Seewölfe - Piraten der Weltmeere 508. Burt Frederick

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 508 - Burt Frederick


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grinsend.

      „Klar weiß er das, Fragt sich bloß, wem er mehr glaubt – einer kleinen Schlampe, die schon lügt, wenn sie bloß die Klappe aufreißt oder …“

      „Dafür wirst du büßen!“ unterbrach sie ihn schrill. Ihre Finger ertasteten den gehärteten Ton eines Bierkrugs. „Nimm das sofort zurück! Oder …“

      „Oder was?“ Er trat einen Schritt auf sie zu, ein Bulle von Statur, nur mit seinen knielangen Hosen bekleidet. Das krause Haar umgab die obere Hälfte seines Kopfes als fettig schimmernde jettschwarze Halbkugel. „Womit willst du mir drohen, Schlampe? He, womit?“

      Sie packte den Griff des Bierkrugs und richtete sich langsam auf. Wieder bemerkte sie seine Irritation, als ihre wohlgerundeten Hüften über der Tischplatte erkennbar wurden.

      „Quebracho wird dir den Kopf abreißen“, sagte sie kalt.

      Dubuque lachte schallend, vor Vergnügen hieb er sich mit den flachen Händen auf die Schenkel.

      „Dazu“, rief er, „mußt du dem sehr verehrten Quebracho erst mal dein Leid klagen können! Und ich kann mir verdammt nicht vorstellen, daß du das schaffst!“

      „Ich aber“, sagte Malvina und schleuderte den Bierkrug, den er noch nicht bemerkt hatte. Denn sein Blick konzentrierte sich immer noch auf ihre glatte, samtene Haut.

      Der Krug knallte ihm an den Schädel. Er brach zusammen, als hätte ihn ein unsichtbarer Blitz ohne jeglichen Donner getroffen.

      Malvina wußte dennoch, daß ihr bestenfalls Minuten blieben. Sie wirbelte herum, riß die Türmatte aus Bastgeflecht beiseite und rannte hinaus.

      Der Morgen war grau, die Luft feucht wie ein vollgesogenes Tuch, das ihr entgegenklatschte. Im Wald zeterten noch immer die Vögel, und der Papagei kreischte so naturgetreu, daß Malvina das Gefühl hatte, sich selber zu hören.

      Quebrachos Hütte stand am anderen Ende der kleinen Lichtung, die sich vom Strand her ins Dickicht schob.

      Die nackte junge Frau keuchte, als sie ihr Ziel erreichte. Ihr Herzschlag ging hämmernd. Wenn Dubuque sie jetzt erwischte, das wußte sie, dann mußte sie mit dem Schlimmsten rechnen. Wenn der Kreole in Wut geriet, bedeutete ihm ein Menschenleben weniger als ein Fingerschnippen.

      Sie stürmte in die Hütte. Trotz des Halbdunkels fand sie sich sofort zurecht. Die beiden auf dem Nachtlager waren nicht zu übersehen, unbekleidet in der Hitze, die in diesen Breiten nie endete.

      Malvina packte die blonde Frau am Oberarm und zerrte sie hoch. Mireille, die Französin. Quebracho hatte Abwechslung gewünscht, und die ständigen Gefährtinnen hatten sich solchen Wünschen zu beugen. Alles, was die Kerle sagten, war hier, im Stützpunkt della Roccas, so gut wie Gesetz.

      Quebracho war noch nicht einmal aufgewacht.

      Mireille taumelte, blinzelte schlaftrunken und hing schwer in Malvinas Griff. Die Braunhäutige schüttelte sie.

      „Wach auf, Mireille! Verdammt noch mal, wach auf und verschwinde! Hier gibt es gleich ein Riesentheater. Verkriech dich, wenn du nicht hineingezogen werden willst!“

      Bei den letzten Worten war die Französin hellwach geworden. Einen Moment sah sie Malvina aus großen Augen an.

      Eine Männerstimme dröhnte über den Platz zwischen den Hütten – rauh und voller blinder Wut.

      „Verfluchte Hexe! Verdammte, dreckige Hure! Ich kriege dich, und wenn ich dich bis ans Ende der Welt verfolge!“

      Mireille stürzte ins Freie und rannte davon, als säße ihr der Teufel im Nacken. Um was es ging, konnte sie kaum ahnen. Auf jeden Fall war es aber besser, sich aus einer Sache herauszuhalten, die sich so lautstark anbahnte.

      Schwer und stampfend waren Dubuques Schritte zu vernehmen.

      Malvina hockte unterdessen neben dem Schlafenden und rüttelte verzweifelt an seiner mächtigen Schulter. Quebracho schnaufte und grunzte, wollte aber beim besten Willen nicht aufwachen.

      Ein Schrank von einem Kerl war er, blond und bartlos wie ein zu groß geratener Junge. Wenn man ihn in Ruhe ließ, war er der gutmütigste Bursche in della Roccas wilder Meute. Wurde er aber gereizt, mußte sich jeder Gegner hüten, nicht unangespitzt zwischen die Schiffsplanken gerammt zu werden.

      Quebracho war auf Kuba geboren, irgendwo in unzugänglicher Wildnis. Der Vater war ein desertierter spanischer Seesoldat, die Mutter ein portugiesisches Freudenmädchen aus Havanna. Malvina wußte nur, daß die Eltern dieses einfältigen Riesenkerls bei einer Säuberungsaktion von Soldaten erschossen worden waren.

      Quebracho war dann in der Beschaulichkeit eines Fischerdorfs aufgewachsen und hatte sich schon als Vierzehnjähriger vorbeiziehenden Piraten angeschlossen.

      Seine Gemütsruhe war bisweilen nervtötend. In diesen Sekunden brachte sie Malvina fast zur Verzweiflung. Sie hatte das Gefühl, daß sie ebensogut versuchen konnte, einen Mehlsack zum Aufwachen zu bewegen.

      Und jeden Moment konnte Dubuque zur Stelle sein. Malvina hatte den Eindruck, daß die Schritte des Kreolen den Erdboden erzittern ließen.

      „Quebracho, um Himmels willen!“ schrie sie und trommelte mit beiden Fäusten auf seinem Oberarm, der so hart war wie die Bronzerohre der Schiffsgeschütze. „Mein Gott, wach auf! Er bringt mich sonst um!“

      „Worauf du dich verlassen kannst!“ brüllte der Kreole, der schon verteufelt nahe sein mußte.

      Endlich schlug Quebracho die Augen auf, und ein glückseliges Grinsen überflog seine Züge, als er Malvinas Brüste in Blickhöhe und zum Greifen nahe schweben sah.

      Dann erst drang der Lederbeutel in sein Bewußtsein, und er runzelte die Stirn. Dieser Fremdkörper mußte etwas mit dem unmäßigen Gebrüll da draußen zu tun haben.

      „Er bringt mich um!“ wiederholte Malvina kläglich. „Ich flehe dich an, tu etwas!“

      „Wer?“ knurrte Quebracho. „Warum?“

      Die Bastmatte des Hütteneingangs flog beiseite. Dubuque baute sich breitbeinig und drohend auf.

      „Misch dich nicht ein, Quebracho“, sagte er grollend. „Das kleine Luder hat mir meine Perlen geklaut. Ich rate dir, stürzte dich wegen ihr nicht ins Unglück.“

      „Ich habe nichts gestohlen!“ schrie Malvina. „Er hat mir die Perlen geschenkt, glaube mir, Quebracho!“

      Der Kubaner gelangte mit einer federnden Bewegung auf die Beine.

      „Sagst du die Wahrheit?“ fragte er, ohne sie anzusehen. Sein Blick hakte sich an dem Kreolen fest. „Oder lügst du?“

      „Es ist die Wahrheit!“ schluchzte Malvina. „Er war voll mit Wein und Rum, gewiß. Aber er hat mir die Perlen gegeben, damit ich mich von dir freikaufen kann – für ihn.“

      Quebracho streckte den rechten Arm aus, wandte den Kopf noch immer nicht und drehte die Handfläche nach oben. Gehorsam legte Malvina den Perlenbeutel darauf. Quebracho warf ihn dem Kreolen vor die Füße.

      „Niemand kauft mein Mädchen! Verschwinde, Dubuque!“

      „Sie lügt!“ schrie der Kreole aufgebracht. „Glaubst du so einem kleinen Miststück etwa mehr als mir?“

      „Ja.“

      „Was heißt das – ja?“

      „Daß sie die Wahrheit sagt. Sie wagt nicht, mich anzulügen. Also nimm deine Mistperlen und hau ab, Dubuque!“

      Der Kreole sperrte den Mund auf. Er stierte den Kubaner an, als hätte er es mit einem fremdartigen Wesen zu tun.

      Quebracho verlor die Geduld. Mit einem Satz schnellte er vor. Sein Rammstoß traf Dubuque auf den Brustkasten und schleuderte ihn auf den Platz hinaus. Der Kreole schlug der Länge nach hin, prallte auf den Rücken und rutschte noch ein Stück weiter, bis er mit dem Hinterkopf bei den weichen Aschenresten des niedergebrannten Lagerfeuers landete.

      Bevor


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