Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/III. John Roscoe Craig
Читать онлайн книгу.als er selbst, am Genick und knallte ihre Köpfe zusammen. Mit einem Seufzer legten sich die beiden Männer schlafen.
„Vorsicht, Stenmark!“ die helle Stimme Dan O’Flynns kippte über.
Der blonde Schwede zuckte zusammen und wirbelte herum. Pfeifend zerteilte ein Säbel dicht neben seiner Schulter die Luft. Stenmark packte zu. Er kriegte den Säbelarm zu fassen und drehte ihn herum. Der Ire heulte auf. Er wollte mit der anderen Faust zuschlagen, doch Stenmark stieß ihm den Ellenbogen zwischen die Zähne. Der Säbel fiel in den Sand.
Der Schwede ließ den heulenden Iren los und bückte sich nach dem Säbel. Doch wenn er geglaubt hatte, der Ire würde sich jetzt zur Flucht wenden, hatte er sich getäuscht. Wie ein Berserker griff der gedrungene Mann an. Sein Gesicht war rot, vor Wut verzerrt. Seine Faust öffnete sich. Stenmark sah einen Schleier auf sich zufliegen, und zu spät erkannte er, daß der Ire ihm Sand entgegenschleuderte. Er wollte die Augen zukneifen, doch er schaffte es nicht mehr.
Wie Feuer begannen seine Augen zu brennen. Er sah nichts mehr. Instinktiv stieß er den Säbel vor, aber er traf nur Luft. Er hörte ein Keuchen und dann einen fürchterlichen Schrei. Wie ein Wilder hieb er weiter mit dem Säbel um sich. Nur langsam begann sich der Schleier vor seinen Augen auszulösen.
„Willst du mir unbedingt die Rübe absäbeln?“ schrie Dan O’Flynn. „Halt endlich das Brotmesser still, verdammt noch mal, damit ich mir meine Pike wiederholen kann!“
Stenmark erstarrte. Er wischte sich mit der linken Hand über die Augen. Verschwommen sah er den Iren vor sich im Sand liegen. In seiner Brust steckte die abgekürzte Pike Dan O’Flynns. Das Bürschchen mußte seine fürchterliche Waffe dem Iren entgegengeschleudert haben. Der eiserne Haken hatte sich tief in den Brustkorb des Mannes gebohrt. Blut sickerte in den Sand und färbte ihn dunkel.
Als Dan bemerkte, daß Stenmark wieder sehen konnte, ging er außerhalb der Reichweite des Säbels um den Schweden herum und holte sich seine Pike zurück. Dann blickte er sich nach dem nächsten Gegner um. Batuti hatte sich den letzten Iren geschnappt und schleuderte ihn gegen einen Felsen. Leblos sank der Mann zu Boden.
Matt Davies und Blacky hielten die Iren, die inzwischen wieder zur Besinnung gekommen waren, in Schach. Der blitzende Haken an Matts rechtem Arm schien die rothaarigen Kerle besonders zu beeindrucken. Obwohl ihnen die Wut über die Niederlage in den Gesichtern geschrieben stand, wagten sie nicht, sich zu rühren.
„Jagt die Kerle davon“, sagte Hasard gepreßt. „Sie sollen ihre Verwundeten mitnehmen.“ Er drehte sich um und schwang sich wieder über die Felsbarriere, hinter der immer noch Burton und sein Profos gefesselt lagen.
Isaac Henry Burton zitterte vor Wut. Über sein feistes Gesicht mit den fleischigen Wangen und dem gespaltenen Kinn rann der Schweiß in Strömen. Wahrscheinlich hatte er die ganze Zeit über versucht, seine Fesseln zu lösen. Die blaßblauen Augen funkelten mordlustig, als Hasard auf ihn zutrat, ihn kurz herumwälzte und die Fesseln prüfte, die sich nicht um einen Deut gelockert hatten.
Hasard ging zur Felsbarriere zurück, nachdem er einen kurzen Blick auf die Bai geworfen hatte. Das Boot mit den Spaniern hatte die Hälfte der Strecke bereits geschafft. Die drei Karavellen waren vor Anker gegangen. Sie befanden sich außerhalb der Geschütze der englischen Galeonen.
„Gary, Tom und Blacky bleiben draußen und beobachten die Iren“, sagte Hasard. „Ich kenne die sturen Hunde. Die geben noch nicht auf. Wenn sie merken, daß wir von den Spaniern angegriffen werden, kehren sie auf der Stelle um und fallen wieder über uns her. Nehmt euch jeder so viele Musketen und Pistolen, wie ihr tragen könnt, und sucht euch eine gute Deckung. Schießt das nächste Mal früher, damit sie nicht erst an unsere Bucht herankommen.“
Die drei Männer nickten, während die anderen zurück über die Felsbarriere kletterten und ihnen die Musketen hinüberreichten. Kugeln und Pulver standen ihnen in ausreichender Menge zur Verfügung. Sie hatten sich aus dem Lager in den Drum Hills zur Genüge eingedeckt.
„Binden Sie mich los, Killigrew!“ kreischte Isaac Henry Burton plötzlich los. „Sie werden noch bereuen, was Sie getan haben. Ich bin ein Offizier Ihrer Majestät! Sie werden für Ihr Verbrechen am Galgen …“
Er verstummte. Seine Augen quollen hervor, und er wagte kaum noch zu schlucken, denn dann hätte der spitzgefeilte Haken an der Hand von Matt Davies die Haut an seinem Hals geritzt.
„Halt endlich deine große Schnauze, du widerliche Ratte“, sagte Matt böse, „sonst legen wir dich und deinen Profos um und behaupten, die Iren hätten es getan.“
Burton wurde zuerst bleich, dann traten rote Flecken auf seine schwammigen Wangen.
„Die Idee ist gar nicht mal so schlecht, Matt“, sagte Dan O’Flynn. „Ich hätte nicht gedacht, daß dir so etwas einfallen würde …“
Hasard hörte nicht mehr auf das Gespräch der Männer. Er schob seinen Kopf über den Felsen, der sie gegen die Bai abdeckte. Die Spanier waren schon ziemlich nah. In dem Boot saßen sechzehn Männer. Zehn davon waren Soldaten. Sie trugen Helme und Brustpanzer. Jeder von ihnen hatte eine Muskete bei sich, an ihren Hüften hingen Degen, mit denen sie verdammt gut umgehen konnten.
Hasard wußte, daß diese Spanier allein keine besonders große Gefahr für ihn und seine Männer darstellten. Sie befanden sich hier in sicherer Deckung hinter Felsen und Sandwällen, während die Spanier in dem Boot wie auf einem Präsentierteller saßen. Die Musketenkugeln würden sogar die Bootswand durchschlagen.
Viel mehr Sorgen bereiteten Hasard die anderen Spanier, die von den zusammengeschossenen Karavellen geflüchtet und nun auf dem Weg zurück zur Stiefelspitze – dem Landeplatz – waren, um an Bord der restlichen drei Karavellen zu gelangen. Sie hatten genügend Pulver bei sich, um eine Bombe zu basteln, die Hasard und seine sieben Männer in die Luft blasen konnte.
Verdammt, warum verfolgen die Galeonen die Spanier nicht? Gewiß, es war nicht leicht für die Schiffe, gegen das ablaufende Wasser die Bai hinauszusegeln, aber schließlich war ihre Bewaffnung der der Spanier weit überlegen, so daß das Risiko, selbst eine Niederlage einzustecken, ziemlich gering war.
Hasard blickte zur „Isabella“ hinüber. Ben Brighton konnte ihm nicht helfen. Er hatte kaum genügend Seeleute an Bord, um mit dem Schiff zu manövrieren. Aber an Bord der „Santa Cruz“ und der „Marygold“ waren genügend Leute, die ihnen zur Hilfe eilen konnten. Oder hatte Drake ihn und seine Männer bereits abgeschrieben?
Hasard hatte keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken. Er konnte schon die Geräusche des Bootes hören. Die Riemen klatschten regelmäßig ins Wasser, und die gedämpfte Stimme eines Spaniers gab leise Befehle.
Dann war nur noch das leise Schwappen der von den Felsen zurückgeworfenen Wellen zu hören. Hasard winkte Batuti, Matt Davies und Stenmark heran. Die Männer hatten geladene Musketen in den Fäusten. Dan O’Flynn kroch auf einen Wink Hasards hin seitlich um den Felsen herum. Er sollte die Spanier von der Seite her mit ein paar Kugeln verunsichern, wenn es ihnen gelang, in die kleine Bucht zu stürmen.
Das Bürschchen grinste. In seinem Gürtel steckten vier Pistolen, und in jeder Hand hielt er eine Muskete. Jetzt fehlt nur noch das Messer quer im Mund, dachte Hasard, dann kippen die Spanier schon bei seinem Anblick aus den Stiefeln.
„Zielt auf die Köpfe oder die Beine“, flüsterte er den anderen zu. „Es ist nicht sicher, ob unsere Kugeln ihre Brustpanzer durchschlagen.“
Die Männer nickten. Batuti hatte die Zähne gefletscht. Er wartete wie die anderen auf den Moment, wenn der Bug des Bootes die Felsnadel passierte, die ihnen den Blick hinauf auf die Bai verwehrte. Sie durften sich nicht aufrichten, denn dann würde einer der Kapitäne auf den spanischen Karavellen sicher auf den Gedanken verfallen, ein paar Kanonen abzufeuern, ohne Rücksicht auf die eigenen Leute zu nehmen.
Hasard fluchte still vor sich hin. Es war bei den Spaniern nicht anders als bei den Engländern. Wenn es um den Erfolg einer Sache ging, war es gleichgültig, wie viele Menschen dafür sterben mußten.
Hasard haßte diesen Standpunkt, aber er wußte, daß er nichts