Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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er. „Was hast du in der Sache noch unternommen?“

      „Ich habe Manuel losgeschickt. Es war kein Problem, ihnen bis zu ihrem Schiff zu folgen. Sie gehören zu einer großen dreimastigen Schebecke, die an einem Steg vertäut hat und die spanische Flagge führt. Die Kerle sind in der Tat voll damit beschäftigt, Proviant und Wasser zu fassen.“

      „Sehr gut.“ Gonzales nickte zufrieden. „Hat Manuel herausfinden können, wer der Kapitän ist?“

      „Noch nicht“, erwiderte Rodrigo, „aber das dürfte nicht besonders schwierig werden. Wenn die Burschen ihre Arbeit getan haben, werden sie bestimmt die Kneipen aufsuchen. Dabei wird sich rasch herausstellen, wer das Sagen hat.“

      Antonio Gonzales füllte erneut die Rotweinbecher.

      „Wir werden uns diese Goldfasane schnappen“, entschied er. „Wenn wir erst den Kapitän am Kragen haben und ihm ein bißchen Feuer unterm Hintern entfacht haben, werden die Kerle schnell die prallgefüllten Gürtel abschnallen und auch sonst alles zusammenkratzen, um ein ordentliches Lösegeld zahlen zu können.“ Er griff nach dem Becher. „Zum Wohl, Rodrigo, trinken wir auf ein gutes Gelingen!“

      Nachdem er zusammen mit dem geschäftstüchtigen Rodrigo den Tonkrug geleert hatte, wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.

      „Hol Miguel her“, sagte er. „Wir haben noch einiges zu besprechen. Wer ein gutes Geschäft tätigen will, darf die gründliche Planung nicht vergessen.“

      „La Bodega“ hieß die Kneipe, die Carberry zur Weinprobe auserkoren hatte. Sie lag in einer schmalen Gasse in der Nähe des Hafens und bestand in der Hauptsache aus einem langgestreckten Kellergewölbe mit zahlreichen Nischen und Winkeln.

      Der kleine, kugelrunde Wirt, der selbst wie ein Weinfaß aussah, verstand sich nicht nur hervorragend aufs Einschenken, sondern unterhielt zudem noch ein umfangreiches Verkaufslager.

      Es war Spätnachmittag, und die Sonne stand noch immer hoch am Himmel. Die Arwenacks hatten mächtig geschwitzt, bis die eingekauften Vorräte samt den schweren Wasserfässern an Bord gebracht und unter Deck verstaut waren.

      Natürlich hatte der Kutscher darauf bestanden, daß zuerst die dringend benötigten Lebensmittel eingekauft wurden. Für „Wein und anderes Gesöff“ war seiner Meinung nach hinterher noch genug Zeit.

      In dem Kellergewölbe herrschte im Gegensatz zu draußen eine düstere Atmosphäre. Die Öllampen, die teils in den Nischen aufgestellt waren und teils an der Decke hingen, waren die einzigen Lichtquellen. Dennoch waren die rohgezimmerten Holzbänke gut besetzt.

      Die Luft war stickig und warm. Der Geruch von Wein, Rum und Schweiß vermischte sich mit dem Dunst von gebratenen Fischen und geräuchertem Fleisch, der der angrenzenden Küche entströmte.

      „So richtig gemütlich ist das hier“, sagte Carberry und streichelte beinahe liebevoll den riesigen Weinkrug, den der Wirt auf den Tisch gestellt hatte.

      Es war bereits der dritte.

      Die anderen Arwenacks, die ihren Profos bei der verantwortungsvollen Tätigkeit des „Vorkostens“ nach Kräften unterstützten, nickten zustimmend.

      „Es hat schon seine Vorteile, wenn man kein Blondschopf ist“, meinte Blacky mit philosophischem Blick. „Die armen Teufel hocken jetzt an Bord und langweilen sich, während wir uns hier im Vorhof zum Paradies befinden und an dem herrlichen Vinho verde laben.“

      Der schwarzhaarige, dunkeläugige Bursche spielte damit auf den Befehl des Seewolfs an, gemäß dem alle auffallend blonden Männer der Crew die Schebecke nicht verlassen sollten. Dafür gab es ja genug gute Gründe, wie sie alle wußten.

      Der Profos teilte Blackys Mitleid mit den „Blondies“ und hatte auch gleich eine Erklärung für deren hartes Schicksal bereit.

      „Die Rübenschweine können einem schon leid tun“, sagte er. „Es muß schlimm sein, wenn man statt Haaren Stroh auf dem Kopf hat. Wahrscheinlich sind sie schon als Windelpisser von ihren Müttern zu lange in die Sonne gelegt worden. Da muß man ja schließlich ausbleichen. Oder aber ihre Eierköpfe sind zu häufig geschrubbt worden. Es ist doch völlig klar, daß da alle Farbe abgehen muß.“

      Also tranken die Arwenacks auch einen Becher auf das Wohl der „Blondies“. Da ihr Kapitän und Don Juan de Alcazar aus Sicherheitsgründen ebenfalls an Bord geblieben waren, obwohl sie schwarzhaarig waren, wurde der nächste Becher zu ihrem Wohl geleert. Diesem folgte je ein Becher für den freiwillig an Bord gebliebenen Ben Brighton, den rothaarigen Ferris Tucker und für Batuti, der wie seine Stammesgenossen in Gambia am ganzen Körper schwarz war.

      O ja, die Arwenacks verstanden es schon, die Qualitätsprüfung für den herben und spritzigen Vinho verde mit dem mitleidigen Gedenken an jene zu verbinden, die auf die Gemütlichkeit dieser Kneipe verzichten mußten.

      Nur – die Gemütlichkeit hatte einen Haken. Sie hielt nicht lange vor.

      Während Carberry im Geiste durchrechnete, wie viele Weinfässer sie wohl im Stauraum der Schebecke unterbringen könnten, wurde er bei seiner verantwortungsvollen Tätigkeit empfindlich gestört.

      Ein schmuddeliger und etwas angesäuselter Kerl von der Sorte, die auf den Piers und Stegen herumzulungern pflegte, törnte von einem der Nachbartische herüber und ließ sich unaufgefordert auf dem freien Platz neben Carberry nieder. Der Kerl stank nach Rum, Schweiß und Knoblauch, außerdem hielt er einen leeren Becher in der Hand.

      „Die Señores haben doch nichts dagegen?“ fragte er mit einem unverschämten Grinsen und stellte seinen leeren Becher auf den Tisch. „Der Wein schmeckt gut, nicht wahr?“

      Der Profos warf ihm einen kritischen Blick zu.

      „Das haben wir schon selber festgestellt“, erwiderte er. Dann griff er zu der riesigen Kruke, um die Becher nachzufüllen.

      „Wenn die Señores nichts dagegen haben, trinke ich gern einen Schluck mit“, ließ sich der schmierige Kerl vernehmen, als der Profos die Kruke wieder auf den Tisch setzte.

      „Die Señores haben aber was dagegen“, knurrte der Profos. „Außerdem könntest du ruhig ein Stück von mir abrücken, ich brauche nämlich viel frische Luft.“

      „Oh, der Señor ist ein Geizhals“, sagte der Kerl frech. „Und ich dachte schon, man würde einem armen Mann wie mir einen Becher Wein nicht abschlagen.“

      Auf dem narbigen Gesicht Carberrys zogen Gewitterwolken auf. „Dann solltest du nicht soviel denken. Davon kriegt man nämlich rasch einen Sprung in die Schüssel. Außerdem, du abgetakelte Filzlaus: Wenn du mich noch mal als Geizhals bezeichnest, zeige ich dir mal, wie freigebig ich bin.“

      Er gebrauchte den Ellbogen und schob den Schnorrer einfach ein Stück von sich weg. Das schien dem Kerl jedoch nicht zu passen.

      „Nur langsam, du Geizkragen!“ rief er. „Ich möchte wenigstens meinen leeren Becher mitnehmen.“

      Er sprang von der Bank hoch, kehrte zum Tisch zurück und griff nach seinem Weinbecher. Dabei stieß er blitzschnell gegen die Kruke. Sie stürzte um, zerbrach, und der restliche Rotwein floß über den Tisch. Die Arwenacks mußten aufpassen, daß ihre Kleidung nicht bekleckert wurde.

      „Wohl bekomm’s“, sagte der Kerl grinsend und wollte sich mit dem leeren Becher in der Hand verziehen.

      Doch da packte ihn eine riesige Pranke am dreckigen Hemdkragen.

      „Diese Tour zieht bei uns nicht, du blaukarierter Mäusemelker“, stieß Carberry grollend hervor. Dann hob er den Kerl ein Stück an, um ihn wie ein Bündel Lumpen zum Ausgang zu befördern.

      Das wollte sich der Schnorrer nicht gefallen lassen. Noch während ihn der Profos unter dem lauten Gegröle der anderen Zecher durch den Schankraum trug, blitzte plötzlich ein Messer in seiner Hand auf.

      Der Profos erkannte die Gefahr und stieß den Kerl, um Abstand zu gewinnen, einfach ein Stück von sich.

      Der Schnorrer hatte Mühe, auf den Beinen


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