Für jeden eine gebratene Ente. Und für dich, mein lieber Ed, einen ganzen Pfingstochsen.“

      Der Koch drehte sich um und kehrte in die Kombüse zurück.

      Bald darauf wurden die Kummen der Arwenacks mit den bebebten Speckpfannkuchen gefüllt. Die Männer hieben rein, als handele es sich um die letzte Mahlzeit vor dem Eintreffen in England.

      Auch Paddy hatte wieder einen prächtigen Appetit, aber trotz all der Speckpfannkuchen vergaß er nicht, was der Kapitän ihm gesagt hatte. Als ihm die Sonne ins Gesicht schien, vermied er es tunlichst, die Augen zusammenzukneifen. Lieber drehte er sich um und legte die Stirn in Falten, damit die Klüsen ja schön groß und rund blieben.

      Soweit herrschte durchaus der Alltagszustand an Bord der Schebecke. Die nächsten Schwierigkeiten ließen jedoch nicht lange auf sich warten.

      Diesmal war es der Kutscher, der sich an Hasard wandte. Nicht etwa, um in den Spiegel zu schauen – o nein, er hatte andere Sorgen.

      „Gut, daß alle Bäuche gefüllt sind, Sir“, sagte er zum Kapitän. „Von jetzt an müssen wir kürzer treten, denn die Vorratslast gibt in der Tat nicht mehr viel her.“

      Der Seewolf hatte mit einer solchen Meldung gerechnet, sie hatten in letzter Zeit durch die ständigen Querelen mit den Spaniern wenig Gelegenheit gehabt, sich ausreichend mit Proviant einzudecken.

      „Wie lange reichen die Vorräte noch?“ fragte er.

      Der Kutscher wiegte abschätzend den Kopf. „Höchstens noch bis morgen abend“, erwiderte er. „Nach England gelangen wir nicht damit, zumal wir außer Proviant auch dringend Frischwasser brauchen.“

      Der Seewolf nickte. „Dann wird uns nichts anderes übrigbleiben, als den Hafen von Lissabon anzulaufen. Das ist zwar nicht ungefährlich, weil die Dons den Portugiesen ebenfalls auf der Nase herumtanzen, aber bei der Betriebsamkeit, die dort herrscht, werden wir wohl nicht allzusehr auffallen.“

      Die Männer waren mit diesem Vorschlag einverstanden. Schließlich waren sie längst gewohnt, mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Die Proviantbeschaffung in einem Hafen, der von den Spaniern kontrolliert wurde, gehörte da noch zu den „kleineren Fischen“.

      „Wir sollten aber nicht nur an Frischwasser denken, wenn wir in Lissabon sind“, erklärte Carberry, „sondern auch den ausgezeichneten portugiesischen Wein nicht vergessen.“

      Hasard lächelte. „Wie ich dich kenne, Ed, wirst du schon dafür sorgen, daß ihn niemand vergißt.“

      „Aye, Sir, ich werde mich bemühen. Der alte Carberry ist ja berühmt für sein ausgezeichnetes Gedächtnis.“

      Die Arwenacks lachten schallend. Gleich darauf gab’s Arbeit für sie. Das Cabo de São Vicente lag hinter ihnen, und die Schebecke mußte auf Nordkurs gebracht werden, wenn sie Lissabon anlaufen sollte. Alle packten kräftig mit zu. Der wendige Segler fiel bald darauf hart nach Steuerbord ab und reckte die Nase nach Norden.

       5.

      Der Himmel war blau und wolkenlos, und die Sonne hatte ihren höchsten Stand bereits überschritten. Die wohlige Wärme des frühen Nachmittags breitete sich über den flachen Dächern der kleinen Ansiedlungen aus, die sich nördlich von Lissabon an das Ufer des Rio Tejo schmiegten.

      Die zweimastige Karavelle mit dem frommen Namen „São Pedro“ hatte, vom Atlantik heraussegelnd, die prächtige Stadt auf den hügeligen Ausläufern des Plateaus von Estremadura bereits hinter sich gelassen und glitt durch das Mar da Palha – die seeartige Erweiterung des Flusses, die sich fast bis nach Alverca hinzog.

      Die „São Pedro“ bot nach außen hin einen friedlichen Anblick – so friedlich, als habe der heilige Petrus höchstpersönlich das Kommando an Bord übernommen.

      Die Männer, die die Arbeit an Deck verrichteten, steckten in schwarzen Mönchskutten und hoben zuweilen segnend die Hände, wenn sie einem Fischerboot begegneten. Die Portugiesen schlugen stets in frommer Dankbarkeit das Kreuzzeichen, weil sie sich durch den Segen in ihren Hoffnungen auf einen guten Fang bestärkt fühlten.

      Für sie waren die Mönche, deren Kloster sich irgendwo flußaufwärts befand, längst keine fremden Erscheinungen mehr. Doch niemand von ihnen ahnte, daß es sich bei den vermeintlichen Gottesmännern um Wölfe im Schafspelz handelte – um Schnapphähne, Piraten und Verbrecher der übelsten Sorte, denen die Kutte lediglich zur Tarnung diente.

      Der „Frömmste“ von ihnen war „Bruder Antonio“. Richtig hieß er Antonio Gonzales und war Spanier. Er spielte die Rolle des Abtes und gab stets den Ton an, wenn man, mehr schlecht als recht, einen Choral anstimmte. Das beeindruckte und ließ zuweilen auch ganz beträchtlich die Kasse bei den vielen Nebengeschäften klingeln, die die Mönche betrieben.

      Bruder Antonio hatte gerade einem vorbeisegelnden Boot seinen wohlwollenden Segen erteilt. Sein Gesicht verzog sich danach rasch wieder zu einem infamen Grinsen.

      „Warum verschenken wir eigentlich unsere geistigen Gaben?“ fragte er den kleinen, stämmigen Miguel Fernandez, der neben ihm auf dem Achterdeck stand. „Wir hätten längst einen Preis für unseren Segen festsetzen sollen.“

      Fernandez, dessen kantiges Gesicht auch unter einer Mönchskapuze noch brutal und verschlagen wirkte, warf dem Kapitän einen skeptischen Blick zu.

      „Wie meinst du das?“

      „So, wie ich es gesagt habe“, erwiderte Bruder Antonio. „Merkst du nicht, wie scharf der einfältige Pöbel auf unseren Segen ist? Und was tun wir? Wir erteilen ihn umsonst, nur weil der ganze Zauber für unsere Tarnung nützlich ist. Wenn wir aber das Gerücht in Umlauf setzen, daß wir für eine Spende, die aus gläubigem Herzen gegeben wird, ganz besonders wirksame Segnungen vermitteln können, die Glück in der Liebe, Gesundheit und vor allem einen reichen Fischfang versprechen, dann werden die Münzen und Goldstücke wie Musik in unseren Beuteln klingeln.“

      „Ah, ich verstehe.“ Der kleine Fernandez, dem die Kutte ein Stück zu lang war, grinste so breit, daß seine gelben Zähne an das Gebiß eines Kamels erinnerten. „Du meinst, wir könnten unsere ‚geistigen Gaben‘ genauso verkaufen wie unser Lebenselixier.“

      „Endlich hast du’s kapiert, Miguel“, sagte Antonio Gonzales. „Und du mußt zugeben, daß wir mit der scheußlichen Kräuterbrühe


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