Seewölfe - Piraten der Weltmeere 79. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 79 - Fred McMason


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der Gedanke an den „Nachttopf“ dankbar aufgegriffen und gründlich ausgeschlachtet, wie es bei den Seewölfen üblich war.

      Dem Wikinger wäre angst und bange geworden, wenn er die Theorien alle vernommen hätte, die die Männer vom Stapel ließen. Und diese Theorien wurden immer deftiger und verwegener, und bald bogen sich die Männer auf dem Deck vor Lachen.

      Die Neugier ließ dem Wikinger schließlich keine Ruhe mehr. Er wußte nicht, was auf der „Isabella“ vorging. Er sah nur, daß die Galeone ausgebrannt war und man sich jetzt anschickte, die Culverinen zu laden.

      „Ist das nicht dieser komische Wikinger?“ fragte Smoky stirnrunzelnd und wandte sich dabei wieder an Tucker.

      Dem Schiffszimmermann standen die Haare jetzt buchstäblich senkrecht zu Berge. Gereizt fuhr er zu Smoky herum.

      „Treibe mich nicht zum Wahnsinn, Kerl!“ schrie er den verblüfften Smoky wild an. „Du mit deinem verlausten Tempodingsda. Willst du etwa sagen, daß du den Burschen nicht mehr kennst?“

      „Ich frag mal den Kutscher, wie das Wort heißt“, sagte Smoky, ohne auf Tucker einzugehen. Damit zog er ab, und ließ einen total verdatterten Ferris Tucker zurück, der sich wild die Bartstoppeln kratzte.

      „Wenn das mit dem so weitergeht, werde ich auch noch verrückt“, beklagte sich Tucker lautstark. „Das kommt noch so weit, daß er nicht einmal weiß, daß er der Decksälteste ist.“

      „Hört mit dem Geschrei auf“, sagte Ben Brighton. „Einige von uns haben etwas abgekriegt, du hättest genausogut das Ding an den Schädel kriegen können, Ferris.“

      Brighton trug den Arm in der Schlinge. Er verspürte noch Schmerzen darin, sobald er ihn bewegte. Und er war auch nicht der einzige. Grey hatte eine Fleischwunde im Rücken und Dan den Stich in den Rippen. Und Bill the Deadhead, den Piraten aus Siri-Tongs Crew, hatte es am jämmerlichsten von allen erwischt. Der lief mit einem Schuß im Achtersteven herum und konnte nicht mehr sitzen.

      Es gab also ständig Anlaß zu neuen Heiterkeitsausbrüchen.

      Siri-Tong, der Wikinger und der Stör pullten jetzt im Boot herüber und legten gleich darauf bei der „Isabella“ an.

      „Einen fröhlichen guten Morgen“, dröhnte Thorfins Stimme über Deck. Er zog die Rote Korsarin mit an Bord, nach der sich sofort alle Kerle wieder umdrehten.

      Der Gruß wurde von allen Seiten erwidert.

      Thorfin Njal sah sich verwundert um, und auch die Rote Korsarin sah die Hektik an Deck. Da standen die Männer mit glimmenden Lunten neben den feuerbereiten Culverinen, da waren Kugeln an Deck gemannt worden, Pulverfässer standen herum, Wischer lagen bereit.

      „Was geht denn hier vor?“ fragte der Wikinger erstaunt.

      Der Profos grinste ihn an, doch dann wurde sein Gesicht schlagartig ernst und verkniffen, als er sah, daß der Wikinger sich den Schädel kratzte. Dem Profos traten die Augen aus den Höhlen.

      Der Wikinger kratzte weiter, allerdings befand sich zwischen seinem kratzenden Finger und der Kopfhaut noch der Helm, aber das schien ihn nicht zu stören. Ausgiebig kratzte er den Helm weiter, und der Profos bezweifelte ganz entschieden den Erfolg, falls es den Wikinger jucken sollte. Und es ärgerte ihn auch, daß einer seinen Helm kratzte, wenn ihn der Schädel juckte. „Das gab es doch gar nicht, verdammt noch mal“, sagte er.

      „Wir haben gerade beschlossen, deinen aufgeriggten Kahn unter Feuer zu nehmen“, erklärte er todernst, und es wurmte ihn mächtig, als der Wikinger schon wieder seinen Helm kratzte, wo der doch, verdammt noch mal, gar nicht jucken konnte. „Das heißt, wir wollen nur eine Breitseite darauf abfeuern, um herauszufinden, wie stark das Holz wirklich ist.“

      Thorfin Njal stierte ihn ungläubig an. Die grinsenden Gesichter sah er nicht.

      „Das neue Schiff?“ murmelte er fassungslos. „Das kann doch nicht euer Ernst sein.“

      Hilflos wandte er sich an den Seewolf, der ebenso ernst daneben stand und nicht einmal das Gesicht verzog.

      Thorfins Blick kehrte ungläubig zu Siri-Tong zurück. Dann tippte er mit dem Finger nachdrücklich gegen die Stirn.

      „Das könnt ihr mir nicht antun“, ächzte er.

      Und der Stör brummte etwas dazu, was kein Mensch verstand, das aber so viel heißen mochte, daß auch ihm das keiner antun könne.

      „Schluß jetzt mit dem Grinsen“, sagte Hasard. „Einmal ist der Spaß zu Ende, sonst glaubt Thorfin tatsächlich noch, wir wollten sein Schiff unter Feuer nehmen.“

      „Dann schießen wir eben auf das andere“, murrte der Profos.

      Der Wikinger ließ sein dröhnendes Lachen hören und konnte sich kaum beruhigen.

      Der Seewolf nahm die beiden beiseite.

      „Ihr habt gesehen, daß wir das Wrack abgebrannt haben. Die Fahrrinne muß so schnell wie möglich frei werden, und daher haben wir heute in aller Frühe damit angefangen. Schon morgen können die ersten Spanier hier auftauchen, und dann sitzen wir in der Falle. Um die Arbeit zu erleichtern, haben wir beschlossen, die Überreste der Galeone mit den Culverinen zu befeuern. Was danach noch übrigbleibt, werden wir von Hand abwracken. Dazu brauche ich jeden Mann, denn es ist eine Knochenarbeit, die uns verdammt lange aufhalten wird. Wir haben gestern ja schon darüber gesprochen.“

      „Selbstverständlich schicken wir alle Männer herüber“, versprach Siri-Tong sofort.

      Thorfin nickte nur, das war für ihn ebenso selbstverständlich, denn schließlich wollten sie ja auch die Schlangen-Insel wieder verlassen.

      Die Korsarin sah den Seewolf wieder mit einem ihrer unergründlichen Blicke an, die Hasard immer eine leichte Gänsehaut über den Rücken jagten.

      „Was ist mit den Schätzen?“ fragte sie. „Wenn früher oder später einmal Spanier auf die Insel gelangen, kann der Zufall sie zum Schlangentempel führen. Es wäre nicht auszudenken, wenn sie das viele Gold und Silber fänden.“

      Hasard lachte stoßartig auf. „Mehr wäre den Dons wirklich nicht zu gönnen. Kampflos hätten sie ihre Schätze zurück, die wir ihnen so mühsam abgejagt hatten. Nein, wir müssen ein anderes Versteck suchen, eins, das nicht entdeckt werden kann, denn unsere Reise wird lange dauern.“

      „Du gehst nicht von diesem Gedanken ab, das fremde Land zu suchen, Hasard?“ fragte sie.

      Sie sah es schon an seinen Augen, daß er dieses Vorhaben nicht mehr aufgeben würde.

      „Nein“, sagte er hart, „ich suche es und ich werde es auch finden, selbst wenn du mir nicht dabei hilfst.“

      „Ich habe dich oft genug davor gewarnt, Seewolf“, sagte sie leise.

      „Ich weiß! Aber was ich mir einmal in den Kopf gesetzt habe, das führe ich auch durch.“

      „Ja, so bist du!“ Sie seufzte und wechselte wieder abrupt das Thema, wie es ihre Art war.

      „Ich kenne hier noch ein Versteck“, sagte sie. „Es liegt auf der anderen Seite in den Felsen, und es ist ein beschwerlicher Weg dorthin. Dort wären die Schätze aber einigermaßen in Sicherheit.“

      „Einigermaßen hilft uns nicht viel. Sie müssen absolut sicher vor jedem fremden Zugriff sein.“

      Hasard sah die Männer an, die darauf warteten, daß er endlich den Befehl zum Feuern erteilte. Er drehte sich um.

      „Ich werde nachher in den Schlangentempel gehen“, sagte er. „Dort muß ich mir erst einen Überblick verschaffen, wie groß die Beute genau ist. Selbst wenn alle mit anpakken, werden wir es nicht in einem Tag schaffen, schon gar nicht über die Felsen auf die andere Seite.“

      „Darf ich mitkommen?“ fragte sie zaghaft.

      Unbewußt blickte er in ihre rote Bluse, die am Hals zwei Knöpfe offenstand und in ein Tal mit zwei sanften Hügeln wies. Er nickte, zuckte dann aber zusammen,


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