Seewölfe - Piraten der Weltmeere 597. Sean Beaufort

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 597 - Sean Beaufort


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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-96688-011-4

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Sean Beaufort

Dunkle Gassen in London

       Sie kennen die Gefahren auf See – aber überleben sie die Fallen der Stadt?

      London im Jahr 1598, zwischen April und Mai, gefiel weder Ben Brighton noch seinem Bruder Roger. Angeblich feierten rund zweihunderttausend Menschen den vierzigsten Jahrestag der Krönung der Königin. In diesem Stadtviertel war davon nichts zu bemerken.

      Die engen, verwinkelten Gassen waren viel zu schmal. Nur wenige von ihnen waren gepflastert, aber alle stanken. Unrat und Abfall bedeckten den Boden, der letzte Regen hatte die Löcher gefüllt und alles, verbunden mit Straßenstaub, in eine stinkende, schlammige Masse verwandelt.

      In dem Winkel zwischen Gasse und Hausmauer war Dreck angeschwemmt worden. Kinder und Hunde, unbeschreiblich verdreckt, spielten in den Pfützen.

      Ab und zu unterbrach ein struppiger Baum, dessen Blätter sich vor dem Sommer zu fürchten schienen, das graue Einerlei aus Stein und Holz.

       Selbst die Menschen schienen graue Gesichter zu haben …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Al Conroy – der Stückmeister der Arwenacks besucht in London eine Geschützgießerei und verblüfft die Waffenschmiede.

      Mac Pellew – besucht ein Schauspiel von Shakespeare, aber dies in weiblicher und entzückender Begleitung.

      Big Old Shane – muß zu einem Trick greifen, um einige Arwenacks davor zu bewahren, von Kartenhaien gelöffelt zu werden.

      Ben Brighton – befindet sich unversehens mit einigen Arwenacks und ihrer Schebecke im nächtlichen Nebel auf der Themse und muß mit einem bösen Streich rechnen.

      Philip Hasard Killigrew – kehrt vom Landgang zur Schebecke zurück, aber die ist verschwunden.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       1.

      Ben Brighton fluchte, nachdem er mit den neuen, glänzenden Langschäftern mitten in eine Dreckpfütze getreten war.

      „Das soll die Hauptstadt unserer Insel sein? Mich bringt der Gestank fast um.“

      Sein Bruder Roger führte eine umfassende Geste aus und murmelte: „Das einzige, das dieser Gegend noch helfen kann, ist ein solider Großbrand.“

      „Da brauchst du nicht lange zu warten“, sagte Ben. „Immer wieder brennt es, und dann bauen sie’s genauso schäbig auf. Aber wir haben wirklich das am meisten heruntergekommene Viertel erwischt.“

      „Will ich wohl meinen.“

      Auch die Brightonbrüder benutzten den Aufenthalt, um sich London anzusehen und, zunächst, um sich selbst auszurüsten und mit allem einzudecken, was sie brauchten. Sie hatten genügend Geld umgewechselt, um neue, weiche Hemden bestellen und sich anmessen zu lassen. Die Schuhe und Stiefel, die abgetragen waren und entsprechend aussahen, hatten sie dem Schuhmacher überlassen. Jetzt trugen die meisten Seewölfe teure Langschäfter, die ebenso weich waren wie der Stoff der neuen Jacken.

      „Warum hast du mich eigentlich hierhergeschleppt?“ wollte Roger wissen.

      „Weil am Ende dieser Prachtstraße, auf dem Platz, ein Waffenhändler ist. Man sagt, einer der besten von London.“

      „Das erklärt vieles.“

      Dieses London! Es war eine wichtige Stadt, eine große Stadt. Selbst in der kurzen Zeit, seit sie themseauf gesegelt waren und angelegt hatten, jagte ein Zwischenfall den nächsten. Der vorläufige Höhepunkt der seltsamen Geschehnisse war zweifellos das Intrigenspiel des Grafen von Essex gewesen, und das Ende hatte den Arwenacks gezeigt, daß sie an Land genauso schlagkräftig waren wie auf See. Aber die riesige Stadt, die erstaunlicherweise nur eine einzige Brücke über die Themse hatte, war gleichermaßen abstoßend, faszinierend und verwirrend.

      Ausgetretene Stufen führten zu schmalen Türen. Kleine Fenster starrten in die Gassen. Wie durch ein Wunder gab es an der Einmündung zu einem runden Platz einige Schritte, die über sauber verlegtes Steinpflaster führten.

      Die beiden Männer schauten sich um. Der Platz, der von etwa fünfzehn Hausfronten gebildet wurde, zwischen denen einige Gassen, Treppen und eine baumbestandene, breitere Straße abzweigten, bot einen weitaus sauberen Eindruck als die elende Gasse, die sie hinter sich gelassen hatten. Drei Wirtshausschilder bewegten sich in einem schwachen Wind, der den brackigen Geruch vom Fluß heraufbrachte.

      „Vor fünf Jahren wurde ein Neubauverbot eingeführt“, sagte Ben Brighton. „Ich hab’s mir erzählen lassen. Die Stadt erstickt an den Armen, die aus allen Teilen des Landes hier auftauchen, weil sie glauben, in London gäbe es viel Arbeit und noch mehr Lohn.“

      „Das heißt, daß so gut wie keine neuen Häuser gebaut werden?“

      „Das bedeutet, daß die Häuser immer mehr Zimmer erhalten. Wo es so eng ist, sammelt sich das Ungeziefer – auch das menschliche, wie mir die Stadtwache erzählte. Und das freut die Reichen nicht.“

      „Sie müssen sich schließlich ebenfalls in diesem Irrgarten aus ein paar hundert streets und lanes und places zurechtfinden.“

      „Alle jammern, daß sich die Bevölkerungsflut nicht aufhalten läßt“, meinte Ben. „Die Folge ist, daß zu viele Leute zu wenig Platz haben.“

      In den Straßen bewegten sich hauptsächlich Diener, Mädchen und Frauen. Die Männer arbeiteten, die meisten von ihnen im Hafen und rund um den Hafen, dem pool, der von gewaltiger Wichtigkeit für die Stadt war.

      „Das wird irgendwann noch schlimmer werden“, murmelte Roger.

      Mühsam bahnten sie sich ihren Weg quer über den Platz. Zwei Reiter hatten es ebenso schwer. Da waren Karren voller Händlerwaren, bettelnde Kinder und Frauen jeden Alters, meist erbärmlich gekleidet. Diener und Dienerinnen kauften ein. Sie waren sehr teuer gekleidet und benahmen sich, als wären sie etwas Besseres.

      Hunde kläfften und jaulten, Taubenschwärme kreisten über den Giebeln, der kleine Platz barst von Lärm, Staub, dem Rauch offener Feuer und vom Grölen der Betrunkenen.

      Die auffallend großen Seewölfe, keineswegs prunkvoll, aber gut gekleidet und bewaffnet, wurden von niemandem belästigt. Sie stießen die Tür des Waffenhändlers auf. Die Türklingel bestand aus einem Stück bronzenem Kanonenrohr, ringförmig herausgesägt, an das ein Stößel schlug. Ein glockenähnlicher Ton erklang.

      „Hier sind wir richtig“, sagte Ben beinahe ehrfürchtig und zog seine Pistole aus dem breiten Gürtel. Der Lauf klirrte gegen die große Schnalle mit den gerundeten


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