Seewölfe - Piraten der Weltmeere 165. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 165 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-489-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      Der alte Donegal Daniel O’Flynn stand neben seinem Sohn Dan auf dem Achterdeck und blickte mit gerunzelter Stirn auf das Durcheinander von Karten, die der Seewolf und Dan ausgebreitet hatten. Beschwert waren die Seekarten mit einem Jakobsstab und einem kleinen Handkompaß.

      Hasard und Dan rechneten, verglichen und trugen die Distanzen ein, die sie zurückgelegt hatten.

      Für Donegal war die äußerst schwierige Navigation immer noch ein Buch mit sieben Siegeln und würde es auch bleiben.

      „Wieso, zum Teufel, könnt ihr behaupten, wir befinden uns genau da und dort, wo es doch, verdammt noch mal, keine Linien im Wasser gibt, an denen man sich orientieren könnte. Das grenzt immer wieder an Hexenwerk und Zauberei“, sagte er grollend.

      „So schwer ist das gar nicht, Dad“, erwiderte sein Sohn, der die Geheimnisse der Navigation vom Seewolf gelernt hatte.

      „Wir haben von überall Karten angefertigt, nach denen wir uns richten können. Wir messen die zurückgelegte Strecke, peilen die Sonne über dem Horizont an und schon haben wir …“

      „Schon haben wir gar nichts“, sagte O’Flynn rechthaberisch und stampfte mit dem Holzbein nachdrücklich auf die Planken. „Ihr faselt von Längenkreisen, Breitenkreisen, nördlicher und südlicher Breite, und genaugenommen seht ihr nur Wasser wie die anderen auch, und nicht mehr. Wie, zum Beispiel, wollt ihr wissen, ob wir jetzt über dem lausigen Äquator oder schon darunter sind, he?“

      „Da stehen doch die Schilder mit dem großen Buchstaben Ä drauf“ sagte Dan todernst. „Sieht man sie von Norden, steht außerdem noch Süden drauf, und sieht man sie vom Süden steht Norden drauf. Schon gut, Dad“, meinte Dan beschwichtigend, als er sah wie der Alte krebsrot anlief. „Mit den Längenkreisen haben wir tatsächlich immer noch Schwierigkeiten, aber unsere Position können wir trotzdem ziemlich genau bestimmen. Sogar der Profos kann dir auf Anhieb sagen, wo wir jetzt sind.“

      Carberrys Narbengesicht verdunkelte sich leicht, als er den grinsenden Dan von der Seite ansah. Wollte der ihn etwa auf den Arm nehmen?

      „So“, sagte der alte O’Flynn. „Und wo sind wir jetzt, Ed?“

      „Äh – mitten auf dem Meer“, sagte Carberry. „Und wenn du es ganz genau wissen willst, mitten im Atlantischen Ozean, Donegal.“

      Die Männer auf dem Achterkastell lachten, bis auf O’Flynn, der den Profos ärgerlich ansah.

      Hasard nahm den Alten beiseite und lächelte.

      „Sieh mal nach vorn, Donegal“, sagte er. „Wir laufen, seit wir die Azoren hinter uns gelassen haben, auf Südwestkurs mit Wind aus Nord, also mit Steuerbordhalsen auf Backbordbug.“

      „Das hätte ich nie erraten“, sagte O’Flynn grimmig. „Und an den Masten hängen Segel, die uns vorwärtstreiben, was? Wenn ihr einen alten Mann zum Idioten erklären wollt, dann könnt ihr was erleben, ihr – ihr triefäugigen Seegurken.“

      „Nun gut“, lenkte Hasard ein. „Dann sage ich dir unsere Position, wenn es dir so lieber ist. Wenn wir richtig gerechnet haben, befinden wir uns jetzt auf dreiundreißig Grad und zwanzig Minuten nördlicher Breite und etwa achtundfünfzig Grad und fünfundvierzig Minuten westlicher Länge. In ein paar Tagen überschreiten wir den nördlichen Wendekreis, und liegen damit also schon heute mit Kurs auf die Schlangen-Insel. Korrigieren müssen wir natürlich, denn da gibt es Abdriften, Meeresströmungen und die merkwürdige Tatsache, daß der Kompaß unterhalb des Wendekreises oft verrückt spielt.“

      „Trotzdem könnt ihr euch verrechnet haben.“

      „Natürlich, das streitet ja auch keiner ab.“

      „Also stimmt die Position nicht genau“, beharrte O’Flynn. „Das wollte ich nur wissen. Ihr gebt damit also zu, daß die Navigation nicht ganz genau ist, und daß wir auch woanders als auf der Schlangen-Insel herauskommen können.“

      „Das passiert leider viel zu oft.“

      O’Flynn grinste zufrieden. Zum Teufel, er ließ sich doch nicht einreden, man wäre mitten im Atlantik haargenau an diesem oder jenem Punkt.

      „Also ist das keine Hexerei, sonst wäre es genauer“, stellte er noch einmal fest.

      „Es sind mühsame Berechnungen und Irrtümer auf keinen Fall dabei ausgeschlossen. Du hast doch schon oft dabei zugesehen.“

      „Ich will mit dem Kram nichts zu tun haben.“

      „Ich zeige und erkläre es dir aber gern noch genau, Donegal.“

      „Später mal“, wehrte der Alte ab, „jetzt muß ich mich um die Lausebengels kümmern, die haben bestimmt wieder was angestellt. Der Kutscher brüllt schon seit einer ganzen Weile herum.“

      Hasard war der Kutscher auch schon aufgefallen, der ab und zu händeringend und fluchend aus seiner Kombüse rannte, mit den Händen fuchtelte und brüllte. Aber seine beiden Söhne, Hasard und Philip, hatten damit anscheinend nichts zu tun, denn des Kutschers Gebrüll galt merkwürdigerweise dem karmesinroten Papagei Sir John, der auffällig oft in der Kuhl und in der Nähe des Vordecks herumflatterte.

      Hasard war das erst aufgefallen, seit sie die Azoren passiert hatten und sich auf dem Weg nach Süden befanden. Sollten die beiden Bengels wirklich etwas ausgeheckt haben?

      Na egal, Donegal würde sich schon darum kümmern. Er kannte auch die Schliche und Tricks der beiden oder glaubte jedenfalls sie zu kennen, so ganz sicher konnte man da nicht sein.

      O’Flynn humpelte nach vorn, blieb in der Kuhl einmal stehen und sah sich um.

      Über ihm wölbte sich strahlend blauer Himmel. Es war angenehm warm. Der Wind blies aus Nord und jagte die „Isabella VIII.“ über das Meer. Es war eine Lust auf diesem Schiff zu fahren, dachte der Alte immer wieder, überhaupt wenn er sich um die lausige Navigation nicht zu kümmern brauchte. Dafür gab es Jüngere, wie seinen Sohn Dan, den die ganze Rechnerei geradezu berauschte und der sich mit wahrer Hingabe dem Schreibkram widmete.

      Der ranke Dreimaster segelte unter vollem Zeug, die Segel waren prall gefüllt, und der Wind sang in der Takelage.

      O’Flynn hatte also allen Grund, zufrieden zu sein, und doch war er es nicht ganz, denn tief in seinem Innern gab es wieder eine mahnende Stimme, die ihm etwas einflüsterte. Es war nur ein Wort. Das hieß „Sargassomeer“, und davor graute es ihn schon heute. Dort war es nicht geheuer, und er hätte wer weiß was darum gegeben, diesen Alptraum von Meer schon hinter sich zu haben.


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