Seewölfe - Piraten der Weltmeere 126. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 126 - Fred McMason


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nicht auf, die versuchen alles, um sich am Leben zu erhalten.“

      „Willst du mich etwa mit einer Ratte vergleichen?“ fragte Ellen scharf und gereizt zurück.

      Wenn er schon etwas von Ratten hörte, sah er rot. Die Biester hatten das Schiff verlassen und waren in Scharen an Land geströmt, wo sie sich sogleich verkrochen. Außerdem war der Rudergänger Hentrop an einem Rattenbiß gestorben.

      „So war das nicht gemeint, Cap! Verflucht, dreh mir nicht jedes Wort im Maul rum!“

      „Schon gut“, sagte Ellen. Er blickte auf die dünne Leine, an der er jetzt zerrte, und etwas später zog er ebenfalls einen handtellergroßen Fisch aus dem Wasser.

      Später brieten sie die Fische, nachdem sie ein kleines Feuer entfacht hatten, und dann gingen sie daran, das kleine Beiboot auszuschöpfen.

      „Es ist fast dicht“, sagte Ellen, „es hat sich von selbst abgedichtet, wie ich es gesagt habe.“

      „Wir könnten ein bißchen an Deck aufräumen, dann haben wir etwas zu tun und vergessen unsere trüben Gedanken“, schlug Blake eifrig vor, und der Captain nickte schließlich.

      Doch die Unordnung an Deck war so groß, daß es Tage dauern würde, bis alles klariert war, und etwas später gaben sie es auf. Sie hatten lediglich unter pausenlosen Flüchen ein neues Segel angeschlagen, weil das alte reichlich zerschlissen war.

      Ellen blickte erbittert auf sein Schiff, die „Black Pearl“, und stieß eine leise Verwünschung aus.

      „Was ist nur aus uns geworden“, murmelte er, „die Mannschaft vor die Hunde gegangen und das Schiff ein halbes Wrack. Ich sehe sie noch vor mir, die Männer. Endicot, Wintham, Blair und den dreimal verdammten Koch. Und wo sind sie jetzt?“

      „Das wissen wir doch alle beide, wo sie sind. Die meisten liegen auf dem Grund, und die anderen sind dort drüben begraben. Was bringt uns das ein, wenn wir ständig von ihnen faseln?“

      Ellen hörte den Young-Bootsmann gar nicht. Er saß da, die Hände vor das Gesicht geschlagen und hing Erinnerungen nach, die der Pesthauch des Todes immer wieder verdrängen wollte. Er liebte diese schwermütigen Erinnerungen, sehnte sie gewaltsam herbei und dann wurde ihm leichter.

      Er sah das Schiff in Gedanken auslaufen, die Mannschaft war erwartungsvoll angetreten und hatte sich auf das große Abenteuer gefreut. Frische junge Gesichter, harte Kerle darunter, auch ein paar Weichlinge, und dann war da der dreimal verdammte Koch, wie sie ihn alle nannten, als sich herausstellte, daß es mit seiner Kochkunst gar nicht so weit her war.

      Später hatte das Unglück sie Meile um Meile verfolgt, die Begleitschiffe gingen verloren, eins sank, das andere verschwand spurlos, die Crew wurde krank, Trinkwasser verfaulte, der Tod griff um sich und raffte einen nach dem anderen dahin.

      So weit dachte Ellen aber nie. Seine Erinnerungen brachen immer dann ab, wenn es schlecht um Schiff und Mannschaft stand.

      Sein körperlicher Zustand verschlechterte sich nicht weiter, aber er ging seelisch vor die Hunde, wie Blake schaudernd erkannte. Und es ging verdammt rasch mit Stan Ellen bergab.

      Meist starrte er jetzt ausdruckslos in unbekannte Fernen, und wenn Blake ihn etwas fragte, erschien nur die ganz schwache Andeutung eines Lächelns auf seinen Lippen. Doch er antwortete nie, sagte auch von sich aus nichts mehr und wartete nur, daß Blake ihm ein paar Früchte brachte oder ihm einen Fisch briet.

      Einmal hatte es leicht geregnet, und dem Bootsmann war es gelungen, ein paar Liter Wasser aufzufangen.

      Das hielt sie auch weiterhin am Leben, doch Ellen hatte nicht ein einziges Mal gefragt, woher das Wasser stammte.

      Er ist wie ein hilfloses Kind, dachte Blake entsetzt und schüttelte sich wie im Fieber.

      Ellens schwere Depressionen erreichten ihren Tiefpunkt. Seit mehr als vier Tagen hatte er jetzt kein einziges Wort mehr gesprochen.

      Blake wurde es immer unheimlicher. Er hatte das Gefühl, ganz allein auf der weiten Welt zu sein.

      2.

      Auf der „Isabella VIII.“ hatten sich die Gemüter immer noch nicht beruhigt, seit man entdeckt hatte, daß die vermeintlich schwarze hölzerne Madonna aus purem Gold bestand. Daher ließ sich auch das enorme Gewicht erklären.

      Carberry hatte die Höhle hinter dem Wasserfall entdeckt, und es war seine Insel, wie er immer wieder betonte. Ein abwechslungsreicher Spaß nur war es, daß Dan O’Flynn die kleinen unbekannten Inseln nach den Seewölfen nannte, aber sie alle fanden diesen Spaß köstlich. Und dies hier war die Profos-Insel, und ausgerechnet hier mußten sie auf den Schatz stoßen.

      Drüben, in der Höhle am Wasserfall, lagen zwei Skelette, die beide noch die Blessuren eines harten Kampfes trugen. In dem einen Totenschädel steckte ein Schiffshauer, im anderen Schädel befand sich ein großes Loch, von einer Muskete gerissen. Zwischen den Toten stand eine Truhe mit Goldmünzen, daneben lag ein verrottetes Ledersäckchen, ebenfalls mit Gold gefüllt. Die schwarze Madonna, einer Galionsfigur nachgebildet, die niemandes Interesse erweckt hätte, entpuppte sich jetzt als der größte Schatz.

      Die Seewölfe ahnten nicht, daß sie auf dieser „Profos-Insel“ nicht allein waren, und ständig von einem Mann belauert wurden, der sich schon seit einiger Zeit hier befand und jetzt entdeckt hatte, daß hinter dem Wasserfall ein großer Schatz gefunden worden war.

      Das wurmte den ausgesetzten Reverend Thornton, und so beschloß er, etwas zu unternehmen. Die Kerle hatten am Strand wohl sein Floß entdeckt, es genau untersucht, dann aber angenommen, daß es von irgend woher angetrieben sei.

      Jeder der Seewölfe betatschte die schwere Figur, die Carberry, Tucker und der ehemalige Schmied von Arwenack ins Boot trugen.

      Der einzige, der sich zurückhielt, war Old O’Flynn, der in dem ganzen Fund eine Versuchung des Teufels sah, zumal der Profos Edwin Carberry ihn schon vorher tüchtig auf den Arm genommen hatte.

      Der Schiffszimmermann Ferris Tucker zog noch einmal sein Messer aus dem Gürtel, kratzte hier und dort ein bißchen an der Figur herum und nickte, als es an den abgeschabten Stellen hell aufglitzerte.

      „Überall Gold“, sagte er, „das Mädchen besteht von oben bis unten aus purem Gold, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel.“

      „Hast du auf meiner Insel was anderes erwartet?“ fragte der Profos und grinste breit.

      Old O’Flynn maß den Profos mit mißtrauischen Blicken.

      „Ich will ja nicht unken“, sagte er dumpf, „aber ich an deiner Stelle würde diesen Teufelspakt für null und nichtig erklären, Ed. Denk an deine Seele!“

      Carberry hörte geduldig zu. Seit er dem Alten etwas vorgeflunkert hatte, war der rein aus dem Häuschen und sah wieder einmal überall Gespenster.

      „Ich werde daran denken“, versprach Ed.

      „Sieh mal“, ereiferte sich Old O’Flynn und zog Carberry ein wenig zur Seite. „Wir hatten etwas Ähnliches mal auf der ‚Empress of Sea‘ gehabt. Das geht niemals gut, Ed.“

      Jetzt geht das Theater mit der lausigen „Empress of Sea“ schon wieder los, dachte Ed gottergeben. Den Alten schien dieser längst versoffene Kahn in allen seinen Träumen zu verfolgen.

      „Willst du die Geschichte mal hören?“ fragte Donegal.

      „Meinetwegen, laß hören, aber übertreibe nicht wieder.“

      „Ich habe noch nie übertrieben“, sagte der Alte. „Ich hab sogar alles immer noch abgeschwächt. Aber das war so: Wir hatten da auf unserem Schiff einen Seemann, arm wie eine Kirchenmaus, der hatte noch nie ein Goldstück gesehen, nur gehört hatte er davon. Eines Tages liefen wir eine der kleinen nordischen Inseln an, und die Mannschaft vertrat sich die Beine. Und was soll ich dir sagen: Als der Seemann wieder an Bord zurückkehrte, klimperten zwanzig Goldstücke in seiner Hosentasche!“

      „Na,


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