Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 8 - Roy Palmer


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ihn lähmen wollten. Irgendwie gelangte er auf die Knie und stützte sich mit der Linken hoch – da sah er den hohen, glänzend polierten Stulpenstiefel vor sich.

      Der Tritt traf ihn hart und ließ von einer Sekunde zur anderen sein Bewußtsein erlöschen.

      „Klar bei Brandsätze!“

      Hasards Stimme gellte über die Decks. Sein Blick hing an den fünf spanischen Kriegsgaleonen, die immer noch in Kiellinie gestaffelt stur ihren Kurs liefen. Aber es gab keinen Zweifel daran, daß sie die „Isabella“ gesehen hatten. Und es stand ebenso zweifelsfrei fest, daß sie sich im Vollgefühl ihrer Übermacht diesen fetten Happen nicht entgehen lassen würden.

      Die angeschlagene, vom Sturm zerraufte „Isabella“ mußte sich ihrer Haut wehren. Es war keine Frage, daß sie diesmal die Raketen mit dem chinesischen Feuer einsetzen würden – das letzte Mittel, das sie sich stets für Fälle aufgespart hatten, in denen alles andere versagte.

      In aller Eile wurden die unscheinbaren Gestelle mit den Bronzerohren an Deck gemannt.

      Hasard beobachtete den Verband mit schmalen Augen. Gleich würden die beiden vordersten Galeonen über Stag gehen, um die Beute in die Zange zu nehmen. Und da war auch noch jenes andere Schiff – der Dreimaster, der von Nordosten heranrauschte und dessen Absichten sie nicht kannten.

      „Deck!“ schrie Bill aus dem Großmars. „Galeone Backbord voraus fällt ab. Ich glaube, das ist ein Holländer!“

      „Was heißt das, du glaubst?“ brüllte Hasard, ohne den feindlichen Verband aus den Augen zu lassen.

      „Ihr Name ist ‚Hoek van Holland‘, Sir!“ rief Bill prompt. „Das klingt ziemlich holländisch, finde ich! Sie hat gehalst! Ich glaube – eh – sieht aus, als wollte sie uns helfen, Sir!“

      So sah es wirklich aus.

      Es sei denn, die Galeone mit dem Namen „Hoek van Holland“ hatte sich platt vor den Wind gelegt, um den Kurs des spanischen Verbands zu kreuzen und so rasch wie möglich Abstand von dem sich anbahnenden Gefecht zu gewinnen. Ganz kurz schwenkte Hasard das Spektiv nach Nordosten hinüber. Genau in dem Augenblick, in dem auf der „Hoek van Holland“ die Stückpforten fielen und die Kanonen ausgerannt wurden.

      Nein, das sah nicht nach Flucht aus.

      Die Fremden dort drüben wollten den Spaniern ein paar feurige Grüße schicken. Damit bewiesen sie eine Menge Mut, da sie von den Brandsätzen ja nichts ahnen konnten, und schon mit ihrer ersten Aktion brachten sie die Taktik des Verbandes durcheinander.

      Wenn die spanische Führungsgaleone jetzt anluvte und durch den Wind ging, würde sie selbst zwischen der „Isabella“ und der „Hoek van Holland“ in eine tödliche Zange geraten.

      Der spanische Capitan begriff das sofort.

      „San Cristobal“ hieß sein Schiff – die Buchstaben am Bug leuchteten in der Sonne. Befehle gellten. Statt anzuluven, fiel die Galeone ab. Mit halbem Wind ging sie auf Nordostkurs, um die Absicht der „Hoek van Holland“ zu durchkreuzen.

      Hasard lächelte grimmig.

      Die zweite spanische Galeone, die „Esperanza“, würde zweifellos durch den Wind gehen und das dritte Schiff nachziehen. Ein elegantes Ausweichmanöver vor der Breitseite der „Isabella“, dann hatte das nachfolgende spanische Schiff Zeit genug, acht saubere Löcher in die Wasserlinie des Gegners zu stanzen, bevor die Seewölfe die Steuerbordkanonen nachladen konnten. Das war die einzig richtige Taktik, es gab nichts daran auszusetzen — nur daß die Spanier die Bedeutung der unscheinbaren Bronzerohre nicht kannten.

      Ohne Vormarssegel und mit beschädigtem Besan war die „Isabella“ in ihrer Manövrierfähigkeit erheblich eingeschränkt. Aber die Brandsätze reichten weiter als Kanonenkugeln und trafen genauer. Das Verhängnis würde über die Spanier hereinbrechen, bevor sie den Gegner überhaupt vor die Rohre bekamen.

      „Brandsätze nach Steuerbord“, befahl Hasard. „Steuerbord- und Backbordkanonen klar! Etwas abfallen, Pete!“

      „Abfallen!“ ertönte die ruhige Stimme des Rudergängers, dessen ankerklüsengroßen Fäuste das Rad bewegten.

      „Heckdrehbassen klar! Al, du schießt Störfeuer, sobald die Kähne Feuer gefangen haben und wir an ihnen vorbeigelaufen sind. Wir nehmen die beiden restlichen Spanier aus der Luvposition. Bill, runter vom Mars!“

      Der Moses enterte ab.

      Im selben Augenblick rollte dröhnend der Donner der ersten Breitseite über das Wasser. Querab von der „Isabella“ hatten sich die „Hoek van Holland“ und die „San Cristobal“ ineinander verbissen. Jetzt endlich, fast zu spät, ließ der Capitan der „Esperanza“ anluven. Hinter ihm ging auch die „Sevilla“ über Stag. Die beiden Galeonen lösten sich aus dem Verband und kämpften sich hart am Wind auf die „Isabella“ zu, die raumschots wie ein zorniger Schwan durch die Dünung pflügte.

      Der Capitan der „Esperanza“ verließ sich darauf, daß er im entscheidenden Moment blitzschnell abfallen und ausweichen konnte.

      Hasard zog die Lippen von den Zähnen.

      Ein Blick zeigte ihm, daß am Steuerbordschanzkleid zwei Brandsätze feuerbereit waren. Dan O’Flynn und Ferris Tucker bedienten die Bronzerohre, Blacky und Smoky hielten sich mit weiteren Raketen bereit. Hasard wartete. Die Sekunden schienen sich zäh wie Leim zu dehnen. Ein knapper Befehl! Die „Isabella“ luvte um eine Kleinigkeit an und bewegte sich knapp außerhalb des Schußbereichs der Gegner.

      „Feuer!“ befahl der Seewolf.

      Zischend und funkensprühend lösten sich zwei der kleinen Raketen aus den Bronzerohren.

      Im Bogen flogen sie durch die Luft, senkten sich über den beiden feindlichen Galeonen und fanden mit tödlicher Präzision ihr Ziel. Ein vielstimmiger Entsetzensschrei klang herüber. Als die Brandsätze explodierten und ihr mörderisches, unlöschbares Feuer in alle Richtungen schleuderten, hatten Dan und Ferris bereits die Bronzerohre nachgeladen.

      „Feuer!“ befahl Hasard mit steinernem Gesicht.

      Zwei neue Raketen zogen zischend ihre Bahn. Wieder trafen sie, entflammten die Segel der Galeonen und entfachten Dutzende von Brandnestern, die sich mit rasender Geschwindigkeit durch Planken und Mastholz fraßen. Auf den beiden spanischen Galeonen brach helle Panik aus.

      Brennend trieben sie in der Dünung.

      Die „Isabella“ fiel ab und ging mit dem Heck durch den Wind. Wie das leibhaftige Verhängnis rauschte sie auf den kläglichen Rest des Verbandes zu – und die beiden spanischen Kapitäne verloren die Nerven.

      Panisches Entsetzen diktierte das Manöver, mit dem sie halsten und ihre Schiffe vor den Wind brachten.

      Die zerraufte „Isabella“ hatte keine Chance, sie einzuholen. Doch das war nicht der einzige Grund, sie ziehen zu lassen. Hasard beging nicht den Fehler, seine Gegner zu unterschätzen. Die „Esperanza“ und die „Sevilla“ standen in hellen Flammen, aber Wind und Strömung drückten sie herum, und noch waren ihre Backbordgeschütze feuerbereit.

      Die Heckdrehbassen der „Isabella“ hämmerten los.

      Stenmark und Al Conroy, der schwarzhaarige Stückmeister, jagten Kugel um Kugel ins Schanzkleid der brennenden „Sevilla“, um ihr die Zähne zu ziehen. Auf dem Achterkastell fuchtelte der spanische Capitan verzweifelt mit den Armen. Die Geschützmannschaften, starr vor Entsetzen, besannen sich auf ihre Aufgabe, doch auch diesmal war die „Isabella“ schneller.

      „Anluven“, befahl Hasard.

      Etwas schwerfällig schwang die Galeone nach Backbord herum, aber noch rechtzeitig. Mit halbem Wind lief sie aus dem Schußbereich der „Sevilla“, und als die Breitseite donnerte, klatschten die schweren Eisenkugeln wirkungslos ins schäumende Kielwasser.

      „Spart eure Munition, Al und Sten!“ rief der Seewolf. „Achtung, Backbordkanonen! Wir mischen jetzt da oben ein bißchen, klar? Wenn’s geht, möchte ich den Spanier mit acht sauber


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