Seewölfe - Piraten der Weltmeere 537. Burt Frederick

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 537 - Burt Frederick


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daran.

      Der Schwarzbärtige drückte sie ihm zu.

      „Ich verstehe das nicht“, murmelte er kopfschüttelnd. „Irgendwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu.“ Er richtete sich auf und starrte die Gefangenen aus zusammengekniffenen Augen an. Mißtrauen glühte in seinen Augen auf.

      Es war ein gefährliches Mißtrauen, das wußte Jorge Vero. Der kleinste Anlaß konnte dazu führen, daß hier, in dieser Zelle, Schüsse krachten. Mantaka, der Schinder, war ohne erkennbare Ursache gestorben – ausgerechnet in einer unklaren Situation.

      Jeder Aufseher auf „Sangre del Diablo“ kannte natürlich die Order des Kommandanten, wonach strikt verboten war, eine Zelle zu betreten, wenn nicht ein besonderer Grund vorlag.

      Es würde nicht leicht zu erklären sein, warum sich Mantaka ohne erkennbaren Anlaß in Jorge Veros Zelle begeben hatte. Da keine Schüsse gefallen waren, würde niemand im Gefängnis an eine Gefahrensituation glauben.

      Was also hatte Mantaka in die Zelle getrieben?

      Der Schwarzbärtige und sein Compadre würden sich etwas einfallen lassen müssen, um das zu erklären. Denn durch seinen rätselhaften und plötzlichen Tod hatte Mantaka seinerseits eine Gefahr heraufbeschworen. Die Gefangenen hätten durchaus die Gelegenheit nutzen können, die Aufseher zu überwältigen.

      Noch einmal blickte der Schwarzbärtige auf den Toten. Aber da gab es kein Messer, dessen Griff irgendwo aus dem Leinenhemd ragte. Möglich war es immerhin, daß ein Stich bis ans Heft keinerlei Blutverlust verursachte.

      „Ihr steht mit dem Teufel im Bunde“, flüsterte der bärtige Aufseher. „Aber das wird euch nichts nutzen. Wenn ihr ihn getötet habt, werdet ihr dafür büßen.“

      Jorge Vero wechselte einen Blick mit den anderen. Einige von ihnen wollten aufbrausen. Doch Veros Miene veranlaßte sie, zu schweigen. Es war sinnlos, sich jetzt störrisch zu zeigen. Dadurch würde die Lage nur noch gefährlicher werden.

      „Mit Verlaub“, sagte der Spanier daher, „keinen von uns trifft eine Schuld, Señor. Wir befanden uns nicht in Señor Mantakas Nähe und haben ihm auch keinen Anlaß gegeben, sich übermäßig aufzuregen.“

      „Was willst du damit andeuten?“ zischte der Schwarzbärtige.

      „Nur das, was jeder von uns denkt“, erwiderte Vero. „Ein schwaches Herz erkennt man meist erst dann, wenn es zu spät ist. Und manch einer spürt nicht einmal an sich selbst, daß ihm irgendwann der wichtigste Teil seines Leibes versagen könnte.“

      Beide Aufseher schwiegen. Sie wußten, daß sie keine Handhabe hatten, um gegen die Gefangenen einen ernsthaften Schuldvorwurf zu erheben. Die Möglichkeit, daß sie Mantaka behext und dadurch umgebracht hatten, konnten nur Vertreter der Kirche überprüfen und beweisen.

      So alarmierten die Aufseher den Torposten am Ende des Zellentrakts. Wenige Minuten später waren Helfer zur Stelle, die den Toten abtransportierten.

      Krachend schloß sich die Gittertür.

      „Ihr wißt, was geschehen wird“, sagte Jorge Vero, nachdem die Schritte verklungen waren. „Sobald es dunkel wird, müssen wir fliehen – wenn wir dann überhaupt noch dazu in der Lage sind.“

      Die Männer nickten. Sie schwiegen.

      Sie wußten alles. Jorge Vero hatte es ihnen oft genug erklärt. Anfangs hatten sie es nicht glauben wollen. Aber nach und nach, je öfter er die Einzelheiten wiederholt hatte, war ihnen aufgegangen, daß es klappen konnte.

      Es hatte damit begonnen, daß Vero ihnen eines Tages ein daumendickes Stück Knochen zeigte, das er aus der Mittagssuppe gefischt hatte. In Tagen und Wochen hatte er den Knochen bearbeitet, ihn mit Steinsplittern geschnitten und geschliffen, bis ein Dorn von zwei Zoll Länge und enormer Härte entstanden war.

      Vero hatte den Dorn mehrmals probeweise mit beträchtlicher Kraft gegen einen Quaderstein gestoßen. Der Dorn hatte standgehalten, nur die nadelfeine Spitze hatte etwas nachgeschliffen werden müssen.

      Es gab nichts, was Vero, der Allerweltskerl, in seinem Dasein nicht schon erlebt hatte. Auch, daß er einmal ein Jahr lang als Gehilfe eines Rinderschlächters gearbeitet hatte, war keine Märchenerzählerei von ihm. Aus jener Zeit stammten seine besonderen Kenntnisse über das schnelle und geschickte Töten.

      Die Prozedur mit dem Knochendorn hatte er sich lange überlegt. Er hatte seinen Gefährten erklärt, daß es da eine bestimmte Stelle am Hals eines Menschen gäbe, in die man den Dorn nur blitzschnell hineinstoßen müßte. Der betreffende Mensch starb schnell und lautlos, und es war keine Wunde zu sehen.

      Zuschauer waren geneigt, an ein Herzversagen zu glauben.

      Der Gefängnis-Feldscher würde den Toten jedoch untersuchen und nach einer Weile die wirkliche Todesursache herausfinden.

      Jorge Vero und seine Gefährten konnten nur hoffen, daß der Feldscher den Knochendorn nicht mehr vor dem Abend dieses Tages entdeckte.

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