Seewölfe - Piraten der Weltmeere 185. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 185 - Fred McMason


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mitnehmen?“

      „Nehmt keine Waffen mit, sie können nichts unternehmen. Wir würden sie in jedem Fall kriegen, aber das werde ich dem Häufchen Elend im Boot besser selbst sagen.“

      Hasard beugte sich über das Schanzkleid und sah Sinona, der mit eingezogenem Genick auf der Ducht hockte. Als Hasard ihn anrief, wurde er noch kleiner und duckte sich noch tiefer.

      „Hören Sie gut zu, Sinona“, erklärte der Seewolf kühl. „Und behalten Sie das ebenso gut, was ich Ihnen sage! Sie werden jetzt mit zwei Booten zu der Insel gebracht. Sie, kennen ja die Richtung. Von meiner Mannschaft fahren sechs Leute mit, und diese Männer sind unbewaffnet. Verfallt nicht auf die Idee, sie als Geiseln zu nehmen, es würde nur eure Köpfe kosten, denn wir lösen grundsätzlich keine Geiseln aus. Dann sterben die sechs eben, aber von euch lasse ich keinen einzigen am Leben. Wir sitzen am längeren Hebel, und wir werden euch immer wieder zu fassen kriegen. Passiert etwas, bin ich mit meinem Schiff da, spätestens in ein paar Stunden. Was Ihnen dann blüht, überlasse ich Ihrer Phantasie. Haben Sie das klar und deutlich verstanden, Sinona?“ fragte Hasard.

      „Si, Señor Capitan. Ich gebe Ihnen mein Wort als Caballero, daß wir nichts unternehmen. Geiseln würden uns in einem solchen Fall ohnehin nichts nützen.“

      „Fein, daß Sie das einsehen.“

      Das hat der Bursche glatt und sauber geschluckt, überlegte der Seewolf. Aber nach allem, was er über die „Isabella“ und ihre Besatzung schon vernommen hatte, war das auch kein Wunder. Sollte er in dem Glauben bleiben, sie würden keine Geiseln auslösen, dann verfiel er nicht auf dumme Gedanken, und Hasard konnte seine Leute in aller Ruhe wegschicken.

      Inzwischen hatten Smoky, Blacky und ein paar andere die Kerle wieder aus der dunklen Vorpiek geholt.

      Jetzt standen sie in banger Erwartung an Deck, wurden aber ziemlich schnell ins Boot gescheucht.

      Das andere Boot legte schon ab zum Strand, um die Meute zu holen, die sich dort getreulich versammelt hatte.

      Brighton, Tucker und Luke Morgan hatten darin Platz genommen und pullten jetzt los.

      Ins andere stiegen der Profos, der alte O’Flynn und Matt Davies.

      Es war das Boot, das den Spaniern gehörte.

      Keiner muckste sich, als das Boot ablegte, das Segel gesetzt wurde und die Spanier außerdem zu den Riemen griffen.

      Sinona sah seine Leute ernst an.

      „Nur damit ihr informiert seid“, sagte er knapp. „Keinerlei Gewaltanwendung. Diese Galeone ist das Schiff von Lobo del Mar, die englische ‚Isabella‘. Mehr habe ich nicht zu sagen.“

      2.

      Die Männer zuckten wie unter einem Hieb zusammen, der sie nicht schlimmer hätte treffen können.

      Sie gerieten beim Pullen aus dem Takt, klatschten die Riemen ins Wasser und sahen sich erschreckt an.

      El Lobo del Mar! Der Wolf der Meere!

      Dieser Name hatte in ihren Ohren einen Klang, der sich fortsetzte wie Donnerhall und sie erzittern ließ.

      Viele senkten heftig atmend die Köpfe, andere sahen verstohlen auf den alten O’Flynn, auf Matt Davies oder den Profos.

      Der alte Bursche mit dem Holzbein und dem verwitterten Gesicht war ein typisches Mitglied der Crew, dachten die meisten. Der hatte sein Bein sicher bei einem Kampf mit den Spaniern verloren, und nun hatte er einen gehörigen Grimm auf sie.

      Dann der andere Mann mit den grauen Haaren und dem fürchterlichen Eisenhaken, der an jener Stelle herausragte, wo ein anderer Mann die rechte Hand hatte. Ein furchteinflößender Kerl, der vor nichts, aber auch gar nichts zurückschrecken würde.

      Der Schlimmste aber war der Profos.

      Schon seine bloße Anwesenheit flößte den meisten unbestimmte Angst ein. Das war einer, der sofort zuschlug und meist gleich so, daß sein Gegner dann nichts mehr brauchte, außer vielleicht einem letzten Gebet an seinem Grab, falls er ihn nicht gleich ungespitzt in die Erde schlug, denn dann ersparte er sich sogar ein extra Grab.

      Er hatte viele Narben im Gesicht, Narben von Schlägereien, von Messerkämpfen, von allem möglichen. Und ein Kinn hatte der, so groß wie eine Faust, noch viel größer, eher einem Amboß gleich.

      Hastig wandten sie den Blick von ihm, als er sich leicht umdrehte.

      „Pullt schon, ihr triefäugigen Kakerlaken“, sagte er. Immer wenn er sprach, dann hörte es sich an, als zöge am Horizont ein starkes Gewitter herauf.

      Und sie pullten, was sie konnten, denn auf das Donnerwetter dieser Stimme konnten sie gern verzichten.

      Sie wollten nicht, daß dieser Narbenmann den Teufel tanzen ließ. Gegen den war ihr eigener Profos nur ein Schluck Wasser.

      Ed sah, daß die anderen jetzt ebenfalls ins Boot geklettert waren, und wandte sich an Sinona.

      „Wenn Sie die Kerle am Strand erkennen können, dann zählen Sie sie nach. Sind das alle? Oder fehlen noch ein paar Burschen?“

      Sinona zuckte wieder zusammen. Nach einer Weile merkte er, daß zwei oder drei Mann fehlten.

      Nun, er wollte sich keinen weiteren Ärger einhandeln, vielleicht waren sie entwischt oder hatten sich gut versteckt. Später konnte er sich immer damit herausreden, daß von den angeblich Ertrunkenen eben ein paar doch noch gelebt hatten.

      „Ja, das sind alle“, sagte er, bemüht, seiner Stimme einen festen Klang zu geben.

      „Wirklich?“ fragte Ed liebenswürdig.

      „Ganz bestimmt, Sen … Sir, äh.“

      Sinona gab mit der Hand den Kurs an.

      „Dort, nach Backbord hinüber, Sir“, dienerte er. „Sobald wir die bergige Landzunge umfahren haben, kann man die Insel sehen.“

      Die Sonne schickte sich an, das Meer an jener Stelle zu verbrennen, wo es scheinbar aufhörte. Als sie weitersank, sah es sekundenlang so aus, als würde dort ein gewaltiges Feuer entfacht, das sich rasch ausbreitete und übers Wasser glitt.

      Ed wollte die mitgebrachte Lampe entzünden, doch er sah am wolkenlosen Himmel bereits den Mond und verzichtete vorerst darauf.

      Das andere Boot mit Ben, Ferris und Luke folgte ihnen jetzt. Die Spanier pullten, daß es eine wahre Freude war, aber wahrscheinlich wurde ihnen auch kräftig eingeheizt.

      Ed genoß den atemberaubenden Anblick dieser phantastischen Inselwelt, an der sie jetzt vorbeiglitten.

      Die hohen, schlanken Palmen hoben sich dunkel mit ihren gefiederten Wedeln gegen den Horizont ab. Ab und zu blitzte ein Sonnenstrahl hindurch. Die Berge, ganz oben noch von einem leicht goldenen Schein überflammt, wurden schwarz, und auf dem fast ruhigen Wasser breiteten sich glitzernde, mitunter blutrote Bahnen aus. Ganz langsam verschwammen die Konturen. Als das Flammenrad der Sonne hinter dem Wasser versank, brach die Nacht herein.

      Dunkel wurde es trotzdem nicht. Der Mond löste die Sonne ab, nur die Farben wechselten, und jetzt sah die Landschaft im Schein des Mondes bleich und ruhig aus.

      Jede Einzelheit war deutlich zu erkennen.

      Die Insel tauchte auf, als sie die Landzunge gerundet hatten. Das andere Boot schloß jetzt auf und folgte ihrem Kurs.

      Eine ganz sanfte Brise wehte vom Meer herüber, in der Luft lag der unbestimmbare Geruch irgendwelcher Blumen oder Blüten.

      „Noch mehr Backbord, bitte, Sir“, sagte der Spanier. „Wir können die Insel von der linken Seite her anlaufen.“

      Carberry wollte gerade den Kurs korrigieren. Jetzt unterließ er es und stutzte.

      Weshalb wollte Sinona so weit nach links? Da gab es Felsen und Brandung. Weshalb wollte er nicht auf der anderen Seite anlegen, wo der Strand flach und ohne Klippen war?

      Ed


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