Seewölfe - Piraten der Weltmeere 42. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 42 - Roy Palmer


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Der Rauch war beißend. Er ließ seine Augen tränen und reizte seine Atemwege derart, daß er zu husten begann.

      Keymis, der Friedensrichter von Falmouth, stand neben Smoky auf der Back und richtete eine der Drehbassen.

      „Siehst du“, sagte Smoky ungerührt. „Jetzt hast du einen Vorgeschmack auf das, was noch kommt, du Hund. Los, los, keine Müdigkeit vorschützen. Ich hab dir gezeigt, wie man fachgerecht das Geschoß in seine Lage bringt. Jetzt lernst du, wie man das Zündloch mit Pulver füllt. Willig, Mann, oder soll ich dir in den Hintern treten?“

      „Deck!“ Mit diesem Ruf meldete sich Dan O’Flynn wieder aus dem Hauptmars. „Im Großtopp der Galeone flattert die Flagge mit dem Georgskreuz!“

      „Ein Engländer“, sagte der Seewolf. „Da habt ihr’s, Männer. Wir helfen also einem Landsmann.“ Er verließ das Achterdeck, lief nach vorn und erklomm die Back. Wenig später konnte auch er durch das Spektiv die Flagge der Galeone erkennen. Und er sah noch mehr.

      „Sie ist schwer angeschlagen“, sagte er zu Smoky und den anderen Männern auf der Back. „Ihr Fockmast ist außenbords gegangen. Die zwei Karavellen und drei Galeeren haben sie umzingelt. Lange steht sie das nicht mehr durch. Profos!“

      „Schiff klar zum Gefecht, Sir!“

      „Klar bei Kartuschen, wir greifen den am nächsten liegenden Gegner mit einer Backbordbreitseite an.“

      „Aye, aye, Sir!“

      Hasard eilte aufs Achterkastell zurück und gab Pete Pallie seine Anweisungen. Dann wandte er sich an Ben Brighton und Ferris Tucker. „Die fünf Gegnerschiffe haben Holzkreuze unter den Galions baumeln. Dreimal dürft ihr raten, welches ihre Herkunft ist.“

      „Spanien“, sagte Ben. „Wer anders als die Dons führt ein so typisches Erkennungszeichen?“

      Die „Isabella“ segelte auf die am weitesten südlich plazierte der drei Galeeren zu. Hasard ließ sein Schiff abfallen und auf Ostkurs gehen. Es lief nun voll vor dem Wind und hielt auf die portugiesische Küste zu. Dabei präsentierte es den Dons die Backbordbreitseite, wie der Seewolf es befohlen hatte.

      2.

      Die Spanier drehten sich voll Überraschung zu der imposanten Dreimast-Galeone um, die da wie eine Geistererscheinung aus dem Regendunst heransegelte. Allmählich wurden ihre Konturen für die Besatzungen der Galeeren scharf und konkret, aber zu spät begriffen die Spanier, daß sie es mit einem Gegner zu tun hatten. Sie glaubten wohl auch nicht daran, daß ein Feind die Dreistigkeit besitzen würde, sich bei dem Stand der Dinge an eine solche Übermacht heranzuwagen. Und genau das war ihr Fehler.

      Die 17-Pfünder der „Isabella“ wummerten los. Über dem Backbordschanzkleid puffte weißer Qualm hoch. Die Kanonen spuckten ihre Ladungen gegen den Feind aus, rollten vom Rückstoß getrieben zurück und wurden durch die Taljen gestoppt. Al Conroy, Gary Andrews, Matt Davies sowie alle anderen Geschützführer der Backbordseite und ihre Helfer lugten gespannt über das Schanzkleid.

      Ein Heulen war zu vernehmen, dann riß eine der Kugeln der nächstliegenden Galeere das Heck auf. Gleichzeitig fegten mehrere Geschosse dicht über ihr Mittelheck. Ein Beiboot wirbelte plötzlich in Trümmern durch die Luft. Das Schreien von Männern war zu hören. Die 17-Pfünder-Kugeln räumten unter der spanischen Mannschaft auf. Panik brach aus.

      „Hurra!“ rief Matt Davies. „Das hätten sie nicht erwartet, diese Bastarde. Dabei haben wir erst unseren Einstand gegeben. Na wartet!“

      Die Reaktion des Gegners erfolgte viel zu spät. Er wollte manövrieren, seine Geschütze auf die „Isabella“ richten und das Feuer erwidern, aber sie war bereits vorbei.

      Hasard bediente eine der Drehbassen auf dem Achterkastell. Er hatte sie sorgfältig justiert, wartete jetzt seinen Moment ab und zündete die Ladung, als die „Isabella“ sich aus den Fluten hob und die Galeere gerade einen Wogenhang hinüberglitt. Die „Isabella“ sackte wieder etwas tiefer, die Galeere stieß aus dem Wellental hoch – die Drehbasse brüllte auf und entließ fauchend ihre Ladung.

      Die Eisenkugel rasierte der Galeere an der Steuerbordseite glatt die Hälfte ihrer Riemen ab.

      „Holla!“ rief Ferris Tucker. „Das war ein sauberer Schuß; Hasard! Jetzt ist er vollends flügellahm, der Don!“

      „Anluven“, ordnete der Seewolf an. „Jetzt geben wir dem nächsten Zunder.“

      Die „Isabella“ ging auf Nordkurs und segelte mit halbem Wind. Der zweite Gegner, ebenfalls eine Galeere, befand sich in Lee des getroffenen Spaniers. Seine Mannschaft stand bereits klar zum Entern der in Bedrängnis geratenen englischen Galeone. Aber jetzt brüllte der Kapitän wütende Befehle, und die Männer stürzten an die Geschütze. Hastig wurden die Segel gesetzt, damit das Schiff mehr Fahrt erhielt und manövrierfähiger wurde.

      Die „Isabella“ glitt so nahe an die Galeere heran, daß Hasard und seine Crew die Rufe der Sklavenaufseher auf dem Unterdeck vernehmen konnten. Die trieben die armen Teufel an, die dort festgekettet saßen. An Steuerbord wurde angerudert, an Backbord gestrichen, die Galeere drehte sich, um der „Isabella“ die Steuerbordbreitseite zu präsentieren. Hasard blickte durch das Spektiv und sah den Kapitän, der wie der Leibhaftige auf dem Achterdeck tobte.

      „Heilloser Aufruhr“, sagte er grimmig. „Aber das führt zu nichts. Je mehr Zustand herrscht, desto besser stehen die Dinge für uns. Der Capitan hat Vollzeug setzen lassen, aber damit schneidet er sich ins eigene Fleisch. He, Shane und Batuti, Feuer!“

      Der Gambia-Neger hockte bei Dan O’Flynn im Großmars. Big Old Shane, der Schmied und Waffenmeister von Arwenack, war in den Fockmars aufgeentert. Schon einmal hatte er bewiesen, was er als Bogenschütze wert war. Das war beim Kampf in der Mona-Passage gewesen, als sie Caligu, dem Piraten, das Fürchten beigebracht hatten. Batuti hatte sich herausgefordert gefühlt. Und so war es auch jetzt. Die beiden Riesen veranstalteten ein Wettzielschießen auf die zweite Galeere.

      Zuerst fing das Großsegel der Galeere Feuer, dann die Fock, und schließlich loderte es aus der gesamten Takelage himmelan, daß die Männer der „Isabella“ vor Begeisterung johlten.

      Der Seewolf ließ die Spanier auf dem Oberdeck der Galeere nicht aus den Augen. Als einige von ihnen trotz des allgemeinen Durcheinanders noch die Steuerbordgeschütze zu zünden versuchten, gab er seinen Männern auf dem Achterkastell einen Wink und rief wieder: „Feuer!“

      Die restlichen fünf Drehbassen krachten. Ferris Tucker verzeichnete einen Volltreffer im Schanzkleid der Galeere. Splitter wirbelten, Spanier sackten getroffen zusammen. Zwei kippten samt ihrer Kanone durch eine Lücke im Schanzkleid außenbords. Ben Brighton hatte dem Gegner eine Kugel unter die Wasserlinie gesetzt. Die Galeere lief völlig aus dem Ruder. Dann, als die „Isabella“ vorüber war, schlug sie quer. Auch die erste Galeere sank.

      Der Jubel von Hasards Männern kannte kaum noch Grenzen. Zwei Schiffe hatten sie abserviert, ohne daß der Gegner Zeit für Gegenmaßnahmen gefunden hatte.

      „Jetzt verputzen wir den nächsten!“ rief Carberry. „Und diesmal setzen wir unsere Steuerbordbreitseite ein!“

      Während auf der Backbordseite der Kuhl und auf dem Achterkastell in fliegender Eile die Geschütze nachgeladen wurden, segelte Hasard an der englischen Galeone und den beiden Karavellen vorbei. Die Galeone war wirklich übel dran. Außer dem verlorengegangenen Fockmast hatte sie offenbar noch mehr Treffer zu verzeichnen. Kaum noch manövrierfähig, krängte sie immer mehr nach Backbord, nahm Wasser über und drohte vollends querzuschlagen.

      Hasard hob den Kieker ans Auge. Aber noch konnte er den Kapitän nicht erkennen. Durch den Regendunst waren nur die Gestalten der Mannschaft zu sehen. Wie Schemenwesen huschten sie über Deck.

      Unterdessen schickte sich die dritte Galeere an, das Entervorhaben zu vollenden. Sie rückte von Westen auf die englische Galeone zu. Die beiden Karavellen verhielten nördlich. Beide richteten ihre Steuerbordbreitseiten auf die Galeone. Die weiter östlich stehende hätte beidrehen und eine


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