Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 8 - Roy Palmer


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wüßte keinen geeigneteren Mann als Sie“, sagte er. „Lassen Sie sich hinüberpullen und erinnern Sie Killigrew an das Hilfsangebot. Ich weiß, wie Sie sich jetzt fühlen, Mister Fenner, aber ich denke, Sie verstehen mich.“

      „Aye, aye, Sir“, sagte Fenner heiser und erhob sich ebenfalls. „Verlassen Sie sich auf mich, ich werde mit diesem Killigrew schon fertig.“

      „Seien Sie vorsichtig“, warnte Drake mit erhobenem Finger. „Killigrew ist nicht irgendwer, der ist aus einem besonderen Holz geschnitzt. Sie haben einen scharfzüngigen ausgekochten Fuchs vor sich, Mister Fenner, dem es an jeglichem Respekt mangelt. Dieser Mann ist ein Freibeuter, er hat es gewagt, sogar Ihrer Majestät, der Königin, die kalte Schulter zu zeigen und zu trotzen. Es dauert sehr lange, bis man sein Vertrauen gewinnt. Er traut nur seinen eigenen Kerlen und sonst niemandem“, setzte Drake bitter hinzu.

      „Ich traue mir zu, diesen Burschen in seine Schranken zu verweisen, Sir. Er wird wissen, wie weit er zu gehen hat. Wir sind schließlich auch nicht irgendwer.“

      „Ich habe Sie gewarnt“, sagte Drake nur, als die beiden Männer an Deck gingen und Fenner das kleine Boot bestieg.

      5.

      Die Nacht war immer noch mondhell. Einige der Seewölfe, denen es zu langweilig geworden war, hatten ihre Kojen aufgesucht.

      Drakes Schiff war hell erleuchtet. Es lag da wie ein zum Sprung hingeducktes Tier. Es mußte meilenweit zu sehen sein.

      Der Seewolf, der das Manöver der Soldaten und Seeleute immer noch beobachtete, straffte sich und zeigte auf das kleine Boot, das von zwei Männern gepullt wurde, während ein dritter wie eine Statue regungslos auf der achteren Ducht saß und seine Blicke unverwandt auf die „Isabella“ richtete.

      Das Boot lief direkt auf die Galeone zu.

      „Sieht aus, als kriegten wir Besuch“, sagte Hasard zu seinen Männern, die sich jetzt zum größten Teil in der Kuhl aufhielten.

      Carberry musterte den Mann, der so reglos dasaß und zu Stein erstarrt schien.

      „Wenn das nicht einer von Drakes Häuptlingen ist, fresse ich den Besan mitsamt der Lateinertakelung“, sagte er laut.

      „Ruhe!“ rief Hasard. „Natürlich will der Mann zu uns, ich bitte mir daher aus, daß nicht gelacht wird.“

      „Weshalb nicht?“ fragte Luke Morgan. „Wir haben doch genügend Grund zum Lachen, Sir!“

      Hasard warf ihm einen kühlen Blick zu.

      „Ich wiederhole mich nicht gern, Luke. Wir haben Drake und seine Leute genügend gedemütigt, und das bis zu dem Punkt, der einen Mann verbittert. Ich sage also noch einmal: Kein Gelächter, was immer der Mann auch will. Ich werde schon mit ihm fertig.“

      „Aye, aye, Sir.“ Morgan schluckte und senkte den Kopf. Abwartend sah er dem Boot entgegen, das jetzt dicht vor der Bordwand der „Isabella“ im Wasser trieb.

      Hasard hatte die Jakobsleiter bereits außenbords ausbringen lassen und stand ruhig und gelassen in der Kuhl.

      „Ich bitte, an Bord kommen zu dürfen, Mister Killigrew“, sagte der Mann, der jetzt aufrecht stand und den Seewolf aus kühlen Augen einer blitzschnellen Musterung unterzog.

      „Mein Name ist Thomas Fenner, Kapitän, Sir!“ setzte er schnell hinzu, als von seiten des Seewolfs keine Reaktion erfolgte.

      Hasard lud ihn mit einer Handbewegung ein und nickte.

      „Bitte, Mister Fenner“, sagte er.

      Während Fenner aufenterte, blieben die beiden Männer im Boot sitzen und taten so, als interessiere sie die „Isabella“ nicht im geringsten. Sie nahmen keine Notiz von ihr, aber den Seewölfen entging nicht das heimliche Lauern in ihren Augen, die begehrlichen Blicke, die sie auf den ranken Dreimaster warfen, und wie sie ihn immer wieder unauffällig musterten.

      Fenner schob sich an einer schweigenden Mauer Seewölfe vorbei. Er sah in harte kühle Gesichter, erblickte riesige hünenhafte Gestalten und schluckte unmerklich, als er den Profos sah, der die Arme über der Brust verschränkt hatte und ihn spöttisch musterte. Dabei vergaß Fenner durchaus nicht die erbärmliche Rolle, die sie soeben noch gespielt hatten, und er ahnte auch, was diese harten Kerle über ihn und ganz besonders den Admiral dachten.

      Denen stand ein lausiges, unsichtbares Grinsen in den harten Gesichtern, auch wenn sie bemüht waren, dieses Grinsen nicht unverhüllt zu zeigen.

      „Darf ich Sie in meine Kammer bitten?“ fragte Hasard.

      Thomas Fenner, der die Scharte gar zu gern wieder auswetzen wollte, verneinte hochmütig.

      „Nicht nötig, Killigrew“, sagte er herablassen. „Wir haben nicht sehr viel miteinander zu besprechen.“

      Hasards Blick wurde eisig, das winzige Lächeln aus seinen Mundwinkeln verschwand.

      „Bewahren wir doch die Höflichkeitsformen“, sagte er kalt. „Ich werde versuchen, sie auch zu wahren, Kapitän Fenner.“

      Fenner lief rot an, murmelte etwas und ärgerte sich über diesen einen Satz des Seewolfs bereits halbtot. Der Kerl ließ aber auch nichts aus, dachte er, der nahm jede Gelegenheit wahr, um ihn auch weiterhin kühl und distanziert zu demoralisieren.

      „Admiral Drake ist nach reiflicher Überlegung zu der Überzeugung gelangt, daß er Ihre Hilfe annimmt, Kapitän Killigrew. Natürlich haben wir darüber diskutiert …“

      „Natürlich“, sagte Hasard ausdruckslos, und diese Wiederholung seines Wortes begann Fenner schon wieder aufzuregen.

      „Wie gesagt“, brummte er und räusperte sich wiederholt, „der Admiral ist also bereit. Er wird Sie dann empfangen und Ihnen seine Befehle unterbreiten.“

      „Wie nett von ihm, wirklich sehr großzügig“, erwiderte Hasard trokken.

      Er sah Fenner in direkt verletzender Weise an, bis der wieder knallrot anlief und sich ärgerte.

      Fenner wartete irritiert auf weitere Antwort, doch die Gesichter, die ihn anstarrten, wirkten wie nackter Hohn. Er war sicher, daß die Kerle heimlich über ihn lachten, und niemand dachte daran, ihm zu antworten.

      Wieder schluckte er und sah den Seewolf an. Dann wanderte sein Blick zu dem Profos weiter, der sehr langsam seine mächtige Pranke hob und sich mit ausgestreckten Zeigefinger andächtig an der Schläfe zu kratzen begann. Ebenso langsam nahm er die Riesenpranke wieder herunter, trat ans Schanzkleid und spie in einem langen Strahl über Bord.

      Im ersten Impuls hätte Fenner vor Wut am liebsten laut aufgeschrien und gebrüllt, denn er ahnte nur allzu gut, was diese Geste bedeutete.

      „Ich warne Sie“, klangen ihm immer noch Drakes Worte im Ohr, aber er hatte sie auf die leichte Schulter genommen, und jetzt befand er sich in einer recht peinlichen Situation.

      „Also, ich warte“, sagte Fenner hochnäsig.

      „Auf was bitte, warten Sie, Kapitän Fenner?“ fragte Hasard ironisch.

      „Auf Ihre Antwort, Mann!“ schrie Fenner, dem jetzt die Pferde durchgingen wegen dieser Unverschämtheit. „Sie werden sich dem Admiral gefälligst unterordnen, nach allem was Sie angestellt haben. Das ist ein Befehl, Mister Killigrew. Sie haben keinen Hampelmann vor sich!“

      Hasard tat so, als müsse er das erst noch feststellen, dann zuckte er gelassen mit den Schultern.

      „Natürlich will ich kein abwertendes Urteil fällen“, sagte er, „das mit dem Hampelmann haben Sie gesagt. Aber ich muß Sie in aller Form ersuchen, Mister Fenner, hier auf meinem Schiff nicht herumzubrüllen. Und noch etwas, Mister Fenner“, sagte er fast freundlich, und jetzt erschien auch wieder ein feines Lächeln in seinem harten Gesicht, „ich denke nicht im Traum daran, mich dem Admiral unterzuordnen. Wir sind freie Männer und nicht an die Admiralität gebunden, und wir bleiben freie Männer, solange


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