Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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um auch noch den Rest des sagenhaften „Südlandes“ zu erkunden.

      Aber das Fazit dieser Reise hatte Philip Hasard Killigrew längst gezogen.

      Es gab kein Südland, jedenfalls nicht in dem Sinne der Mären und Legenden, die von einem riesigen Land im Süden sprachen, einem Kontinent, ähnlich dem europäischen oder amerikanischen.

      Sie hatten eine Insel gefunden, das stand mit absoluter Gewißheit fest, und das bewies auch dieser Küstenstrich in östlicher Richtung.

      Hasard hatte die letzten Eintragungen abgeschlossen und in die Seekarte übertragen. Ein letzter Rest Ungewißheit in östlicher Richtung blieb noch, und dieser Teil war auf der Karte mit einem Fragezeichen versehen. Aber die reine Logik sagte ihm, daß der Verlauf dieser Küste später wieder einen Knick beschrieb und sie auf diese Art und Weise früher oder später wieder zu jenem riesigen Riff gelangen würden, das man fraglos als das größte und längste der gesamten Welt bezeichnen konnte.

      Der Seewolf verließ seinen Platz auf dem Achterdeck und versammelte die Crew um sich.

      Ein neuer Kurs wurde festgelegt und besprochen. Da ihr weiteres Schicksal davon abhing und ihnen die „Isabella“ außerdem gemeinsam gehörte, wurde ganz einfach abgestimmt.

      Bei dieser Methode gab es kein Murren, kein Meckern und Motzen und keinen Streit. Jeder bestimmte also sein Schicksal selbst mit.

      „Von nun an“, begann Hasard, „verläuft der Küstenstrich vorerst in nordöstlicher Richtung. Später wird er wieder so nach Süden verlaufen, daß wir auf das riesige Riff treffen. Segeln wir also in dieser Richtung weiter, wird uns das keine neuen Erkenntnisse bringen. Dieses Land ist eine Insel, das steht fest. Wenn wir nach Norden segeln, gelangen wir meiner Ansicht nach wieder in die langgestreckte Inselkette des Pazifischen Ozeans.“

      „Und wenn wir nach Westen drehen, Sir?“ fragte der Schiffszimmermann Ferris Tucker. „Wo gelangen wir dann hin?“

      „Mit Sicherheit sind wir dann gleich im Indischen Ozean und würden uns auf die ostafrikanische Küste zubewegen“, entgegnete der Seewolf. „So weit haben wir die Eintragungen auf der Karte. Da ist natürlich noch sehr viel offen, aber wir wissen, daß die Erde rund ist, und sehen unsere Route diesmal nur aus einer weit südlicheren Perspektive.“

      „So ist das also“, sagte Ferris Tukker andächtig. „Pazifischer Ozean, Indischer Ozean und dann wieder Atlantik. Habe ich recht?“

      „In westlicher Richtung, ja, Ferris.“

      Der alte O’Flynn, der neben dem schweigenden Profos Edwin Carberry stand, grämte sich wieder einmal. Er hatte nicht den geringsten Durchblick in der Navigation, obwohl er ein mit allen Meeren getränktes Rauhbein war. Aber diese Ortsbestimmungen gingen ihm gegen den Strich.

      Verdammt, das kapierte er nie, obwohl sie es ihm schon oft erläutert hatten. Wasser war Wasser, bei allen lausigen Meermännern. Und da konnte sich nicht einer mitten auf den Ozean stellen und einfach behaupten: So, wir sind genau da und da!

      No, Sir, das konnte man nicht wissen, wenn man nicht mit dunklen Mächten im Bund stand, die einem das zuraunten.

      Sein Gesicht wurde mißtrauisch und seine Augen schmal.

      „Wie, beim dreimal geschwänzten altisländischen Troll, wollt ihr Kerle das eigentlich immer wissen?“ fragte er lauernd.

      „Sind wir etwa nicht immer da gelandet, wo wir wollten?“ fragte der Profos. „Oder hast du alter Salzhering das immer noch nicht begriffen, was, wie?“

      „Nicht immer“, sagte O’Flynn mit mahnend erhobenem Zeigefinger. „Nicht immer, du aufgeblasener Kugelfisch! Und wenn wir jetzt zur Schlangen-Insel segeln wollen, wie segeln wir dann, he?“

      „Genau, wie du es eben schon gehört hast“, sagte der Profos gemütlich. „Nämlich durch den Indischen Ozean, den Atlantischen Ozean und wieder nach Norden. Es gibt aber auch einen umgekehrten Weg durch den Pazifischen Ozean um das Kap der Stürme herum. Dann landen wir wieder im Atlantischen Ozean.“

      Hasard stand lächelnd dabei und amüsierte sich, wie Old O’Flynn sich vergeblich um einen klaren Blick bemühte.

      Immer noch sah er den Profos mißtrauisch an, der jetzt endlich begriffen hatte, wie das alles zusammenhing.

      Aber der Alte winkte ab.

      „Segelt, wohin ihr wollt, ich kapiere das nie mehr in meinem Leben. Ein Ozean Steuerbord, der andere Backbord und mittendrin noch so eine lausige Pfütze. Oben und unten Wasser. Ja, zum Teufel“, ereiferte er sich, „nimmt mich wunder, daß man bei dem vielen Wasser überhaupt noch mal Land sieht.“

      Da half alles nichts, daß O’Flynn ein vorzüglicher Seemann war, das Auffinden von Orten, die mehr als tausend Meilen entfernt waren, hatte für ihn etwas Unheimliches an sich.

      „Ja, das wundert uns auch“, sagte Carberry grinsend. „Da muß wohl der Zufall seine Hand im Spiel haben.“

      Hasard blickte in den blauen Himmel und stellte fest, daß sich der Wind zu drehen begann. Der rauhe Geselle, der sie über die Meere der Welt trieb, drehte unmerklich und blies dann fast aus Ost. Vermutlich hing das mit der riesigen Landmasse und dem freien Meer zusammen, das nun wieder vor ihnen lag.

      „Wer ist dafür, daß wir nach Osten segeln?“ fragte er laut. „Und wer hebt die Hand dafür, daß wir auf Nordkurs bleiben?“

      „Und da gelangen wir ganz sicher wieder in die Südsee?“ fragte Blacky.

      „In einen Teil davon“, sagte Hasard. „Meinen Berechnungen nach werden wir uns dann westlich der Insel befinden, wo es die Papuas gab.“

      Der junge Bill hob zaghaft die Hand.

      „Noch weiter nach Norden gelangen wir in das Land des Großen Chan, Sir, stimmt das?“

      „Ha, jetzt weiß ich, wo wir sind“, schrie der alte O’Flynn dazwischen. „Jetzt hab ich alles begriffen.“

      „Auch das stimmt, Bill“, sagte der Seewolf. „Aber so hoch hinauf werden wir diesmal nicht segeln.“

      Bill dachte an ein Mädchen, ein mandeläugiges Chinesenmädchen von knabenhafter zarter Figur, und er wußte auch noch ihren Namen. Sie hieß Ch’ingchao Li-Hsia, und dieser Name bedeutete soviel wie „Flüssiges Licht im beginnenden Sommer“. Da war er zum erstenmal in seinem Leben so richtig verknallt gewesen und hatte sich aufgeblasen und ständig groß angegeben, sobald er sie nur erblickte.

      Aber das lag schon lange zurück und erschien ihm wie eine Ewigkeit, als sie damals die Flußbraut, die auf einem Floß im Meer schwamm, halb tot aus dem Wasser gezogen hatten.

      „Nach Norden!“ rief der Decksälteste Smoky spontan, und auch Bill entschied sich für den Nordkurs.

      Eine Hand nach der anderen hob sich. Stenmark und Luke Morgan zögerten noch unentschlossen, doch als der Profos, Tucker, Big Old Shane, Jeff Bowie und der Kutscher die Hand hoben, da streckten sie ihre Flossen auch hoch in die Luft und entschieden sich für den Kurs nach Norden.

      „Weshalb sollen wir diese lausige Insel noch einmal runden?“ fragte Old O’Flynn. „Die kennen wir doch längst. Am besten segeln wir direkt nach Irland weiter.“

      Carberry sah den Alten fassungslos an und stöhnte leise.

      „Er hat es immer noch nicht kapiert“, sagte er klagend. „Das ist ja ein Kreuz mit diesem Burschen.“

      Hasard setzte dem gleich folgenden Gezeter rechtzeitig ein Ende.

      „Wir segeln also Nordkurs“, sagte er, „damit ist es entschieden. Vielleicht hat einer der ehrenwerten Gentlemen schon gemerkt, daß der Wind leicht drehte.“

      Das hatten die meisten nur halb mitgekriegt, und selbst der Profos bildete da keine Ausnahme. Aber das lag nur an der Diskussion, und es war auch nicht weiter schlimm.

      „Was steht ihr noch herum und gafft euch die Klüsen aus dem Kopf?“ grollte Carberry. „Das Raumschotsegeln


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