Seewölfe Paket 29. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 29 - Roy Palmer


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der Bugverschanzung erschien die Silhouette von Matt Davies.

      „Laß die Finger davon!“ rief der Mann mit der Hakenprothese warnend. „Komm an Bord, wir kümmern uns darum.“

      „Vielleicht ist es dann zu spät“, entgegnete Philip, den bereits eine deutlich umrissene Ahnung beschlich.

      Matt Davies schleuderte ein Tau in die Richtung, in der Smoky mehr und mehr die Oberhand über den Mann gewann, der nur der Höllenfürst sein konnte.

      Philip schob sich mit den Unterarmen auf das Floß, so daß er sich die Schwimmbewegungen ersparen konnte. Er hielt ein Ohr an die Kisten.

      Und erschrak.

      Etwas zischte.

      Auf einmal wurde ihm die Bedeutung des langen Rohrs klar. Ohne zu zögern, riß er es heraus. Nach kurzem Tasten fand er den Deckel des Behälters zwischen den beiden großen Kisten. Er fetzte das Ölpapier weg. Seine Fingerkuppen stießen in Fett, aber darunter fühlte er den Deckelrand. Er klappte ihn auf.

      In dem Behälter zischte es, und die Glut war weißlich.

      „Philip, verdammt noch mal!“ brüllte Matt Davies.

      Und dann verstummte er, denn der Sohn des Seewolfs tat, was einzig getan werden konnte.

      Mit der freien Hand schöpfte er Wasser in den Behälter.

      Die Lunte zischte heftiger, weißer Qualm stieg auf. Philip packte zu, riß die helle Schnur heraus und tauchte sie unter Wasser. Minutenlang.

      Kein weiteres Zischen war zu hören.

      An Bord der Dubas holten Matt Davies und die anderen das Tau ein, an dessen Ende Smoky den mittlerweile bewußtlosen Höllenfürsten „belegt“ hatte.

      Philip ließ die Lunte los. Sie hatte sich mit Wasser vollgesogen und versank. Es schien keine Gefahr mehr zu drohen. Trotzdem wollte er ganz sicher sein. Gründlichkeit war das oberste Gebot – in diesem wie in vielen anderen Fällen.

      Er zog sein Entermesser und hebelte die Kistendeckel auf, die ebenfalls wasserdicht verschlossen waren. Kurz nacheinander fielen beide Deckel weg. Philip schob sich ein Stück höher und linste in die Kisten.

      Pulversäcke. Sorgfältig geschichtet.

      Es gab nur noch das eine.

      Philip packte die Kistenränder, ließ sich fallen und brachte das Floß zum Kentern. Mit einem Schwall strömte das Wasser in die Kisten und durchtränkte die Pulversäcke.

      Wasser – das einzige Mittel, um Schwarzpulver so wirkungslos werden zu lassen wie Mehl.

      Die Männer hievten erst den Höllenfürsten an Bord. Danach, nachdem Philip den Tampen um das Floß geschlungen hatte, beförderten sie auch die Unterwasserbombe des Höllenfürsten an Deck. Philip folgte ohne Hilfe. Mit katzenhafter Gewandtheit enterte er an Steuerbord auf.

      Der Seewolf und seine Männer erreichten die Pier.

      Hasard erfaßte als erster, was sich an Bord der Dubas abspielte.

      Der Mann, der auf den Planken lag, schnellte plötzlich hoch. Er mußte seine Bewußtlosigkeit in den letzten Sekunden nur noch gespielt haben. Keiner an Bord war reaktionsschnell genug, denn es geschah in dem Moment, in dem sie das Floß mit den Kisten über die Verschanzung wuchteten.

      Auch Plymmies alarmierendes Gebell half nichts mehr.

      Hasard wußte sofort, daß es der Höllenfürst war, der da über Bord sprang.

      Der Seewolf zögerte keinen Augenblick. Vor dem Bug, wo sein Sohn eben erst die Unterwasserbombe entschärft hatte, tauchte er mit flachem Sprung ins Wasser. Mit kraftvollen Zügen katapultierte er sich durch das schwarze Naß. Auch beim Auftauchen hielt er nicht inne.

      Er sah, daß der Fliehende dem jenseitigen Ufer des Hafenbeckens zustrebte. Sein Ziel schien die Werft zu sein. Dort mußte er die Höllenmaschine zu Wasser gelassen haben. Aus einem irrwitzig versteiften Entschluß heraus mußte er sich genau jene Stelle jetzt als Fluchtpunkt ausgesucht haben.

      Vielleicht, weil es die einzige Stelle im Hafen war, die er gut genug kannte.

      Hasard schätzte den Abstand auf zwanzig Yards, kaum mehr. Und der Höllenfürst war kein geübter Schwimmer.

      Zügig holte der Seewolf auf. Schon in der Mitte des Hafenbeckens hatte er den Vorsprung Ayaslis auf zehn Yards verringert. Dessen Arme peitschten das Wasser in wildem Rhythmus. Längst hatte er begriffen, wer ihm im Nacken saß. Und längst wußte er, daß er diesmal kein so leichtes Spiel haben würde.

      Niemand von Bord der Dubas war gefolgt. Selbst Smoky, der wegen ihrer Unaufmerksamkeit am meisten fluchte, wußte, daß es für Hasard eine Beleidigung gewesen wäre, ihm nicht zuzutrauen, den Höllenfürsten allein zu stellen.

      Er erwischte ihn im seichten Uferwasser.

      Nahezu gleichzeitig richteten sich die beiden Männer im knöchelhohen Schlamm auf. Nur zwei Yards trennten sie voneinander. Hasard sprang. Ohne Mühe überbrückte er die Distanz.

      Ayasli wollte sich nach vorn werfen. Er schaffte es nicht mehr rechtzeitig. Hasard erwischte ihn an den Schultern. Aber seine Hände glitten an dem nassen Rücken des Höllenfürsten ab.

      Dennoch stürzte Ayasli. Mit ausgebreiteten Armen fiel er nach vorn. Er stieß einen gellenden Wutschrei aus. Im nächsten Moment verstummte er, als er mit dem Gesicht im Schlamm landete.

      Reaktionsschnell warf er sich herum und entglitt den erneut zupackenden Fäusten des Seewolfs nach rechts. Ayasli zog die Beine an, stieß sich ab, kam halb hoch und stolperte vorwärts.

      Hasard war im selben Augenblick auf den Beinen.

      Der Höllenfürst behielt die Balance. Es gelang ihm, seine Schritte zu beschleunigen.

      Aber der Seewolf setzte sofort nach. Ayasli war unmittelbar vor ihm. Der Boden wurde fester und stieg schräg an.

      Der Höllenfürst packte einen Karren, der plötzlich im Weg stand. Er verschaffte sich einen geringen Zeitvorsprung.

      Mit knapper Mühe konnte Hasard dem klobigen Ding ausweichen, das ihm auf einmal entgegenrollte. Im nächsten Moment verharrte er.

      Ayasli war herumgewirbelt. In seiner Rechten blitzte ein Messer. Seine Augen glühten haßerfüllt, die Furchen seines Gesichts formten eine teuflische Fratze.

      Der Seewolf hielt die leeren Hände vom Körper weg.

      „Spiel nicht verrückt, Ayasli“, sagte er ruhig. „Du hast keine Chance mehr. Sei so vernünftig, dich der Gerechtigkeit zu stellen.“

      „Du kennst meinen Namen?“ zischte der Höllenfürst.

      „Allerdings. Dein Gehilfe Öbül hat ein Geständnis abgelegt. Du solltest es ihm nachtun.“

      „Niemals!“ schrie Ayasli. „Stell dich zum Kampf, Christenhund! Damit ich dich töten kann! Glaube nur nicht, daß ich dir nicht ebenbürtig wäre. Mich schüchterst du nicht ein, Ungläubiger!“

      „Ich will dich lebend“, sagte der Seewolf kalt. „Ich will, daß du deinen Richtern gegenübertreten mußt.“

      „Damit sie mich aufhängen?“ kreischte der Höllenfürst. „Oder vierteilen? Wenn ich mich darauf einließe, müßte ich verrückt sein.“

      Hasard sah ein, daß es keinen Sinn hatte. Er zog das Entermesser. Die schwere Klinge in der Rechten, trat er einen Schritt auf Ayasli zu und verharrte erneut.

      „Wehre dich!“ schrillte die Stimme des Höllenfürsten. Seine Nervenstränge mußten dem Zerreißen nahe sein.

      Jäh schnellte er auf den Seewolf zu.

      Hasard blockte ihn ab. Das Mondlicht genügte ihm, um einen präzisen Hieb zu landen.

      Der Höllenfürst schrie markerschütternd, als ihm das Messer aus der Hand gewirbelt wurde. Mit der Linken umklammerte


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