Seewölfe - Piraten der Weltmeere 79. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 79 - Fred McMason


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und brennt gleich wie Zunder. Los, Al!“ wandte er sich an den Waffen- und Stückmeister, der sich die bronzenen Kanonenrohre noch einmal ansah. „Beeil dich, die Kanonen können wir nicht gebrauchen, wir haben bessere.“

      Im Boot blies Tucker noch einmal auf die Lunte, und während sie ablegten, warf er die glimmende Lunte in einem hohen Bogen auf das Deck des zerstörten Spaniers.

      Augenblicklich schoß eine Stichflamme hoch, die sich in rasender Eile über das Deck fraß. Kreuz und quer zuckte sie darüber hin, bis sie endlich erlosch.

      Das helle Lohen verschwand, aber das kurze, heiße Feuer hatte ausgereicht, das Holz in Brand zu setzen.

      Fünfzig Yards weiter züngelten die ersten Flammen hoch, und danach ging es sehr schnell. Die trockenen Segel brannten, gleich darauf begann es zu prasseln und zu knistern. Rauch stieg aus der Galeone auf und kräuselte sich in den wolkenlosen Himmel.

      Immer heller brannte das Feuer und fraß sich jetzt in rasender Eile über das ganze Schiff.

      Als der Seewolf mit seinen Männern wieder bei der „Isabella“ angelangt war, glich die „Sevilla“ einer brennenden Riesenfackel.

      Pechschwarz quoll der Rauch in einer gewaltigen Wolke steil nach oben, wo er wie ein Pilz auseinanderstrebte.

      „Die brennen prächtig, die spanischen Kisten“, lobte Ferris Tucker das prasselnde Feuer.

      Ed Carberry, der neben ihm stand, nickte bedächtig. „Das kannst du laut sagen, Ferris. Es ist nicht die erste, die wir in Brand gesetzt haben.“

      Oben in den Felsen stand Dan O’Flynn als Posten. Er hatte die schärfsten Augen an Bord, und deshalb hatte der Seewolf ihn da oben placiert, damit er Zeichen gab, wenn sich fremde Schiffe der Insel näherten. Dan stand da und hielt den Daumen nach oben in die Luft gereckt, zum Zeichen, daß alles klar war. Niemand würde den gewaltigen Qualm sehen, und bis jemand auftauchte, war das Feuer längst erloschen.

      Jetzt schlugen auch die Flammen an den Seiten hervor, leckten am zersplitterten Schanzkleid und tobten weiter, zum Achterkastell, wo ebenfalls sofort alles in hellen Flammen stand.

      Smoky, der Decksälteste, gesellte sich zu den Männern.

      „Warum brennt das Schiff?“ fragte er.

      „Weil wir es in Brand gesteckt haben“, erwiderte Ferris Tucker freundlich. „Sag mal, Smoky, bist du nun wirklich bescheuert, oder vergeht das demnächst?“

      Smoky verzog schmerzhaft das Gesicht. Seit er bei dem vorangegangenen Kampf eins auf den Schädel gekriegt hatte, fehlte ihm der nötige Durchblick. Mitunter stand er eine geschlagene Stunde lang an Deck herum und fragte sich, was er hier eigentlich wolle.

      Der Kutscher und Feldscher, der bei Sir Freemont gedient hatte, hatte noch gestern etwas von temporärem Gedächtnisschwund gemurmelt. Das würde die Zeit heilen, hatte er gesagt. Seither spazierte Smoky mit temporärem Gedächtnisschwund herum, und erzählte jedem von seiner eigenartigen Krankheit. Aber alle paar Minuten rannte er zum Kutscher, um sich den Ausdruck wiederholen zu lassen, denn er vergaß ihn sofort wieder. Und dabei hörte sich das doch so gut an, fand er.

      „Laß mich bloß in Ruhe, du rothaariger Decksaffe“, sagte Smoky. „Sei froh, daß du keinen – äh – tempo – äh – Schwund hast! Woher kommt das verdammte Wrack eigentlich? Es liegt genau in der Fahrrinne drin.“

      „Das war doch der Kampf vor zwei Tagen, du Roß!“ brüllte Ferris, der langsam die Geduld verlor. „Die spanische Galeone ist hier gewaltsam eingedrungen, zersplittert und sitzt nun fest auf dem Riff. Geht das endlich in deinen Kasten?“

      Smoky blickte ihn nachdenklich an, und wieder verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse.

      „Komisch“, sann er laut, „was zum Teufel, wollten die Spanier denn hier auf der Schlangen-Insel?“

      Tucker raufte sich in einem neuerlichen Anfall die roten Haare.

      „Himmel, Arsch und Seemannsgarn!“ schrie er. „Schafft mir diesen Kerl vom Hals! Der spinnt ja wirklich, oder willst du mich bloß verarschen?“ fragte er mit erzwungener Ruhe.

      Smoky starrte verbiestert auf die Decksplanken.

      „Ich weiß gar nicht, was du willst, du Büffel. Ich habe dich anständig was gefragt, und du fängst an zu schreien. Ich hab den Kahn jedenfalls nicht einlaufen sehen, vielleicht war es gerade Nacht, und ich habe geschlafen.“

      Ehe Tucker explodieren konnte, ging der Seewolf dazwischen.

      „Laß ihn in Ruhe, Ferris. Das wird sich bald wieder legen, ich habe den gleichen Zustand auch schon einmal erlebt. Da fehlt einem wirklich teilweise die Erinnerung. Sie kehrt nur bruchstückhaft zurück, und dabei hast du das Gefühl, als wäre in deinem Schädel eine gähnende Leere.“

      „Na ja, wenn das so ist. Ich dachte immer, der Kerl verstellt sich nur, und will mich auf den Arm nehmen. Ausgerechnet mich fragt er nämlich immer.“

      Während Tucker dem Decksältesten noch einen zweifelnden Blick zuwarf, brannte weiter drüben die Galeone ab. Das Feuer fraß sich mit höllischem Eifer durch das Holz, bis es den unteren Rand erreichte, die Wasserlinie. Dort wurden die Flammen jetzt immer spärlicher und kleiner, und schließlich zischte es nur noch leise. Schwarzverkohlte Trümmer fielen ins Wasser und zischten noch einmal kurz auf, ehe sie verlöschten und untergingen. Immer mehr fiel das Wrack in sich zusammen. Schließlich war es nur noch ein kleiner Rest, der aus dem Wasser ragte, ein schwarzer Stumpf, an manchen Stellen noch leicht glühend.

      Die Seewölfe sahen schweigend zu, wie die „Sevilla“ sich in ihre Bestandteile auflöste.

      „Damit sind wir das Problem noch immer nicht los“, sagte Hasard. „Wir müssen den Rest mit der Hand abwracken, wenn wir hier jemals wieder herauswollen.“

      Gesichter verzogen sich angewidert. Jedem war deutlich anzusehen, was er empfand. Das Wrack zertrümmern und zerschlagen war eine Arbeit, wie sie sie lange nicht verrichtet hatten. Eine verdammte Schufterei würde das werden.

      Aber es blieb ihnen nichts anderes übrig.

      Tucker seufzte abgrundtief. Er, der immer tüftelte und überlegte, sann verzweifelt nach einer anderen Möglichkeit. Hasard sah ihm an, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.

      „Hast du einen besseren Vorschlag?“ fragte er.

      Tucker kratzte sich das stoppelige Kinn.

      „Hm, mir fällt da etwas ein“, murmelte er zögernd. „Wir könnten dem Bock ein paar Siebzehnpfünder unter die Wasserlinie ballern, und das Schiff so weiter in Trümmer schießen. Dann fällt das Abwracken nicht so schwer.“

      Carberrys Riesenpranke krachte dem Schiffszimmermann auf die Schulter, und sein dröhnendes Organ hallte über die ganze Insel.

      „Wenn wir dich nicht hätten und die gekochten Bohnen, Mann, dann müßten wir die ganze Woche rohe Bohnen fressen. Ist das eine Idee, Leute?“ wandte er sich fragend an die anderen.

      Alles stimmte begeistert mit ein. Warum sollte man sich mühsam einen ganzen Tag lang abrackern, wenn es auch anders ging? Was würde der Seewolf dazu sagen?

      Hasard nickte, seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.

      „Ein guter Vorschlag, Ferris“, lobte er den Riesen. „Wir werden ihn sofort in die Tat umsetzen. Dabei kann jeder gleich einmal seine Schießkünste beweisen. Also ladet die Kanonen, dreht das Schiff herum. Kugeln und Pulver haben wir zur Genüge. Wir ersparen uns damit wirklich einen ganzen Tag harter Arbeit.“

      Mit Begeisterung wurden die schweren Culverinen geladen. Die Siebzehnpfünder würden den Seewölfen einen großen Teil ihrer Arbeit abnehmen.

      Auf dem schwarzen Schiff wurde es jetzt ebenfalls lebendig. Der Wikinger Thorfin Njal erschien an Deck, und neben ihm standen seine Mannen: Arne, Oleg, Eike und der Stör. Der Kupferhelm des Wikingers glänzte hell in der Sonne, als er den Kopf bewegte. Ein Grund für den Profos, mißtrauisch hinüberzublinzeln.


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