Seewölfe - Piraten der Weltmeere 474. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 474 - Fred McMason


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langsam, aber sicher verkümmerte. Dabei konnte sich die Hübsche im Palast doch so prächtig entfalten.

      Er näselte beim Sprechen und lächelte etwas schmierig und lüstern.

      „Äh, da ist noch etwas, Señor Manteuffel. Wir sind doch Caballeros, Sie verstehen?“

      Ein Augenzwinkern und ein lüsterner Blick folgten, aber diesmal verstand Arne wirklich nicht, auf was der Bastard hinauswollte.

      „Natürlich sind wir Caballeros“, sagte er. „Ich verstehe allerdings nicht ganz, was Sie meinen.“

      „Äh, ich meine diese hübsche Señorita in Ihrem Hause. Unter Caballeros könnte man doch sicher ein Geschäftchen miteinander abschließen, nicht wahr?“

      „Sie meinen Señorita Fuentes.“

      „Sehr richtig.“ De Escobedo lehnte sich etwas zurück und grinste jetzt ausgesprochen schmierig. „Diese Perle würde sich in meiner Residenz sicher sehr wohl fühlen, glaube ich. In Ihrem Handelshaus kommt ihre Schönheit nicht richtig zur Geltung. Sie verstehen? Ich meine, wenn Sie sie mir überlassen würden, hätte sie mehr Möglichkeiten, sich weiterzubilden und zu entwickeln.“

      Du verdammter Scheißkerl, dachte Arne. Das könnte dir so passen.

      Er zeigte aber nicht, daß er überrascht und angewidert war, sondern blieb ausnehmend höflich und lächelte gewinnend.

      „Ich weiß, daß die Señorita bei Ihnen in allerbesten Händen wäre, wie könnte es auch anders sein! Aber ich würde von diesem Wechsel doch sehr eindringlich abraten.“

      „Warum?“ fragte de Escobedo grob. „Haben Sie was mit ihr?“

      „Bewahre, nein. Señorita Fuentes ist zwar ausnehmend hübsch, aber sie hatte einen Unfall gehabt, einen schrecklichen Unfall.“

      Arne beugte sich ebenfalls etwas vertraulich vor und flüsterte: „Sie ist nicht ganz richtig im Kopf und leidet zeitweise unter unglaublichen Wahnvorstellungen. Man sieht ihr das kaum noch an, aber sie ist sehr gefährlich, weil sie sich ständig verfolgt fühlt.“

      „Wahnvorstellungen?“ ächzte der Gouverneur.

      „Ja. Vor ein paar Tagen begann sie plötzlich zu schreien. Dann nahm sie ein Messer, rannte kreischend in den Hof und schnitt allen Hühnern die Hälse durch.“

      De Escobedo wechselte die Farbe.

      „Sie – mit einem Messer?“ fragte er entsetzt.

      „Mit einem Küchenmesser, einfach so. Wir müssen alle Messer vor ihr verschließen, denn sie schnippelt immer gern herum. Meist kriegt sie dann einen starren Blick, bevor es losgeht.“

      Arne amüsierte sich insgeheim köstlich über den entsetzten Blick des Gouverneurs, der erneut die Farbe wechselte. Er schien nicht sehr scharf darauf zu sein, mit einem Küchenmesser beschnippelt zu werden, denn sein Gesicht war jetzt grau und welk geworden.

      Natürlich stimmte nichts davon. Isabella Fuentes hatte zwar einen Schock erlitten, aber der war längst überwunden und vergessen. Arne hatte jedoch nicht die Absicht, Isabella den schmierigen Pfoten des Gouverneurs zu überlassen, und so vermieste er ihm sein Vorhaben gründlich.

      Weil fast alle Spanier abergläubisch waren, trug er noch dicker auf.

      „Vielleicht ist sie sogar vom Teufel besessen – oder von einem Dämon, der sich hinter dem hübschen Gesicht versteckt“, raunte er geheimnisvoll. „Wir müssen sie nachts immer in ihre Kammer einsperren, besonders wenn der Mond scheint. Dann wird es ganz schlimm mit ihr. Das ist leider die Wahrheit.“

      „Schrecklich“, stöhnte der Gouverneur. „Ich glaube, auf diesen Schreck hin brauche ich noch einen Rußland aus Wodka!“

      Das hat offenbar gesessen, dachte Arne. Jetzt verwechselt der Kerl schon die Begriffe. Rasch goß er ihm noch einen ein, den de Escobedo blitzschnell wegkippte.

      Danach stand er ächzend auf und schwankte ein bißchen.

      „Das ist dann wohl doch nichts für mich“, sagte er. „Äh, ja, Señor Manteuffel, ich glaube, ich muß jetzt gehen. Amtsgeschäfte, Sie verstehen? Ich werde dann auch sofort veranlassen, daß die ‚Grollende Ente‘ in den Hafen – äh – einlaufen kann.“

      „Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet“, sagte Arne freundlich und brachte den schwitzenden Kerl, der jetzt offenbar stark angeheitert war, zur Tür.

      Sehr höflich verabschiedeten sie sich. Als jedoch noch einmal Isabella Fuentes auftauchte, nahm der Gouverneur die Beine in die Hand und hatte es furchtbar eilig, zu verschwinden.

      Unten stieg er mit wackelnden Knien auf das Podest, blieb mit seinem Zierdegen an der Kutschentür hängen und fiel fast hinein.

      Die Kutsche zog ab, als würden ihr Geister folgen. Offenbar trieb die Angst den hohen Herrn zur Eile an.

      Als die Prozession vorbei war, kam Jean Ribault hinunter. Er mußte laut lachen.

      „Das ist vielleicht ein Idiot“, sagte er aus ehrlicher Überzeugung. „Und besoffen war der Kerl auch noch. Tauft unsere schöne Karavelle in ‚Grollende Ente‘ um.“

      „Und Rußland aus Wodka wollte er haben“, setzte Arne lachend hinzu. „Aber das Ding mit Isabella hat er anstandslos geschluckt. Jetzt ist dieser Fall wenigstens ausgestanden.“

      Die Männer amüsierten sich köstlich über den Erhabenen.

      „Jetzt wird er erst in der Residenz seine Talerchen zählen“, meinte Jean. „Der Kerl ist genauso raffgierig wie sein fetter unsympathischer Vorgänger.“

      „Er ist auch sehr gefährlich. Seit er das Ding mit dem Ausplündern ersonnen hat, ist praktisch kein fremdes Schiff mehr vor ihm sicher. Vielleicht geht er später sogar noch an die eigenen Landsleute heran. Ich traue ihm alles zu, nur nichts Gutes.“

      „Ein Mann mit klebrigen Händen“, sagte Jean. „Von nun an wirst du für jedes deiner einlaufenden Schiffe Zoll zahlen müssen.“

      „Es trifft ja keinen Armen“, sagte Arne lächelnd. „Dadurch, daß ich hier in Havanna bin, zerstört sich der Kerl schließlich selbst, ohne es auch nur zu ahnen.“

      „Sehr treffend, Arne. Außerdem bezahlen wir ihn im Grunde genommen mit dem Gold, das die Dons ergaunert haben. Eigentlich ist das ein feiner Witz.“

      „Darauf trinken wir jetzt einen Rußland aus Wodka“, sagte Arne, und dann lachten sie wieder.

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