Seewölfe Paket 16. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 16 - Roy Palmer


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weil es bei den Toten nichts zu holen gibt. Aber er sagte nichts, denn er wollte keinen Ärger haben. Im Hinblick auf seinen Geheimauftrag war er darum bemüht, die Fahrt möglichst ungestört fortsetzen zu können. Außerdem war dieser Sundzoll eine festgeschriebene Sache, an der kein Weg vorbeiführte.

      „Hier ist es nicht hell genug“, meinte er. „Folgen Sie mir doch bitte in meine Kammer, dort können wir die Angelegenheit bei guter Beleuchtung erledigen.“

      Damit waren die Dänen einverstanden. Kurze Zeit später hielt Hasard die Zahlungsbestätigung über 80 Silbertaler in Händen. Auf dem Schriftstück wurde gleichzeitig versichert, daß die „Isabella“ nunmehr berechtigt sei, den Öresund zu passieren. Und das war Hasard recht so, weil er weitersegeln konnte, ohne vorher noch die Zollbehörde in Helsingör anlaufen zu müssen.

      Nach einer höflichen Verabschiedung gingen Aage Svensson und seine Begleiter von Bord. Bald darauf segelte die Schaluppe südwärts und verschwand schließlich in der Dunkelheit.

      Die schlechte Laune Edwin Carberrys hatte sich immer noch nicht gebessert. Sein Gesicht wirkte düster, und sein mächtiges Kinn war wie ein Rammklotz nach vorn geschoben.

      „Diese Rübenschweine würden selbst nackten Männern noch in die Tasche greifen“, knurrte er. Offenbar ging es ihm nicht in den Kopf, daß man eine solche hohe Summe bezahlen mußte, nur um weitersegeln zu dürfen. „Das sind Schnapphähne“, fuhr er grollend fort. „Jawohl, richtige Beutelschneider sind das!

      Die knöpfen anständigen Seeleuten das Geld ab, und ihr König, dieses blonde Lockenköpfchen, futtert sich dafür einen drallen Bauch an!“

      Die Seewölfe grinsten über diese sachkundige Feststellung ihres Zuchtmeisters. Nur Nils Larsen warf ihm noch einen giftigen Blick zu, bevor er ins Mannschaftslogis zurückkehrte.

      Dort hielt der Kutscher für jeden eine Muck mit heißem Wasser und Rum bereit. Und das wirkte bei der lausigen Kälte wahrhaftig Wunder.

      3.

      Mit Ausnahme der Ankerwachen schliefen die Seewölfe den Schlaf der Gerechten. Was da im Mannschaftslogis und in den Achterdeckskammern, in denen die Männer der Schiffsführung untergebracht waren, durch lautes Schnarchen an Holz „gesägt“ wurde, hätte mit Sicherheit für eine neue Galeone ausgereicht.

      Es war gegen zwei Uhr in der Nacht.

      Smoky und Stenmark gingen die sogenannte „Friedhofswache“, die von Mitternacht bis um vier Uhr in der Frühe dauerte. In regelmäßigen Abständen fanden sie sich am Ruderhaus ein, um die Ankerpeilung zu überprüfen.

      Die beiden Peilobjekte hoben sich einigermaßen sichtbar gegen den Nachthimmel ab. Sonst war die Sicht zur Küste ziemlich beeinträchtigt. Längst waren in der anfänglich so klaren Nacht Wolken aufgezogen, die zeitweise den Mond verdeckten.

      Smoky und Stenmark, die schon der Kälte wegen ständig in Bewegung blieben, enterten gerade über den Steuerbordniedergang von der Kuhl zum Quarterdeck auf.

      Da ging plötzlich ein leichter Ruck durch das Schiff.

      „Was war das?“ fragte Stenmark.

      Der bullige Smoky zuckte mit den Schultern.

      „Frag mich was Leichteres. Vielleicht ist einer aus seiner Koje gefallen.“

      „Wohl auch immer einen Scherz auf den taufrischen Lippen, was?“ Stenmark war nicht gerade bester Laune. „Ich finde, wir sollten schleunigst die Ankerpeilung überprüfen. Irgend etwas stimmt da nicht!“

      „Na schön“, meinte Smoky und gähnte. „Ich verhol mich zum Ruderhaus. Du kannst dich ja sonst ein bißchen umsehen.“

      Augenblicke später peilte Smoky zu den beiden Landmarken – der Tanne und dem Spitzfelsen. Und von da an war es vorbei mit der Nachtruhe der Seewölfe.

      Dem rauhbeinigen Smoky lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Mit Entsetzen stellte er fest, daß die Peilung rapide auswanderte. Sofort wirbelte er herum, um Stenmark zu wahrschauen. Aber das war mittlerweile nicht mehr notwendig.

      Von der Back her brüllte der blonde Schwede lauthals: „Ankertrosse gebrochen!“

      Stenmark hatte bemerkt, daß die Trosse des Backbord-Bugankers lose im Wasser hing. Und nun konnte er sich auch den Ruck erklären, den sie vor wenigen Augenblicken wahrgenommen hatten.

      Jetzt wurde es brenzlig, darüber waren sich die Ankerwachen im klaren. Es mußte sofort etwas geschehen, denn die „Isabella“ ging auf Wanderschaft.

      Smoky, der sich noch auf dem Achterdeck aufhielt, reagierte schnell. Geistesgegenwärtig legte er das Ruder hart Backbord, so daß das Heck der achteraustreibenden Galeone zum Land, der Bug aber zur See schwenkte. Wenn der Wind und der Strom den Bug noch weiter herumdrückten, bis er nordwärts wies, dann würde sich die „Isabella“ wesentlich besser steuern lassen, als wenn sie über das Heck trieb. Das wiederum wäre sehr gefährlich, denn Smoky wußte aus der Seekarte, daß hinter ihnen die Küste in leichtem Bogen nach Westen schwang und die in die See ragende Landspitze von Kullen bildete.

      Das Gebrüll der beiden Ankerwachen riß auch die übrigen Männer aus dem Schlaf.

      Der Seewolf war der erste, der auf dem Achterdeck erschien, aber auch die anderen ließen nicht lange auf sich warten. Die Männer begriffen rasch, was geschehen war und bereits fünf Minuten später hatten sie den Steuerbord-Buganker geworfen.

      Wer jetzt noch einen winzigen Rest von Müdigkeit in seinen Knochen verspürte, wurde spätestens durch den lauten Wutschrei Edwin Carberrys hellwach.

      „Donner und Wolkenbruch!“ brüllte er. Dabei stand er wie ein griechischer Athlet mit drohend erhobenen Fäusten auf der Back. „Wenn ich das Rübenschwein in die Finger kriege, das dafür verantwortlich ist, zerstampfe ich es zu Pulver! Danach renke ich ihm den Hals aus und zerbreche ihm jeden Knochen einzeln. Und die Haut werde ich ihm eigenhändig in Streifen von seinem blaukarierten …“

      „Moment, Ed!“ unterbrach ihn Hasard, der auf die Back geeilt war. „Ganz davon abgesehen, daß du dich im Hinblick auf deine Strafmaßnahmen in der Reihenfolge vertan hast, solltest du zunächst mal vermelden, was dieses bedauernswerte Rübenschwein deiner Meinung nach angestellt hat.“

      Der Profos knurrte wie ein gereizter Löwe und deutete mit ausgestrecktem Arm in Richtung Ankertrosse.

      „Ich verwette meinen Kopf, Sir“, rief er mit Donnerstimme, „daß diese Trosse gekappt worden ist!“

      Im Schein einer Laterne besah sich Hasard den Rest der Backbord-Ankertrosse.

      „Du hast recht, Ed“, stellte er fest. „Die Kardeele sind einwandfrei durchgetrennt worden, daran gibt es keinen Zweifel. Wir müssen in dieser Nacht ein zweites Mal Besuch gehabt haben.“

      „Verdammter Mist!“ schimpfte Old O’Flynn, der ebenfalls zur Back aufgeentert war. Während er sich mit einer Hand auf seine Krücke stützte, fuhr er sich mit der anderen über das stoppelbärtige Gesicht. „Der Anker ist natürlich ebenfalls futsch. Da soll doch gleich der Teufel die Kerle holen, die das getan haben! Ob da nicht doch diese habgierigen Zolleintreiber die Hände im Spiel hatten, he?“

      „Das ist unwahrscheinlich“, meinte Hasard. „Der Anschlag auf unsere Ankertrosse kann ja erst vor kurzer Zeit erfolgt sein, während die Schaluppe seit Stunden verschwunden ist. Ich denke, wir sollten im Hinblick auf die Zöllner, die ja auch nur ihre Pflicht erfüllen, nicht zu mißtrauisch sein. Es muß da noch jemanden geben, der ein lebhaftes Interesse an uns hat.“

      Old Donegals verwittertes Gesicht wirkte düster.

      „Und wenn wir den erwischen, kann Ed mit meiner vollen Unterstützung rechnen. Solchem Gesindel sollte man wirklich die Haut in Streifen von den karierten Affenärschen ziehen! Wenn Ed die Längsstreifen übernimmt, kümmere ich mich um die Querstreifen. Von denen wird keiner mehr eine Hand an unsere Lady legen!“

      Auch der Seewolf


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