Seewölfe - Piraten der Weltmeere 394. Burt Frederick

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 394 - Burt Frederick


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draußen auf See zu Klump gehauen.“ Er holte tief Luft.

      „Ich weiß, ich weiß“, sagte Hasard rasch, und er gab seiner Stimme dabei einen besänftigenden Klang. „Du kannst es dir beim besten Willen nicht vorstellen, aus der Landposition heraus zu kämpfen oder dazu gezwungen zu werden. Umgekehrt, auf See, haben schließlich schon deine ehrenwerten Vorfahren gekämpft, als sie ihre Landnahme betrieben.“

      „Nichts gegen die Altvorderen“, entgegnete Thorfin grollend. „Bei denen hat immer der richtige Kurs angelegen. Außerdem gibt es noch einen wichtigen Punkt, Freunde.“ Er blickte beifallheischend in die Runde. „Wenn wir unsere schöne Insel als feuerspeiende Festung zu erkennen geben, dann wittert doch jeder Torfkopp von Angreifer sofort, daß es hier was Besonderes zu holen gibt. Und so was darf eben erst gar nicht passieren.“

      Hasard erwiderte nichts darauf, obwohl er die Ansichten des Wikingers für mehr als naiv hielt. Die Diskussion sollte sich von selbst entwickeln, und dann würde es an Gegenargumenten nicht mangeln.

      Siri-Tong erhob die Hand, und Hasard erteilte ihr das Wort.

      „Ich denke“, sagte sie energisch, „Thorfins bemerkenswerte Äußerung war deutlich genug. Jedem von uns dürften jetzt wohl die Haare zu Berge stehen.“

      „Das ist doch …“, polterte der Wikinger los.

      „Jetzt bin ich an der Reihe!“ Die Rote Korsarin brachte ihn mit einer zornigen Handbewegung wieder zum Verstummen. „Fangen wir mal mit dem an, was an deinen Worten unlogisch war, verehrter Thorfin: Bei allem Wohlwollen weiß ich nicht, wie wir darauf bauen sollen, daß wir einen Großangriff rechtzeitig bemerken. Denn ein Großangriff ist genau das, womit wir in naher Zukunft zu rechnen haben, wenn sich die Lage weiterhin ungünstig entwickelt. Nehmen wir nur einmal den schlimmsten Fall für uns an: Nämlich den, daß es der Black Queen gelingt, Einzelheiten über die Schlangen-Insel der richtigen Adresse zu verraten. Jeder Angreifer, der diese Einzelheiten kennt, wird seine Taktik so auslegen, daß wir gar nicht in der Lage sind, mit unseren Schiffen rechtzeitig auszulaufen.“

      „Verdammt, du hast recht“, sagte Jean Ribault betroffen. „Wenn der Mahlstrom ungünstig für uns steht, sitzen wir tatsächlich stundenlang fest. Und was dann? Helfen uns dann die beiden lächerlichen Kanonen, die wir jetzt in den Felsen stehen haben?“

      Die anderen zogen bedenkliche Mienen. Thorfin Njal kratzte sich heftiger am Helm und wußte keine Antwort.

      Der schlanke Franzose redete sich in Fahrt, und er griff den Wikinger jetzt direkt an.

      „Außerdem, du neunmalkluger Nordmann, solltest du dir die Dinge erst mal gründlich durch den Kopf gehen lassen, bevor du deinen Blödsinn verzapfst. Hasard und Siri-Tong haben in allem recht, was sie gesagt haben. Hämmere das endlich in deinen Schädel: Wenn es einen neuen Angriff auf die Schlangen-Insel geben sollte, dann wird er in nichts mit dem Geplänkel zu vergleichen sein, das wir vorher hier hatten. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, auf einer Insel zu landen. Das brauche ich wohl niemandem hier zu verklaren. Können wir denn beispielsweise jede der Buchten im Süden und im Südosten unter Kontrolle halten? Ein gewitzter Generalkapitän würde dort bei Nacht und Nebel jede Menge Soldaten mit Booten an Land setzen. Das ist nur eine Möglichkeit. Er könnte auch eine Galeone opfern und sie quer in den Felsendom legen. Wie wollen wir dann auslaufen, bitte sehr?“

      „Die schießen wir zu Klump, und dann ist der Weg frei“, sagte der Wikinger maulend. Er hielt den Kopf gesenkt und winkte ab. „Ich hab’s ja gleich gesagt: Was soll ich hier? Ihr tut ja allesamt so, als ob es heutzutage eine Schande sei, wenn man sein Fell verteidigt.“

      „Eben darum geht es, Thorfin“, sagte der Seewolf gelassen. „Wir wollen und müssen uns verteidigen, wenn die Schlangen-Insel weiterbestehen soll. Deine Art der Verteidigung, der Angriff auf See, ist eine von vielen Möglichkeiten, die wir natürlich auch in Betracht ziehen werden. Wenn so etwas aber wider Erwarten nicht klappt, wenn die Angreifer stärker sind als wir – willst du ihnen dann Gotlinde und deine Kinder schutzlos preisgeben?“

      Thorfin starrte den Seewolf entgeistert an.

      „Verdammt, male bloß nicht den Teufel an die Wand.“

      „Besser vorher denken, als nachher jammern“, sagte Siri-Tong sarkastisch.

      Jean Ribault grinste breit, und auch die anderen konnten sich ähnliche Mienen nicht verkneifen.

      Thorfin Njal schoß wütende Blicke in die Versammlungsrunde, verzichtete aber auf weiteres Gepolter. Der Gedanke, Gotlinde samt Nachwuchs in Gefahr zu wissen, hatte ihn zu sehr aus der Fassung gebracht.

      Arkana hob die Hand, und Hasard forderte sie mit einem Nicken auf, zu sprechen.

      „Ich bin für den Vorschlag von Siri-Tong und Hasard“, sagte die Schlangenpriesterin. „Meiner Meinung nach wäre es sträflicher Leichtsinn, wenn wir die eigentliche Verteidigung der Schlangen-Insel vernachlässigen – nur weil wir uns für tapfer genug halten, einen etwaigen Feind draußen auf See zu bezwingen. Das wäre die falsche Art von Mut.“

      „Mut?“ rief Old Donegal Daniel O’Flynn. „Hirnrissigkeit wäre das.“

      „Keine Beleidigungen bitte“, sagte der Seewolf ernsthaft und konnte dabei doch den Anflug eines Grinsens nicht unterdrücken.

      „Muß doch mal gesagt werden, so was“, entgegnete Old Donegal grimmig. „Soll denn hier immer nur einer das Recht haben, den anderen alles mögliche an den Torfkopp zu werfen?“

      Die Anspielung auf den Wikinger war mehr als deutlich, und für einen beklemmenden Augenblick sah es aus, als wollte sich der riesenhafte Nordmann mit Zornesgebrüll auf den alten O’Flynn stürzen.

      Hasard verhinderte es jedoch, indem er das Gespräch rasch in eine andere Richtung brachte.

      „Nehmen wir einmal an, wir fassen tatsächlich einen Mehrheitsbeschluß“, sagte er gedehnt, „und nehmen wir weiter an, die Insel würde mit Kanonen nur so gespickt. Dann wäre eines natürlich absolut klar: Die Kanonen würden erst dann sprechen, wenn der Gegner eindeutig die Absicht hat, zu landen.“

      Karl von Hutten meldete sich zu Wort.

      „Ich beantrage, daß wir jetzt abstimmen. Es ist genug geredet worden.“

      Hasard nickte.

      „Ihr habt den Antrag gehört.“ Er wandte sich an die anderen. „Hat noch jemand etwas zu sagen? Oder hat jemand einen anderslautenden Antrag, über den wir abstimmen sollten?“ Er sah den Wikinger dabei fragend an.

      Doch Thorfin schüttelte nur den Kopf. Ein wenig hatte er vielleicht begriffen, daß er in die falsche Richtung vorgeprescht war. Doch Hasard konnte sich andererseits nicht vorstellen, daß der Poltermann vollends vom Gegenteil überzeugt war.

      „Also dann“, sagte der Seewolf entschlossen. „Wer für den Antrag Siri-Tongs ist, der hebe bitte die Hand.“

      Es gab kein Zögern. Alle Anwesenden, bis auf Thorfin Njal, hoben spontan den rechten Arm.

      „Wartet ab“, sagte der Wikinger dumpf in die Stille hinein, „ihr werdet noch an meine Worte denken.“

      „Auf die eine oder andere Weise bestimmt“, sagte Jean Ribault spöttisch.

      Anschließend jedoch stellte Thorfin Njal unter Beweis, daß er den Mehrheitsbeschluß trotz allem respektierte. Eben dies war das ungeschriebene Gesetz des Bundes der Korsaren. Entscheidungen wurden niemals autoritär getroffen, sofern es nicht in einer bestimmten Lage erforderlich war. Stets wurden alle Ratsmitglieder an notwendigen Beschlüssen beteiligt. Dabei galt es als unumstößliche Regel, daß sich eine etwaige Minderheit der Mehrheitsmeinung beugte.

      Zähneknirschend zwar, beteiligte sich denn auch Thorfin Njal an den konkreten Schritten, die der Bund der Korsaren zur Verwirklichung seines Beschlusses unternahm.

      Hasard begann damit, eine Skizze der Insel anzufertigen. Gemeinsam erörterten die Ratsmitglieder anhand der Zeichnung, wo Kanonen aufgestellt werden sollten. Man einigte sich nach kurzer Diskussion darauf, daß sämtliche Landzungen


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