Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/III. John Roscoe Craig

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/III - John Roscoe Craig


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ihre Musketen auf den Felsen gelegt und zielten sorgfältig. Sie hörten, wie Eisen gegen Felsen schlug. Wasser plätscherte, dann war wieder Stille.

      In Hasards Hinterkopf begann es zu kribbeln. Er spürte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Seine eisblauen Augen zuckten zu Dan hinüber, aber von dem Bürschchen war nichts zu sehen.

      Und dann schob sich das Boot in seiner vollen Länge um die Felsnadel.

      Außer den sechs Rudergasten befanden sich nur noch zwei Soldaten an Bord! Sie standen auf einer Ducht und zielten mit ihren Musketen auf die Felsen, hinter denen sich Hasard und seine Männer verbargen.

      Fast hätte Hasard zu lange gezögert. Er sah, wie es in den Augen der Soldaten aufblitzte. Sie hatten die Gewehrläufe und die Köpfe entdeckt, die über die Felsen schauten. Sie wollten abdrücken, doch da fauchten ihnen die Kugeln der Engländer schon entgegen.

      Die beiden Spanier hatten keine Chance. Die Kugeln aus Stenmarks Muskete riß dem einen das halbe Gesicht weg. Der Soldat kippte nach hinten und fiel auf einen der Rudergasten, die sich ins Boot geworfen hatten, nachdem die erste Salve aufgedonnert war.

      Der zweite Soldat stürzte ins Wasser. Eine Kugel hatte seinen Helm getroffen und ihn bewußtlos geschlagen.

      „Batuti und Matt!“ schrie Hasard und sprang auf. „Kümmert euch um die Rudergasten! Los, Stenmark, wir müssen die anderen Spanier aufhalten!“

      Der Schwede hatte seine Muskete weggeworfen. Er hielt jetzt in jeder seiner mächtigen Pranken eine Pistole, die wie Spielzeuge aussahen. Gleichzeitig mit Hasard schwang er sich über den Felsen, hinter dem Dan O’Flynn verschwunden war.

      Eine Muskete donnerte auf. Sie hörten einen gellenden Schrei, der von einem spanischen Soldaten stammen mußte.

      Eine helle Stimme schrie: „Arwenack!“ Dann folgte der dünne Knall einer Pistole.

      Mit Riesensätzen hastete Hasard und Stenmark auf die Stelle zu, an der geschossen wurde. Hasard spürte, wie ihm etwas Kaltes über den Rücken lief. Das Bürschchen kämpfte allein gegen eine Übermacht von acht spanischen Soldaten!

      Hasard verscheuchte die Gedanken daran, was Dan alles passieren konnte. Der leichte Nordwind wehte ihm ins Gesicht und verwandelte die Schweißtropfen auf seiner Stirn in kleine kalte Perlen, die ihn in die Haut zu stechen schienen.

      Hasard wich einem großen Felsbrocken aus, und dann sah er die von Felsen umrahmte kleine Bucht vor sich, in der ihr Boot lag.

      Wieder krachte ein Pistolenschuß. Ein Spanier, der von den Felsen hinunter auf den Strand springen wollte, warf beide Arme in die Höhe. Sein Gesicht war von einem Augenblick zum anderen blutüberströmt. Die Muskete, die er in den Händen gehalten hatte, klapperte auf die Felsen und bohrte sich dann mit dem Lauf in den hellen Sand des schmalen Strandes.

      Hasard blieb abrupt stehen, so daß Stenmark fast aufgelaufen wäre. Die Pistole in Hasards rechter Hand schwang hoch. Feuer und Rauch fauchten aus dem Lauf. Die Kugel riß einem Spanier das Bein unter dem Körper weg. Er stürzte zur Seite und krachte mit dem Helm auf den Lauf der Muskete, die er krampfhaft umklammert hielt. Hastig versuchte er sich aufzurichten, aber sein rechtes Bein knickte wieder ab. In seinen Augen war nichts als Angst. Den Mund weit geöffnet, starrte er auf Hasard und Stenmark, die schon wieder schossen.

      Gott sei Dank! dachte Hasard erleichtert. Das Bürschchen war so vernünftig gewesen, in Deckung zu bleiben. Hasard hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, da tauchte der Blondschopf hinter dem Felsen auf. Sein Gesicht war vom Kampfeseifer gerötet. Die Augen blitzten. Voller Begeisterung krähte er mit seiner Stimme, die sich überschlug: „Arwenack!“ und sprang über seine Deckung. Er stürmte mit vorgereckter Pike auf die restlichen vier spanischen Soldaten zu, die sich zu Hasard und Stenmark umgewandt hatten.

      Der letzte Schuß von Hasard gab den Spaniern den Rest. Zwei von ihnen lagen mit blutigen Köpfen im Sand und rührten sich nicht mehr. Einer hockte mit wachsbleichem Gesicht an einem Felsen und preßte beide Hände auf den Leib. Zwischen seinen Fingern quoll dunkles Blut hervor. Der junge Bursche mit dem durchschossenen Bein hatte seine Muskete losgelassen und versuchte von den beiden großen Männern, die immer noch ihre rauchenden Pistolen in den Händen hielten, wegzukriechen.

      Dan O’Flynn hieb einem Spanier mit der Pike den Helm vom Kopf.

      „Schluß jetzt, Dan!“ brüllte Hasard. „Sie haben sich ergeben!“

      Das Bürschchen hatte es in seinem Eifer nicht bemerkt, daß die Spanier ihren Widerstand aufgegeben hatten. Fast ein wenig enttäuscht zog er sich zu Hasard und Stenmark zurück.

      Hasard nickte Stenmark zu. Der Schwede schnitt sein grimmigstes Gesicht und ging auf die Spanier zu. Er nahm ihnen die Waffen ab und befahl ihnen durch Gesten, daß sie ihre Helme und Panzer abnehmen sollten. Sie gehorchten widerspruchslos. In ihren Augen las Hasard das Entsetzen über die Wildheit, mit der sie hier am Strand empfangen worden waren.

      Stenmark und Dan begannen die Spanier zu fesseln, auch den Jungen mit dem durchschossenen Bein. Der Mann mit dem Bauchschuß hatte ausgelitten. Als Dan ihn fesseln wollte, schaute er in zwei leere Augen.

      Hasard war zurückgelaufen. Hoffentlich waren Batuti und Matt mit den spanischen Rudergasten fertig geworden. Wenn Batuti und Matt Davies auch zwei Kämpfer mit besonderen Qualitäten waren, so war eine dreifache Übermacht von spanischen Seeleuten nicht zu verachten. Hasard hatte schon oft erlebt, daß Seeleute nicht so leicht aufgaben wie Soldaten. Der Kampf mit den Naturgewalten hatte ihre Muskeln gestählt und ihren Willen darauf ausgerichtet, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen.

      Aber Batuti und Matt Davies brauchten keine Unterstützung mehr. Keuchend standen sie da, als Hasard auftauchte, um sich herum die sechs Rudergasten des spanischen Bootes.

      Über die Brust Batutis zog sich ein breiter Streifen. Darunter glänzte die nackte, dunkle Bauchdecke. Über dem Gürtel staute sich das Blut. Die helle Segeltuchhose sog sich damit voll und färbte sich rot.

      Batuti zog die Lippen in die Breite, als er Hasard auftauchen sah. Die beiden Reihen seiner makellosen Zähne leuchteten wie Perlen. Der Kratzer an der Brust schien ihm nichts auszumachen.

      Matt Davies schaute weniger zufrieden drein. Auf seiner Stirn prangte eine eigroße Beule. Vor ihm im Sand lag ein Mann, alle viere weit von sich gestreckt. Ein blutiger Riß verlief über seine linke Gesichtshälfte bis zum Hals hinunter.

      „Haut mir der Kerl doch glatt einen Riemen über die Birne, als ob mein Kopf aus Eisen sei“, sagte Matt wütend. „Aber der tut das bestimmt nicht noch mal.“

      „Nix schlimm“, sagte Batuti und ließ seine Zähne blitzen. „Wenn Birne kaputt, dann kriegst du Haken auf den Hals.“

      „Halt deine Klappe, du hinterhältiger Bastard“, sagte Matt und reckte drohend den Arm mit dem spitzgeschliffenen Eisenhaken vor. „Du hast genau gesehen, daß der Kerl von hinten mit dem Riemen auf mich losging! Ich hab dein Grinsen genau gesehen!“

      Batuti blickte Matt Davies treuherzig an.

      „Nix Grinsen“, sagte er. „Das war Schmerz wegen Streifschuß auf Brust.“

      „Lüg mich nicht an, du nackter Affe!“ schrie Matt, der immer wütender wurde. „Den Kratzer hast du doch gar nicht gespürt!“ Hasard trat zwischen die beiden.

      „Laß gut sein, Matt“, sagte er lächelnd. „Ihr könnt euch darüber weiter unterhalten, wenn wir wieder an Bord der ‚Isabella‘ sind. Fesselt die Spanier und bringt sie ins Boot. Wir müssen endlich sehen, daß wir hier verschwinden. Ich habe keine Lust, länger in dieser Falle zu hocken und zu warten, bis die Iren und die Spanier mit allen Männern über uns herfallen.“

      „Aye, aye“, sagten die beiden wie aus einem Mund. Sie suchten sich Stricke und Lederriemen, die die Spanier als Gürtel trugen, und fesselten die bewußtlosen Rudergasten. Sie gingen nicht gerade sanft mit den Männern um, aber die spürten davon wenig.

      Hasard hockte sich auf den Felsen, von dem aus er die Umgebung nach allen Seiten überblicken konnte. Er stöhnte


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