Seewölfe Paket 17. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 17 - Roy Palmer


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verstehst doch nicht polnisch?“

      „Das war deutlich herauszuhören!“

      Hasard gab es auf. Er konnte sich durchaus vorstellen, daß der gefangene Generalkapitän in der Vorpiek herumtobte. Der Lärm, der von der „Wappen von Kolberg“ herüberdröhnte, konnte ihm unmöglich verborgen geblieben sein. Außerdem schwebte Witold Woyda im Ungewissen. Er hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging.

      Hasard und seine Männer hatten die ganze Zeit über das Geschehen auf Arnes Galeone mitverfolgt. Und den wenigen Seewölfen, die mit ihrem Kapitän auf der „Isabella“ verblieben waren, war deutlich anzusehen, daß es ihnen in den Fäusten juckte.

      Old Donegal fuhr sich immer wieder mit einer nervösen Handbewegung durch die Bartstoppeln.

      „Es ist einem aber auch nichts vergönnt“, sagte er brummelnd, „dabei soll Körperbewegung so gesund sein. Bei allen Wassermännern, ich gäbe was drum, wenn ich da drüben dabeisein könnte. Ich würde sogar mein Holzbein abschnallen und es diesen Kerlen um die Ohren schlagen!“

      „Laß es lieber dran, Donegal“, sagte der Seewolf. „Du wirst es noch anderweitig gebrauchen.“

      Das hatte fast wie eine Prophezeiung geklungen.

      In der Tat vergingen nur noch wenige Augenblicke, bis die helle Stimme Hasard juniors erklang.

      „Steuerbord voraus ein dunkler Schatten!“

      Die Blicke der Männer wandten sich sofort in die angegebene Richtung. Der Nebel löste sich mehr und mehr auf, deshalb konnten sie recht bald erkennen, was sich hinter den Dunstschwaden verbarg.

      „Noch eine Galeere!“ stellte der Seewolf nach wenigen Augenblicken fest. „Offenbar liege ich doch nicht falsch mit meinen Vermutungen, unsere Freunde da drüben scheinen Verstärkung zu kriegen. Ich fresse einen Besen, wenn das nicht auch ein polnisches Schiff ist.“

      Die Galeere lief schräg von Nordosten her auf die „Isabella“ zu.

      „Gute Freunde sollte man entsprechend empfangen, Sir“, bemerkte Al Conroy. Der stämmige, schwarzhaarige Stückmeister deutete mit einer Kopfbewegung auf die ausgerannten Geschütze der „Isabella“, die er unter ständiger Kontrolle hielt.

      „Wenn es sich tatsächlich um Polen handelt, wird uns gar nichts anderes übrigbleiben“, erwiderte Hasard. „Dafür werden die Burschen schon selber sorgen.“ Mit einem Augenzwinkern wandte er sich Old O’Flynn zu. „Nun sei froh, Donegal, daß du dein Holzbein noch nicht abgeschnallt hast. Gleich wird hier jede Hand gebraucht, und wenn das nicht ausreicht, müssen wir die Beine und Füße dazunehmen.“

      „In Ordnung, Sir“, sagte der Alte mit dem wettergegerbten Gesicht. „Wenn’s dann immer noch nicht langt, habe ich auch noch einen verdammt harten Schädel.“

      Obwohl es sich bei Old Donegal Daniel O’Flynn – von der Mutterseite her – um den Großvater der Zwillinge handelte, war er doch noch lange nicht alt genug, um sich als solcher zu fühlen. Ganz im Gegenteil – trotz seiner Beinprothese war er nach wie vor ein rechter Haudegen, der vor keiner Aufgabe zurückschreckte und an jeder Stelle voll seinen Mann stand.

      Die Galeere, die bereits deutlich zu erkennen war, änderte ihren Kurs nicht, sie hielt nach wie vor auf die „Isabella“ zu. Hasard konnte durch den Kieker sehen, wie zahlreiche Männer über die Decks hasteten.

      „Die haben was vor“, sagte er und setzte das Spektiv ab. „Alle Mann auf Stationen! Al und Gary, ihr übernehmt die vorderen Drehbassen, Donegal und Will, ihr kümmert euch um die achteren!“

      „Aye, aye, Sir!“

      Al Conroy und Gary Andrews eilten zur Back, während sich Old O’Flynn und der grauhaarige Segelmacher Will Thorne zum Heck verzogen, wo ebenfalls zwei der schwenkbaren Geschütze montiert waren.

      „Und wir, Sir?“ fragten die Zwillinge wie aus einem Munde. „Wir könnten zum Beispiel …“

      Der Seewolf vollführte eine Geste, die keinen Widerspruch zuließ.

      „Ihr verschwindet schleunigst unter Deck und schaut nach den Tieren. Darum muß sich schließlich auch jemand kümmern.“

      Die beiden „Rübenschweinchen“ verzogen sich ob dieser „Beschäftigungstherapie“ mit enttäuschten Gesichtern, während ihr Vater nach einem Tromblon griff.

      Es blieb Hasard und seinen vier Männern gar nichts anderes übrig, als sich zunächst den leichteren Waffen zuzuwenden. Die schweren Geschütze waren durch die Schräglinie, in der die Galeere herangerudert wurde, noch nicht einsetzbar.

      Hasard warf einen raschen Blick zur „Wappen von Kolberg“, aber dort schien noch niemand das Schiff bemerkt zu haben. Der Kampf war nach wie vor in vollem Gange.

      Kaum waren die vier Männer des Seewolfs auf Stationen, da gaben die Polen auch schon ihre Absichten zu erkennen. Daß es sich um Polen handelte, daran zweifelte inzwischen niemand mehr.

      Im Vorschiff der Galeere blitzte es zweimal hintereinander auf, und die beiden Buggeschütze stießen ihre Kugeln auf die „Isabella“ zu. Für einen Augenblick überlagerte das Donnern der Kanonen das Gebrüll auf der „Wappen von Kolberg“, dichter Pulverdampf verhüllte den Steven des polnischen Schiffes, das mit diesem Angriff die Feindseligkeiten eröffnete.

      Beide Kugeln schlugen ungefähr eine halbe Kabellänge von der „Isabella“ entfernt ins Wasser und rissen gischtende Säulen hoch.

      „Die Dummköpfe haben sich in der Entfernung verschätzt!“ brüllte Old Donegal. „Außerdem haben sie gleich beide Buggeschütze abgefeuert. Mit Löffeln haben die die Weisheit auch nicht gerade gefressen!“

      „Es können ja nicht alle Menschen so schlau sein wie du!“ rief Will Thorne grinsend. „Ein bißchen Dummheit ist mitunter ganz nützlich, besonders wenn es die anderen sind, die darunter leiden.“

      Die Galeere setzte ihren Kurs trotz der beiden Fehlschüsse fort, und wie Hasard durch das Spektiv feststellte, waren die Polen eifrig damit beschäftigt, die Geschütze nachzuladen.

      Um die Lippen des Seewolfs spielte ein grimmiges Lächeln. Dann gab er Al Conroy, der an der Steuerbord-Drehbasse der Back stand, einen kurzen Wink, zumal dieses Geschütz strategisch am günstigsten postiert war.

      „Feuer, Al! Vertreib die Kerle von den Buggeschützen!“

      „Aye, Sir!“

      Der Stückmeister senkte die brennende Lunte auf das Zündkraut der Drehbasse, Sekunden später wummerte das Geschütz los.

      Die Schußweite stimmte, und daß er ein Meister im Zielnehmen war, das hatte Al Conroy schon oft genug unter Beweis gestellt.

      Ein dumpfes Krachen verriet, daß auf der Galeere die Fetzen flogen. Al hatte das Vorkastell voll erwischt. Gerade wollte er sich mit grinsendem Gesicht dem Seewolf zuwenden, da verwandelte sich die Galeere innerhalb von Sekunden in einen Hexenkessel.

      Eine höllische Explosion erschütterte das Schiff bis in seine letzten Verbände, dann schien plötzlich eine unsichtbare, gigantische Faust den Leib der Galeere zerschmettern zu wollen. Das Vorschiff, das Al Conroy getroffen hatte, brach mit infernalischem Getöse auseinander.

      Kaum war wieder Stille eingekehrt, begannen die Polen mit einem ohrenbetäubenden Geschrei. Doch das war kein Angriffsgebrüll, kein sogenanntes Imponiergehabe, mit dem man den Gegner einschüchtern wollte, o nein! Was da an die Ohren der Seewölfe drang, das waren Schreie der Angst, des Grauens und der ohnmächtigen Wut.

      Durch ihre Kumpane auf der „Wappen von Kolberg“ kriegten die Polen augenblicklich Unterstützung – jedoch nur mittels der Stimmbänder.

      Hasard und seine vier Männer reagierten verblüfft. Eine solche Wirkung des Drehbassenschusses hatte niemand erwartet – auch Al Conroy nicht.

      „Verdammt, ich muß ein Pulverfaß getroffen haben!“ stieß er hervor. „Oder aber etliche Kartuschen!“

      Dann


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